Einzelhandelsrelevante Daten 2008 Region Nordschwarzwald Bevölkerung Kaufkraft Umsatz Zentralität Mietpreise fotolia.com: Georg Kuna
Herausgeber: Industrie- und Handelskammer Nordschwarzwald Verfasser: Hubert Spannagel Telefon: 07231 201-105 spannagel@pforzheim.ihk.de 2008 Industrie- und Handelskammer Nordschwarzwald. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder Vervielfältigung auf Papier und elektronischen Datenträgern sowie Einspeisung in Datennetze nur mit Genehmigung des Herausgebers. Alle Angaben wurden mit größter Sorgfältigkeit erarbeitet und zusammengestellt. Für die Richtigkeit und Vollständigkeit des Inhalts sowie für zwischenzeitliche Änderungen übernimmt die Industrie- und Handelskammer Nordschwarzwald keine Gewähr.
Inhalt Vorwort Seite 1 Bevölkerungsentwicklung Seite 2 Bevölkerung Region Nordschwarzwald Seite 3 Bevölkerungsstruktur Kommunen Seite 4 Kaufkraft Seite 5 Kaufkraft Kommunen Seite 6 Kaufkraftverteilung nach Altersklassen Seite 7 Kaufkraft für den Einzelhandel Seite 8 Einzelhandelszentralität Seite 9 Mietpreise im Einzelhandel Seite 10
Vorwort Kaum eine Branche in Deutschland entwickelt sich so dynamisch wie der Handel. Als drittgrößter Wirtschaftsfaktor in Deutschland erwirtschaften rund 400.000 Geschäfte ca. 380 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr. Der Strukturwandel im Einzelhandel ist in vollem Gange und hat weitreichende Folgen. Gerade der mittelständische traditionelle familiengeführte Handelsbetrieb mit den meisten Beschäftigten droht immer mehr auf der Strecke zu bleiben. Das erfordert im mittelständischen Einzelhandel deutlich mehr Professionalität. Die aktuelle Lage verlangt klare Konzepte für die Unternehmen, aber auch von der Politik und Verwaltung. Längst hat sich der Wettbewerb zwischen den innerstädtischen Händlern zu einem Wettbewerb zwischen Innenstadt und Grüner Wiese oder zu einem Wettbewerb zwischen den Kommunen entwickelt. Hier sind Politik und Verwaltung gefordert, verlässliche Rahmenbedingungen zur Steigerung der Attraktivität innerstädtischer Standorte und gezielt ausgewiesene Sondergebiete zur Handelsansiedlung zu schaffen. Dies bedeutet planerische Sicherheit für die Handelsunternehmen, die auch über eine Wahlperiode der kommunalen Verwaltung hinausgehen muss. Ziel dieser Veröffentlichung der Industrie- und Handelskammer Nordschwarzwald ist es, die Wettbewerbsfähigkeit der Einzelhandelsstandorte in der Region Nordschwarzwald mittel- und langfristig zu sichern. Impulse für ein gemeinsames Handeln von Unternehmen, Politik und Verwaltung sollen gegeben werden. Es ist notwendig, lokale und regionale Marktchancen im Handel zu erkennen. Diese Entwicklungspotenziale sind im Spannungsfeld von Regional- und Landesplanung zu nutzen. Gerade in ländlichen Regionen sind dazu interkommunale Handelskonzepte notwendig. -1-
