HANDOUT: INTERKULTURELLE ASPEKTE

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Transkript:

1 Verhandlungstechnik und alternative Streiterledigung, Frühjahrssemester 2010 HANDOUT: INTERKULTURELLE ASPEKTE I. EINFÜHRUNG Treffen verschiedene Kulturen aufeinander, entstehen nicht selten Missverständnisse bei der Interpretation fremden Verhaltens. Dies führt oft zu schwerwiegenden Kommunikationsstörungen und Konflikten. Gerade in unserer globalisierten und vernetzten Welt ist es von entscheidender Bedeutung, die Besonderheiten der eigenen und anderer Kulturen zu kennen. Im Bewusstsein der Verschiedenheit der Menschen und Kulturen ist es das Konzept der gegenseitigen Anerkennung, das lösungsorientierte Perspektiven für unsere Zeit bietet und es möglich macht, Verhaltensweisen in Einklang zu bringen. Anhand der Texte von Geert Hofstede, Edward T. Hall, und Fons Trompenaars sollen einige Dimensionen kultureller Unterschiede aufgezeigt werden. II. GEERT HOFSTEDE Geert Hofstede untersuchte kulturelle Unterschiede anhand der Befragung von Mitarbeitern von IBM. Als global tätiges Unternehmen, welches Leute aus verschiedenen Berufssparten anstellt, ist IBM ein idealer Kandidat um Aufschluss über die Verschiedenheit der Kulturen zu erhalten. Nachfolgend soll auf vier Ergebnisse von Hofstedes Studien eingegangen werden. 1. MACHTDISTANZ In jeder Gesellschaft stösst man auf Menschen, welche unterschiedlich mächtig sind. Machtdistanz ist das Ausmass, bis zu welchem es die weniger mächtigen Mitglieder von Institutionen (Familie, Schule, Gemeinschaft) und Organisationen (Arbeitsort) eines Landes erwarten und akzeptieren, dass Macht ungleich verteilt ist. Zur Messung der Machtdistanz wurde der Machtdistanzindex (MDI) entwickelt. Je mehr Punkte ein Land im MDI erhält, desto grösser ist die Machtdistanz bei der dort ansässigen Bevölkerung. MDI-Punkte 104 81 80 77 68 66 64 57 50 40 35 34 31 11 Malaysia Mexico Arabische Länder Indien Frankreich Türkei Thailand Spanien Italien USA BRD Schweiz Schweden Österreich

2 Verhandlungstechnik und alternative Streiterledigung, Frühjahrssemester 2010 Dabei ist zu beachten, dass auch bei Ländern mit geringer Machtdistanz eher Personen in mittleren und hohen Positionen ein Problem mit der Ungleichverteilung der Macht haben. Personen in niedrigen Positionen haben hingegen, unabhängig von der Nation, eher eine große Machtdistanz. HAUPTUNTERSCHIEDE ZWISCHEN GESELLSCHAFTEN MIT GERINGER UND MIT GROSSER MACHTDIS- TANZ (BEISPIELE) Geringe Machtdistanz Ungleichheit unter den Menschen sollte so gering wie möglich sein Eltern behandeln ihre Kinder wie ihresgleichen Kinder/Schüler behandeln ihre Eltern/Lehrer wie ihresgleichen Hierarchische Struktur in einer Organisation bedeutet eine ungleiche Rollenverteilung aus praktischen Gründen Mitarbeiter erwarten in Entscheidungen mit einbezogen zu werden Privilegien und Statussymbole stossen auf Missbilligung Der Einsatz von Macht muss legitimiert sein und wird danach beurteilt, was gut und was böse ist Fähigkeiten, Wohlstand und Macht gehören nicht unbedingt zusammen Breite Mittelschicht Gewalt wird innenpolitisch selten eingesetzt Regierung pluralistisch, Mehrheitswahlsystem Grosse Machtdistanz Ungleichheit zwischen den Menschen wird erwartet und ist erwünscht Eltern erziehen Ihre Kinder zu Gehorsam Kinder/Schüler behandeln ihre Eltern/Lehrer mit Respekt Hierarchische Strukturen in Organisationen sind ein Spiegelbild einer Ungleichheit von Natur aus zwischen oberer und unterer Schicht Mitarbeiter erwarten Anweisungen zu erhalten Privilegien und Statussymbole werden erwartet und sind populär Macht geht vor Recht; Wer die Macht hat, ist legitimiert dazu und ist gut Fähigkeiten, Wohlstand und Macht lassen sich nicht voneinander trennen Kleine Mittelschicht Innenpolitische Konflikte führen oft zu Gewalt Regierungen autokratisch oder oligarchisch; Man wird in die Regierung berufen 2. KOLLEKTIVISMUS UND INDIVIDUALISMUS Eigenschaften kollektivistischer Gesellschaften: Das Interesse der Gruppe ist dem Interesse des Individuums übergeordnet. Der Mensch ist von Geburt an in geschlossene Gruppen integriert, die ihn ein Leben lang schützen, im Gegenzug jedoch bedingungslose Loyalität fordern. Der familiäre Zusammenhalt ist gross. Zur Familie gehören auch entferntere Verwandte, es bilden sich Grossfamilien. Kollektivismus findet man in der überwiegenden Mehrheit der Länder (Beispiele: Guatemala, Taiwan, Portugal). Eigenschaften individualistischer Gesellschaften: Das Interesse des Individuums geniesst Vorrang vor dem Interesse der Gruppe. Die Kinder werden zur Selbständigkeit erzogen. Der familiäre Zusammenhalt ist nicht sehr stark ausgeprägt und beschränkt sich auf die Kernfamilie. Die Bindungen zwischen den Individuen sind locker. Individualismus trifft man eher in reichen Ländern an (Beispiele: USA, Schweden, Schweiz).

