Seminar: Der Sprachinstinkt Steven Pinker Seminarleiter: Gergely Pethő Titel des Referats: The Sounds Of Silence Stille Laute Referentin: Tímea Vécsei

Ähnliche Dokumente
ARTIKULATORISCHE PHONETIK! Einleitung"

MUSTERLÖSUNGEN. 1. Übung 1

Akustische Phonetik Lautklassifikation Übungen. Phonetik II. Gerrit Kentner. 13. Juni / 36

Artikulationsstelle Lautbezeichnung Beispiel Nasenraum Nasale - n, m, ng Nase Mund - Gang Lippen Labiale (lat. labrum: die Lippe) b, Bär pusten -

Arbeitsblatt. Sprachwissenschaften. Warum brauchst du deine Nase zum Sprechen?

Allgemeines Artikulatorische Phonetik Transkription Konsonanten Vokale. Phonetik I. Gerrit Kentner

Artikulation. Quelle: pho.art-organe.png

Guten Tag. Ich möchte mit Ihnen jetzt im Bereich der Artikulation - der Aussprache von Lauten - arbeiten.

Nicht-Eindeutigkeit der Orthographie: [f]: <f> Farbe <v> Vogel <ph> Pharao <w> Löwchen <pf> Pfahl (Standard-, Umgangslautung)

Einführung in die Phonetik & Phonologie. Lucia D. Krisnawati

Einführung in die Phonetik und Phonologie

Spracherkennung und Sprachsynthese

Artikulations-, Hör- und Transkriptionsübung I

Formanten im Detail. Jochen Trommer Phonetikanalyse SS Universität Leipzig Institut für Linguistik

Guten Tag. Ich möchte mit Ihnen jetzt im Bereich der Artikulation - der Aussprache von Lauten - arbeiten.

Spracherkennung. 4. Sitzung 23. Oktober 2008

DGY 10: Einführung in die Linguistik Universität Athen, WiSe 2009/10 Winfried Lechner Handout #3 15. Oktober 2009 PHONETIK

Guten Tag. Ich möchten mit Ihnen jetzt im Bereich der Artikulation - der Aussprache von Lauten - arbeiten.

Das Quelle-Filter-Modell der Vokalproduktion

Phonetik. Artikulation von Sprachlauten Konsonanten, Vokale phonetische Transkription (IPA) Übungen zur Phonetik

Die Phonetik von Tonhöhe

Phonetische Grundlagen

Inhalt. 1. Einleitung Phonetik und Phonologie Übungen Lektüre zur Vertiefung... 72

Einführung in die Computerlinguistik. Phonetik

Übung: Phonetische Transkription

Phonetische Merkmale von Oralplosiven in den Sprachen der Welt. Jonathan Harrington IPDS Kiel

Einführung in die Phonetik und Phonologie

Schall ist: durch die Lu0 (oder ein anderes Medium) übertragene Schwingungsenergie.

Phonetische Auswirkungen elektro-neurologischer Therapie-Ansätze bei MS- und Parkinson-Patienten

Name: Matrikelnr.: Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main

Unsere Stimme. Atmungsapparat Stimmapparat Resonanzapparat. Stimmgattungen Mutation der Stimme Entwicklung zur Männerstimme

Artikulatorische distinktive Merkmale der Konsonanten im Deutschen

2 Perioden in 0.02 s 1 Periode in 0.01 s 100 Perioden in 1 s, Grundfrequenz = 100 Hz

Info 4 Phonetik. zum Tutorium Freitag - 10:00 bis 12:00 - GV315 Freitag - 12:00 bis 14:00 - GV315 Freitag - 16:00 bis 18:00 - IG /.

Einführung in die Phonetik und Phonologie. Sitzung 2 Die phonetische Klassifizierung von Sprachlauten

ARTIKULATORISCHE PHONETIK! Repetition: Initiation, Phonation, Artikulation"!