Bevölkerungsentwicklung Demographischer Wandel Im Fokus des Handels stehen die Kunden mit ihrer Kaufkraft. Die Abnahme der Bevölkerungszahl und die Zunahme der Älteren wirken sich bereits heute vielschichtig auf die Entwicklung der Konsumausgaben in Deutschland aus. Der Einfluss der demographischen Entwicklung wird in den kommenden Jahren spürbar zunehmen. Während der Bevölkerungsrückgang die Nachfrage mindert, resultieren aus der Verschiebung der Altersstruktur auch neue Chancen. Die Generation der über 50- Jährigen, auch Best-Ager genannt, werden künftig den Konsum in besonderem Maße prägen. Die Bevölkerungsentwicklung stellt sich regional jedoch sehr unterschiedlich dar. Einige Regionen werden mit den Auswirkungen des Bevölkerungsrückgangs bereits seit geraumer Zeit konfrontiert, während in anderen Regionen die Anzahl der Bevölkerung relativ konstant ist. In diesem Zusammenhang wird auf den Raumordnungsbericht 2005 des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung (BBR) hingewiesen. Diesem Bericht ist zu entnehmen, dass relativ stabile Bevölkerungszahlen für den Südwesten in den nächsten Jahren prognostiziert werden. Trend der Bevölkerungsentwicklung bis 2020 Quelle: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, Raumordnungsbericht 2005, Berichte Bd. 21-2-
Die Verschiebung der Altersstruktur wird sich mittelfristig auch im Südwesten vollziehen. Die Anzahl der über 50-Jährigen wird deutlich zunehmen. Der Anteil der älteren Bevölkerung insgesamt wird durch eine höhere Lebenserwartung steigen. Wobei sich mit dem höheren Lebensalter die Zahl der Frauen anteilig erhöht. Diese kaufkräftige Generation gilt als sehr konsumfreudig. Sie wird in den nächsten Jahren mit einer verstärkten Nachfrage nach Produkten, z.b. aus dem Genuss- und Wellnessbereich wichtige Nachfragetrends setzen. Um diese Kaufkraft abschöpfen zu können, sind neue innovative Konzepte gefragt. Mit einer speziellen Marketingausrichtung gilt es dann, diese Konsumentengruppe zu erreichen. Bevölkerung Stadt- / Landkreise Stadtkreis Pforzheim Landkreis Enzkreis Landkreis Freudenstadt Landkreis Calw Bevölkerung Stand 2006 über 65- Jährige über 75- Jährige Wanderungsgewinn/ -verlust im Jahr 2006 119.156 24.656 11.099 + 284 196.159 36.523 14.954-191 122.275 22.825 9.709-210 160.341 29.990 12.773-654 Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Stuttgart, 2008 Trotz der Prognose von relativ stabilen Bevölkerungszahlen, nimmt die Region Nordschwarzwald im Jahr 2006 um 1,3 % oder 771 Einwohner, laut einer Auswertung des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg, ab. Betroffen davon, ist allein der Landkreis Calw mit einem Minus von 654 Einwohnern. In den einzelnen Kommunen der Landkreise stellt sich dies jedoch sehr unterschiedlich dar. Nachfolgend sind einige Kommunen aus den Landkreisen detailliert aufgeführt. Diesem Schrumpfungs- und Abwanderungsprozess zu begegnen ist in den kommenden Jahren die Herausforderung für jede einzelne Kommune. Wesentliche Aufgabe ist die aktive Gestaltung attraktiver Wirtschafts- und Lebensräume. Der Zielerreichungsgrad ist an der Bevölkerungsveränderung abzulesen. -3-
