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Transkript:

Wetterrückblick 2010 Dr. Volker Beer Januar Der Januar verlief schneereich, trüb und zu kalt. Das bedeutendste Wetterereignis war Tief "Daisy" (Vb-Zugbahn), das am 9. Januar der Ostseeküste eine Sturmflut brachte. Stürmische Winde verursachten in Mecklenburg und Teilen Brandenburgs meterhohe Schneeverwehungen. Zeitweise lag ganz Deutschland unter einer geschlossenen Schneedecke, die in Greifswald 46 cm, in Leipzig 34 cm und in Saarbrücken bis zu 25 cm stark war. Die Sonne machte sich lange Zeit sehr rar: Bis zum 25. Januar schien sie in Nürnberg nur eine halbe Stunde lang. Mit einem Monatsmittel von -5,2 C (mehr als 4 Grad unter dem Referenzwert) war Sachsen im Januar 2010 das kälteste Bundesland (Berlin-Brandenburg und Sachsen-Anhalt je - 5,1 C, Thüringen -4,9, Meck-Pom. -4,8 C). Es war in Sachsen seit 23 Jahren der kälteste Januar. Die deutschlandweit tiefsten Temperaturen traten am 27. Januar in Bad Muskau in der Oberlausitz mit -24,3 C und Deutschneudorf-Brüderwiese im mittleren Erzgebirge mit -24,0 C auf. Die Niederschlagsmenge blieb mit 46 l/m² (52 l/m²) ebenso wie die Sonnenscheindauer mit 41 Stunden (79 %) unter dem vieljährigen Mittel. Februar Insgesamt zeigte sich der Februar in ganz Deutschland zu kalt. Die Monatsmitteltemperatur lag in Sachsen etwa 1 Grad unter dem Referenzwert. Der kälteste Tag war der 9. Februar mit bis -20 C an der Spree und Teilen Sachsens. Aber auch vom 13. bis 15. trat vielerorts im Freistaat strenger Frost auf. Die Niederschlagsbilanz ist weitgehend ausgeglichen. In einigen Regionen gab es etwas mehr als die Hälfte, in anderen Regionen etwas weniger als 50 Prozent des Monatssolls. Da überwiegend Tiefdruckgebiete das Wetter bestimmten, war Sonnenschein Mangelware. Fast ganz Deutschland lag dauerhaft unter einer Schneedecke. März Das monatliche Temperaturmittel lag etwa 1 Grad über dem Klimareferenzwert. Daraus ist der äußerst unterschiedliche Temperaturverlauf des März kaum zu erkennen. Während die erste Monatshälfte um etwa 4 Grad zu kalt war, blieb die zweite um 5 Grad zu warm. So zeigte der Winter besonders zwischen dem 6. und 10. noch einmal sein frostiges Gesicht. Nachts sanken die Temperaturen verbreitet in den zweistelligen Minusbereich. Nach dem langen Winter war die Vegetation um etwa zwei Wochen gegenüber früheren Jahren zurück. Winde aus West bis Süd führten danach in zunehmendem Maße wärmere Luft heran. Dem Höhepunkt des warmen Frühlingswetters folgte danach wieder ein markanter Temperatursturz von teilweise mehr als 10 Grad innerhalb ganz kurzer Zeit. April Der Monat war extrem sonnenscheinreich und trocken. Die Mitteltemperatur lag im Freistaat um 1,5 bis 2 Grad über dem Klimareferenzwert. Die mittlere Niederschlagshöhe ergab sich zu etwa 21 l/m². Das sind etwa 64 % weniger als in der Referenzperiode. Der Monat ordnete sich somit als der zweittrockenste April seit 1901 (hinter 2007 und vor 1974) und als vierttrockenster seit 1881 (hinter 1893, 2007 und 1883) ein. Die Sonnenscheindauer betrug 217 Stunden. Das sind 43 % mehr als Wetterrückblick 2010.doc Dr. Volker Beer 1

