Landwirtschaft und Umwelt in Baden-Württemberg. Reihe Statistische Analysen, 02/ /2014

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Transkript:

02 03 14 Landwirtschaft und Umwelt in Baden-Württemberg Reihe Statistische Analysen, 02/2014 03/2014

Impressum Landwirtschaft und Umwelt in Baden-Württemberg Stand Juli 2014 Artikel-Nr. 8033 14003 ISSN 1611-2199 Herausgeber und Vertrieb Statistisches Landesamt Baden-Württemberg Fotonachweis Joujou/PIXELIO Markus Hein/PIXELIO bobby metzger/pixelio Ruth Rudolph/PIXELIO Petra Schmidt/PIXELIO Rainer Sturm/PIXELIO Rudolpho Duba/PIXELIO Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Stuttgart, 2014 Für nicht gewerbliche Zwecke sind Vervielfältigung und unentgeltliche Verbreitung, auch auszugsweise, mit Quellenangabe gestattet. Die Verbreitung, auch auszugsweise, über elektronische Systeme/ Datenträger bedarf der vorherigen Zustimmung. Alle übrigen Rechte bleiben vorbehalten.

03 14 Landwirtschaft und Umwelt in Baden-Württemberg Reihe Statistische Analysen, 03/2014

Entwicklung und Realisierung Autoren: Thomas Betzholz, Dr. Helmut Büringer, Dr. Anette Hartmann, Sabine Schmauz, Katharina Schmidt, Reiner Seitz, Dr. Frank Thalheimer, Diana Weißenberger Projektleitung: Peter Hämmerling, Joachim Werner Redaktion: Katrin Böttinger Technische Leitung: Wolfgang Krentz DTP/Grafik: Simela Exadaktilou Repro/Druck: Stergios Fourkalidis, Thomas Kirchherr

Vorwort Neue Weichenstellungen in der Agrarpolitik: Ein geänderter Verteilungsmodus für die Zahlungen an die Landwirte, mehr ökologische Nachhaltigkeit, die ausschließliche Förderung von aktiven Landwirten und der Abbau bürokratischer Hürden für Kleinbauern das sind die Kernpunkte der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP). Ziel ist es zugleich, den europäischen Bürgern durch die GAP eine gesunde und hochwertige Ernährung zu garantieren und zum Umweltschutz und der Entwicklung der ländlichen Gebiete beizutragen. Zentrales Thema aber bleibt der Strukturwandel mit all seinen Facetten: Zwar nimmt die Zahl der Betriebe nach wie vor ab, jedoch liegt der Schwerpunkt des Wandels mittlerweile in der Aufgabe, der Erweiterung oder der Intensivierung einzelner Betriebszweige. Zum strukturellen Wandel zählt auch das Entstehen neuer, kooperativer Betriebsformen, die Spezialisierung oder die Diversifizierung in nicht primär landwirtschaftliche Aktivitäten. Die Politik der integrierten ländlichen Entwicklung begleitet den Prozess aus Sicht der im ländlichen Raum arbeitenden Menschen und deren langfristiger Perspektiven. Angesichts dieser Ausgangslage besteht vor allem in der Verwaltung und im Berufsstand sowie bei Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung großer Informationsbedarf über die wirtschaftlichen und sozialen Strukturentwicklungen in der heimischen Landwirtschaft. Dies ist Voraussetzung, um die Wirksamkeit eingeleiteter Maßnahmen sachgerecht beurteilen und den sich fortsetzenden agrarstrukturellen Wandel angemessen fördern und begleiten zu können. Die zuletzt 2010 erschienene Veröffentlichung zu ausgewählten Aspekten der Landwirtschaft und umweltrelevanter Fragestellungen ist nach Sachthemen tief gegliedert. Anhand von Texten, Tabellen und Schaubildern werden Hintergründe und Zusammenhänge der statistischen Daten anschaulich beleuchtet. Die Vergleichbarkeit gegenüber früheren Ausgaben ist im Wesentlichen erhalten und die Veröffentlichung dient nach wie vor als Nachschlagewerk der wichtigsten Ergebnisse agrar- und umweltstatistischer Erhebungen. Wenn Sie an weiteren Daten und Veröffentlichungen unseres Hauses interessiert sind, dann besuchen sie uns doch unter www.statistik-bw.de. Ich wünsche Ihnen viele neue Erkenntnisse beim Lesen. Stuttgart, im September 2014 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg Dr. Carmina Brenner Präsidentin