Bevölkerungsstruktur Kommunen Bevölkerung Stand 2006 über 65- Jährige über 75- Jährige Wanderungsgewinn/ -verlust im Jahr 2006 Pforzheim, Stadt 119.156 24.656 11.099 + 284 Landkreis Enzkreis Königsbach-Stein Mühlacker, Stadt Neuenbürg, Stadt Remchingen Straubenhardt 9.859 26.069 7.677 11.764 10.739 1.858 5.111 1.598 2.049 1.972 685 2.131 706 803 807-22 - 36-33 + 55 + 39 Landkreis Freudenstadt Alpirsbach, Stadt Baiersbronn Dornstetten, Stadt Freudenstadt, Stadt Horb am Neckar, Stadt 6.847 16.080 8.097 23.942 26.136 1.444 3.253 1.299 5.281 4.364 636 1.391 521 2.428 1.731-60 - 84-22 + 63 + 33 Landkreis Calw Altensteig, Stadt Bad Wildbad, Stadt Calw, Stadt Nagold, Stadt 11.234 10.878 23.680 22.779 2.067 2.611 4.298 4.163 967 1.131 1.801 1.696 + 20-100 - 148-44 Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Stuttgart, 2008 Kaufkraft Die Kaufkraft besagt, wie viel Geld den Konsumenten für Ausgaben zur Verfügung steht. Die Gesellschaft für Konsum- und Absatzforschung (GfK) geht als Basis von den Ergebnissen der amtlichen Lohn- und Einkommensteuer-Statistiken aus. Darin enthalten sind unter anderem die Einkünfte aus nichtselbstständiger und selbstständiger Arbeit, sowie die Kapitaleinkünfte. Davon wird die Lohn- und Einkommensteuer abgezogen. Zusätzlich werden durch Sonderauswertungen Renten, Pensionen, Arbeitslosengeld, Wohn- und Kindergeld sowie Bafög einbezogen. Diese Berechnungen werden von der GfK mit volkswirtschaftlichen Informationen von Wirtschaftsinstituten und deren Prognosen für das laufende Jahr verknüpft. Dann erfolgt eine Projektion in das aktuelle Jahr. Die von der GfK prognostizierte Kaufkraft für die Region Nordschwarzwald beträgt für das Jahr 2008 11,9 Milliarden Euro. -4-
Für einen aussagefähigen Vergleich setzt man die Kaufkraft in Relation zur Bevölkerungszahl. Die Pro-Kopf-Kaufkraft in Euro liegt nach GfK Angaben in der Region Nordschwarzwald im Jahr 2008 bei 19.913 Euro. Der Bundesdurchschnitt im Vergleich dazu liegt bei 18.734 Euro. Ein weiterer Vergleich zeigt, dass nur der Landkreis Enzkreis über dem Durchschnitt der Region liegt, jedoch alle Stadt- und Landkreise zusammen über dem Bundesdurchschnitt. Diese statistische Zahl der GfK kann auf ein hohes Potenzial für den Handel in der Region hinweisen. Die vom Statistischen Landesamt im Nachgang errechneten Werte können von diesen projizierten Zahlen der GfK abweichen. Kaufkraft 2008 / Kreise Kaufkraft 2008 in Mio. Euro Kaufkraft 2008 Euro je Einw. Kaufkraft 2008 Index, D=100 LK Calw 3.153,9 19.670 105,0 SK Pforzheim 2.253,8 18.915 101,0 LK Enzkreis 4.173,3 21.275 113,6 LK Freudenstadt 2.325,4 19.018 101,5 Quelle: GfK GeoMarketing GmbH Für den einzelnen Händler vor Ort ist es interessant, die kommunale Kaufkraft zu betrachten. Der bundesweite Durchschnitt der Kaufkraft liegt bei 18.734 Euro (=100%). Diese Betrachtung der GfK-Kaufkraft je Einwohner zeigt auf, dass Baiersbronn mit 17.270 Euro, Altensteig mit 17.856 Euro und Bad Wildbad mit 18.022 Euro unter dem Durchschnitt der bundesweiten Kaufkraft liegen. Spitzenreiter in der Kaufkraft sind Königsbach-Stein mit 21.427 Euro, Neuenbürg mit 21.046 Euro und Remchingen mit 20.346 Euro. Der Enzkreis liegt mit allen unten angeführten Kommunen über der durchschnittlichen Kaufkraft der Region. -5-
