Das flexible Zweiverdienermodell: Chance und Herausforderung für Väter und Unternehmen Papa ante portas wenn Väter vereinbaren 11. Multiplikationsveranstaltung des Unternehmensnetzwerks Erfolgsfaktor Familie, 07.12.2016, Berlin Dr. Martin Bujard Forschungsdirektor FB Familie und Fertilität, Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung
Wie viele Väter nehmen Elternzeit? Entwicklung von 2008-16 nach Bundesländern Anteil der Kinder, deren Väter Elternzeit bezogen hat (in %) 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 Saarland Bremen Nordrhein Westfalen Mecklenburg Vor. Sachsen Anhalt Rheinland Pfalz Schleswig Holstein Niedersachsen Hessen Deutschland Brandenburg Hamburg Berlin Baden Württemberg Thüringen Bayern Sachsen 34,2 *2008 Anstieg *2009 Anstieg *2010 Anstieg *2011 Anstieg *2012 Anstieg *2013 Anstieg *2014 Quelle: Eigene Darstellung basierend auf: Statistisches Bundesamt 2016. Die Werte beziehen sich auf die im entsprechenden Jahr geborenen Kinder. Anteil 34,2 = 244 000 Väter (von 715.000 in 2014 geborenen Kindern)
Wie viele Monate nehmen Väter Elternzeit? Durchschnittliche Dauer der Väterzeit: 3,1 Monate 78,7 % nehmen nur 2 Monate Anteil der Väter mit Elternzeit (in %) 25 30 35 40 45 Sachsen Bayern Thüringen Baden-Württemberg Hamburg Berlin Brandenburg Hessen Niedersachsen Rheinland-Pfalz Schleswig-Holstein Mecklenburg-Vor. Sachsen-Anhalt Nordrhein-Westfalen Bremen Saarland 2.5 3 3.5 4 Länge der Väterzeit für 2014 geborene Kinder Quelle: Eigene Darstellung basierend auf: Statistisches Bundesamt 2016. Die Werte beziehen sich auf die im entsprechenden Jahr geborenen Kinder.
In welchem Monat beginnen Väter mit der Elternzeit? 40 35 Anteil der Elternzeit Väter (in %) 30 25 20 15 10 05 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Alter des Kindes bei Beginn der Väterzeit Quelle: Eigene Darstellung basierend auf: Statistisches Bundesamt 2016. Die Werte beziehen sich auf die Jahre 2014-16.
Was ist die ideale Elternzeit für Väter? 30 25 Eltern Kinderlose 20 Anteil (in %) 15 10 5 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Elternzeit in Monaten Quelle: Familienleitbild Welle 2, 2016, eigene Berechnungen.
Erwartungen an Väter Quelle: Gründler, Sabine; Dorbritz, Jürgen; Lück, Detlev; Naderi, Robert; Ruckdeschel, Kerstin; Schiefer, Katrin; Schneider, Norbert F. (2013): Familienleitbilder. Vorstellungen, Meinungen, Erwartungen. Wiesbaden: Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung.
Ideale Arbeitszeit für Mütter und Väter mit einem 2-jährigen Kind 80 70 60 Mutter Vater Anteil in % 50 40 30 20 10 0 gar nicht 1 15 16 25 26 35 Vollzeit Ideale Arbeitszeit von Paaren mit 2 jährigem Kind (Stunden pro Woche) Quelle: Familienleitbild Welle 2, 2016, eigene Berechnungen.
Quelle: Zeitbudgeterhebung, Statistisches Bundesamt 2015 Haushalt und Freizeit von Eltern im Vergleich zu kinderlosen Paaren
Rushhour des Lebens: Mütter Quelle: Bujard, Panova 2016, Rushhour des Lebens, in: Bevölkerungsforschung Aktuell 37 (1), S. 11-20.
Rushhour des Lebens: Väter Quelle: Bujard, Panova 2016, Rushhour des Lebens, in: Bevölkerungsforschung Aktuell 37 (1), S. 11-20.
Arbeitszeit pro Woche bei 25- bis 45-Jährigen 45 Normale Arbeitszeit pro Woche (in Stunden) 40 35 30 25 Frauen mit Kindern im Haushalt 20 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 Alter Quelle: Bujard/Schwebel 2015.
Arbeitszeit pro Woche bei 25- bis 45-Jährigen 45 Normale Arbeitszeit pro Woche (in Stunden) 40 35 30 25 Frauen ohne Kinder im Haushalt Frauen mit Kindern im Haushalt 20 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 Alter Quelle: Bujard/Schwebel 2015.
Arbeitszeit pro Woche bei 25- bis 45-Jährigen 45 Normale Arbeitszeit pro Woche (in Stunden) 40 35 30 25 Frauen ohne Kinder im Haushalt Männer ohne Kinder im Haushalt Frauen mit Kindern im Haushalt 20 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 Alter Quelle: Bujard/Schwebel 2015.
Arbeitszeit pro Woche bei 25- bis 45-Jährigen 45 Männer mit Kindern im Haushalt Normale Arbeitszeit pro Woche (in Stunden) 40 35 30 25 Frauen ohne Kinder im Haushalt Männer ohne Kinder im Haushalt Frauen mit Kindern im Haushalt 20 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 Alter Quelle: Bujard/Schwebel 2015.