Zeichenerklärung: nichts vorhanden (genau null). Zahlenwert unbekannt oder geheim zu halten X Tabellenfach gesperrt, weil Aussage nicht sinnvoll

Inhalt Auf einen Blick... 7 1. Fläche und Bevölkerung... 11 2. Im ständigen Wandel: Landwirtschaft in Baden-Württemberg... 15 3. Im Trend: Der Ökolandbau... 19 4. Viehhaltung, Tierische Produktion... 21 5. Anbau und Ernte... 25 5.1 Gemüse und Obst... 25 5.2 Feldfrüchte und Wein... 29 6. Betriebswirtschaft und Markt... 33 7. Landwirtschaftlicher Grundstücksmarkt... 37 8. Landwirtschaft in Baden-Württemberg und der EU... 39 9. Inanspruchnahme der Umwelt... 43 10. Rohstoff- und Materialeinsatz... 45 11. Treibhausgasemissionen und Energieverbrauch... 49 12. Wasserwirtschaft... 53 13. Abfallwirtschaft... 57 Erläuterungen und Begriffsbestimmungen... 59

Auf einen Blick Auf einen Blick Sich stets verändernde politische Rahmenbedingun gen und ein immer höher werdender wirtschaftlicher Anpassungsdruck führten in den vergangenen Jahr zehnten zu starken strukturellen Veränderungen in der Landwirtschaft. Dies wird beispielsweise in einer zunehmenden Spezialisierung der Betriebe, einer Vergrößerung der Flächenausstattung oder der Entwicklung von Viehbestands- und -halterzahlen sichtbar. Die Erweiterung der EU um traditionell eher landwirtschaftlich ausgerichtete Staaten wie zuletzt Kroatien hat auch zu einer Neuakzentuierung in der EU-Agrar politik mit einer stärkeren Förderung kleinerer Betriebe geführt. Zugleich zeigt sich im Vergleich zu früher der Strukturwandel heute weniger in der rückläufigen Zahl an Betrieben als vielmehr in deren inneren Veränderungen. Neben Aufgabe, Erweiterung oder Intensivierung von einzelnen Betriebszweigen, namentlich in der Tierhaltung, zählt zum strukturellen Wandel zwischenzeitlich auch das Entstehen neuer, kooperativer Betriebsformen, die Spezialisierung oder die Diversifizierung in nicht primär landwirtschaftliche Aktivitäten. Zunehmend rücken aber auch Fragestellun gen an der Schnittstelle zwischen Landwirtschaft und Umwelt in den Fokus, zum Beispiel zu Emissionen von Klimagasen aus landwirtschaftlichen Quellen oder Angaben über den Anfall und die Ausbringung von Gärrückständen. Vor diesem Hintergrund lohnt durchaus ein Blick auf beide Statistikbereiche. Im Folgen den sind daher die markantesten Entwicklungen für die wichtigsten Teilbereiche der Landwirtschaft sowie ausgewählte umweltrelevante Tatbestände in Baden-Württemberg im Zeitfenster 1979 bis 2013 kurz zusammengefasst (vgl. nachfolgende Tabellen). Ergänzt durch weitere Aspekte, werden diese dann in den folgenden Kapiteln dieser Veröffentlichung näher analysiert. Bestand der landwirtschaftlichen Betriebe seit 1979 auf ein Drittel gesunken Die Landwirtschaft in Baden-Württemberg hat in den zurückliegenden annähernd 35 Jahren einen enormen Struktur wandel erlebt. So hat sich die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe stark reduziert. Waren es zu Beginn noch rund 132 000 landwirtschaftliche Betriebe, so hat sich ihre Zahl bis zum Jahr 2013 auf circa 42 000 verringert. Damit sind ungeachtet aller methodischen Veränderungen mehr als zwei Drittel der vormals landwirtschaftlichen Betriebe aus der Produktion ausgeschieden. Im Jahr 1979 wurden noch rund 43 % aller Betriebe im Haupterwerb bewirtschaftet. Seit Beginn der 1990er-Jahre hat sich dieser Wert auf ca. 37 % eingependelt. Alternative Einkommensquellen wie zum Beispiel die Energieproduktion aus Biogas, die Betreuung kommunaler Grünflächen und dergleichen werden für die Landwirte immer bedeutsamer. Familienarbeitskräfte nur noch ein Viertel des Bestandes von 1979 Die Zahl der Familienarbeitskräfte ist deutlich rückläufig. Von 309 000 im Jahr 1979 ging deren Zahl kontinuierlich auf rund 81 000 im Jahre 2013 zurück. Dagegen stieg die Zahl der sonstigen Arbeitskräfte, wie Saison- und Fremdarbeitskräfte, seit Ende der 1970er-Jahre um das 5-fache auf mehr als 100 000 Personen merklich an. Bewirtschaftete Fläche insgesamt nahezu konstant, Anbauverschiebungen innerhalb des Ackerlands Die bewirtschaftete Fläche insgesamt veränderte sich im Verhältnis zu den Betriebszahlen allerdings nur vergleichsweise wenig von 1,5 Mill. Hektar (ha) im Jahre 1979 auf 1,4 Mill. ha heutzutage. Insbesondere Dauergrünland war von diesem Rückgang (von 628 000 ha auf 538 000 ha) betroffen, während Ackerland insgesamt weitgehend konstant blieb. Statistische Analysen 3/2014 7