Anatomische Grundlagen der Sprach-Produktion und -Perzeption

Phonetik. Phonologie

Lesen von Sonagrammen I: Grundlagen. Uwe Reichel IPS, LMU München 16. November 2007

Konsonanten: Laryngale Kontraste

Diakritika für Vokale

Die phonologischen Regeln

Entdecke die Töne in Dir 2 kleine Coachingprogramme für zu Hause

Die Handzeichen. der. Schule An der Wicke Förderschule des Rein-Sieg-Kreises Förderschwerpunkt Sprache

Einführung in die Phonetik und Phonologie

Übung: Phonetische Transkription

Akustische Phonetik Teil 3. Uwe Reichel, Phil Hoole IPS, LMU München

Lesen von Sonagrammen III Vokale, Plosive

Artikulatorische Phonetik

Übungen zu Modul A: Grundlagen der Phonetik, IPDS, WS 2005/06, T. Wesener 1. Arbeitsblatt 2: Transkription Vokale und Konsonanten

Physiologische Phonetik Rachenraum und Gaumensegel

Rufen Sie laut «Hilfe», wenn andere Personen in der Nähe sind, die Ihnen behilflich sein könnten.

1 Bau und Funktion der Sprechorgane

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.

Nachbau eines menschlichen Stimmapparates

- Alle Bilder und Texte unterliegen dem Copyright von Dorothea Schmidt -

Birgit Alber Einführung in die Phonologie des Deutschen Einleitung

Akustische basierte Kommunikation

Spickzettel zum Materialpaket: Anlautbilder für DaZ Seite 1 von 5

Phonetik-/Phonologie Lernkontrolle. Einen Antwortbogen sende ich Ihnen gerne zu. Mit freundlichen Grüßen

Artikulation Modifikation des Luftstroms. Teil A. Konsonanten

Sprachproduktion. Psycholinguistik (7/11; HS 2010/2011 Vilnius, den 26. Oktober 2010

Arbeitsblatt 1: Transkription Konsonanten

Programme (hier können Sie selber üben) Einführung in die Linguistik (Ling 101) WS 2009/10. Wiederholung. Thema heute: Sprachsignale

kleinstes/minimales bedeutungsdifferenzierendes/distinktives Segment einer Sprache, Notation: /.../ (vs. Phon: [...])

Einführung in die Phonetik und Phonologie

Kiefergelenk CMD Übungen. Übung 1: Kiefer zurück ziehen

Einführung in die Phonetik und Phonologie. Sitzung 3 Artikulatorische Gesten und ihre Koordination

Artikulatorische Phonetik

Deutsche. Aussprache-Übungen. für In- und Ausländer. Von. Jörgen Forchhammer. Lehrbeauftragter für Phonetik an der Universität München

Einführung in die Phonetik und Phonologie. Der Phonationsprozess Phonations- prozess

Die phonetischen Grundlagen des Lautwandels. Jonathan Harrington

Wahrnehmung und Aufmerksamkeit

2. Der Ansatz. Wenn man sich etwas falsch angewöhnt hat, braucht man sehr lange, bis dieser Fehler wieder beseitigt ist!!!

Intentionen Umwelt. Sender. Situation

Spektra von periodischen Signalen. Resonanz. Jonathan Harrington

Warm up Einsingen Stimmbildung 11

Einführung in die Phonetik und Phonologie. Allgemeiner Überblick

Morphem und Allomorph. Jonathan Harrington

BAGEH FORUM Kinderreanimation paediatric life support. Dipl. Med. Raik Schäfer, Referent der medizinischen Leitung

Artikulation. Quelle*: Magnús Pétursson Joachim Neppert: Elementarbuch der Phonetik, Buske: Hamburg, 1991, Seite (Kap 6).