Arbeitszeit pro Woche nach Betriebsgröße 43 Väter ohne Kinder Arbeitszeit pro Woche 42 41 40 6 10 11 19 20 49 über 50 Anzahl der Beschäftigten im Betrieb Quelle: Eigene Darstellung basierend auf Mikrozensus 2012. Jahrgänge 1970-79.
Abend- und Wochenendarbeit, Überstunden Anteil (in %) 35 30 25 20 15 10 5 Väter ohne Kinder Anzahl Überstunden 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 Samstagsarbeit Abendarbeit 18 23 Uhr 0 Bezahlte Überstunden Unbezahlte Überstunden Väter reduzieren die Arbeitszeit da, wo es niederschwellig geht.
Das flexible Zweiverdienermodell Herausforderung o o o o Beide wollen berufstätig und aktive Eltern sein Dogmatische Debatte über Mütter: Rabenmutter versus Heimchen am Herd Väter oft in enormen Widersprüchen zwischen Wunsch und Realität Mütter haben mehr auf dem Arbeitsmarkt aufgeholt als Väter in der Fürsorge Charakteristika des flexiblen Zweiverdienermodells o o o o Flexible Arbeitszeiten im Lebensverlauf Flexible Aufteilung von Fürsorge und Erwerbsarbeit zwischen Mutter und Vater Gute Teilhabechancen in beiden Sphären und nicht zwingend rechnerische Gleichheit Positive Effekte auf Geburtenrate, Frauenerwerbsquote und Vater-Kind-Bindung Eltern brauchen Zeit für Fürsorge, v.a. bei Kindern unter 6 Jahren (Rushhour) Berufliche Zeiten müssen auch familiäre Rhythmen berücksichtigen
VISION zur Zeitverteilung im Lebensverlauf für Männer Modernes Väter-Karriere-Modell Beruf und Schule/Ausbild. Beruf Fürsorge Beruf Rente 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Alter in Jahren Zwei mal 6 Monate Elternzeit 10 Jahre 10 % weniger arbeiten = 2 von 40 Berufsjahren weniger Arbeit Reformoptionen der Politik aus wissenschaftlicher Perspektive: 1. Elternzeit ausbauen: 12+6 2. Familienzeit, Option von fix-bezahlter 10%igen Arbeitszeitreduzierung für Väter mit Kindern <6 Jahre
Möglicher Beitrag von Unternehmen Unternehmenskultur und Kommunikation sind zentral: Vorbilder auf der Führungsebene Wissen, ob Mitarbeiter Vater ist Familie Thema in Mitarbeitergesprächen Informelle Arrangements für Eltern Workshops Nicht nur nice to have, sondern Vorteile für Betriebe: Soziale Kompetenzen aktiver Väter Gesundheitsprävention geringe Fehlzeiten und höhere Mitarbeiterproduktivität (BMFSFJ 2016: 7) Mitarbeiterbindung, Loyalität
Fazit Wunsch: mehr Zeit für die Kinder Norm des Vollzeit-Jobs Realität: Väter arbeiten viel Große Kluft zwischen Wunsch und Realität Generation der Chancen: aktive Väter Elterngeld neue Norm Rushhour des Lebens: Karriereschritte, Geldbedarf wenn Kinder klein sind
Vielen Dank! Für weitere Informationen: martin.bujard@bib.bund.de www.bib.bund.de www.bib.bund.de/bujard
Free Downloads neue Publikationen Väter zwischen Wunsch und Realität Martin Bujard, Lars Schwebel 2015 Die junge Vätergeneration wünscht sich eine aktivere Rolle bei der Fürsorge ihrer Kinder. Allerdings arbeiten Väter nach wie vor viel, sogar mehr als kinderlose Männer. Der Beitrag zeigt, welche Arbeitsmarktstrukturen, Erwartungen und Dynamiken Väter in die Ernährerrolle drängen. Neue Wege werden durch das Elterngeld und eine Avantgarde in akademischen Großstadtmilieus eingeschlagen. Artikel der Zeitschrift GWP Gesellschaft. Wirtschaft. Politik http://www.budrich-journals.de/index.php/gwp/article/view/19456 Familien-Leitbilder Muss alles perfekt sein? Sabine Diabaté, Jürgen Dorbritz, Detlev Lück, Robert Naderi, K. Ruckdeschel, K. Schiefer, Norbert F. Schneider 2015 In Deutschland dominiert eine Kultur des Bedenkens, Zweifelns und Sorgens im Hinblick auf Elternschaft. Welche Anforderungen an die Erziehungsleistung von Eltern werden wahrgenommen? Und: Wird eine Gerechtigkeitslücke zwischen Kinderlosen und Familien mit mehreren Kindern gesehen? http://www.bib-demografie.de/de/veroeffentlichungen/broschueren/broschueren_node.html Rushhour des Lebens Martin Bujard, Ralina Panova 2016 "Rushhour des Lebens" wird zurzeit vielfach in der öffentlichen Debatte diskutiert. Die "Rushhour von Lebensentscheidungen" betrifft vor allem Akademiker. Dagegen trifft die "Rushhour im Familienzyklus" besonders Eltern von Kleinkindern, bei denen Beruf und Familie eine sehr hohe Arbeitsbelastung mit sich bringen. Der Beitrag skizziert diese Lebensphasen und erklärt die gesellschaftlichen Mechanismen. http://www.bib-demografie.de/rushhour_des_lebens