Wie Angehörige das DEMIAN-Konzept im Alltag umsetzen können Die Praxis der DEMIAN-Studie B: häuslicher Pflegebereich Silke Stanek Demenzkranke Menschen in individuell bedeutsamen Alltagssituationen
Individuell bedeutsame Demenzkranke Menschen in individuell Alltagssituationen gestalten Warum? Das Erleben positiver Emotionen ist ein wichtiger Bereich von Lebensqualität Den Menschen in seinem Person-Sein und seinem Werterleben ansprechen stützt sein Selbsterleben Ziele: Förderung von Fähigkeiten (Emotionen erleben und ausdrücken) des Menschen mit Demenz Zugang zum Anderen finden über Werte und Bedeutsamkeiten
Menschenbild Der Mensch ist einzigartig in seiner Person und seinem Werterleben Das Selbst bleibt auch bei Menschen mit Demenz bis in fortgeschrittene Stadien erhalten. Sie erleben sich als Person mit individuellen Werten und Präferenzen Der Mensch ist bemüht, sich selbst zu verwirklichen und mitzuteilen
Das DEMIAN-Konzept 6. Situationen reflektieren 5. Individuell positive Situationen gestalten 1. Positive Emotionen erkennen 4. Situationen analysieren 2. Werte und Bedeutsamkeiten erfassen 3. Positive Situationen erfassen Positive Emotionen von Menschen mit Demenz fördern
1. Positive Emotionen erkennen Positive Emotionen: Freude ( Er lacht herzhaft und erzählt, was er gehört oder gesehen hat ) Wohlbefinden ( wenn ich daneben sitze ) Interesse ( Kniffel spielen, er holt selbst das Spiel ) Wird ausgedrückt durch: Sprache ( stellt wiederholt Fragen ) Mimik( Der Gesichtsausdruck ändert sich, ist nicht mehr leer ) Gestik und Handlung ( er strahlt mich an und greift meine Hand )
2. Werte und Bedeutsamkeiten Demenzkranke Menschen in individuell Selbstbild erfassen Bsp.: Mein Mann ist ein Farbenmensch Er war schon immer ein Herdentier Auf Äußerungen und Handlungen achten Persönliche Werte Bsp.: Ordnung (Majong und Hausarbeit)/ Humor (Kneipenbesuch, Rückmeldung von Freunden) Erfassbar über Handlungen, Haltungen und Einstellungen sowie in Erlebnisfähigkeiten Bedeutsame Personen Bsp: Ich halte ihn immer an der Hand, da fühlt er sich sicher
3. Positive Situationen erfassen In welchen Situationen erlebt der Mensch mit Demenz positive Emotionen? Welche Situationen sprechen ihn in seinem Selbstbild und seinen Werten an? Beispiele: Kegeln: So spielt die Welt in London Natur erleben: Der Ausblick von der Wohnung auf die Natur Soziale Teilhabe: In Gespräche mit anderen einbeziehen
3. Positive Situationen erfassen Beobachtung: Auf Emotionen in Alltagssituationen achten. Z.B. gemütlich zusammen sitzen und Feuer im Ofen beobachten Gespräch: Welche Themen tauchen in der Interaktion mit dem Menschen mit Demenz auf? Z.B. Sorge, allein zu sein Biografie: Was war für den Menschen mit Demenz früher wichtig? Z.B. Beruf, Essensblech, Enkelkinder betreuen Austausch mit Anderen: Z.B. andere Gruppenteilnehmende, Kinder/ Geschwister, Betreuungskräfte
4. Situationen analysieren Positive Alltagssituationen setzen sich aus unterschiedlichen Elementen zusammen: räumliche Elemente (Wo?) zeitliche Elemente (Wann? Wie lange?) soziale Elemente (Wer?) Einflüsse auf Situationen: Aktuelle Stimmung Fähigkeiten Umgebungsbedingungen
4. Situationen analysieren Im Beispiel: Spaziergang zum Friedhof Raum: Zeit: Personen: Heimatort, Grab von Bekannten, immer gleicher Weg Tageszeit, vor dem Nachmittagskaffee Tochter (Begleiterin), Nachbarn (kurze Gespräche), Tiere (beobachten) Entspannung, Wohlfühlen, Freude
5. Individuell bedeutsame Demenzkranke Menschen in individuell Situationen gestalten Neue Situationen in den Alltag integrieren Wo soll die Situation erlebt werden? Zu welchem Zeitpunkt und wie lange? Welche Personen/ Tiere sollen dabei sein? Bestehende Situationen variieren: Räumliche Elemente Zeitliche Elemente Soziale Elemente
5. Individuell bedeutsame Demenzkranke Menschen in individuell Situationen gestalten Der Partner zählt alles Ein Rechenschieber besorgt Ehemann mag klassische Musik Hat ihrem Mann ein Stück von Grieg vorgespielt Tante hat immer gerne genäht Schenkt ihr zum Geburtstag ein Kästchen mit Nähgarnröllchen
5. Individuell bedeutsame Demenzkranke Menschen in individuell Situationen gestalten Auf Interessen und Hobbys eingehen Bewegung, Spiele, Rätsel, Musik, Lesen Andere Menschen mit einbeziehen Besuch empfangen und Besuch machen Die Zeit zu Zweit gestalten Zeit genießen, etwas unternehmen Einbezug in Alltagsaktivitäten Kochen, Einkaufen Dem Tag und den Handlungen Struktur geben Rituale beim Einschlafen, Rhythmus
6. Situationen reflektieren Vor der Umsetzung: Ist die Situation ethisch und gesundheitlich unbedenklich? Während der Umsetzung: Welche Emotionen äußert der Mensch mit Demenz? Nach der Umsetzung: Ergeben sich neue Informationen zu aktuellen Werten und Bedeutsamkeiten?
Das ist gelungen Angehörige wissen was Ihrem Partner, Ihrer Mutter, Ihrem Vater gut tut Sie sehen positive Situationen im Alltag Positive Emotionen zu erleben wird als wichtig betrachtet Wichtig sind insbesondere solche Situationen, die für beide positiv sind
Das war schwierig Vielfältige Ideen für neue Situationen finden Die Bedürfnisse und Werte von pflegenden Angehörigen und den Menschen mit Demenz können miteinander in Konflikt stehen Niederschreiben von positiven Situationen Aber dann ist es auch wieder vorbei Am Ball bleiben
Zum Schluss 1. Setzten Sie eine neue Brille auf! Schauen Sie auf das, was der Mensch noch kann! 2. Erkennen Sie, was dem Anderen wichtig ist! 3. Erkennen Sie, was Ihnen selbst wichtig ist! 4. Nehmen Sie das Positive im Alltag war und wertschätzen Sie es! 5. Haben Sie Mut, neue Situationen zu gestalten! 6. Achten Sie auf die emotionalen Reaktionen Ihres Angehörigen und die Ihren!