3 Verhandlungstechnik und alternative Streiterledigung, Frühjahrssemester 2010 3. MASKULINITÄT UND FEMININITÄT Eigenschaften maskuliner Gesellschaften: Die Rollen der Geschlechter sind klar voneinander abgegrenzt. Männer müssen bestimmt, hart und materiell orientiert sein. Frauen haben bescheidener, sensibler zu sein und Wert auf Lebensqualität zu legen. In maskulinen Kulturen lernen die Kinder das Starke zu bewundern (Beispiele: Japan, Schweiz, Italien). Eigenschaften femininer Gesellschaften: Die Rollen der Geschlechter überschneiden sich. Sowohl Männer als auch Frauen sollen bescheiden, feinfühlig sein und Wert auf Lebensqualität legen. In femininen Kulturen bringt man Kindern bei, Sympathien für Benachteiligte und Antihelden zu haben (Beispiele: Schweden, Niederlande, Dänemark). 4. UNSICHERHEITSVERMEIDUNG Die Unsicherheitsvermeidung befasst sich mit der Art und Weise wie Gesellschaften mit ungewissen Ereignissen in der Zukunft umgehen. Um die Angst vor dem Ungewissen zu schmälern, bedient sich der Mensch der Technik, des Rechts oder der Religion. Die Technik hilft bei der Vermeidung von der Natur geschaffener Unsicherheit. Das Recht versucht die Unsicherheit im Verhalten anderer Menschen zu verhindern und die Religion stellt eine Verbindung zu den transzendentalen Kräften her, von welchen man glaubt, dass sie die persönliche Zukunft des Individuums bestimmen. Nun gibt es aber Gesellschaften, die bestehende Unsicherheit mehr tolerieren als andere: Eigenschaften von Gesellschaften mit schwacher Unsicherheitsvermeidung: Es herrscht ein tiefes Angstniveau angesichts einer ungewissen Zukunft. Emotionales und lautes Verhalten wird missbilligt. Die Menschen sind ruhig, kontrolliert und eher träge. Was anders ist, ist seltsam. (Beispiele: Singapur, Jamaika, Schweden). Eigenschaften von Gesellschaften mit starker Unsicherheitsvermeidung: Es besteht ein grosses Bedürfnis nach Vorhersehbarkeit. Eine ungewisse Zukunft bereitet Angst. Emotionen werden offen gezeigt. Die Menschen sind unruhig, gestresst und geschäftig. Was anders ist, ist gefährlich. (Beispiele: Griechenland, Belgien, Japan). III. EDWARD T. HALL Anders als Geert Hofstede oder Fons Trompenaars hat Edward T. Hall seine Kulturdimensionen nicht in einem Werk vorgestellt, sondern sie sukzessiv entwickelt und in unterschiedlichen Publikationen beschrieben. Die Galaxien des Universums werden von denselben Gesetzen kontrolliert. Die einzelnen, von den Menschen selbst kreierten, kulturellen Welten haben hingegen eigene Prinzipien und Gesetze. 1. SPRACHE Einen wichtigen Faktor für kulturelle Unterschiede bildet die Sprache. Hall hat in seinem Aufsatz The Power of Hidden Differences sechs Revolutionen geschildert, die mit der Entwicklung der menschlichen Sprache zu tun haben: 1. Revolution: Die Entwicklung der Sprache Vor ca. 100'000 Jahren wurden Menschen neurologisch und physiologisch fähig zu sprechen.

