Moose des Anhanges II der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der EU im südwestlichen Oberösterreich

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Transkript:

Univ. Doz. tit. ao.prof. Dkfm. Dr. Robert Krisai Linzerstraße 18 A-5280 BRAUNAU am Inn Braunau, 30.6.2005 Tel. (+43 7722) 63111-0 FAX (+43 7722) 63111-19 e-mail: rokri@ping.at robert.krisai@sbg.ac.at Moose des Anhanges II der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der EU im südwestlichen Oberösterreich R.Krisai Vorbemerkungen Im Anhang II der FFH-Richtlinie sind nachstehende Moose enthalten (die Auswahl kann hier nicht diskutiert werden, sie ist vielen Bryologen ein Rätsel): Buxbaumia viridis Dicranum viride Distichophyllum carinatum Drepanocladus vernicosus Mannia triandra Meesia longiseta Notothylas orbicularis Orthotrichum rogeri Riccia breidleri Scapania massalongi Tayloria rudolphiana Im Rahmen dieser Arbeit wurden die Natura 2000-Gebiete im Südteil des Bezirkes Braunau sowie das Kreuzerbauernmoor bei Fornach, Bez. Vöcklabruck, auf ein allfälliges Vorkommen der genannten Moose abgesucht und ältere bekannte Vorkommen zusammengestellt. Verdachtsflächen zwischen den einzelnen FFH-Gebieten wurden ebenfalls überprüft. Von diesen Moosen kommen für das Gebiet von Haus aus nicht in Frage: Buxbaumia viridis: Totholzmoos hauptsächlich im subalpinen Bereich; ein Vorkommen kann theoretisch nicht ganz ausgeschlossen werden, es liegen aber keinerlei Beobachtungen vor (auch keine historischen). Distichophyllum carinatum: Moos feuchter Felswände; nur von einem Fundort in Österreich bekannt (locus classicus in der Zinkenbachschlucht bei Strobl) Mannia triandra: Felsmoos Meesia longiseta: Moos der Übergangsmoore, nach 1900 nur ein Fund aus Österreich (BECKER 1947, in GRIMS et al. 1999) zwischenzeitlich höchstwahrscheinich erloschen). Notothylas orbicularis: Moos von lehmigen Brachäckern im Silikatgebiet, bisher keine Funde aus Oberösterreich veröffentlicht.

2 Orthotrichum rogeri: Epiphyt an Laubholz, extrem selten; nur ein Fund aus Oberösterreich nach 1900 (Pettenbach, SCHLÜSSLMAYR 2002) Riccia breidleri: Hochalpines Moos, keine Standorte im Gebiet Scapania massalongii: Subalpines Totholz-Moos, keine Standorte im Gebiet Tayloria rudolphiana: Epiphyt hauptsächlich auf Bergahorn im subalpinen Bereich, keine Standorte im Gebiet vorhanden. Somit verbleiben lediglich die Moose Dicranum viride und Drepanocladus vernicosus (=Hamatocaulis vernicosus). Ein Vorkommen von Buxbaumia viridis, Meesia longiseta, Orthotrichum rogeri und Tayloria rudolphiana wärte theoretisch möglich, es liegen aber aus dem Gebiet keinerlei Beobachtungen, auch keine historischen, vor. Auch im Rahmen dieser Arbeit ist kein Fund gelungen. Eine österreichweite Zusammenstellung der Funde bis 2002 samt Kommentar zur Ökologie der einzelnen Arten hat ZECHMEISTER (2003) geliefert; die Funde aus dem Bundesland Salzburg stammen dabei zum Großteil aus GRUBER et al. (2001). Kartierungs-Ergebnisse: Drepanocladus vernicosus (MITT) WARNST. : Sichelmoose ( = Sichel, = Sproß) sind hauptsächlich Bewohner nährstoffarmer (manchmal aber durchaus kalkreicher) Kleinseggenriede und Übergangsmoore. Drepanocladus vernicosus (Vernix = Firnis, firnisglänzend ein Merkmal, das aber kaum jemals zu sehen ist) gehört zu den besonders empfindlichen Arten, was die Ansprüche an den Lebensraum betrifft. Es braucht sehr nasse, kalk- und nährstoffarme Standorte, die aber