im Bezugszeitraum. Damit war der April 2010 der dritte in der Reihe relativ sonnenscheinreicher Aprilmonate seit 1951 (hinter 2007 und 2009). Mai Der Mai zeigte sich durchweg zu trübe, zu kühl und deutlich zu nass. Die Monatsmitteltemperatur lag mit 11,0 C etwa 1,5 Grad unter dem Klimareferenzwert. Die Niederschlagsmenge betrug im Landesschnitt 112 l/m² (167 %). Teilweise fiel mehr als die doppelte Niederschlagsmenge. Mit nur 100 Stunden (50 %) Sonnenschein wurde bundesweit die geringste Sonnenscheindauer registriert. Carlsfeld im Erzgebirge brachte es nur auf etwa 72 Stunden (42 %) den bundesweit niedrigsten Wert und unterbot damit seinen bisherigen Stationsrekord von 1996 um fast 40 Stunden. Den zweitniedrigsten Wert meldete Zinnwald-Georgenfeld mit etwa 80 Stunden (43 %). Nur um Pfingsten wurde an 2 bis 5 Tagen die 20 C Marke überschritten. Am 24.Mai endete abrupt diese kurze, etwas mildere Periode. Mehrere Tornados zogen von der Dübener Heide bei Torgau bis zur Lausitz in den Raum Kamenz, wo sie zerfielen. Die Unwetter zogen glücklicherweise durch nahezu unbesiedelte Gebiete Südbrandenburgs und Nordsachsens. In Leipzig fielen innerhalb von 2 Minuten 9 l/m² (eigene Messung) Starkregen mit Graupel, nördlich von Dresden bis zu 15 l/m² (mdr - Meldung) Niederschlag in kürzester Zeit. Juni Der Juni zeigte sich durchweg sommerlich, sonnenscheinreich und warm. Mit 323 Sonnenstunden (162 %) war es im Leipziger Raum am sonnigsten. Am kältesten war es in Carlsfeld und Zinnwald-Georgenfeld mit einem Monatsmittel von jeweils 12,9 C, aber immer noch um 1,6 K bzw. 1,3 K wärmer als der jeweilige klimatologische Referenzwert. Niederschläge fielen nur wenige, und diese insbesondere zu Monatsbeginn. Es war deutlich zu trocken. In Leipzig fielen nur knapp 11 l/m². In Brandenburg fiel nahezu gar kein Niederschlag, Berlin vermeldete nur einen einzigen Liter Niederschlag pro Quadratmeter. Während in Sachsen und weiter nördlich über den ganzen Monat Hochdruckeinfluss dominierte, lagen im Gegensatz dazu Oberbayern und der Alpenraum im Einflussbereich von Tiefdruckgebieten des Mittelmeerraumes und der Biskaya. Dort fiel tagelang kräftiger Regen. In Holzkirchen wurden 226 l/m² gemessen. Insgesamt zeigte sich die Witterung in Sachsen um etwa 1,5 K zu warm (Leipzig 17,6 C, 1,8 K zu warm) und es fiel, abgesehen von einigen lokalen Gewittern, nur 20 bis 30 % der klimatologischen Niederschlagssumme. Juli Die ersten beiden Dekaden brachten hochsommerlich heißes und trockenes Wetter. Verbreitet wurden Temperaturen zwischen 30 und 37 C erreicht. Das Heulager erfolgte bei hochsommerlich trocken - heißen Wetter. Das Schwimmbecken war der gefragteste Ort! Im Juli 2010 lag das sachsenweite Temperaturmittel bei 20,7 C (3,5 K zu warm) und es wurden 279 Stunden (137 %) Sonnenschein registriert. Die Monatsmitteltemperatur erreichte in Leipzig 22,1 C (4,1 K zu warm), in Zinnwald- Georgenfeld 17,0 C (3,8 K zu warm) und in Carlsfeld ebenfalls 17,0 C, (4,2 K zu warm). Tief Quendeline beendete am 22. mit seinen Ausläufern die Hitzewelle. Gewitter am Nachmittag und Abend erbrachten auf dem Fichtelberg 67 l/m², in Görlitz 19 l/m², in Dresden 14 l/m², in Cottbus 13 l/m² und in Leipzig nur 0,5 l/m². Der Niederschlagsarmut der ersten beiden Dekaden stand ein regenreiches letztes Monatsdrittel gegenüber. So summierten sich die Niederschläge in Sachsen durchschnittlich auf 139 l/m² (193 %). Die größten Regenmengen fielen am 23. In Wetterrückblick 2010.doc Dr. Volker Beer 2

