Mobilität im Alter aus der Sicht der Alternsforschung Dr. Christoph Rott DOSB Fachforum "Bewegungsräume für Ältere Neue Impulse für die Sport- und Stadtentwicklung Hamburg, 06. September 2013
Warum und wie altern Menschen? Altern ist mit physiologischen Veränderungen verbunden, die zu einer Minderung der funktionalen Kapazität und einer veränderten Körperzusammensetzung führen. Altern beinhaltet ein erhöhtes Risiko für chronische Krankheiten. Chodzko-Zajko et al., 2009
% Nachlassende Mobilität Darmstadt (N=392) 100 80 60 40 Anteil von Personen, die 1 KM oder mehr ohne Schwierigkeiten gehen können 20 0 65-69 70-74 75-79 80-84 85-89 90-94 95-99 100 Alter Hieber, Oswald, Rott & Wahl, 2006
Mobilität im Dritten und Vierten Alter Darmstadt (N=392) 65-79 Jahre 80-94 Jahre Gehen ohne Schwierigkeiten Gesamtgruppe 100% (232) 100% (160) - weniger als 100 m - zwischen 100 m und 500 m - zwischen 500 m und 1 km - mehr als 1 km 4,8% 10,4% 14,7% 70,1% 22,7% 28,9% 17,6% 30,8% Hieber, Oswald, Rott & Wahl, 2006
Mobilitätsaufgaben InCHIANTI walking protocol 1. Mit so großen Schritten wie möglich gehen 2. 4 Meter schnell gehen 3. Innerhalb eines 25 cm Korridors schnell gehen 4. Gehen und dabei einen Gegenstand aufheben 5. Gehen und gleichzeitig reden 6. Gehen und dabei ein Paket tragen (0,05 kg) 7. Innerhalb eines 15 cm Korridors schnell gehen
Mobilitätsaufgaben InCHIANTI walking protocol 8. 7 Meter schnell gehen und dabei 2 Hindernisse (6 cm u. 30 cm hoch) überqueren, normales Licht 9. 400 Meter gehen 10. 60 Meter schnell gehen mit Weste, die das Körpergewicht um 15% erhöht 11. 7 Meter schnell gehen und dabei 2 Hindernisse (6 cm u. 30 cm hoch) überqueren, Sonnenbrille
Anteil von Personen, die diese Mobilitätsaufgaben nicht ausführen können Shumway-Cook et al., 2007
Determinanten von Autonomie im Alter -.69** Gedächtnis -.05.39** Alter -.17 Autonomie -.23** 2 Jahre später.28** Mobilität Perrig-Chiello et al., 2006
Die Bedeutung von Mobilität für ein selbstbestimmtes Leben im Alter Erhaltung der Mobilität grundlegend für aktives Altern. Erlaubt "dynamisches" und unabhängiges Leben (WHO, 2007), erhält körperliche und geistige Gesundheit (Webber et al., 2010). Entscheidend für Nutzung des Lebensraums und zur Sicherung der Teilhabe. Eingeschränkte Mobilität frühe Anzeichen von körperlicher Behinderung, Stürzen, Verlust der Selbstständigkeit, Institutionalisierung und Tod. Frage nach Determinanten von Mobilität.
Der Mobilitätskegel Welt Weitere Umgebung Dienstleistungen im Stadtteil Nachbarschaft Außerhalb des Hauses Haus/Wohnung Zimmer Finanziell Psychosozial Ökologisch Physisch Kognitiv Geschlecht, Kultur Biografie Webber et al., 2012
Altern im Zaum halten Altern ist mit physiologischen Veränderungen verbunden, die zu einer Minderung der funktionalen Kapazität und einer veränderten Körperzusammensetzung führen. Altern beinhaltet ein erhöhtes Risiko für chronische Krankheiten. Bewegung und körperliche Aktivität können diese Risiken bedeutsam reduzieren. Altern geht mit einem Nachlassen von körperlicher Aktivität in Umfang und Intensität einher. Chodzko-Zajko et al., 2009
Anteil der regelmäßig min. 2 Std / Woche sportlich Aktiven 1998 u. 2008 Krug et al., 2013
Anteil der regelmäßig min. 2 Std / Woche sportlich Aktiven 1998 u. 2008 Krug et al., 2013
1. Antwort der Kommune
Das Heidelberger Bewegungsprogramm Angeleitetes Gehen auf Rundwegen mit einer Länge von 3000 Metern Rott & Gäthje, 2011
Das Heidelberger Bewegungsprogramm Demenzprophylaxe und Maßnahme zur Mobilitätserhaltung bzw. Mobilitätssteigerung durch Gehen. Anleitung und Betreuung der Gehgruppen für begrenzte Zeit durch Begleiter (Honorarkräfte). Theoretische und auf das Projekt bezogene praktische Ausbildung der Begleiter. Neben Gehen auch einfache Übungen. Beteiligung der Älteren im Stadtteil (Fokusgruppen, Strecken, Zeiten und Häufigkeiten) Soziale Kontakte als Erleichterung für den Einstieg und die regelmäßige Teilnahme. Ehrenamtliche Senioren zur Nachhaltigkeit der Gehgruppen nach der Projektphase
Vernetzung von Wissenschaft, Verbänden, Vereinen und Kommune
Anzahl Senioren Mäßiger Erfolg trotz hohen Investments Anzahl der Senioren nach Stadtteil 40 35 30 25 20 15 10 5 0 Juni Juli August September Oktober Handschuhsheim Kirchheim Neuenheim Wieblingen Ziegelhausen
2. Antwort der Kommune
Diagnostik in der Kommune
Rikli & Jones, 2001
Aufgaben im Senior-Fitness-Test 1) Sitz-Steh-Test 2) Hantel-Test 3) 2-Minuten-Knieheben 4) Sitz-Streck-Test 5) Rückenkratzen 6) Steh-Geh-Test Rikli & Jones, 2001
Sitz-Steh-Test Der Teilnehmer soll ohne Benutzung der Arme zu einem vollständigen Stand aufstehen und sich dann wieder hinsetzen, so oft er dies in 30 Sekunden schafft. Rikli & Jones, 2001
"Bin ich gut? Bin ich schlecht? Was soll ich machen?"
Ein Meilenstein zur Erhaltung der Selbständigkeit im Alter
"Wie muss meine körperliche Fitness sein, damit ich mit 90 noch selbstständig bin?"
Fitness-Standards zur Erhaltung der Selbstständigkeit im Alter Sitz-Steh-Test Rikli & Jones, 2013
Heidelberg, 06. Juli 2013
Merkmale einer altersfreundlichen Stadt Ist von den Präventionsmöglichkeiten durch Bewegung und körperliche Aktivität begeistert. Hat Selbständigkeit und Mobilität im Auge. Ist fachlich (u.a. wissenschaftlich) informiert. Denkt prospektiv (in die Zukunft gerichtet). Ist vernetzt (alle Bewegungsakteure). Fördert die Selbstverantwortung. Bezieht die Älteren bei Planungen mit ein. Betreibt verständliche Diagnostik. Sorgt für individuell moderate Anstrengung. Verfügt über Bewegungsberatungsstelle(n).
Danke! Kontakt: Dr. Christoph Rott Institut für Gerontologie, Universität Heidelberg Bergheimer Str. 20 69115 Heidelberg Tel.: 06221-548129 E-Mail: christoph.rott@gero.uni-heidelberg.de http://www.gero.uni-heidelberg.de