andrerseits auch nicht zu sauer sein dürfen (ph um 5). Die Begleitvegetation darf nur aus niederwüchsigen, lückigen Arten bestehen (Kleinseggen oder schmalblättrige Seggen-Arten wie die Fadensegge Carex lasiocarpa). Hochwüchsige Pflanzen wie die Steifsegge, das Pfeifengras oder Schilf lassen zu wenig Licht zum Boden durch und die Streu dieser Arten überdeckt die Moose, so dass sie absterben. Daraus folgt, dass ein Vorkommen in Pfeifengraswiesen (Molinietum), nährstoffreichen Niedermooren (Caricetum elatae) und Gebüschen (Salici-Franguletum) nicht zu erwarten ist. Die Art wächst daher nur in Mooren, die so naß und nährstoffarm sind, dass Steifsegge, Schilf usw., aber auch Gehölze nicht aufkommen können. Bis zu einem gewissen Grad kann fehlende Nässe durch regelmäßige Mahd (mit der Hand, ohne Entwässerung!) kompensiert werden, die das Aufkommen von Gehölzen verhindert und die Streu entfernt. Der schwedische Bryologe Hedenås hat die Art in eine eigene Gattung Hamatocaulis (hamatus = hackig und caulis = Sproß) gestellt, treffend benannt nach dem an der Spitze meist hackig gekrümmten Sproß. Dann muß das Moos Hamatocaulis vernicosus (MITT.) HEDENÅS heißen. Die Art ist im Gelände nur sehr schwer zu erkennen bzw. von dem relativ häufigen Drepanocladus revolens (=intermedius, =cossonii) zu unterscheiden. Um sicher zu gehen, muß man auf jeden Fall Stengel-Querschnitte anfertigen und im Mikroskop nachprüfen. Vorkommen im Gebiet

3 Aus dem Gebiet sind drei ehemalige Vorkommen bekannt: 1. Im Jacklmoos, Gem. Geretsberg, hat es der Verfasser 1964 gesammelt; die Probe wurde von KOPPE bestimmt. Weitere Beobachtungen werden von STEINER (1992) und SCHRÖCK (mündl.) angegeben. Eine minutiöse Nachsuche durch den Verfasser zusammen mit MÖRTLMEIER im Frühjahr 2005 verlief aber leider negativ; die Art wurde nicht gefunden und dürfte damit im Jacklmoos erloschen sein. Bemerkt sei, dass ein anderes, bemerkenswertes Moos in relativ großen Beständen festgestellt wurde, nämlich Drepanocladus exannulatus, eine Art mit subalpin/alpinem Verbreitungs- Schwerpunkt, das vor 1970 dort sicher nicht vorkam und dessen Auftreten verwundert, widerspricht es doch dem allgemeinden Trend der Klima-Erwärmung. Vermutliche Urachen des Erlöschens: Daß Drepanocladus vernicosus im Jacklmoos wahrscheinlich erloschen ist, verwundert nicht. Seit der Aufnahme der Vegetation durch den Verfasser (KRISAI 1972) hat sich das nur 1 ha große Moor dramatisch geändert und ist nicht wiederzuerkennen. Noch in den Siebzigerjahren wurden vom Besitzer zwei betonierte Sickerschächte angelegt und mit dem Torfstich begonnen, der aber bald wieder eingestellt wurde. Von den Sickerschächten ist zwar heute nichts mehr zu sehen, das Moor ist aber auf jeden Fall bedeutend trockener als früher, wo es im Frühjahr nach der Schneeschmelze wie ein See wirkte. In der Folgezeit wurden Teile des Moores, aber auch die Mineralboden-Böschung am Rand, mit Schwarzerle und Fichte aufgeforstet, die heute einen dichten, hohen Randwald-Gürtel bilden, so dass das Moor von der Straße aus nicht mehr zu sehen ist. Die Randbereiche werden dadurch stark beschattet und Laub- und Nadelstreu fällt hinein.1970 war nur im Zentrum eine kleine Insel mit niedrigen Kiefern und Moorbirken sowie Hochmoor-Torfmoosen vorhanden (Photo in KRISAI 1983). Heute ist fast die ganze Moor-Oberfläche von einem lückigen, niedrigwüchsigen Kiefernbestand (Pinus sylvestris) bedeckt, zu dem eine Latsche (Pinus mugo