Plauen fielen 114 l/m² und in Aue 82 l/m². In Leipzig fielen nur 25 l/m². Insbesondere in Nordsachsen, dem Leipziger Raum und Teilen der Lausitz litten die Pflanzen unter der extremen Hitze und Trockenheit, die zur Notreife bei Getreide führten. In den genannten Gebieten war bereits zu Monatsende die Getreideernte eingebracht. Die unterschiedliche Niederschlagsverteilung veranschaulicht folgende Stationsübersicht: Fichtelberg 211 l/m², Görlitz 160 l/m², Dresden 117 l/m², demgegenüber Leipzig 49 l/m², Potsdam 39 l/m² und Neuruppin nur 9 l/m². August Das Tief Viola (Vb-Zugbahn) brachte am 6. und 7. August dem Zittauer Gebirge, dem Elbsandsteingebirge und dem Erzgebirge mit unwetterartigen Regenfällen Niederschlagsmengen von mehr als 100 l/m². Die Neiße erreichte in kurzer Zeit am Pegel Görlitz mit 7,07 m einen neuen Höchststand (bisherige Höchstmarke 6,71 m; Normalpegel 1,70 m). Zittau und Görlitz wurden überflutet. In Bad Schandau trat die Kirnitzsch über die Ufer. Über 200 Anwohner und Urlauber mussten per Hubschrauber aus dem Kirnitzschtal geborgen werden. Straßen, Brücken und Gleisanlagen wurden weggespült. In Neukirchen im Erzgebirge ertranken drei Personen. In den angrenzenden Gebieten Polens und Tschechiens traten verheerende Überschwemmungen auf, denen 7 Personen zum Opfer fielen. An der Station Bertsdorf-Hörnitz im Zittauer Gebirge fielen innerhalb von 48 Stunden 160 l/m², in Sohland/Spree 105 l/m², in Bautzen 95 l/m², in der Region um Chemnitz 84 l/m². Im Gegensatz dazu fielen in Leipzig nur 0,5 l/m² Regen. Im Zeitraum 12. und 13. August fiel in Sachsen erneut verbreitet ergiebiger Dauerregen, wobei insbesondere die westlichen Gebiete betroffen waren (Leipzig: 18 l/m² am 12.08. und 31 l/m² am 13.08., an beiden Tagen fielen in Dresden insgesamt nur 13 l/m²). Der diesjährige August war deutlich zu nass und sehr sonnenscheinarm. Es fiel das Mehrfache der üblichen Niederschlagsmenge. So wurden folgende Niederschlagsmengen im August registriert: Sohland/Spree: 304 l/m², Brocken: 269 l/m², Fichtelberg: 231 l/m², Görlitz: 195 l/m², Hof und Dresden je 188 l/m² und Leipzig 159 l/m². Die Monatsmitteltemperaturen entsprachen den Klimareferenzwerten oder lagen einige zehntel Grad darüber. September Dieser gab sich in Sachsen etwas unterkühlt und extrem nass. So lag die mittlere Temperatur bei 12 C und damit 1,4 K unter dem Klimareferenzwert. In Leipzig erreichte das Monatsmittel 13,2 C und lag um 0,4 K unter dem Klimareferenzwert. In Deutschneudorf-Brüderwiese im mittleren Erzgebirge wurde am 05. 09. das bundesweit tiefste Luftminimum von -1,0 C gemessen. Niederschlag fiel verbreitet und reichlich. So wurden erneut sachsenweit 200 bis 300 % des Klimareferenzwertes erreicht. In Klettwitz bei Cottbus fiel mit 160 l/m² mehr als fünfmal soviel Regen als der Klimareferenzwert. Auch in Halle wurde mit 152 l/m² die alte Rekordmarke aus dem Jahre 1952 um 50 l/m² deutlich übertroffen. In Leipzig fielen 139 l/m. Ein Dauerregen am 25. und 26. 09 erbrachte in Rosenthal-Bielatal mehr als 40 l/m², in Zinnwald-Georgenfeld 54 l/m² und in Deutschneudorf-Brüderwiese 67 l/m². Beide Stationen sind Spitzenreiter bei der Niederschlagsmonatssumme. So fielen in Zinnwald-Georgenfeld 173 l/m² (234 %) und in Deutschneudorf 164 l/m² (224 %). In Sachsen traten in der Folge erneut Bäche und Flüsse über die Ufer. Besonders betroffen waren die Schwarze Elster sowie die Gebiete in Ostsachen und der Lausitz. Wetterrückblick 2010.doc Dr. Volker Beer 3

