Tür auf! Jedem Kind eine Chance! Armut bekämpfen, Kinder stärken! Bio-Jause an Wiener Schulen & ein Fördertopf für eigene Projektideen als Türöffner zu Chancengleichheit
Kinderarmut bekämpfen, Bildungschancen fördern Wenn wir Kinder vor zunehmender Armut und Ausgrenzung schützen wollen, müssen wir Kinderarmut ernstnehmen. In Wien lebt jedes vierte Kind in Armut oder ist zumindest armutsgefährdet. Daher war und ist uns Grünen die Kindermindestsicherung wichtig, bei der jedes Kind in Wien mit 800 Euro pro Jahr mehr unterstützt wird. Inzwischen betrifft es 60.000 Kinder in Wien. Gleichzeitig beziehen inzwischen 19.000 Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren eine Ergänzungs- bzw. Vollbezugsleistung aus der Mindestsicherung. Tendenz steigend. Von Armut betroffene Kinder sind mehr als ein in Zahlen definiertes Armutsrisiko für deren Eltern. In Armut aufzuwachsen bedeutet, der Gefahr ausgesetzt zu sein, nachhaltig wirkende Ausgrenzung zu erleben und eine erhebliche Beschneidung von Lebenschancen zu erfahren. Hier geht es nicht nur um eine aktive Unterstützung des Elternhaushaltes, sondern um eine ganzheitliche Gesundheitsversorung und den Zugang zu kulturellen und sozialen Ressourcen der Kinder und Jugendlichen. Die Armutsgefährdung sinkt mit höherem Bildungsabschluss und steigt, je niedriger der soziale Status des Elternhauses ist. Armut wird vererbt. Bildung ist ein Weg zur Selbstermächtigung und eine Chance, die Reproduktion von sozialen Lebenssituationen zu durchbrechen. Alleinerzieher_innen und ältere Frauen gehören neben Erwerbslosen, Migrant_innen und Familien mit drei oder mehr Kindern zu jenen Gruppen, die am häufigsten von Armut und sozialer Ausgrenzung betroffen sind. Gleichzeitig steigt der Leistungsdruck. Ein selbstbestimmtes Lebenskonzept wird zunehmend auf ein Funktionieren innerhalb der kapitalistischen Verhältnisse und der individuellen Einkommenssituation beschränkt. Eine Sozialpolitik, die lediglich versucht, die Integration von Menschen in einen Kreislauf von Arbeit, Einkommen und Konsum umzusetzen, wird dem Phänomen der Ausgrenzungsgefährdung nicht gerecht. Um Armut nachhaltig bekämpfen zu können, richtet sich der Grüne Blick auf Probleme und Entwicklungen. 2
Lernen mit leerem Bauch? Ob es uns unangenehm ist, oder nicht: In einer der reichsten Städte der Welt wird aufgrund der Lebensumstände (steigende Wohn- und Lebenserhaltungskosten, fehlende Mindestlöhne und Umverteilungspolitik usw.) der leere Bauch von Schüler_innen an unseren Schulen Thema. Wir wollen hinsehen mit dem Projekt Tür auf! Armut bekämpfen, Kinder stärken: Bio-Jause & Fördertopf, ein Türöffnerprojekt zur Armutsbekämpfung und für Chancengleichheit. Wir beginnen mit Jänner 2015 und beliefern an über 300 Standorten Wiener Pflichtschulen mit regionalen Bio-Schulfruchtkisten. Kostenlos. Das ganze Jahr über. Eine gute Jause für alle. Unabhängig von den Möglichkeiten des Elternhauses. Bewusstseinsfördernd für gesunde Ernährung. Konzentrationsfördernd im Schulalltag. Die gesunde Bio-Jause als Türöffnerprojekt wird begleitet von pädagogischen Maßnahmen und außerschulischen Projekten engagierter Menschen. Dazu gibt es einen eigenen Fördertopf für Projekte außerhalb der Schule. Auch offen für Initiativen, die von Jugendlichen selbst entworfen und umgesetzt werden. Nach ihren Bedürfnissen. Mit ihren Kompetenzen. Wir starten einen Prozess und werden dabei die Erfahrungen, die wir machen, aufgreifen und laufend miteinbeziehen. Gemeinsam gesund Essen, gemeinsam nachhaltige Projekte schaffen. Vertrauen aufbauen, Erfahrungen nutzen. Gemeinsam Armut bekämpfen. Birgit Hebein, Sozialsprecherin Grüne Wien 3