s.str.)und einige Moorbirken kommen. Im Unterwuchs dominiert das Pfeifengras, das im August 1971 überhaupt nur in 7 von 30 Vegetationsaufnahmen vorkam und da nur mit sehr geringer Deckung. Der Boden zwischen den Molinia-Horsten ist mit einem Mantel aus Molinia-Streu bedeckt, der kaum Platz und Licht für Moose freilässt. Daß das Moos nicht mehr vorkommt, verwundert unter diesen Bedingungen nicht. Abhilfe: Um wieder eine Chance für ein Vorkommen der Art zu schaffen, braucht es vor allem Eines: mehr Wasser! Eine zwischenzeitliche Hilfe kann ein Ausdünnen des Randwaldes und des Bewuchses am Moor selbst (mit Ausnahme des zentralen Bereiches) und ein Mähen einzelner Moorteile mit der Hand (falls sich jemand findet, der dazu bereit ist) bringen, bis der Wasserhaushalt sich stabilisiert hat und das Ökosystem (wieder) selbsttragend ist. 2. Ein weiteres Vorkommen des Mooses lag im Ibmermoos, und zwar an der Ostseite des Leitensees, vom Verfasser dort im Juni 1958 gesammelt. Von der gleichen Gegend wird es auch von STEINER (1992) angegeben. Eine Nachsuche im Frühjahr 2005 blieb ohne Ergebnis; alle aufgenommenen Proben erwiesen sich als zu Drepanocladus cossonii gehörig. 2a. In KRISAI 1960, Tab. 4 und 6, wird ein Vorkommen am Südufer des Heradinger Sees angegeben; ein Beleg von dort existiert aber nicht und auch keine Bestätigung aus neuerer Zeit. Dieser Moorteil hat sich seither ebenfalls stark geändert; die Regulierung der Moosache (vgl. unten) wirkt sich auch hier aus. Der Wasserspiegel des Sees ist gesunken und ein Teil des

4 Schwingrasens ist landfest geworden. Durch die Nutzungs-Aufgabe sind Schilf und hochwüchsige Seggen sowie Gehölze aufgekommen, so dass ein Vorkommen des Mooses unwahrscheinlich geworden ist. Vermutliche Ursachen des Erlöschens: Die Umgebung des Leitensees ist gegenüber dem Zustand von 1960 kaum wiederzuerkennen. Daß es zu diesen tiefgreifenden Veränderungen gekommen ist, hat mehrere Gründe: Die Moosache wurde trotz der Proteste des Naturschutzes 1974/75 reguliert, d.h. bedeutend verbreitert und die Ufer mit Bruchsteinen gesichert. Der Zweck war ein rascheres Abführen von Niederschlagswasser, u.a. um die Moorstraße von Ibm nach Hackenbuch, die beim Leitensee-Kanal häufig überschwemmt wurde, hochwasserfrei zu bekommen.vorher trat der Leitensee manchmal mehrmals jährlich über die Ufer und überschwemmte die anschließenden Moorteile, wodurch die Torfmoose und Gehölze in Schach gehalten wurden und der ganze Bereich viel nässer war als heute. Die Folge war aber auch eine oftmalige Sperre der Moorstraße, die überflutet wurde. Seither gibt es nur mehr ganz selten, wie z.b. im August 2002, Überschwemmungen; manchmal ist auch zu wenig Wasser da und es kommt zu Fisch- Sterben im See. In den Jahren 1960-63 wurde überdies der Moorteil am Ursprungbach, der von Weichsee herunterkommt, fast bis zum Seeufer hin drainiert und die herrlichen Streuwiesen, Hauptvorkommen von Birkhahn und Brachvogel, in Fettwiesen umgewandelt. Eine Fläche in Seenähe, die übrig blieb, wurde vom Besitzer in Eigenregie drainiert und ist heute ebenfalls eine Fettwiese; so dass nur mehr eine relativ kleine Fläche am Fuß der Seeleiten als Streuwiese übrig blieb. Einige Flächen an der Ostseite des Sees (beim Moorrand am Fuß des Seeleiten-Waldes werden auch noch als Streuwiese genutzt (Schoenetum ferruginei). Die anderen Moorteile zwischen Leitensee-Kanal, Moorstraße und Moor-Lehrpfad werden nicht mehr gemäht. Da sie