Erfahrungsbericht Melanie Eyhusen Studentennummer: 5018502 Sommersemester 2010 (Februar Juni 2010) Auslandssemester: Soziale Arbeit
Inhaltsangabe 1. Einleitung 2. Wohnen 3. Studium 3.1 Block 3 3.2 Block 4 4. Vor- und Nachteile 5. Fazit 2
1. Einleitung Die Stadt Groningen liegt im nordöstlichen Bereich der Niederlande. Die Entscheidung ein Studium in den Niederlanden zu machen ist schon zu Beginn des Studiums gefallen. Niederländisch habe ich in den Kursen der Fachhochschule Emden/Leer gelernt. Die Grenznähe gab den Anlass die niederländische Sprache zu erlernen sowie eventuell später auf den niederländischen Arbeitsmarkt zu kommen. Groningen war mir bisher vom Einkaufen und den kulturellen Angeboten bekannt. Gezielt habe ich mich für Groningen entschieden, weil die Hanzehogeschool über einen guten Ruf verfügt und ich aus familiären Gründen nah am Wohnort Leer (Ostfriesland) bleiben wollte. 2. Wohnen Groningen läuft über an Studenten. Darunter sind natürlich viele Niederländer aber auch viele internationale Studenten. Die Unterbringung dieser Studenten ist ein großes Problem. Ich bin über das Housing Office an meine Unterkunft gekommen. Das Housing Office ist eine Non-Profit-Organisation, die Wohnungen/Zimmer an Studenten vermietet. Mein Zimmer habe ich im Studentenwohnheim am Winschoterdiep bekommen. Dieses Studentenwohnheim kann 350 Personen unterbringen. Gemeinschaftlich sind die Toiletten, Duschanlagen sowie Küchen zu benutzen. Eine Putzkolonne säubert die sanitären Anlagen und Flure. Für die Reinigung der Küche sind die Bewohner selber zuständig. Die Miete für ein Zimmer mit ca. 15-20m² beträgt 355,-- monatlich. Das Housing-Office behält 325,-- Kaution ein, die mit Auszug zurück gezahlt werden. Als Vermittlungsgebühren werden 300,-- verlangt. 3. Studium An der Hanzehogeschool habe ich mich für den Studiengang Soziale Arbeit eingeschrieben, der auf Niederländisch stattfindet. Die Hochschule verfügt über viele verschiedene Studienbereiche sowie über verschiedene Gebäude. Ich hatte meinen Unterricht im Marie Kamphuisborg. Bei der Auftaktveranstaltung war ich mit vielen internationalen Studenten zusammen, die international Business studieren. Als einzige ausländische Studentin in einem niederländischen Studiengang wurde versäumt mich im Sozialwesen zu 3
registrieren. Dieses Versäumnis wurde allerdings schnell behoben und ein Dozent, der für ausländische Studenten zuständig ist, konnte mir beim Stundenplan behilflich sein. Eine persönliche Betreuerin wurde mir zur Verfügung gestellt. Frau Buikema ist Dozentin an der Hanzehogeschool. Bei Fragen und Problemen konnte ich mich an sie wenden. Dies war eine große Hilfe, somit wurde ich mit den Problemen nicht allein gelassen und ich konnte mich mehr auf das Studium konzentrieren. Das Studium findet in Vorlesungen, Arbeitsstunden und Projekten statt. An den Vorlesungen nehmen mehrere Klassen teil ca. 80-90 Personen. Die Arbeitsstunden sind im Klassenverband von ca. 12-15 Personen und in den Projektgruppen wird mit 4-6 Personen gearbeitet. Das Semester teilt sich in zwei Blöcken auf. Ein Block umfasst sieben Wochen. Darin enthalten ist eine Studiumswoche. 