Bildung kommt in der Armutsbekämpfung eine zentrale Rolle zu: Als Mittel und Weg zur Selbstermächtigung und in der wechselseitigen Beziehung, die zwischen Armut und Bildung besteht. Die Bekämpfung von Kinderarmut muss daher immer auch in den bildungspolitischen Kontext eingebettet sein, um die Spirale sozialer Festschreibungen zu durchbrechen. Bildungskarrieren Der sozioökonomische Background der Eltern beeinflusst die Bildungskarriere von Kindern massiv. > So besuchen beispielsweise 71 % der Kinder aus armutsgefährdeten Haushalten die Hauptschule, nur 29 % hingegen ein Gymnasium. > Kinder, deren Eltern als höchste abgeschlossene Ausbildung einen Pflichtschulabschluss haben, sind einem siebenfach höherem Risiko ausgesetzt, ihre Schuloder Ausbildung frühzeitig abzubrechen (rund 25%). > Im Vergleich dazu haben Kinder, deren Eltern eine weiterführende Schule mit Matura besucht haben, ein Risiko von nur rund 3 %. > In Wien haben 2013 rund 21 000 Jugendliche und junge Erwachsene im Alter zwischen 15 und 24 Jahren weder eine Ausbildung abgeschlossen, noch waren sie in einer Weiterbildung oder erwerbstätig. Die soziale und wirtschaftliche Situation eines Haushaltes gilt als maßgeblich relevanter Faktor in der Gestaltung von Bildungskarrieren. 4
Erwerbskarrieren Der formale Bildungsabschluss spielt sowohl im Bereich der Erwerbstätigen- und Arbeitslosenquote als auch für das verfügbare Haushaltseinkommen eine wesentliche Rolle. > Personen mit reinem Pflichtschulabschluss weisen eine geringe Erwerbstätigkeit (rund 48 %) und eine relativ hohe Arbeitslosigkeit (rund 9 %) auf. Personen, die über einen AHS oder BHS Abschluss verfügen, haben betreffend der Erwerbstätigkeit und Arbeitslosigkeit bereits deutlich höhere Werte (AHS: 62 % und 5,5 % BHS: 78 % und 3,8 %). > Das durchschnittlich verfügbare Haushaltseinkommen liegt bei Abschluss einer Pflichtschule mit rund 18 600 unter dem Gesamtniveau von ca. 21 800. Die Gruppe mit der höchsten Armutsgefährdung nach Bildungsstand, ist jene der Pflichtschulabsolvent_innen. Diese ist mit einem Risiko von mehr als 20 % betroffen, während beispielsweise die Armutsgefährdung mit einem Universitätsabschluss bei etwa 11 % liegt. Erfolgreiche Bildungskarrieren unterstützen erfolgreiche Erwerbskarrieren und diese wiederum senken das Risiko, von Armut betroffen zu sein oder unter die Armutsgefährdungsschwelle zu sinken. 5
Bildung als Armutsprävention Der Erwerb von Bildung stellt einen der effektivsten Präventionsmechanismen gegen Armut und gesellschaftliche Ausgrenzung dar. Kinderarmut liegt an der Schnittstelle von sozialen Ungleichheiten. Sie ist eines der deutlichsten Abbilder sozialer Ungerechtigkeiten und führt oft in einer Spirale zu weiterer Ausgrenzung, geringer (Aus-)Bildung und niedrigen Einkommensmöglichkeiten. Die Bekämpfung von Kinderarmut ist mit der Bekämpfung von Familienarmut, Frauenarmut und Armut auf Grund von Migration sowie der Bekämpfung von Ausgrenzung, Diskriminierung und Stigmatisierung verbunden. 6
Türen Öffnen. Armut Bekämpfen. Kinder stärken. Bio-Jause & Fördertopf als Türöffner zu Chancengleichheit > Kostenlose Bio-Jause an Wiener Pflichtschulen an über 300 Standorten > Fördertopf für Projekte außerhalb der Schule und von Jugendlichen selbst > Weiterbildungsmaßnahmen für Pädagog_innen der Primar- und Sekundarstufe in der Wiener Ernährungsakademie der Österreichischen Gesellschaft für ernährung > Entwicklung von Schulmaterialien > Umsetzung pädagogischer Begleitmaßnahmen zu gesunder Ernährung > Klassenexkursionen zu Bio-Höfen Quellen und Infos zum Thema: Volkshilfe-Studie (2013): in Österreich https://www.volkshilfe.at/images/content/files/kinderarmut/bericht-kinderarmut-volkshilfe- Langfassung-16-10-13.pdf OECD-Studie (2014): Education at a Glance http://www.oecd.org/edu/education-at-a-glance-2014.pdf Die Armutskonferenz. Netzwerk gegen Armut und soziale Ausgrenzung http://www.armutskonferenz.at/ Wir bleiben dran! wien.gruene.at/soziales birgithebein.at www.facebook.com/diegruenenwien www.facebook.com/birgit.hebein Impressum: Die Grünen Grüne Alternative Wien, Lindengasse 40, 1070 Wien. Redaktion: Birgit Hebein, Faika El-Nagashi, Patrick Zöchling. Fotos: rgbstock.com, istockphoto.com, Grüne Wien.