wesentlich trockener sind als früher und nicht mehr überschwemmt werden, haben sich Schneidbinse (Cladium mariscus) sowie Torfmoose (Sphagnum palustre, magellanicum und rubellum) stark ausgebreitet. Teilweise sind auch Moorgehölze (Moorbirke, Faulbaum, Waldkiefer) aufgekommen, besonders am Lehrpfad im sogenannten Pfarrermoos (Besitzer: Pfarrpfründe Eggelsberg) bei den ehemaligen Torfstichen. Diese Moorgehölze (von Wald kann man fast nicht sprechen, der Bestand ist lückig und schlechtwüchsig) haben sich stabilisiert, d.h. die Moorbirke stirbt vielfach wieder ab, während dort und da neue Jungpflanzen hochkommen. Auch tote Kiefern, Fichten und Schwarzerlen sind zu sehen, so dass sich ein stufiger Natur wald bestand aufgebaut hat. Nur im Randbereich, wo sich alte Entwässerungen noch auswirken, sind die Bäume höher. Am See selbst wächst nach wie vor ein hochwüchsiger Röhricht-Gürtel aus Caricetum elatae phragmitetosum (Schilf-Steifseggenried) und im See ein ausgedehnter Ring mit der Gelben Teichrose (Nuphar luteum). Alle diese Bestände sind kein Lebensraum für Drepanocladus vernicosus. Aber sowohl das Schneidbinsen-Ried (Cladietum marisci) als auch der Übergangsmoor-Wald, der pflanzensoziologisch schwer einzustufen ist, sind in dieser stabilisierten, selbsttragenden Form hochgradig selten und schützenswert. Abhilfe:

5 Derzeit nicht möglich. Man müsste die Moosache rückbauen, die mehrmalige Sperre der Moorstraße und den Rückstau in die drainierten Wiesen unterhalb Weichsee hinein in Kauf nehmen, was undenkbar ist. Möglich wäre eine kleinräumige Erweiterung des Streuwiesenbereiches an der Ostseite des Sees, verbunden mit einer Extensivierung der dortigen Fettwiese. Daß das Moos aber dorthin zurückkehrt, ist angesichts der schweren Eingriffe der Vergangenheit bei den derzeitigen Wasserverhältnissen mehr als unwahrscheinlich. 3. Aus dem Kreuzerbauernmoor bei Fornach existiert eine Literaturangabe von RICEK (1977), wobei kein genauerer Moorteil genannt wird und auch keine Jahreszahl. Bei der Aufnahme des Moores durch den Verfasser für den oberösterreichischen Moorkatalog (1983) und auch bei BACHMANN (1982, unveröff. Gutachten, oö. Landesregierung) und STEINER (1992) wird es nicht genannt. Eine Nachsuche im Frühjahr 2005 blieb erfolglos. Gründe des Verschwindens: Auch dieses Moor hat sich seit RICEKs Zeiten drastisch geändert. Der Großteil der Streuwiesen rund im den eigentlichen Moorteil wurde in den Sechziger- und Siebzigerjahren aufgeforstet und ist heute ein eintöniger Fichten-Reinbestand ohne Unterwuchs. Übrig blieb eine Streuwiese im Nord-Westteil, die heute im Besitz der Naturschutzjugend Vöcklabruck ist und eine weitere im Nordteil, etwa in der Mitte der aufgeforsteten Flächen. Der zentrale Hochmoorrest mit Bergkiefer (Pinus mugo s.str.) wurde 1975 vom Besitzer tiefgreifend entwässert und zur Anlage einer Heidelbeerkultur vorbereitet; durch seinen Tod kam es aber nicht mehr dazu. Die Fläche gehört jetzt ebenfalls der Naturschutzjugend, die versucht hat, die Gräben zu verschließen und auch aufgewachsene Fichten und Kiefern herausgenommen hat. Die Bergkiefern reagierten darauf recht unerwartet sie starben zum Großteil ab. Ein Vorkommen des Mooses wäre nur in der Streuwiese am NW-Rand möglich; von dort stammt wohl auch der Fund von RICEK. Ein Quellbach durchfließt diese Wiese, an dem mehrfach Moose wachsen, aber alle mitgenommenen Proben erwiesen sich wieder eindeutig als Drepanocladus