Die seinheit - wichtiger Bestandteil des Herdenmanagement Uwe Eilers, Bildungs- und Wissenszentrum Aulendorf Gut geplante sbereiche erleichtern in mittleren und großen Milchviehbeständen die Herdenführung erheblich In Zeiten beschleunigten Strukturwandels mit wachsenden Milchviehbeständen und Managementanforderungen kommt es umso mehr auf eine effektive Arbeitserledigung im Kuhstall an. Einen Beitrag dazu leisten intelligent geplante sbereiche, die wertvolle Zeit bei Behandlungs- und Betreuungsmaßnahmen sparen helfen. Sie sind die logische Ergänzung zu modernen Herdenmanagementsystemen. Der Zwang, mit hohen Milchleistungen und großen Beständen Milch wirtschaftlich zu erzeugen, stellt die Betriebsleiter vor besondere Herausforderungen. Auf der einen Seite erfordert die einzelne Hochleistungskuh hohe Ansprüche ans Management, auf der anderen Seite bleibt bei wachsenden Beständen immer weniger Zeit für das einzelne Tier. So kommt es umso mehr darauf an, die notwendige intensive Tierbetreuung rationell zu erledigen. Beobachtungen und Befunde müssen schnellstmöglich zu Maßnahmen führen. Dazu ist eine Separation von Einzeltieren unabdingbar. In folgenden Situationen müssen Tiere von der Herde getrennt werden können: Befund/Beobachtung/Status Maßnahme Brunst Trennung von der Herde, Besamung, Deckbulle Ausbleiben der Brunst Uterus- und Eierstockkontrolle Geburtsstörungen, Ausfluss Uteruskontrolle 6 bis 8 Wochen nach Besamung Trächtigkeitsuntersuchung Lahmheit Klauenpflege, Korrekturschnitt, Behandlung Fressunlust, geringe Aktivität, Abmagern, Leistungsabfall, etc. Untersuchung und Behandlung (Fiebermessen, orale Verabreichung, Injektion, etc.) 6 bis 8 Wochen vor dem Kalben Trockenstellen Außerdem gibt das Wechseln von Tieren zwischen sogenannten Managementgruppen (z.b. Leistungsgruppen, Trockensteher, Transitgruppe) regelmäßig Anlass zur Separierung. Selbstfangfressgitter reicht nicht aus Das in den meisten Ställen ohnehin vorhandene Selbstfangfressgitter erleichtert selbstverständlich das Fixieren und Behandeln von Kühen. Behandlungen der gesamten Herde, z.b. Impfungen oder Blutentnahmen sind rationell möglich. Wenn keine gesonderte seinheit zur Verfügung steht, ist es mindestens für einen Teil der Fressplätze obligatorisch. Ist dieser Bereich durch Schwenktore absperrbar, so können darin ungestört Behandlungen an Einzeltieren durchgeführt oder brünstige LVVG/Eilers/Artikel_Planung_sbuchten_Infodienst.doc/18.10.2005/Seite 1/10
Kühe aus dem Verkehr gezogen werden. Eine Versorgung mit Futter und Wasser wäre sichergestellt. Das Selbstfangfressgitter als alleinige Fang- und Fixierungseinrichtung hat jedoch einige Nachteile aufzuweisen: Zeitaufwändiges Auffinden von Einzeltieren Zur unbehinderten Kontrolle und Behandlung von Tieren müssen Nachbartiere frei gelassen werden Ungünstige Arbeitsplatzgestaltung (Hilfsmittel und Werkzeuge müssen mitgebracht werden, Ablagen fehlen) Verletzungsgefahr für Mensch und Tier Entriegeln des Fressgitters kann leicht vergessen werden Kosten ca. 100,-/m Neubau bietet Planungsfreiheit Bei Planung eines Stallneubaues kann die seinrichtung optimal in den Arbeitsablauf integriert und gestaltet werden. Die Rüstarbeiten sowie das Melken an sich geben täglich Anlass zu einer intensiven Tierkontrolle. Daneben