Filmausschnitte «Manipulation» zur Nachbearbeitung des Films IMPRESSUM Herausgeber Kinokultur in der Schule Untere Steingrubenstrasse 19 4500 Solothurn Tel. & Fax 032 623 57 07 kinokultur@achaos.ch www.achaos.ch DAS DOSSIER WURDE ERARBEITET VON Kinokultur in der Schule Redaktion: Andrea Lüthi, Heinz Urben, Ruth Köppl Anmeldung für KINOBESUCHE von SCHULKASSEN kinokultur@achaos.ch Tel. 032 623 57 07 Die Eintrittspreise sind reduziert. Begleitpersonen sind gratis. KINOKULTUR IN DER SCHULE wird unterstützt von: Bundesamt für Kultur, Schweizerische Kulturstiftung für Audiovision, MIGROS Kulturprozent, Ernst Göhner Stiftung, Milton Ray Hartmann-Stiftung, Egon-und- Ingrid-Hug-Stiftung, SWISSLOS Kanton Aargau, Kanton Basel-Stadt, Kanton Basel-Land, Kanton Appenzell AR, Kanton Schaffhausen, Kanton Zug Ausschnitt 1 8 Min. 48 Sek. Ausschnitt 2 6 Min 17 Sek. Partnerinstitutionen Seminar für Filmwissenschaft der Universität Zürich, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Solothurner Filmtage DOSSIER FILMSPRACHE & FILMGESTALTUNG MANIPULATION SEITE 1
Rückblenden und Zeit im Film Eine Geschichte wird in einem Film selten in Realzeit erzählt: Meist erstreckt sie sich über mehrere Tage, oft sogar Jahre. Das alles muss in ungefähr zwei Filmstunden untergebracht werden. In einem Film wird also Zeit gerafft, wobei die Montage (Schnitt) die wichtigste Funktion erfüllt. Mit ihr lässt sich die Zeitstruktur des Films ordnen und gestalten: Gewisse Vorgänge und Handlungen lässt man weg und zeigt nur die wichtigsten Elemente der Geschichte. Das nennt man elliptische Erzählweise. Oftmals wird in einem Film nicht chronologisch erzählt. Eine Figur ruft sich zum Beispiel ein Erlebnis aus der Vergangenheit in Erinnerung oder erzählt einer anderen Person davon. Man nennt dieses Zurückblicken Rückblende oder Flashback. In manchen Filmen wird auch vorweggenommen, was in der Zukunft geschieht; das sind die so genannten Vorblenden oder Flashforwards. Rückblenden erfüllen oft eine erklärende oder aufklärende Funktion: Sie decken zum Beispiel in Detektivfilmen den Tat-Hergang auf und geben dem Zuschauer Informationen, die er vorher nicht hatte. Rückblenden können aber auch einen Teil der Handlung wiederholen, aus der Perspektive einer anderen Figur. Um zu kennzeichnen, dass die Zeitebene gewechselt wird, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Es ist wichtig, dass der Zuschauer diese Zeichen nicht verpasst und sie genug deutlich sind; sonst kann es zu ziemlichen Verwirrungen kommen. In der Stummfilmzeit arbeitete man oft mit Zwischentiteln, die darauf hinwiesen, dass zum Beispiel ein Jahr vergangen ist. Später waren auch Aufnahmen von fliegenden Kalenderblättern oder einer Uhr im Zeitraffer beliebt. Mit dem Tonfilm ergaben sich weitere Möglichkeiten: Ein Erzähler kann etwa aus dem Off ankündigen (d. h. ohne dass man ihn im Bild erzählen sieht), dass jetzt zurückgeblickt wird. Man nennt diesen Erzähler aus dem Off auch Voice-over. Auch in «Manipulation» gibt es eine Voice-over: Rappold erzählt rückblickend von dem Fall Harry Wind. Der Übergang in eine andere Zeitebene lässt sich auch markieren über Farbe oder die Farbsättigung, über die Lichtverhältnisse, über Blenden und Überblendungen oder über Ausstattung und Veränderungen des Schauplatzes. 1) Bildet Gruppen und versucht, alle wichtigen Ereignisse im Film zusammenzutragen. - Schreibt jedes Ereignis auf ein Kärtchen und ordnet die Ereignisse dann chronologisch an also nicht so, wie sie im Film gezeigt wurden, sondern so, wie sie der Reihe nach passiert sind. 2) In «Manipulation» wird oft in die Vergangenheit zurückgeblendet. - Kannst du dich erinnern, wie die Übergänge in eine andere Zeitebene gekennzeichnet sind? DOSSIER FILMSPRACHE & FILMGESTALTUNG MANIPULATION SEITE 2