3.1 Soziale Arbeit, Block 3 Das Fach Verlieskunde/Communicatie kann sinngemäß mit Verlustkunde übersetzt werden. Es beinhaltet wie man als Sozialarbeiter Menschen unterstützt, die mit Verlusten umgehen müssen, wie z.b. Tod, Scheidung, Arbeitslosigkeit. Diese Unterrichtseinheit wurde als Vorlesung von Herrn Hermann Mönnink abgehalten. Er ist selber Psychologe und hat ein Buch über Verlieskunde geschrieben. Dieses Buch diente auch als Unterrichtsmaterial. Vertieft wurde der Unterrichtsstoff im werkcollege, eine Arbeitseinheit. Anhand einer Studiumsanleitung wurde genau vorgegeben, was das Fach beinhaltet, was gemacht werden muss und was man am Ende alles wissen muss. Die sieben Wochen, die ein Block enthält sind ganz genau aufgeführt. Man weiß also immer, was an dem Unterrichtstag behandelt wird. Mit Rollenspielen wurden die Inhalte behandelt. Unter anderem auch, wie man persönlich mit dem Tod umgeht, welche Erfahrungen gemacht wurden und wie man empfunden hat. Es wird sehr viel Wert auf Reflektion gelegt. Die Prüfung war ein Multiple-choise-test und es wurden 4 Creditpoints vergeben. Integration & Citizenship wurde als Projekt durchgeführt. Die Projektgruppe bestand aus 4-6 Personen. Anhand eines konstruierten Falles wurde geübt wie Sozialarbeiter ausländische Menschen integrieren können. Es wurde eine Problemanalyse erstellt und ein Handlungsplan ausgearbeitet. Nach der 4
ausführlichen schriftlichen Ausarbeitung, die in einzelnen Schritten von der Dozentin begutachtet wurde, gab es eine Präsentation. Diese Präsentation wurde in Form eines Rollenspiels durchgeführt. Eine Gruppe spielte die Rolle der Sozialarbeiter, die andere Gruppe waren Gäste aus einem Stadtteil. Die Sozialarbeiter stellten den Handlungsplan vor und die Gäste konnten sich dazu äußern. (4 CP s) Bei dem Fach Systeem Hulpverlening wird intensive Gesprächstechnik gelernt. Dabei steht die Familie im Fokus. Die Gespräche finden nicht nur mit einer Person statt, sondern mindestens mit zwei Personen und Sozialarbeiter statt. Wieder wurde in Rollenspielen die Rolle der Sozialarbeiter und der Klienten geübt. Hintergrundwissen über Verhalten von Menschen sowie Techniken der Gesprächsführung vermittelte die Literatur. Bei den Übungsstunden waren zwei Studentenassistenten anwesend, die bei Fragen zur Verfügung standen und Tipps geben konnten. Eine Dozentin erklärte die Theorie und war bei weiteren Übungseinheiten dabei und konnte Feedback geben. Die Prüfung bestand aus einem Rollenspiel. Hierbei wurde kurz zuvor der Fall herausgegeben. Die Gruppe konnte sich einlesen und vorbereiten. Zwei von den Studenten übernahm die Rolle der Ehegatten bzw. Partner und der Prüfling war der Sozialarbeiter. Die Prüfung und das Feedback der Dozentin und Studienassistentin wurden per Video aufgezeichnet. Diese Aufzeichnung wurde mitgegeben. Für das Fach wurden 4 CP s vergeben. 3.2 Soziale Arbeit, Block 4 Multiproblem, intensief casemanagement & complexe meervoudige problemen. Die Klienten im sozialen Bereich haben meistens nicht nur ein Problem, sondern mehrere. In unserem konstruiertem Fall hatte die Familie mit Alkohol, ungewollter Schwangerschaft, Schule, Arbeitslosigkeit, Finanzen, Gewalt und Problemen in der Nachbarschaft zu tun. In der schriftlichen Ausarbeitung erstellten wir die Problemanalyse der einzelnen Familienmitglieder. Außerdem wurde geschaut, welche Einrichtungen (Schulsozialarbeiter, medizinische Sozialarbeiter, Wohnungsgesellschaft) hinzuzuziehen sind. Hier kam die Rolle des Casemanagers hervor. Dieser ist der Ansprechpartner für die Familie und koordiniert unter anderem die Hilfe. Wieder wurde in Rollen geübt. Im Wechsel übernahmen wir die Rolle des Casemanagers, der Sozialarbeiter, der einzelnen Einrichtungen oder die der Klienten. Die Dozentin beobachtete die Konferenz und gab Feedback. Bei der 5