bietet die Lenkung der Tiere durch die Melkeinheit optimale Bedingungen für eine anschließende. Neben der automatischen Tiererkennung und, die in Beständen ab 100 Kühe die Regel sein dürften, kommen auch manuelle Lösungen in Frage. Vorteilhaft ist ein gemeinsamer Auslass für beide Melkstandseiten da lediglich eine Tiererkennungseinrichtung und ein stor erforderlich sind. Beim Melkkarussel erübrigt sich dieser Aspekt. Wichtig ist, dass die sbucht zum Aufenthaltsbereich der Herde angrenzt, damit der Tierkontakt erhalten bleibt und je nach Dauer der Separation Rangauseinandersetzungen mit Stress- und Verletzungsgefahren bei Wiedereingliederung vermieden werden. Für eine sichere elektronische Tiererkennung müssen die Kühe den Empfänger einzeln passieren. Dies wird durch maximal 90 cm breite Rücktriebgänge aus dem Melkstand sicher gestellt. Unter Umständen kann bei breiteren Gängen mit sog. Kuhbremsen, also Vorrichtungen, die ein Nebeneinanderlaufen verhindern, gearbeitet werden. Im Anschluss an die Erkennungseinrichtung wird eine Ganglänge von 6 bis 7 m bis zum stor benötigt. Krankenbucht immer trennen Größe und Ausstattung des sbereiches hängen von der Aufenthaltsdauer und dem Zweck der ab. Die Art der Betreuungsmaßnahmen geben die Anforderungen an die seinrichtung im Stall vor. Das Abtrennen von brünstigen Kühen gehört in gut geführten Beständen zur Routine. Dadurch wird die Ruhe in der Herde erhalten, die übrigen Kühe werden nicht vom Fressen und Liegen abgehalten. Da die brünstigen Tiere sich mindestens über Stunden in dem sbereich befinden, ist eine Versorgung mit Wasser und Futter unabdingbar, optimal wäre hier auch ein Liegebereich. Für die Besamung dieser Kühe ist ein Selbstfangfressgitter notwendig. Aus arbeitswirtschaftlichen Gründen wäre eine Platzierung an der Hauptfutterachse vorteilhaft. Für Untersuchungen im Zusammenhang mit der Fruchtbarkeit (Eierstock-, Uterus- und Trächtigkeitskontrolle) kann dieser Bereich gut mit genutzt werden. Jedoch eignet er sich nicht für eine Kombination mit kranken und lahmen Kühen. Eine Krankenbucht, die aus hygienischen Gründen auch strikt vom Abkalbebereich getrennt sein muss, muss neben der Wasser- und Futterversorgung, einem Selbstfangfressgitter sowie einem LVVG/Eilers/Artikel_Planung_sbuchten_Infodienst.doc/18.10.2005/Seite 2/10
Klauenpflegestand einen komfortablen Liegebereich aufweisen. Idealerweise plant man also einen teilbaren bzw. zwei getrennte Buchten für brünstige, Kontroll- oder Behandlungstiere ein. Da die Befunde auch zum Abgang von Tieren führen können, müssen diese Stallbereiche eine feste Zufahrt und Türen aufweisen, um eine einfache Verladung sicher zu stellen. Wenn Krankenbuchten mit Tiefstreu- Liegefläche ausgestattet sind, muss von der Stirn- oder Längsseite aus mit Frontlader mechanisch entmistet werden können. Für den Bereich Krankenbucht / brünstige und Kontrolltiere sollten 5% der Gesamtherde an Stallplätzen bereitgestellt werden. Behelfsweise können brünstige Kühe im Warteraum von der Herde getrennt werden. Hier ist jedoch allenfalls eine Versorgung mit Tränkewasser sicher gestellt. Die übrige Infrastruktur steht normalerweise nicht zur Verfügung. Automatisierte Tiererkennung ergänzen Die inzwischen unerschöpflichen Möglichkeiten der Datenerfassung und -auswertung durch Herdenmanagementprogramme müssen, um konkret arbeitswirtschaftlich wirksam zu werden, durch eine automatische Separierung von Tieren ergänzt werden. Die Erkennung von brünstigen Kühen mittels Pedometer gehört heute zu den bewährten Hilfsmitteln in der Herdenbetreuung. Inzwischen können moderne Programme schon bestimmte Krankheitsbilder eingrenzen. Dabei werden z.b. Parameter wie Aktivität, Leitfähigkeit der Milch und die Milchproduktion miteinander verarbeitet. Äußerlich schwer erkennbare Erkrankungen wie Eutererkrankungen, Stoffwechselstörungen oder Labmagenverlagerung aber auch Zysten und Klauenerkrankungen können schnell erkannt werden. Jedoch darf es bei der bloßen Erkennung nicht bleiben. Wichtig ist die sofortige Separation und Behandlung der betreffenden Kuh. In großen Beständen bietet sich eine Aneinanderreihung von Buchten je nach Auffälligkeit an (z.b. Brunst, krank/lahm, Abkalbung). Die Kombination mit einem Behandlungsstand in dem die Tiere sicher fixiert und behandelt oder kontrolliert werden können ist eine weitere Optimierungsvariante (vgl. Abb. 7). Im Idealfall wird sogar der Tierarzt für die Besamung oder Behandlung automatisch benachrichtigt. Die Automatisierung dieser Schritte kann wertvolle Arbeitszeit und Geld durch frühzeitiges therapeutisches Eingreifen sparen helfen. Die Abbildungen 1 bis 7 zeigen Planungsbeispiele für die Einrichtung von seinheiten im Milchviehstall. bei AMS Auch für den Betrieb eines automatischen Melksystems (AMS) ist die Nachselektion eine konsequente Fortführung der Automatisierung im Milchviehstall. Der freie Kuhverkehr stellt diesbezüglich einen Kompromiss dar, weil zum Melken säumige Kühe zeitaufwändig eingetrieben werden müssen. Dieses System eignet sich jedoch häufig gut für den Umbau vorhandener Laufställe, da der Flächenbedarf konventioneller Melkstände und automatischer Melkeinheiten etwa identisch und die Liegeboxenanordnung unerheblich ist. Der gelenkte Kuhverkehr, bei dem der Fressbereich nur über das AMS aufgesucht werden kann, idealerweise mit Vorselektion zum AMS bzw. zum Fressbereich, trägt zu einer besseren Auslastung des AMS bei und erhöht den Automatisierungsgrad der Herdenführung (siehe Abb. 8). Fehlt eine seinheit, werden die Vorteile des AMS bezüglich Arbeitszeiteinsparung geschmälert. Die Kontrolle der Alarmlisten bzw. das kurzfristige Reagieren auf Alarmmeldungen kann die Technik dem Tierbetreuer auf keinen Fall abnehmen. LVVG/Eilers/Artikel_Planung_sbuchten_Infodienst.doc/18.10.2005/Seite 3/10
Fazit seinrichtungen tragen in Kombination mit EDV-gestützten Herdenmanagementsystemen erheblich zur Arbeitsentlastung bei der Betreuung von Milchviehherden bei. Sie müssen aus arbeitswirtschaftlichen, wirtschaftlichen und tierbezogenen Gründen Bestandteil jedes modernen Milchviehstalls sein. Die schnelle Erkennung von Problemtieren und deren gezielte Behandlung sowie die bedarfsgerechte Fütterung und Haltung von Managementgruppen machen die von Tieren wirtschaftlich interessant. Eine besondere Rolle spielt in Hochleistungsherden die Gruppe der Transitkühe und Frischmelker, die zunehmend getrennt mit besonderem Komfort gehalten werden. Eine leistungsfähige Tieridentifikation und -selektion erleichtern die Abläufe rund um das Melken mit verschiedenen