cossonii. Die zweite erwähnte Streuwiese scheidet aus, sie ist zu trocken. Wie die übrigen Streuwiesen vor ihrer Aufforstung aussahen, ist nicht bekannt. Abhilfe: Zur Zeit nicht möglich. Man müsste die Aufforstungen entfernen und die Entwässerungsgräben verschließen, was dem Verfasser utopisch erscheint. Aber selbst dann ist eine Rückkehr des Mooses extrem unwahrscheinlich. Andere Natura 2000-Gebiete: Aus dcn anderen Natura 2000-Gebieten, die untersucht wurden, war das Moos nie bekannt und wurde auch 2005 nicht gefunden. Das Hehermoos am Holzösterer See bietet noch am ehesten Voraussetzungen für ein Vorkommen. In Frage käme aber nur der an den See anschließende Schwingrasen-Teil; der Streuwiesen-Komplex westlich davon (das eigentliche Hehermoos) ist durch die Entwässerungsgräben zu trocken. Dazu kommt wohl auch noch, dass der Seeabfluß umgepolt wurde (wahrscheinlich im 17. Jahrhundert) und heute durch den Grundmoränen- Riegel im Osten in Richtung Ibmermoos geleitet wird; früher floß er durch das Moor nach Westen. Zusätzlich wurde der See 1958 um einen Meter abgesenkt, um mehr Liegewiesen am Ufer zu gewinnen.

6 Der Schwingrasen ist heute ein Komplex aus Schilfröhricht mit Cladietum marisci (im Norden), dann Schwarzerlen-Bruchwald (Carici elongatae-alnetum glutinosae), der allmählich in einen lückigen Moorbirken-Waldkiefern- Moorwald übergeht. In den Lücken wächst ein Hochmooranflug mit Sphagnum magellanicum, Vaccinium oxycoccos, Andromeda polifolia und Drosera rotundifolia. Die noch vor wenigen Jahren hier vorhandenen Schlenken mit Carex limosa und Drosera anglica sind verschwunden. Festgestellt wurde neben anderen Moosen wieder nur Drepanocladus cossonii. Der Uferbereich des Schwingrasens ist von Badegästen und Fischern zertrampelt, auch eine Plattform existiert, auf der im Vorjahr ein dort aufgestelltes Zelt beobachtet wurde (mitten am Schwingrasen!). Die Moorflächen im Engelbachtal von Werzing bis Wagenham sind alle durch offene Gräben entwässert, viel zu trocken und nährstoffreich, um dem Moos eine Existenzmöglichkeit zu bieten. Die Fläche bei Gumperding im Oichtental ist eine feuchte Fettwiese, größtenteils geneigt und für ein Vorkommen des Mooses viel zu nährstoffreich. Das Ufermoor am Grabensee wurde ebenfalls abgesucht, so weit es zu Oberösterreich gehört. Am Besuchstag war der Wasserstand des Grabensees ungewöhnlich hoch und Teile des Ufermoores standen unter Wasser. Bei niedrigeren Wasserständen kann das Moor aber wochenlang trocken fallen, weil es durch tiefgreifende offene Gräben entwässert ist, die nur durch den Rückstau bei hohen Wasserständen des Sees voll sind (mit Ausnahme des Birkenhaines, der ca. 1 m höher liegt und auch bei starkem Rückstau nicht erreicht wird). Der Moorteil auf dem Gebiet der Gemeinde Perwang ist damit für ein Vorkommen des Mooses zu trocken. Genügend feucht wäre der Teil in Palting; dort kommen im Fadenseggen-Moor (Caricetum lasiocarpae) auch seltene Moose wie Scorpidium scorpioides und Calliergon trifarium vor; dazu massenhaft auch ein Drepanocladus, der aber wieder nur cossonii war. Das Moor am NO-Ende des Mattsees (Niedertrumer Sees) wurde ebenfalls überprüft; auch dort war nur (spärlich) Drepanocladus cossonii zu finden. Die Streuwiesen-Teile sind im Sommer zu trocken und überdies zu nährstoffreich, so dass ein Vorkommen nicht zu erwarten ist. Das Rückhaltebecken Teichstätt scheidet als Lebensraum für das Moos aus, es wird entweder periodisch mit