Prüfung wurde kurz zuvor ein Fall schriftlich vergeben. Die Gruppe konnte sich einlesen und vorbereiten. Benotet wurde wie man sich bei der Zorgconferentie als Sozialarbeiter oder Casemanager verhalten hat und wie man sich einbringt. Da es sich um ein großes Projekt handelte und sehr zeitintensiv war, gab es 5 CP`s. Bei Psychopathologie hielt der Dozent eine Vorlesung und vom gleichen Dozenten gab es eine wöchentliche Arbeitseinheit. Dabei hat er im Frage- Antwortspiel noch mal den Stoff durchgenommen. Inhaltlich wurden psychischen Störungen behandelt. Dazu gehörten die Erklärung des Krankheitsbildes und die Behandlung. Zum Abschluss wurde in Kleingruppen ein Poster über ein bestimmtes Thema erstellt und von der Gruppe vorgetragen. Die übrigen Studenten haben Fragen zum Poster gestellt. Das Wissen wurde mittels Multiple-Choise-test abgefragt. Hierfür gab es 3 CP s. Inhalt von Rehabilitatie ist es den Menschen mit dauerhaften Einschränkungen zu mehr Lebensqualität zu verhelfen. In einem Rollenspiel mit zwei Studenten (Klient und Sozialarbeiter) sollte der Klient seinen Veränderungswunsch in einem bestimmten Bereich (Wohnen, Arbeit, soziale Kontakte etc.) äußern. Mit bestimmter Technik wurde die Zielfähigkeit des Klienten untersucht. Die Prüfungsleistung bestand aus der schriftlichen Ausarbeitung dieser Zielfähigkeit. Dafür wurden 3 CP`s vergeben. 4. Vor- und Nachteile des Studiums an der Hanzehogeschool im Vergleich zur Fachhochschule Emden/Leer Vorteile: Als einen ganz großen Vorteil sehe ich die Zusammenarbeit in kleinen Gruppen. Dazu kommt das enge Verhältnis zum Dozenten. Der Dozent hat ein ziemlich genaues Bild, wie weit der einzelne Student ist und wo noch Unterstützung notwendig ist. Durch regelmäßiges Feedback hat der Student eine gute Orientierung und kann sich verbessern. Gut gefallen hat mir auch die Studiumsanleitung. Ein Leitfaden an dem sich die Studenten orientieren können. Die meisten Unterrichtseinheiten finden in Rollenspielen statt. Indem eine Situation simuliert wird, kann der Student sich diese besser vorstellen und üben wie er sich verhalten würde oder wie er sich verhalten sollte. Auch wenn ich Rollenspiele als 6
herausfordernd empfunden haben, kann ich sie nur empfehlen. Unbedingt muss Feedback vom geschulten Personal kommen. Im Bereich Sozialwesen wird größtenteils auf Referate verzichtet. Das Präsentieren wird mit Rollenspielen und Konferenzen aufgefangen. Nachteile: Multiple-choise-tests sind für mich keine geeigneten Prüfungsinstrumente. Meistens wird für jedes Fach eine bestimmte Literatur vorgegeben. Die Studenten lesen und lernen schon seit Jahren ein Standardwerk. In der Prüfung wird dieses Standardwerk komplett abgefragt. Die wenigsten lesen noch weitere Literatur zu diesem Fach, weil es schon sehr zeitintensiv ist ein Buch auswendig zu kennen. Mir ist aufgefallen, dass viele Studenten unvorbereitet in eine Klausur gehen. Mit dem Multiple-choisetest haben sie noch eine kleine Möglichkeit zu bestehen. Bei Nichtbestehen folgen Wiederholungsprüfungen. Auch ist der Anspruch eine möglichst gute Zensur zu erreichen nicht so ausgeprägt wie bei uns. 5. Fazit Ein Studium an der Hanzehogeschool kann ich empfehlen. Der Kontakt zu den Dozenten und das intensive Arbeiten haben mich sehr geprägt. Auch hatte ich das Gefühl mich hier zu entwickeln und kann nach dieser Zeit sagen viel gelernt zu haben. Nicht nur das fachliche Wissen auch die Sprache wurde deutlich verbessert. Das einzige was mich von einem Studium in Groningen abschrecken würde sind die Multiple-choise-tests. Groningen ist eine sehr schöne Stadt und hat auch kulturell viel zu bieten. Beeindruckt bin ich immer wieder davon, in ein paar Fahrradminuten außerhalb der Stadt mitten in der Natur zu sein und viele grüne Flächen und Wasser zu sehen. 7