4 Verhandlungstechnik und alternative Streiterledigung, Frühjahrssemester 2010 2. Revolution: Die Entdeckung der Sprache als Sprache Als man anfing das Sprechen oder die Sprache zu studieren, war man der Meinung, dass man eine Sprache entwickeln müsste, um über Sprachen zu sprechen (Metasprachen). Früher kam man nicht auf die Idee die Sprache zu studieren, da man das Sprechen als etwas völlig Natürliches betrachtet hatte. 3. Revolution: Geschriebene Sprache Es wurden Schreibsysteme entwickelt, um Gedanken und Gesagtes für spätere Zeiten aufzubewahren. 4. Revolution: Aufgeschriebene Sprache als Werkzeug Stichwort: Gesetzgebung. Gesetze kann man für mehrere Lebenssituationen anwenden, da man gewisse Lebenssituationen in bestimmte Gruppen kategorisieren kann (gemäss Solon, Gesetzgeber der Antike aus Athen). Deshalb kann man Gesetze immer wieder anwenden. 5. Revolution: Wörter werden gebraucht um Ideen zu gestalten Stichwort: griechische Philosophie der Antike. 6. Revolution: Die Entdeckung des Unterbewusstseins (Unconscious) Psychologie. Freud, Jung, Sullivan. Die analytische Psychiatrie beschäftigt sich mit unbewussten Einflüssen auf die Psyche des Menschen. Das Unbewusste war für Hall und seine Kulturforschung von grosser Bedeutung. Denn manchmal ist das Verhalten, das Menschen äussern, ein unbewusstes, das jedoch von der eigenen Kultur geprägt ist. 2. RAUM Gemäss Hall hat jeder Mensch seine eigenen Sphären (intime, persönliche und öffentliche), die ihn umgeben. Die Grösse der Distanz zwischen zwei Gesprächspartnern kann diverse Gefühle bei einer Person hervorrufen. Kommt der Gesprächspartner zu nahe, dann könnte man sich beleidigt und unwohl fühlen und man weicht automatisch zurück. Viele Menschen passen extrem auf, dass sie auf der Strasse beim Vorbeigehen niemanden streifen, oder ihn zu lange anstarren. 3. ZEIT Bei der menschlichen Evolution haben sich neben den natürlichen Zeitrhythmen (Tag, Monat, Jahr) viele verschiedene innere, biologische Uhren entwickelt. Nach Hall gibt es viele verschiedene Arten von Zeitsystemen. Zwei davon scheinen jedoch am wichtigsten für internationale Geschäftsbeziehungen zu sein: Monochrones Zeitsystem: Das monochrone Zeitsystem ist ein Artefakt aus der industriellen Revolution Englands. - Über Zeit wird wie über Geld gesprochen: verschwenden, sparen, verlieren. - Eine Sache wird nach der anderen und in einem bestimmten Zeitraum erledigt. - Die Zeit ist ein Qualifikationsmodell, um das Leben zu ordnen und um Prioritäten zu setzen. - Die Zeit wird zu einem Raum, zu welchem nur manchen Menschen Zutritt gewährt wird.

5 Verhandlungstechnik und alternative Streiterledigung, Frühjahrssemester 2010 Polychrones Zeitsystem: - Man ist mit mehreren Dingen gleichzeitig beschäftigt. - Die Familie ist wichtiger, als das planmässige erledigen von Geschäften. - Die Beziehungen und Bindungen mit Klienten sind intensiver. Die beiden Zeitsysteme können wie Öl und Wasser nicht miteinander vermischt werden. Da sich polychrone und monochrone Menschen nicht verstehen können oder ihnen nicht bewusst ist, dass es solche Zeitsysteme gibt, sind Millionen von Dollars bei internationalen Geschäften verloren gegangen. 4. KONTEXT: High-Context (HC): Eine high-context Kommunikation ist eine, bei welcher man davon ausgeht, dass viele Informationen über ein bestimmtes Thema der Gesprächsperson bereits bekannt sind. Es wirkt beleidigend, wenn man zu sehr ins Detail geht. Bekanntheit über eine gewisse Sache wird implizit vorausgesetzt. Diese Art von Gespräch hat viel mit Emotionen zu tun. Beispiel: Zwillinge, die miteinander aufgewachsen sind. Sie wissen vieles was der andere auch weiss, wobei es unsinnig ist viele Details zu erzählen und die Kommunikation auch so funktioniert und sie auch eine grosse emotionale Bindung zueinander haben. HC-Länder: Spanien, Frankreich, China, Japan; also südländische Länder Low-Context (LC): Bei low-context Kommunikationen fühlen sich die Gesprächspartner dazu verpflichtet vieles der anderen Seite zu erklären und viele Details über ein bestimmtes Thema zu erwähnen. Hier wird dieses Verhalten nicht als Beleidigung verstanden, sondern als Pflicht. Beispiele: Zwei Anwälte bei einer Gerichtsverhandlung; Mathematiker beim Programmieren eines Computers; Politiker beim Legiferieren. Hier wird mehr die linke Gehirnhälfte gebraucht. LC-Länder: USA, Kanada, Deutschland, Grossbritannien; also westliche Länder IV. FONS TROMPENAARS Fons Trompenaars hat ein Modell mit sieben Kulturdimensionen entwickelt. Dadurch sollen Diskrepanzen auf kultureller Ebene erkannt, verstanden und in Einklang gebracht werden. Ziel ist es, so eine transkulturelle Kompetenz zu erreichen. Im Folgenden werden drei dieser Dimensionen näher erläutert. 1. UNIVERSALISMUS UND PARTIKULARISMUS Bei dieser Unterscheidung stellt sich folgende Frage: Was ist wichtiger Regeln oder Beziehungen? Der Universalist legt grossen Wert auf die Einhaltung von Regeln und Prinzipien. Die Gesetze gelten für alle, unabhängig von Status und Beziehung. Interessen der Allgemeinheit gehen den Interessen des Einzelnen vor. Ein typischer Ausfluss universalistischen Denkens ist der Vertrag. Beispiele: Schweiz, USA, Finnland