Gruppen. Auch manuell betriebene store, denen sich eine entsprechende Bucht anschließt, führen zu einer schnellen Betreuung von auffälligen Tieren und stellen so wichtige Verbesserungen in den Betriebsabläufen dar. Die Planung von seinheiten ist in der Regel individuell auf das Melk- und Stallkonzept bzw. die vorhandenen Verhältnisse eines Altgebäudes abzustimmen. Die abgebildeten Planungsbeispiele erleichtern dafür die Lösungsfindung. Kasten: Anforderungen an Separationsbereiche für auffällige Kühe: Futter und Wasserversorgung Selbstfangfressgitter Komfortabler Liegebereich für kranke Tiere Teilbar bzw. Trennung von brünstigen und kranken Tieren, Treibverbindung zur Krankenbucht Klauenpflegestand mit freiem Zutrieb Melkstandnähe Lagermöglichkeit für Werkzeuge und Hilfsmittel Ggf. mechanische Entmistung Verlademöglichkeit Gemeinsame Futterachse mit anderen Tieren LVVG/Eilers/Artikel_Planung_sbuchten_Infodienst.doc/18.10.2005/Seite 4/10
Abb. 1: Zweireihiger-Liegeboxenlaufstall mit angeschlepptem Warte- und Melkbereich sowie stirnseitigem sbereich, der mit Liegeboxen oder Tiefstreu ausgestattet sein kann. Durch Teilung kann eine Abkalbebucht entstehen. Nebenräume Krankenbucht Abb. 2: Dreireihiger Liegeboxenlaufstall mit quer ausgerichtetem Melkstand. Vorteil ist der gerade Zu- und Austrieb. Bei vierreihiger Anordnung ließe sich die Fläche für den Laufhof reduzieren. Durch Verlängerung des es kann dann das Liegeplatz-Fressplatz-Verhältnis tiergerecht gestaltet werden. Nebenräume Laufhof LVVG/Eilers/Artikel_Planung_sbuchten_Infodienst.doc/18.10.2005/Seite 5/10
Abb. 3: Zweireihiger Liegeboxenstall mit integriertem Melkstand und längsseitigem Rücktrieb. sbereich ohne Liegefläche z.b. zur Abtrennung von brünstigen Kühen, zur anschliessenden Umgruppierung oder Klauenpflege. Nebenräume äume Abb. 4: Dreireihiger Liegeboxenstall mit separatem Melkhaus. sbucht auch mit Tiefstreu für kranke oder Transitkühe/Frischmelker möglich. Nebenr äume Abkalben LVVG/Eilers/Artikel_Planung_sbuchten_Infodienst.doc/18.10.2005/Seite 6/10
Abb. 5: Zweireihiger Liegeboxenstall mit separatem Melkhaus. Separationsbereich für Transitkühe und Abkalben. Kälber Nebenräume Transit/ Transit/ Abkalben Abklaben LVVG/Eilers/Artikel_Planung_sbuchten_Infodienst.doc/18.10.2005/Seite 7/10
Abb. 6: Vierreihiger Liegeboxenlaufstall mit an der Stirnseite angeschlossenem Melkstand und zwei Futterachsen. Separationsbereich für kranke Kühe oder Transitkühe mit Abkalbebereich (Tiefstreubereich ist offen und wird erst zum Abkalben aufgesucht). Nebenräume Abkalben LVVG/Eilers/Artikel_Planung_sbuchten_Infodienst.doc/18.10.2005/Seite 8/10
Abb 7: Melkkarussel mit sbereich für die automatische und angeschlossenem Behandlungs- und Untersuchungsstand zur optimalen Fixierung. Ein Klauenpflegestand ist fester Bestandteil der Einheit. Klauenpflege Behandlung Tierarzt / -betreuergang LVVG/Eilers/Artikel_Planung_sbuchten_Infodienst.doc/18.10.2005/Seite 9/10
Abb. 8: AMS mit gelenktem Kuhverkehr. Vorselektion vor der Melkeinheit nach Kühen mit Melkberechtigung zur besseren Auslastung des Systems. Automatische auffälliger Kühe nach Verlassen der Melkeinheit in Bereich mit Liegeboxen (Nachselektion). Nach- und Vor- und LVVG/Eilers/Artikel_Planung_sbuchten_Infodienst.doc/18.10.2005/Seite 10/10