Schau dir nun Filmausschnitt 1 an. 3) Wie viele verschiedene Zeitebenen kommen in diesem Ausschnitt vor? - Versuche sie im gesamten Film einzuordnen. - Vielleicht helfen dir dabei die Kärtchen aus Aufgabe 1. 4) Welche Techniken wendet der Regisseur an, um zu zeigen, dass es sich hier um Erinnerungen Rappolds handelt? - Achte auf Ton, Aussehen der Figuren, auf Licht und Farbe und Kameraführung. 5) Hat der Regisseur deutliche Zeichen gewählt, oder könnte man sie nicht oder falsch verstehen? 6) In diesem Ausschnitt kommen mehrere Erinnerungen vor. - Weshalb denkst du, verwendet der Regisseur nicht immer dieselbe Technik für die Rückblenden? 7) Wie hätte der Regisseur die Zuschauerinnen und Zuschauer sonst noch darauf aufmerksam machen können, dass es sich um Erinnerungen handelt? Schau dir Filmausschnitt 2 an. 8) Wie zeigt der Regisseur hier, dass die Zeit verstreicht? 9) Weshalb denkst du, hat der Regisseur diese Mittel gewählt? - Hättest du andere gewählt? Falls ja, welche und weshalb? 10) Überlege dir: - Wie macht man die Leserin oder den Leser in einem Roman darauf aufmerksam, dass jetzt eine andere Zeitebene kommt? - Wie kennzeichnet man zum Beispiel Rückblenden? - Gibt es wie im Film verschiedene Möglichkeiten? Kennst du Beispiele? 11) Falls ihr die Romanvorlage, «Das Verhör des Harry Wind» von Walter Matthias Diggelmann gelesen habt, diskutiert: - Wie kennzeichnet der Autor Übergänge in andere Zeitebenen? 12) Bildet Gruppen und erfindet eine kurze, einfache Geschichte Zum Beispiel: Der Figur A passiert ein Missgeschick, oder Figur A trifft nach langer Zeit Figur B wieder - Im Nachhinein erzählt Figur A der Figur C von diesem Erlebnis. - Überlegt euch, wie ihr eure kurze Geschichte spannend verfilmen könntet. - Diskutiert verschiedene Reihenfolgen des Handlungsablaufes: Welches könnte die spannendste, interessanteste sein? DOSSIER FILMSPRACHE & FILMGESTALTUNG MANIPULATION SEITE 3
13) Falls ihr die Möglichkeit habt, mit Videokamera und Schneideprogramm zu arbeiten: - Verfilmt eure Geschichte und bearbeitet den Film. - Überlegt euch dabei, wie ihr den Übergang in andere Zeitebenen kennzeichnen könnt. - Besprecht den Film anschliessend in der Klasse und diskutiert: Sind die Übergänge in andere Zeitebenen klar als solche erkennbar? Sind sie verständlich und nachvollziehbar? Machen sie die Geschichte spannend? DOSSIER FILMSPRACHE & FILMGESTALTUNG MANIPULATION SEITE 4
Schauplatz (Setting) Für jede Szene im Film wird bereits im Drehbuch festgelegt, ob sie drinnen oder draussen spielt. Und bevor ein Film gedreht wird, muss entschieden werden, ob man im Studio oder an Originalschauplätzen filmt. Vor allem Musicals, Horror- und Historienfilme wurden oft in Studios gedreht. Studioaufnahmen wirken oft künstlicher als Aufnahmen an Originalschauplätzen, häufig ist das Absicht wenn man zum Beispiel einen ganz spezielle Stimmung erzeugen will. Im Gegensatz zum Theater ist der Schauplatz im Film meistens mit vielen Details ausgestattet ganz so wie in der Realität. Er ist stark mit der Handlung verknüpft und nicht nur Kulisse: Ein Schauplatz kann eine Menge aussagen über die Zeit, in der der Film spielt oder über die Figuren und wie sie leben. Der Schauplatz kann sogar in den Vordergrund rücken und die Schauspieler in den Hintergrund drängen. Er kann aber auch die Handlung kommentieren oder symbolische Funktionen übernehmen und zeigen, wie sich die Figuren fühlen. 1) An welche Schauplätze im Film kannst du dich erinnern? - Versuche sie zu beschreiben. 2) Sind die Schauplätze realistisch oder wirken sie eher künstlich und inszeniert? Schau dir die beiden Filmausschnitte nochmals an. 3) Woran erkennt man, dass der Film nicht in der heutigen Zeit spielt? 4) Beschreibe die Innenräume des Gebäudes, in dem Rappold arbeitet. - Wie wirken sie auf dich? 5) Achte auch darauf, wie die Figuren in dem Büro gefilmt werden. - Was bezweckt der Regisseur damit? 6) Erfüllen die Schauplätze in «Manipulation» auch eine symbolische Funktion? Quellen: David Bordwell/Kristin Thompson: Film Art. An Introduction. New York u.a. 2010 (1. Auflage 1979). Louis Giannetti: Understanding Movies. Englewood Cliffs 2008. (1. Auflage 1972). 7) Wähle einige Schauplätze auf dem Schulhausgelände. - Fotografiere dort einen Klassenkameraden oder eine Klassenkameradin möglichst neutral (also ohne speziellen Posen oder Gesichtsausdrücke) mit dem Handy oder einem Fotoapparat. - Drücken die Bilder etwas anderes aus, je nachdem wo die Person steht? Thomas Koebner (Hg.): Reclams Sachlexikon des Films. Stuttgart 2002. Maureen Turim: Flashbacks in Film. London 1989. DOSSIER FILMSPRACHE & FILMGESTALTUNG MANIPULATION SEITE 5