Mit Lampenfieber zu mehr Gerechtigkeit? Der Ganztag als Ort der Bildung, Förderung und Erziehung Prof. Dr. Karin Böllert, WWU Münster Caritas Lampenfieber 8.1.15 1
Gliederung Bildungsungleichheiten und - benachteiligungen Ganztagsschule als Beitrag zu Bildungsgerechtigkeit Beiträge kultureller Bildung Mit Lampenfieber zu mehr Gerechtigkeit Caritas Lampenfieber 8.1.15 2
Bildungsungleichheiten und -benachteiligungen Trotz leichter Verbesserung bleibt weiterhin eine starke soziale Ungleichheit bei der Bildungsbeteiligung bestehen. Mehr als jede zweite Schule macht inzwischen Ganztagsangebote, die von einem Drittel aller Schüler/-innen genutzt werden. Gebot der Stunde: klares pädagogisches Konzept, das schul- und regionenübergreifend Standards verbindlich macht, gleichzeitig auf Spezifika einzelner Schulen eingeht und diese nutzt. Bildungsbericht 2014 3
Lebensformen Abb. A4-1: Bevölkerung Deutschlands 1997, 2002, 2007 und 2012 nach Lebensformen (in %) in % 100 90 1997 2002 2007 2012 31,3 33,3 34,2 37,2 35,6 43,4 41,1 21,5 80 70 60 50 40 6,6 2,5 3,5 6,6 2,3 7,1 3,0 3,0 7,1 2,7 8,4 2,9 2,9 7,7 3,2 30 6,8 20 8,8 3,0 2,5 7,9 3,6 8,5 3,0 2,7 7,7 2,9 10,0 3,2 1,6 8,9 9,0 3,3 2,2 7,8 3,9 7,8 1,8 3,5 8,6 2,8 10 0 47,2 43,7 40,6 37,0 39,7 26,1 32,7 53,9 Insgesamt Insgesamt Insgesamt Insgesamt West Ost Ohne Mit Migrationshintergrund Sonstige Personen über 45 Jahre ohne Kinder Alleinstehende unter 45 Jahre Lebensgemeinschaften unter 45 Jahre ohne Kinder Ehepartner unter 45 Jahre ohne Kinder Alleinerziehende mit Kindern Lebensgemeinschaften mit Kindern Ehepaare mit Kindern Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Mikrozensus k Tab. A4-1A Bildungsbericht 2014 4
Risikolagen Abb. A4-2: Risikolagen der unter 18-Jährigen 2012 (in %) 18,8% Finanzielles Risiko 7,6% 3,4% 7,7% 3,9% 11,5% Risiko bildungsfernes Elternhaus 9,4% Soziales Risiko Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Mikrozensus 2012 k Tab. A4-4A Bildungsbericht 2014 5
Abb. A4-3: Risikolagen der unter 18-Jährigen 2012 nach Ländern (in %) 8 9 16 24 Schleswig-Holstein 16 6 33 42 Mecklenburg-Vorpommern 19 26 34 46 Bremen 10 16 21 31 Hamburg TF 12 17 22 35 Nordrhein-Westfalen 10 12 21 30 Niedersachsen 14 6 29 37 Sachsen-Anhalt 19 20 27 43 Berlin 13 6 25 33 Brandenburg 7 11 16 26 Hessen 12 4 21 31 Thüringen 13 4 25 34 Sachsen 7 12 18 28 Rheinland-Pfalz Soziales Risiko Risiko bildungsfernes Elternhaus Finanzielles Risiko Mindestens eine Risikolage 12 12 19 30 Saarland 5 10 13 22 Baden-Württemberg 5 7 12 19 Bayern Von drei Risikolagen betroffen: Unter 3% 3 bis unter 5% 5 bis unter 7% 7 bis unter 9% 9% und mehr Mindestens 3 Prozentpunkte Verringerung gegenüber 2005 Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Mikrozensus 2005, 2012 k Tab. A4-4A Bildungsbericht 2014 6
Innerfamiliale Bildungsaktivitäten Bildungsbericht 2014 7
Außerfamiliale Bildungsaktivitäten Bildungsbericht 2014 8
Kompetenzerwerb und schulische Bildung der Eltern Abb. C5-1: Mittelwerte im rezeptiven Wortschatz und den Grammatikkompetenzen bei 5-Jährigen 2011 nach höchstem allgemeinbildenden Schulabschluss der Eltern und Familiensprache (in standardisierten Werten ) Höchster allgemeinbildender Schulabschluss der Eltern 1) Niedrig Mittel Hoch Familiensprache Deutsch Nicht-deutsch 45 51 54 52 38 Rezeptiver Wortschatz Höchster allgemeinbildender Schulabschluss der Eltern 1) Niedrig Mittel Hoch Familiensprache 45 51 54 Rezeptive grammatische Kompetenzen Deutsch 52 Nicht-deutsch 41 0 10 20 30 40 50 60 70 in standardisierten Werten (+/ 2 Standardfehler) 1) Höchster allgemeinbildender Schulabschluss der Eltern: Niedrig = Ohne Abschluss/Hauptschulabschluss, Mittel = Mittlerer Abschluss, Hoch = (Fach-)Hochschulreife. Quelle: LIfBi, NEPS, Startkohorte 2, 2011, Welle 1, doi:10.5157/neps:sc2:2.0.0, eigene Berechnungen k Tab. C5-2web Bildungsbericht 2014 9