nährstoffreichem Wasser überstaut (das ist ja der Zweck eines Rückhaltebeckens) oder als Fettwiese bewirtschaftet (die nur ganz selten überstauten Teile im Süden). Voraussetzungen für eine Existenz des Mooses sind nirgends gegeben und auch nicht zu schaffen, denn das würde dem Zweck des Rückhaltebeckens widersprechen. Dicranum viride (SULL.. & LESQ.) LINDB. Das Grüne Gabelzahnmoos Dicranum ( = Gabel) viride (Photo, Verbreitungskarte) ist kein Feuchtgebiets-Moos. Es wächst vielmehr an der Rinde von Laubbäumen, hauptsächlich Buchen, die so alt sein müssen, dass die Rinde rissig und rau ist, damit das Moos haften bleibt, was an der glatten Rinde junger Buchen nicht der Fall ist.. Zusätzlich ist eine konstant ganzjährig hohe Luftfeuchtigkeit und relativ viel Licht erforderlich, d.h. der Bestand darf nicht zu dicht sein. Diese Bedingungen sind in Österreich am Alpen-Nordrand mit seinen hohen Niederschlägen und insgesamt subozeanischen Klimaverhältnissen teilweise gegeben. Es sind vor allem die bewaldeten Seeufer-Bereiche, aber auch schluchtartige Gräben, aus denen das Moos z.b. im Salzburger Flachgau öfter nachgewiesen wurde. Von diesen Salzburger

7 Vorkommen aus greift es in das südwestliche Oberösterreich über. Im südöstlichen Oberösterreich und angrenzenden Niederösterreich fehlt das Moos zwar nicht ganz, die Funde dünnen aber doch deutlich aus, was nicht nur auf Beobachtungslücken zurückzuführen sein dürfte, sondern die Sommer werden dort schon zu trocken. Aus den anderen Bundesländern gibt es nur vereinzelte Angaben. Auch dieses Moos ist im Gelände schwer zu erkennen. Da es auch andere Moose mit dicanoidem Habitus gibt, die gelegentlich auf Rinde wachsen, ist in jedem Fall eine Überprüfung mit dem Mikroskop nötig, um sicher zu gehen, dass die Ansprache auch richtig ist. Im Umfeld der untersuchten Natura 2000-Gebiete wurde das Moos im Zuge dieser Arbeit oder knapp vorher mehrfach festgestellt, innerhalb eines Natura 2000-Gebietes jedoch nur ein Mal. Nachstehend sind die Beobachtungen aufgelistet (von W nach O) und kommentiert. 1. Ostermiething, Großbachgraben bei Simling, einige kleine Polster an einer alten Buche, 23.3.2003, R.KRISAI, Herbar Krisai. 2. Haigermoos, Höllerer See, Hangwald an der Westseite des Sees, alte Buche, 25.10.2004, R.KRISAI, Herbar Krisai 3. Franking, im Wald bei der Kapelle östlich des Ortes, alte Buche, 1.2.2002, R.KRISAI, Herbar Krisai 4. Eggelsberg, Saaggraben sw. d. Ortes, Buche, 17.5.2003, R.KRISAI, Herbar Krisai Die Funde im Großbachgraben und im Saaggraben liegen in ganzjährig luftfeuchten Bachschluchten mit einem alten Baumbestand. Das Moos wurde jeweils nur an einem einzigen Baum festgestellt und da nur in sehr kleinen Populationen, ein Zeichen, dass es sich hier bei uns an der Grenze der Existenzmöglichkeit befindet. Schon wenige Kilometer südlich, etwa an der Westseite des Grabensees im Salzburger Flachgau, existieren wesentlich größere Bestände. Das Vorkommen am Höllerer See liegt im Hangwald, also nicht in einem Graben, offenbar bewirkt aber das Seewasser und die Lage am weniger der Sonne ausgesetzten Osthang genügend Feuchtigkeit. Am W-exponierten Hang an der Ostseite des Sees wurde das Moos nicht gefunden. Erstaunlich ist das Vorkommen bei Franking, denn das liegt auf der ebenen Grundmoränen- Fläche weder in einem Graben noch an einem Gewässer. Allerdings ist das Moos hier ebenso wie am Höllerer See nur sehr spärlich vorhanden und es ist gut möglich, dass das Vorkommen in einem trockenen Jahr wieder erlischt. Das Umfeld des Holzösterer Sees, Heradinger Sees und Leitensees (Wald an der Ostseite) wurde ebenfalls abgesucht, das Moos aber nicht festgestellt. Erfolglos war auch die Suche in den Hangwäldern des Enknachtales. 