6 Verhandlungstechnik und alternative Streiterledigung, Frühjahrssemester 2010 Der Partikularist hingegen lehnt das strikte Einhalten von Regeln ab. Er fühlt sich verpflichtet seine Freunde und Verwandten zu beschützen, unabhängig davon, was das Gesetz vorsieht. Die spezifische Situation und die soziale Beziehung haben Vorrang. Beispiele: Venezuela, Serbien, Russland 2. NEUTRALITÄT VS. EMOTIONALITÄT Mit dieser Dimension wird beschrieben wie weit Emotionen in der Öffentlichkeit ausgedrückt werden. In neutralen Kulturen ist es üblich, aufkommende Gefühle zu kontrollieren und eher für sich zu behalten. Die Argumentation in Diskussionen erfolgt vorwiegend auf der Sachebene. Beispiele: Japan, China, Österreich In affektiven Gesellschaften hingegen, wird der Ausdruck spontaner Gefühle in der Öffentlichkeit akzeptiert. Das Verhalten ist extrovertiert, was man an der Lautstärke des Gesprächs und an einer ausgeprägten Körpersprache erkennen kann. Beispiele: Spanien, Kuba, Argentinien Auf diese Unterscheidung sind letztlich auch die Probleme zurückzuführen, welche bei der Kommunikation zwischen Menschen aus verschiedenen Kulturen entstehen. So ist beispielsweise der Augenkontakt in manchen Kulturen äusserst wichtig um Interesse zu zeigen, während es in anderen Kulturen gar unanständig ist, jemandem direkt in die Augen zu sehen. 3. EIGENKONTROLLE VS. FREMDKONTROLLE In dieser Dimension wird die Einstellung einer Kultur gegenüber der Natur und ihrer Umwelt beleuchtet. In Kulturen, in denen die Eigenkontrolle überwiegt, steht das persönliche, individuelle Leben im Zentrum. Die Menschen sind davon überzeugt, die Natur kontrollieren und beherrschen zu können. Diese Haltung offenbart sich auch in anderen Lebensbereichen. So liegen die Gründe für Erfolg und Misserfolg in der Person selbst, externe Rahmenbedingungen spielen eine untergeordnete Rolle. Beispiele: Schweiz, USA, Frankreich In Kulturen, die von der Fremdkontrolle geprägt sind, sehen sich die Menschen als einen Teil der Umwelt und wollen im Einklang mit ihr leben. Diese Überzeugung kann ihren Ursprung im Glauben haben, sie kann sich jedoch auch auf die Erkenntnisse der Wissenschaft stützen. Hier bilden eher äussere Umstände die Gründe für Erfolg und Misserfolg. Beispiele: Japan, China, Russland

7 Verhandlungstechnik und alternative Streiterledigung, Frühjahrssemester 2010 Die Situation auf dem Markt zeigt, wie sich ein Zusammenspiel zwischen diesen beiden Dimensionen optimal gestalten kann. Kulturen mit verstärkter Eigenkontrolle konzentrieren sich auf das, was sie gut können. Dadurch laufen sie Gefahr, dass gar kein Markt für ihre Produkte existiert. Kulturen mit Fremdkontrolle hingegen wollen die Bedürfnisse der Kunden abdecken. Sie sind der Laune des Marktes ausgesetzt. Vereint man nun die beiden Sichtweisen wird sichergestellt, dass ein Markt für die hergestellten Produkte besteht und man dennoch nicht der Laune des Marktes ausgesetzt ist. V. QUELLEN - Geert Hofstede: Lokales Denken, globales Handeln, München 2009 - Edward T. Hall & Mildred Reed Hall: Understanding Cultural Differences, Boston 2007 - Edward T. Hall: The Power of Hidden Differences; in Milton J. Bennett: Basic Concepts of Intercultural Communication, Boston 2007 - Fons Trompenaars & Charles Hampden-Turner: Riding the Waves of Culture, London 2007