Sprachförderbedarf Abb. C5-2: Anteil der in einem Sprachtest als sprachförderbedürftig diagnostizierten 5-Jährigen 2011 nach Geschlecht, höchstem allgemeinbildenden Schulabschluss der Eltern und Familiensprache (in %) Insgesamt 23 Geschlecht Höchster allgemeinbildender Schulabschluss der Eltern 1) Männlich 26 Weiblich 20 Niedrig 34 Mittel 27 Hoch 14 Familiensprache Deutsch Nicht-deutsch 22 35 0 5 10 15 20 25 30 35 1) Höchster allgemeinbildender Schulabschluss der Eltern: Niedrig = Ohne Abschluss/Hauptschulabschluss, Mittel = Mittlerer Abschluss, Hoch = (Fach-)Hochschulreife. 40 in % Quelle: LIfBi, NEPS, Startkohorte 2, 2011, Welle 1, doi:10.5157/neps:sc2:2.0.0, eigene Berechnungen k Tab. C5-5web Bildungsbericht 2014 10
Gesellschaftliche Teilhabe Bildungsbericht 2012 11
Armutsgefährdung Bildungsbericht 2012 12
Ganztagsschule als Beitrag zu Bildungsgerechtigkeit Schuljahr 2013/14 2.928 offene Ganztagsschulen im Primarbereich mit großer Heterogenität. Fachdiskurs: Qualität des Ganztags und möglicher Rechtsanspruch. Caritas Lampenfieber 8.1.15 13
Teilnahme an der Ganztagsschule korrespondiert mit (Vollzeit-)Berufstätigkeit der Eltern. Teilnahme ist nicht unbedingt Spiegelbild einer sozialen Selektivität. Schule und Jugendhilfe arbeiten kontinuierlich zusammen und setzen ein abgestimmtes Konzept von Bildung, Erziehung und Betreuung um. Viele Träger sind in der Kinder- und Jugendhilfe verortet und sichern von daher Professionalität. Caritas Lampenfieber 8.1.15 14
Ganztagsschulen eine Erfolgsgeschichte, aber: Im Primarbereich fällt vor allem der Bedarf an Projekten und Angeboten für Schüler/-innen mit besonderem erzieherischen Förderbedarf auf. Dieser wird von allen befragten Akteuren der Ganztagschule hoch bewertet und zeigt, dass in der Zukunft bei der Entwicklung des Ganztags verstärkt auf Angebote zur erzieherischen Förderung, wie z.b. soziale Gruppenarbeit oder der Einbezug von Erziehungsberatung, Wert zu legen ist. Dabei ist es wichtig, dass eine Verknüpfung der Regelförderung und den erzieherischen Hilfen stattfinden muss und dabei die Schule ihre Funktion als Unterstützungsort im Sozialraum stärkt (Bildungsbericht Ganztagsschule NRW 2014 S. 35) Caritas Lampenfieber 8.1.15 15
Beiträge kultureller Bildung Es besteht in der Bevölkerung in allen Lebensphasen ein breites Interesse an kultureller/musisch-ästhetischer Bildung. Ganztagsschulen erweitern die Möglichkeiten unterrichtsergänzender Angebote im Bereich der kulturellen/musisch-ästhetischen Bildung. Beachtenswert ist Ausbau der Kooperation zwischen Schulen und Einrichtungen der kulturellen Bildung in Ganztagsschulen. Bildungsbericht 2012 16
In einer Welt, deren soziale, politische und ökonomische Prozesse von einer Fülle ästhetischer Medien geprägt werden, wird kulturelle/musisch-ästhetische Bildung zu einer wichtigen Voraussetzung für autonome und kritische Teilhabe an Gesellschaft und Politik (S. 157). Bildungsbericht 2012 17
An Schulen finden sich vielfältige kulturelle und musischästhetische Angebote auch jenseits des Unterrichts - verstärkt noch in der steigenden Zahl der Schulen mit Ganztagsangeboten. Diese Angebote sind an Ganztagsschulen auch inhaltlich darauf ausgerichtet, neue und andere Lernerfahrungen zu vermitteln und kulturell/musisch-ästhetische Aktivitäten zu fördern. Eine Besonderheit gegenüber Angeboten von Vereinen und anderen Organisationen liegt darin, dass deren Inanspruchnahme nicht sozial selektiv ist, wenn die Schüler erst einmal Ganztagsangebote besuchen. Allerdings kompensieren die schulischen Angebote nicht die bestehenden schichtspezifischen Unterschiede (S. 166). Bildungsbericht 2012 18
Mit Lampenfieber zu mehr Gerechtigkeit Stärken entdecken! Selbstbewusstsein fördern! Bildung gemeinsam verantworten! Beteiligung erfahren! Abenteuer Bildung! Lernen kann Spaß machen! Türen zum Sozialraum öffnen! Erzieherische Hilfen in neuem Gewand! Caritas Lampenfieber 8.1.15 19
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und weiterhin viel Lampenfieber auf dem Weg zu mehr Bildungsgerechtigkeit! Caritas Lampenfieber 8.1.15 20