5. Natura 2000-Gebiet Mattigtal, zwischen Kerschham und Macking, etwa auf der Höhe des Imsees, alte Buche im Hangwald an der West-Seite, R.KRISAI und Th. MÖRTELMAIER, 23.4.2005, Herbar Krisai 6. Lochen, Hangwald an der N-Seite des Mattsees südlich der Schimmeljuden-Kapelle, alte Buche, sehr spärlich, 15.4.2003, R.KRISAI, Herbar Krisai

8 Alle bisher genannten Vorkommen sind so spärlich, dass schon geringfügige Veränderungen im Umfeld oder kleine Klimaschwankungen genügen, dass das Moos erlischt. 7. Hangwald an der Südostseite des Mattsees, an den Südrand des Natura 200-Gebietes Mattsee anschließend, zwischen Wichenham und Gebertsham, Gem. Lochen, an mehreren Buchen und an Bergahorn, 15.4.2003, R.KRISAI und 7.5.2005, KRISAI und MÖRTELMAIER, Herbar Krisai. Das größte im Gebiet bisher beobachtete Vorkommen. Einzig dieser Bestand ist genügend groß um eine Aussicht auf längerfristige Erhaltung zu bieten. Das Moos soll ja nicht gleich verschwinden, wenn einer der Trägerbäume gefällt wird oder zusammenbricht; es sollen genügend Ausweichmöglichkeiten im Wald vorhanden sein, was bedeutet, dass das Waldstück nicht zu klein sein darf. Daß eine entsprechende, pflegliche Bewirtschaftung (Plenterung, keine Kahlschläge) erforderlich ist, muß wohl nicht extra betont werden. Im Kreuzerbauernmoor und seinem Umfeld wurde das Moos bisher nicht gefunden, auch nicht im Kobernaußer Wald, was verwundert, weil ein Moos mit ganz ähnlichen Klima-Ansprüchen, Hookeria lucens, dort sehr wohl vorkommt. Vielleicht wäre es bei entsprechend intensiver Suche dort doch noch zu finden. GRIMS (1999) führt erst Funde aus dem Salzkammergut an, also von erheblich weiter südlich. Im NSG Rückhaltebecken Teichstätt gibt es keine geeigneten Träger-Bäume. Zusammenfassung Zur Zeit ist nur eine einziges Vorkommen eines Mooses der FFH-Richtlinie in einem der untersuchten Natura 2000-Gebiete nachweisbar (Dicranum viride im Mattigtal). Ältere Vorkommen sind von Drepanocladus vernicosus bekannt (Jacklmoos, Ibmermoos, Kreuzerbauernmoor), sind aber aller Voraussicht nach erloschen. Beim Versuch, die Gründe dafür aufzulisten und Möglichkeiten für ein Wiederkommen eines der Moose zu prüfen, m,uß man zwischen den einzelnen Arten unterscheiden, denn ihre Lebensraum-Ansprüche sind ganz verschieden. Drepanocladus (=Hamatocaulis) vernicosus ist ein Moos der Übergangsmoore und Schwingrasen. Es braucht ganzjährig sehr viel Feuchtigkeit, nährstoff-, v.a. kalkarme, mäßig saure (ca. ph 5-6) Umgebung und viel Licht. Bei Eingriffen in den Wasserhaushalt verschwindet es als eine der ersten Arten bzw. wird von anderen Pflanzen, die nun bessere Existenzmöglichkeiten finden (Großseggen, Schilf, Gehölze) überwachsen. Eine Möglichkeit für eine spontane Wieder-Ansiedelung wäre m.e. nur im Jacklmoos gegeben, wenn der Wasserhaushalt saniert und ein Teil des Gehölz-Aufwuchses bzw. der Aufforstungen entfernt wird. Dicranum viride ist ein Rindenmoos an lebenden Bäumen, vor allem alten Buchen. Es braucht ganzjährig hohe Luftfeuchtigkeit und nur mäßige Beschattung (kein zu dichter Bestand). In Mooren kommt es nicht vor. Im Gebiet befindet es sich an der Nordgrenze seines Alpenvorland-Teilareals.