Der zweite entscheidende und kritische Entwicklungsschritt ist die Entwicklung orthografischer Strategien (May 1995). Unsere Schrift ist keine

Einführung in die allgemeine Sprachwissenschaft

Phonetik & Phonologie

9. Akustik. I Mechanik. 12. Vorlesung EP. 7. Schwingungen 8. Wellen 9.Akustik

Artikulatorische distinktive Merkmale der Konsonanten im Deutschen

Die Idee zu diesem Buch 11 Der richtige Gesangslehrer 12 Warum Gesang üben? 13 Die CD zu diesem Buch 14

Sprache beginnt ohne Worte. Vorsprachliche Entwicklung und die Bedeutung der frühen Elternarbeit

System der deutschen Sprache Phonetik und Phonologie

HGM Hubert Grass Ministries

Aufgabe 6. Gedichtinterpretation worte sind schatten

Faun Diese kalte Nacht

Optimalitätstheorie. Was ist die Optimalitätstheorie? Universalien

Progressive Relaxation Muskelentspannungstraining

Phonologie. 1. Phonem (Phonem vs. Allophone) ; 2. Minimalpaar, distinktive Merkmale ; 3. Phonologische Regeln ; 4. Silben;

Erwerb des phonologischen Regelsystems

Die Stimme Ihr Instrument

Transkript:

1 Seminar: Der Sprachinstinkt Steven Pinker Seminarleiter: Gergely Pethő Titel des Referats: The Sounds Of Silence Stille Laute Referentin: Tímea Vécsei 20.03.2002 I. Wahrnehmung und Sprache Steven Pinker als Student untersuchte die auditorische Wahrnehmung. Mit Hilfe eines Computers musste er Abfolgen einander überlappender Töne synthetisieren, also künstlich herstellen und bestimmen, ob sie wie ein voller Ton oder wie zwei reine Töne klangen. Während dieser Arbeit entdeckte er eine merkwürdige Erscheinung, die später als Sinuskurvensprache allbekannt wurde. Die Versuchspersonen identifizierten das Gehörte nicht gleichermaßen. Das Gehirn kann also Geräuschen einen sprachlichen Inhalt geben,auch wenn sie nur die entfernteste Ähnlichkeit mir Sprache aufweisen. Wenn wir jemanden sprechen hören, gehen die tatsächlichen Klänge in das eine Ohr hinein und aus dem anderen wieder heraus. Was wir dabei wahrnehmen, ist Sprache. Manchmal - und das passiert bei der Sinuskurvensprache - wetteifern unser Hörsinn und unser phonetisches Verständnis um die Interpretation eines Geräusches, und unsere Wahrnehmung schaltet zwischen den beiden Interpretationsmöglichkeiten hin und her. (Eine Sinnestäuschung - McGurk-Effekt) II. Sprache ist eine einzige Illusion Sprache nehmen wir als Kette einzelner Wörter wahr. In der Tonkurve geht ein Wort nahtlos (ohne Schwierigkeiten) in das nächste über, so gibt es zwischen gesprochenen Wörtern keine kleinen Pausen. Wir phantasieren nur eine Wortgrenze. Das zeigt sich in Oronymen, d.h. in Lautketten, die man auf zweierlei Arten in Wörtern zergliedern kann: Stille Nacht, heilige Nacht, Gottes Sohn, o wie lacht Stille Nacht, heilige Nacht, Gottes Sohn, Owie lacht Gib dem Opi Opium, denn Opium bringt Opi um. Mohammed war der Gründer der Iß-Lamm-Bewegung. [Islam] They played the Bohemian Rap City. [Bohemian Rhapsody] Sogar die Lautabfolge, die wir in einem Wort hören, ist eine Illusion. Die Sprachwahrnehmung gehört zu den biologischen Wundern, die den Sprachinstinkt ausmachen. Vorteile der Nutzung von Mund und Ohr als Kommunikationskanale: - Keine gute Beleuchtung ist nötig. - Gesprochene Sprache erfordert keinen Sichtkontakt. - Sie lässt sich über weite Entfernung brüllen - oder auch flüstern. - Sie ist die schnellste Möglichkeit, Informationen mitzuteilen. Normales Sprechen 10-15 Phoneme Schnellsprecher 20-30 Phoneme Künstlich beschleunigte Sprache 40-50 Phoneme Phonemerkennung pro Sekunde