Oktober Im Oktober überwog bis zur Monatsmitte, ruhiges, sonniges und trockenes Herbstwetter mit Höchstwerten bis um die 20 C. In der zweiten Monatshälfte brachten Kaltlufteinbrüche die ersten Nachtfröste und den Mittelgebirgen den ersten Schnee. Sonnig und mild ging der Oktober zu ende. Insgesamt war der Oktober deutlich zu trocken, sehr sonnenscheinreich aber etwas zu kühl. Die größten negativen Abweichungen vom Klimareferenzwert wurden in Zinnwald-Georgenfeld 3,6 C (1,9 K zu kalt), Carlsfeld 4,3 C (1,3 K zu kalt) und in Deutschneudorf- Brüderwiese 4,3 C (2,8 zu kalt) erreicht. In Dresen-Strehlen fielen 5 l/m², in Bertsdorf-Hörnitz und Görlitz jeweils 6 l/m² Niederschlag. Das entspricht 13 Prozent des Niederschlagsreferenzwertes. Besonders sonnenscheinreich war es in Görlitz mit 171 Stunden (135 %), Nossen mit 165 Stunden (154 %) und Chemnitz mit 163 Stunden (129 %). November Am 13. und 14. dominierte in Sachsen föhniges und ungewöhnlich mildes Wetter. In Dresden-Strehlen wurde mit 19,3 C der bisherige Rekord vom 12.11.1969 (19,0 C) gebrochen. Am 14. wurde bei sonnigem Wetter in einigen begünstigten Regionen Sachsens sogar die 20 Grad-Marke geknackt. In Garsebach bei Meissen wurden 20,6 C und in Leipzig 20,4 C gemessen. Zur gleichen Zeit fielen in einem Streifen, der von der Eifel über Sauerland und Harz bis zur Elbe reichte, ergiebige Niederschläge mit bis zu 90 l/m². Der Brocken meldete 81 l/m² und Stiege im Harz 78 l/m. Die Temperaturen der ersten beiden Dekaden lagen etwa 5 K über dem Klimareferenzwert. Am 22. und 23. brachte Tief Gundula den Winter bis in die mittleren Berglagen unserer Mittelgebirge. Erneut fiel verbreitet kräftiger Regen. Auf dem Brocken fielen 78 l/m². Dort bildete sich eine 80 cm starke Schneedecke. Ab dem 26.setzte sich der Winter auch im Flachland durch. Mit eisigen Temperaturen bis 10 C und ergiebigen Schneefällen (Dresden 17 cm, Leipzig 16 cm) ging der November zu ende. Es fiel mehr als die doppelte Niederschlagsmenge und die Temperaturen lagen trotz des Wintereinbruchs insgesamt etwa 1,5 K über dem Referenzwert. Dezember: Vom 1. bis 4. herrschte in ganz Sachen strenger Frost, wobei die Temperaturen auch tagsüber unter 10 C verharrten. In der Nacht auf den 2. führten starker Schneefall und stürmische Ostwinde zu einem sachsenweiten Verkehrskollaps. In Leipzig wuchs die Schneedecke auf 24 cm, im Osterzgebirge und der Sächsischen Schweiz fielen innerhalb von 12 Stunden bis zu 30 cm Schnee. In der Folgezeit trat eine deutliche Frostabschwächung ein. Bei leichtem Dauerfrost fiel ab den Mittagsstunden des 8. verbreitet Regen. In den Abendstunden kam es in Leipzig zum Totalausfall im Straßenbahnverkehr. Vereiste Oberleitungen brachen, die Straßenbahnen froren fest. Auch bei Bahn- und Busverkehr traten massive Behinderungen auf. Quer stehende Fahrzeuge blockierten die spiegelglatten, vereisten Straßen. In der Nacht auf den 9. fiel bei heftigem Wind kräftiger Neuschnee. Am Morgen des 9. war der Verkehr in Mitteldeutschland zusammengebrochen. Nahezu alle Autobahnen und Fernstraßen waren durch liegengebliebene Fahrzeuge blockiert. Kilometerlange Staus, die sich zum Teil erst am Folgetag auflösten, waren die Folge. Dauerregen, Sturm und Temperaturen bis 8 C beendeten am 11. und 12. diese hochwinterliche erste Dezemberdekade. Im Flachland schmolz die 20 bis 40 cm starke Schneedecke weitestgehend ab. Das starke Tauwetter verursachte lokale Überschwemmungen. Die zweite Dekade brachte verbreitet strengen Dauerfrost. Mit 4 C im Monatsmittel, Wetterrückblick 2010.doc Dr. Volker Beer 4

und das in gesamten sächsischen Flachland, in Bergland entsprechend kälter, war der Dezember um 5 bis 6 K zu kalt. Es war der kälteste Dezember seit 40 Jahren. Die Niederschlagsmengen lagen nur leicht über den Referenzwerten. Wetterrückblick 2010.doc Dr. Volker Beer 5