9 Um das Moos innerhalb von Natura 2000-Gebieten zu erhalten, müssen randliche Hangwälder mit einbezogen werden. Das ist derzeit nur beim oberen Mattigtal der Fall, wo sich das einzige innerhalb eines Natura 2000-Geibetes festgestellte Vorkommen befindet. Das Vorkommen im Wald an der S-Seite des Mattsees, Gem. Lochen, bietet als einziges gute Voraussetzungen für eine dauerhafte Erhaltung. Hier sollte das betreffende Waldstück (siehe beigegebenen Luftbild-Ausschnitt) in das Natura 2000-Gebiet Mattsee mit einbezogen werden. Als ausgleich könnten allenfalls die Fettwiesen an der N-Seite (nördlich Niedertrum) herausgenommen werden. Zusätzlich wäre zu überlegen, ob eine Möglichkeit besteht, den Saaggraben in das Natura 2000-Gebiet Ibmermoos einzubeziehen. Alle anderen angeführten Vorkommen sind so klein, dass die Chance für eine dauerhafte Erhaltung auch bei sofortigen Schutzmaßnahmen gering ist. Um dieses Moos zu erhalten, bedarf es anderer Maßnahmen als im Moor. Wichtig ist, dass alte Laubbäume, vor allem Buchen, im Wald verbleiben, und das in nicht zu geringer Anzahl, damit das Moos auch dann erhalten bleibt, wenn einer oder mehrere der Trägerbäume gefällt werden oder zusammenbrechen. Das bedeutet eine Nutzung nur durch vorsichtige Einzelstamm- Entnahme und keine, auch nicht kleinflächige, Kahlschläge und ein Verzicht auf das Einbringen von Nadelholz (etwa spontan aufkommende Tannen können aber stehen bleiben) Erwähnte Literatur. BACHMANN Helene 1982. Die Vegetation des Irrseebeckens. Mscr., oö.landesregierung, 184 S., 11 Tab., Veg.Krte GRIMS, Franz, 1999: Die Laubmoose Österreichs. Catalogus Florae Austriae II. Teil, Bryophyten (Moose) Heft 1, Musci (Laubmoose). Biosystematics and Ecology Series Nr. 15, 418 S., Wien GRUBER, Johann Peter, KRISAI Robert, PILSL Peter & SCHRÖCK Christian 2001. Kommentierte Fundortliste der FFH-Arten: Buxbaumia viridis, Dicranum viride, Hamatocaulis vernicosus; Notothylas orbicularis aus dem Bundesland Salzburg. Mscr. Sbg. Landesreg. 14 S. KRISAI Robert, 1960. Pflanzengesellschaften aus dem Ibmer Moor. Jahrbuch des o.ö.musealvereines 105: 155-208, Linz KRISAI Robert, 1972: Das Jackenmoos bei Geretsberg, ein Kleinod im Sterben. Jahrb.d.o.ö. Musealver. 117: 292-300, Linz KRISAI Robert u. SCHMIDT Roland, 1983: Die Moore Oberösterreichs. Natur- und Landschaftsschutz in Oberösterreich Bd. 6, 298 S., Linz, OÖ. Landesregierung RICEK, Erich Wilhelm, 1977. Die Moosflora des Attergaues, Hausruck- und Kobernaußerwaldes. Schriftenreihe des oö. Musealver. Band 6, 243 S. SCHLÜSSLMAYR, Gerhard (2002): Die Familie Orthotrichaceae im Moosherbarium am Landesmuseum Linz. Beitr. Naturk. OÖ11:141-165 STEINER, Gert Michael (1992): Österreichischer Moorschutzkatalog, 3. erweiterte Auflage, 509 S., Graz ZECHMEISTER, Harald 2003. Die Moosarten des Anhanges II der Fauna-Flora-Habitat- Richtlinie in Österreich. unveröff. Auftragarbeit