Kaufkraft 2008 - Kommunen Kaufkraft 2008 in Mio. Euro Kaufkraft 2008 Euro je Einw. Kaufkraft 2008 Index, D=100 Pforzheim, Stadt 2.253,8 18.915 101,0 Landkreis Enzkreis Königsbach-Stein Mühlacker, Stadt Neuenbürg, Stadt Remchingen Straubenhardt Landkreis Freudenstadt Alpirsbach, Stadt Baiersbronn Dornstetten, Stadt Freudenstadt, Stadt Horb am Neckar, Stadt Landkreis Calw Altensteig, Stadt Bad Wildbad, Stadt Calw, Stadt Nagold, Stadt Quelle: GfK GeoMarketing GmbH 211,3 529,2 161,6 239,3 217,9 132,4 277,7 153,6 452,6 514,1 200,6 196,0 479,2 446,2 21.427 20.299 21.046 20.346 20.288 19.344 17.270 18.973 18.903 19.669 17.856 18.022 20.236 19.589 114,4 108,4 112,3 108,6 108,3 103,3 92,2 101,3 100,9 105,0 95,3 96,2 108,0 104,6 Es empfiehlt sich jedoch, diese Kaufkraftzahlen nicht für sich alleine zu betrachten, sondern sie im Kontext mit weiteren Parametern zu sehen. Besonders interessant sind hierbei die Arbeitslosenzahlen, Art und Umfang des ansässigen produzierenden Gewerbes, die Höhe der durchschnittlichen Löhne und Gehälter im verarbeitenden Gewerbe und die Einzelhandelszentralität. Eine Aussage, wie viele wohlhabende Personen in der Region leben oder wie viele Einwohner mit bescheidenen Einkünften Teil der Bevölkerung sind, lässt sich daraus nicht ableiten. 110 100 90 80 Stadt Pforzheim Königsbach-Stein Stadt Mühlacker Stadt Neuenbürg Remchingen Straubenhardt Stadt Alpirsbach Baiersbronn Stadt Dornstetten Stadt Freudenstadt Stadt Horb am Neckar Stadt Altensteig Stadt Bad Wildbad Stadt Calw Stadt Nagold Region Nordschwarzwald Deutschland -6-
Kaufkraftverteilung in Deutschland nach Altersklassen 65+ J. 19,6% 15-19 J. 1,1% 20-29 J. 9,5% 30-39 J. 19,8% 50-64 J. 27,0% 40-49 J. 23,0% Quelle: METRO-Handelslexikon 2007/2008 Bereits heute wird die große Bedeutung der über 50-Jährigen für den Konsum durch die Kaufkraftverteilung erkennbar. Fast die Hälfte der gesamten Kaufkraft entfällt auf diese Altersgruppe. Für den Einzelhandel ist dies eine Chance, sich über neue Konzepte und Themen, wie Erlebnis, Komfort, Bequemlichkeit (Convenience) und Service zu profilieren. Dies ist besonders auch für kleine und mittelständische Einzelhändler eine Möglichkeit, sich gegenüber Großformen im Handel zu behaupten. Immer mehr wird die Trennung zwischen Einzel- und Großhandel, Vorstufe, Produzenten und Zulieferern durch erfolgreiche vertikale Systeme abgelöst. Die herkömmliche Art, vom Einkauf über die Werbung bis zum Verkauf alles selbst zu gestalten, wird nur noch sehr schwer mit Erfolg zu realisieren sein. Die Zeit des einzelnen Handelns scheint durch Kooperationen in unterschiedlichen Formen, von Einkaufsgemeinschaften bis hin zum Franchisingsystem, in Werbeund Aktionsgemeinschaften abgelöst zu werden. Die Profilierung und Positionierung im Wettbewerb findet dann meist über eine zielgruppenspezifische Kundenorientierung statt. Trotz der immer größer werdenden Bedeutung des Online-Handels, soll an dieser Stelle nicht näher darauf eingegangen werden. -7-