2 III. Sprachdecoder Mensch vs. Computer Kein von Menschenhand hergestelltes System kann Sprache so gut decodieren wie der Mensch. Ein Spracherkenner wäre doch von großer Bedeutung. Zur Zeit gibt es aber noch kein System, das sowohl viel Wörter als auch viele Sprecher erkennen kann. ( Auf dem neuesten Forschungsstand befindet sich möglicherweise das System DragonDictate, das auf einem PC läuft und dreißigtausend Wörter identifizieren kann.) IV. Ein diskretes kombinatorisches System Ein Mensch kennt vielleicht sechzigtausend Wörter, aber sein Mund kann nicht sechzigtausend verschiedene Laute hervorbringen. Darum hat die Sprache erneut vom Prinzip des diskreten kombinatorischen Systems Gebrauch gemacht. Sätze und Phrasen werden aus Wörtern zusammengebaut, Wörter aus Morphemen und Morpheme aus Phonemen. Die Aufteilung in unabhängige diskrete kombinatorische Systeme, von denen das eine (System) bedeutungsleere Laute zu bedeutungstragenden Morphemen zusammenfügt und die anderen (Systeme) bedeutungstragende Morpheme zu bedeutungstragenden Wörtern, Phrasen und Sätzen, ist ein grundlegendes Strukturmerkmal der menschlichen Sprachen, das der Linguist Charles Hockett Dualität der Musterbildung genannt hat. V. Bildung von Sprache Die Regeln der Sprache sind also die diskreten kombinatorischen Systeme. Um diese Strukturen(Phoneme, Morpheme, Wörter, Phrasen) von einem Kopf in den nächsten zu transportieren, müssen sie in akustische Signale umgewandelt werden. Gesprochene Sprache ist ein stetiger Atemfluss, den die Weichteile in Mund und Rachen zu einem Zischen und Brummen modellieren. Dabei müssen zwei Probleme bewältigt werden: Encodierung (verschlüsseln, kodieren) und Decodierung (entschlüsseln, verständlich machen). Demnach werden die Sprachlaute in mehreren Schritten zusammengesetzt. Ein begrenztes Phoneminventar wird ausgewählt und zur Definition von Wörtern kombiniert, und dann werden die so entstandenen Phonemketten modofiziert, damit sie einfacher zu artikulieren und zu verstehen sind, bevor sie tatsächlich ausgesprochen werden. Beim Sprechen atmen wir anders als sonst. Wir machen schnelle, kurze Atemzüge und geben die Luft gleichmäßig wieder ab, wobei die Zwischenrippenmuskeln dem elastischen Rückstoss der Lungen entgegenwirken. Die Luft verlässt die Lungen durch die Luftröhre, die in den Kehlkopf (oder Larynx) übergeht. Der Kehlkopf ist ein Ventil mit einer Öffnung (Stimmritze oder Glottis), die von den Stimmbändern bedeckt wird. Die Stimmbänder können die Glottis fest verschließen und damit den Zugang zur Lunge versperren. Es ist auch möglich, die Glottis nur zum Teil mit den Stimmbändern zu verschließen, so dass der Luftstrom ein Summen erzeugt. (ßßßß vs. ssss ) Die Häufigkeit bzw. die Frequenz, mit der die Stimmbänder geöffnet und geschlossen werden, bedingt die Tonhöhe. Wenn wir die Spannung und Stellung der Stimmbänder variieren, können wir die Frequenz und damit die Tonhöhe kontrollieren. (Singen, Summen) (Auch im Verlauf eines Satzes verändern wir die Tonhöhe, was als Intonation bezeichnet wird.) Beim Flüstern dehnen wir die Stimmbänder aus und bewirken damit, dass sich der Luftstrom unkontrolliert an den Stimmbandrändern bricht, was ein Geräusch verursacht. Ein zischendes Geräusch ist eine zackige, unregelmäßige Kurve aus einem Durcheinander sich ständig verändernder Frequenzen.