Auf einen Blick Innerhalb des Ackerlandes jedoch ergaben sich Anbauverschiebungen. So ist die Anbaufläche für Raps und Rübsen (von 11 300 ha auf 60 600 ha) in den vergangenen mehr als 30 Jahren überproportional angestiegen. Der Anbau von Wintergerste wurde um mehr als die Hälfte ausgedehnt. Verlierer war auf der anderen Seite die Kartoffel, deren Anbau von 25 100 ha auf 5 300 ha eingeschränkt wurde. Aber auch Hafer (von 92 500 ha auf 21 200 ha) und Sommergerste (von 128 700 ha auf 63 300 ha) sind seit 1979 stark zurückgedrängt worden. Weizen hat seine Spitzenstellung als wichtigs te Getreideart im Südwesten in all den Jahren kontinuierlich ausgebaut (von 217 700 ha auf 238 200 ha). Pflanzliche Erzeugung insgesamt fast verdreifacht Konnten Ende der 1970er-Jahre 2,6 Mill. Tonnen (t) Getreide geerntet werden und damit schon mehr als das Doppelte im Vergleich zu den 1950er- Jahren sind es heutzutage sogar nahezu 3,8 Mill. t (einschließlich Körnermais). An dieser Entwicklung haben Weizen und Wintergerste entscheidenden Anteil. Die jährliche Weizenproduktion stieg um mehr als die Hälfte, die der Wintergerste sogar um das Zweieinhalbfache in den letzten mehr als 30 Jahren an. Analog zur geringeren Anbaufläche sind die Kartoffelernte sowie die Ernte von Hafer im Betrachtungszeitraum auf ein Fünftel des Niveaus von Ende der 1970er-Jahre gesunken. Viehbestandszahlen uneinheitlich, Halterzahlen rückläufig, Tiere je Halter angestiegen Während sich die Bestandszahlen an Rindern, und dabei vor allem die der Milchkühe, seit 1979 halbiert haben, halten sich die Schweinebestände auf dem Niveau des Jahres 1979 von rund 2 Mill. Tieren. Allerdings ist die Anzahl der Zuchtsauen um ein Drittel gesunken (von 277 000 auf 178 000 Tiere). Ebenfalls um ein Drittel gingen im selben Zeitraum die Legehennenbestände zurück. Die Halterzahlen sind bei allen Tierarten stark rückläufig. So sind zum Beispiel die Schweinehaltungen seit 1979 von 86 100 auf 6 500 zurückgegangen. Schlussendlich bedeutet diese Entwicklung stets: Immer weniger Halter, aber immer mehr Tiere je Halter. Durchschnittliche Milchleistung je Kuh seit 1979 fast verdoppelt, Schlachtmengen uneinheitlich Parallel zur Halbierung des Milchkuhbestandes seit 1979 konnte die durchschnittliche Milchleistung je Kuh von 3 907 kg/jahr auf nunmehr 6 763 kg/jahr gesteigert werden. Die Milcherzeugung ist so seit Ende der 1990er-Jahre nahezu konstant. Die Schlachtmenge insgesamt ist heutzutage (572 000 t) nahezu auf dem Niveau von 1979 (523 000 t). Während die Schlachtmenge an Rindfleisch um ein Viertel gesunken ist, stieg die an Schweinefleisch um mehr als 40 % bis 2013 an. Kalbfleisch dagegen spielt weiterhin eine untergeordnete Rolle und verzeichnet nur noch ein Fünftel der Schlachtmenge des Jahres 1979. Seit 2006 Rückgang der CO 2 -Emissionen Das Treibhausgas Kohlendioxid (CO 2 ) ist mit einem Emissionsanteil von deutschlandweit mehr als 85 % maßgeblich verantwortlich für die globale Klimaerwärmung. Im Klimaschutzgesetz Baden-Württemberg ist eine Reduktion der Treibhausgasemissionen um 25 % bis 2020 gegenüber dem Referenzjahr 1990 festgeschrieben. Seit den 1980er-Jahren war der Verlauf der Entwicklung der energiebedingten Treibhausgasemissionen in Baden-Württemberg von jährlichen Schwankungen geprägt. Erst seit 2006 ist eine erkennbar rückläufige Tendenz zu verzeichnen. Dieser Rückgang ist vor allem bedingt durch die Steigerung des Einsatzes erneuerbarer Energieträger sowie den effizienteren Umgang mit Energie. Neben CO 2 kommt den Methan- und Lachgasemissionen in der Treibhausgasbilanz ebenfalls 8 Statistische Analysen 3/2014