Kaufkraft für den Einzelhandel EH-Kaufkraft 2008 in Mio. Euro EH-Kaufkraft 2008 Euro je Einw. EH-Kaufkraft 2008 Index, D=100 Pforzheim, Stadt 672,1 5.641 100,7 Landkreis Enzkreis Königsbach-Stein Mühlacker, Stadt Neuenbürg, Stadt Remchingen Straubenhardt 59,1 150,7 45,6 68,0 62,0 5.991 5.782 5.937 5.782 5.777 106,9 103,2 106,0 103,2 103,1 Landkreis Freudenstadt Alpirsbach, Stadt Baiersbronn Dornstetten, Stadt Freudenstadt, Stadt Horb am Neckar, Stadt 38,5 84,0 44,8 131,9 147,9 5.626 5.227 5.535 5.509 5.657 100,4 93,3 98,8 98,4 101,0 Landkreis Calw Altensteig, Stadt Bad Wildbad, Stadt Calw, Stadt Nagold, Stadt 60,0 58,6 136,2 129,2 5.338 5.387 5.750 5.673 95,3 96,2 102,6 101,3 Quelle: GfK GeoMarketing GmbH Die einzelhandelsrelevante Kaufkraft ist der Teil der allgemeinen Kaufkraft die für den Einzelhandel zur Verfügung steht. Sie kann als Umsatzpotenzial einer Kommune oder Region betrachtet werden. Nicht berücksichtigt sind die Ausgaben für Mieten, Brennstoffe etc. Nach wie vor sinkt der Anteil des Einzelhandelsumsatzes am privaten Verbrauch. Im Zeitraum von 1990 bis 2006 von über 42 Prozent auf 29 Prozent. Dies verschärft den Wettbewerb und die Unternehmens- und Umsatzkonzentration. Die Chancen dieses verschärften Wettbewerbs sind in der Veränderung des Warenangebots und der Vertriebsformen zu sehen, die den sich ändernden Kundenwünschen angepasst werden. Erhalten werden müssen jedoch die gewachsenen Einkaufsstandorte in den Innenstädten. Es geht nicht allein um den Austausch von Waren, sondern vielmehr um erhaltenswerten Lebensraum, der von der Bevölkerung als Aufenthaltsbereich und Kontaktforum genutzt wird. -8-
Einzelhandelszentralität POS Umsatz 2007 in Mio Euro POS Umsatz 2007 Euro pro EW POS Umsatz 2007 Index, D=100 Zentralitätskennziffer 2007 D=100 Pforzheim, Stadt 927,5 7.793 151,2 150,7 Landkreis Enzkreis Mühlacker, Stadt Remchingen Straubenhardt Landkreis Freudenstadt Baiersbronn Freudenstadt, Stadt Horb am Neckar, Stadt Landkreis Calw Altensteig, Stadt Bad Wildbad, Stadt Calw, Stadt Nagold, Stadt 117,6 45,4 48,4 59,4 211,2 121,4 35,8 55,1 152,3 204,1 4.504 3.883 4.504 3.663 8.833 4.649 3.192 4.980 6.393 8.951 87,4 75,3 87,4 71,1 171,3 90,2 61,9 96,6 124,0 173,6 85,9 73,5 85,3 76,6 175,6 89,9 65,3 101,0 121,9 173,2 Quelle: GfK GeoMarketing GmbH Die Zentralitätskennziffer stellt den Anteil der in der jeweiligen Stadt gebundenen Kaufkraft in Prozent dar. Die Basis ist der Bundesdurchschnitt (=100 %). Bewegt sich der Wert über 100 %, so fließt von anderen Kommunen Kaufkraft zu. Grund kann hierfür der Tourismus, eine besonders attraktive Stadt, ein guter Branchenmix, ein guter Mix aus großflächigen zu kleinflächigen Anbietern, etc. sein. Sollte in einer Kommune der Wert unter 100 % liegen, ist eine genaue Analyse, evtl. mit Hilfe einer Bestandsaufnahme, ratsam. Die weiteren Handlungsoptionen können daraus abgeleitet werden. Entscheidend für alle Standorte ist, dass es im Wettbewerb immer wichtiger wird, Strategien zur Gewinnung von Einzelhandelszentralität zu entwickeln. Allein die Kennziffer zur Handelszentralität bringt nicht zum Ausdruck, ob der Umsatz auf der Grünen Wiese oder in den Innenstädten erzielt wird. Diese Gefahr einer oft unumkehrbaren innenstadtschädlichen Entwicklung besteht ohne klare standortbezogene Einzelhandelskonzepte. Eine eindeutige Aufgabe und Forderung an alle Kommunen. Der Einzelhandel in der Region leidet unter Kaufkraftabfluss. Während die Einzelhandelsumsätze in Deutschland insgesamt etwa 6 Prozent geringer sind als die einzelhandelsrelevante Kaufkraft, beträgt der Unterschied in der Region Nordschwarzwald etwa 15,3 Prozent. Das heißt, dem regionalen Einzelhandel gelingt es nur bedingt, die relativ hohe Kaufkraft zu binden. Es muss vielmehr davon ausge- -9-