3 Die vibrierende Luft bei dem Sprechen strömt durch viele Kammern, bevor sie den Kopf verlässt: durch Rachen (oder Pharynx), den Mundbereich zwischen Zunge und Gaumen, die Öffnung zwischen den Lippen, oder durch die Nase. Jede Kammer verleiht dem hinausströmenden Laut eine andere Resonanz; Laute mit unterschiedlichen Frequenzen wiesen auch verschiedene Wellenlängen auf. Je höher der Ton, desto kürzer die Wellenlänge. VI. Sprechorgane Was wir als unterschiedliche Vokale hören, sind verschiedene Kombinationen verstärkter und gefilterter Töne, die aus dem Kehlkopf dringen. Diese Kombinationen werden durch die Bewegungen von fünf Sprechorganen im Mund erzeugt. Zunge ist das wichtigste Sprachwerkzeug. In der Zunge sind aber grundsätzlich drei Sprechwerkzeuge vereinigt: der Zungenrücken, die Zungenspitze und die Zungenwurzel (die Muskeln). Der Zungenrücken bewegt sich vor und zurück. (Besonders kann man das fühlen, wenn man mehrmals hintereinander die Vokale ö-o ausspricht.) Dieser Teil macht aber auch eine auf- und ab- Bewegung, wenn wir Wörtern wie schief und schaf aussprechen. Lautsymbolik ist eine sprachliche Kuriosität, die die Verknüpfung der Zungenposition mit dabei gebildeten Vokalen ermöglicht. Warum sagen wir Krimskrams und nicht Kramskrims? Warum heißt es Pingpong und nicht Pongping? Woher kamen Flickflack, Ticktack, Dingdong, Kingkong, piff-paff-puff, bim-bam-bum usw.? Diese sind die Fragen, die im Zusammenhang mit der Lautsymbolik gestellt werden können. Eine Art Erklärung kann das folgende sein: die Vokale mit hoher und vorderer Zungenposition stehen immer vor den Vokalen tiefer und hinterer Zungenposition. Dies scheint die logische Folge von zwei weiteren Eigentümlichkeiten zu sein. 1. Wörter mit Ich-hier-jetz-Bedeutung besitzen meistens höher und weiter vorn gebildete Vokale, als Wörter die eine Distanz vorn Ich beinhalten. z.b.: Ichdu, hier-da, dies-das 2. Wörter mit Ich-hier-jetz-Bedeutung gehen meistens den Wörtern mit tatsächlicher oder übertagender Distanz von Ich voraus. z.b.: hier und da, Vater und Sohn, die deutsch-französische Freundschaft (in Deutschland) und die französisch-deutsche Freundschaf (In Frankreich). Folgende Logik scheint dahinter zu stecken: Ich ist ein hoher vorderer Vokal, ich zuerst, deshalb hoher vorderer Vokal zuerst. Wenn die Bedeutung keine Reihenfolge bestimmt, dann kommt der Klang ins Spiel, und dann ist entscheidend, wie die Zunge die Vokale bildet. Bei einigen Vokalen werden die Lippen gerundet und bei anderen nicht. Die Wirkung des Gaumsegels-Velums können wir hören, wenn wir den Vokal in Sam und Sat in die Länge ziehen und den Schlusskonsonanten wenig hinauszögern. Die beiden Vokale werden verschieden ausgesprochen(der Vokal in Sam erhält einen nasalen Klang.) Erklärung dafür: Das Velum, das sich hinter den harten Gaumen befindet, geöffnet ist und die Luft kann somit entweder durch die Nase oder durch den Mund entweichen. Die Nase ist ein weiterer Resonanzraum, und wenn schwingende Luft durch sie hindurchfließt, wird eine weitere Menge an Frequenzen verstärkt und gefiltert. Wir erhalten einen Konsonanten, wenn die Luft bei der Strömung gehindert wird. Die Konsonanten unterscheiden sich in ihrer Obstruenz, also in dem Ausmaß, in dem sie den Luftstrom behindern. Das Wort mit dem weniger obstruenten Konsonanten im Anlaut steht immer vor dem Wort mit stärker obstruenten Konsonanten im Anlaut.

4 Ein Sprachlaut ist nicht nur eine einzige Geste eines einzelnen Organs. Vielmehr ist jeder Sprachlaut eine Kombination von Gesten, die die Sprachwelle auf ihre ganz eigene Weise formt. Ein Laut kann nasal oder nicht nasal sein, und wird vom Zungenrücken, der Zungenspitze oder der Lippen gebildet. Das gibt 6 mögliche Kombinationen: Nasal Nicht nasal Lippen m p Zungenspitze n t Zungenrücken ng k Auch die Stimmhaftigkeit lässt sich mit der Wahl des Sprechorgans kombinieren: Stimmhaft Stimmlos Lippen b p Zungenspitze d t Zungenrücken g k Demnach lassen sich die Sprechlaute in die Zeile, Spalten und Ebenen einer multidimensionalen Matrix einordnen. Zuerst wird eines der Sprechorgane als Hauptartikulator ausgewählt (Kehlkopf, weicher Gaumen, Zungenrücken, Zungenspitze, Zungenwurzel, Lippen), dann wird die Artikulationsart (Frikativ-eine artikulatorische Enge wird gebildet, Plosiv, Vokal) festgelegt. Drittens lassen sich die Konfigurationen der anderen Sprachorgane definieren: für den weichen Gaumen nasal oder nicht nasal, für den Kehlkopf stimmhaft oder stimmlos, für den Zungenwurzel gespannt oder ungespannt, für die Lippen gerundet oder ungerundet. Die verschiedenen Kombinationen ergeben im Deutschen 35 Phoneme. Das gesamte auf der Welt existierende Phoneminventar geht in die Tausende, aber sie alle sind Kombinationen der sechs Sprechorgane sowie ihrer Gestalt und Bewegungen. VII. Phonemketten Phoneme werden nicht wie eindimensionale Ketten von links nach rechts zu Wörtern angeordnet; sie werden zu bestimmten Einheiten angeordnet, diese wiederum zu größeren Einheiten usw., so dass sich ein Baum ergibt. Die Gruppe von Konsonanten (K) am Beginn einer Silbe wird Anlaut genannt, der Vokal (V) und die beliebige Anzahl Konsonanten, die darauf folgen, sind der Reim: Silbe Anlaut Reim K K V K b l a ß Die Silbenerzeugungsregeln definieren zulässige und unzulässige Wörter einer Sprache. Anlaut: Konsonant oder Konsonantengruppe; z.b.: Kleid, Pflaume, springen Reim: Vokal, dem Konsonant oder bestimmte Konsonantengruppen folgen; z.b.: Lift, Strumpf Anlaute und Reime, weil sie den Wortklang am stärksten prägen und sich daher am tiefsten im Gedächtnis eingraben, werden sie in Gedichten und Wortspielen modifiziert.

5 (Reimen, Alliteration). Silben werden wiederum im rhythmischen Gruppen zusammengefasst, die man Füße nennt: Wort Fuß-w Fuß-s Fuß-s Silbe Silbe Silbe -w -s -w Silbe-s Silbe-w Or ga ni sa tor Silben und Füße werden durch wieder andere Regeln in starke (s) und schwache (w) unterteilt, und die Verteilung der starken und schwachen Zweige gibt an, wie stark der Akzent auf der jeweiligen Silbe ist. Füße werden in Gedichten und Wortspielen gern modifiziert. (Das Versmaß (Metrum) wird durch die Art der Füße festgelegt, die in eine Zeile passen. Trochäus- stark/schwach Muster; Jambus schwach/stark Muster)