gangen werden, dass ein erheblicher Teil der Kaufkraft in benachbarte Ballungszentren und Kommunen abfließt. Für den Einzelhandel der Region bedeutet dies, dass neben der Festigung der erreichten Position alle Bestrebungen dahin gehen sollten, Umsätze aus den angrenzenden Regionen zurückzuholen. Dies gelingt nur durch eine weitere Stärkung des Oberzentrums und eine attraktive Entwicklung der Mittel- und Unterzentren. Dazu gehören neben den kommunalen Voraussetzungen die konsequente Weiterentwicklung der Qualität des Einzelhandelsangebotes. Mietpreise im Einzelhandel Der Mietpreis ist für den Einzelhandel immer noch der zweitgrößte Kostenblock. Deshalb hat die Industrie- und Handelskammer im Rahmen einer Umfrage die Mietpreise in ausgewählten Kommunen erhoben. Diese Umfrage wird bereits seit 2002, alle zwei Jahre durchgeführt und kann als Anhaltspunkt für Einzelhändler, Eigentümer und Kommunen dienen. Diese Daten stellen jedoch keine Mietpreisempfehlung der Industrie- und Handelskammer Nordschwarzwald für bestimmte Objekte dar. Es soll ganz bewusst eine Verbesserung der Markttransparenz erreicht werden. Für eine Einschätzung ihrer, für ein besonderes Objekt anzusetzenden Miete, verweisen wir auf die von der Industrie- und Handelskammer bestellten Sachverständigen. Zentralitätsstufe Umsatzkennziffer Min. Mietpreis pro m 2 VK in EUR Max. Mietpreis pro m 2 VK in EUR (gewogener) Durchschnittswert/m 2 VK in EUR Bad Wildbad Mittelzentrum 96,6 5,00 11,95 7,50 Calw Mittelzentrum 124,0 1,80 13,00 7,40 Freudenstadt Mittelzentrum 171,3 4,00 31,26 14,85 Mühlacker Mittelzentrum 87,4 4,50 20,00 11,30 Nagold Mittelzentrum 173,6 8,00 17,85 14,37 Pforzheim Oberzentrum 151,2 3,00 54,50 17,45-10-
Spitzenreiter in der Mietpreishöhe ist das Oberzentrum Pforzheim. Entscheidend für die Mietpreishöhe ist in erster Linie die Lage in den Innenstädten. Nach wie vor sehr gefragt sind die absoluten 1a-Lagen. Ein weiterer entscheidender Punkt sind die Flächengrößen. So sind kleinere Flächen überwiegend teurer als Großflächen. Dies funktioniert nur, wenn ein entsprechender Mix an Flächengrößen vorhanden ist. Kommunen mit gewachsenen kleinparzellierten Innenstadtflächen, meist Altbauten in privatem Besitz, fehlt oft die Attraktivität sogenannter Ankermieter. Die Leerstandquote hat in kleineren Städten und schlecht frequentierten Lagen in den vergangenen Jahren zugenommen. Es ist eine der Folgen des ungebremsten Verkaufsflächenwachstums. Leider findet dieser Zuwachs meist auf der Grünen Wiese statt und setzt damit die Innenstadtlagen weiter unter Druck. Eine derzeit hohe Mobilität der Verbraucher fördert diese Entwicklung zusätzlich. -11-
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