Auf einen Blick Tabelle 1 Landwirtschaft in Baden-Württemberg 1979 bis 2013 auf einen Blick Berichtsmerkmal Einheit 1979 1991 1999 2010 2013 Betriebe 1) Landwirtschaftliche Betriebe Anzahl in 1 000 131,8 99,1 75,9 44,5 42,4 Einzelunternehmen 2) Anzahl in 1 000 130,6 98,3 73,0 40,5 38,2 Haupterwerbsbetriebe % 42,8 37,5 34,5 37,5 36,7 Nebenerwerbsbetriebe % 57,2 62,5 65,5 62,5 63,3 Arbeitskräfte in den landwirtschaftlichen Betrieben 1) Familienarbeitskräfte 1 000 Personen 309,2 222,4 164,8 90,5 81,1 im Betrieb voll beschäftigt 1 000 Personen 71,0 49,8 32,3 23,9 22,0 Sonstige Arbeitskräfte 3) 1 000 Personen 18,7 27,7 88,0 99,6 100,5 im Betrieb voll beschäftigt 1 000 Personen 9,7 8,6 10,3 8,3 9,2 Betriebliche Arbeitsleistung insgesamt 1 000 AKE 152,3 108,2 87,1 69,6 67,1 Betriebliche Arbeitsleistung je 100 ha LF AKE 10,1 7,5 5,9 4,9 4,7 Bodennutzung 1) Landwirtschaftlich genutzte Fläche 1 000 ha 1 503,7 1 448,5 1 473,1 1 410,0 1 422,5 Dauergrünland 1 000 ha 628,3 572,1 573,7 531,7 538,1 Rebflächen 1 000 ha 20,5 23,5 23,6 23,7 24,5 Ackerland 1 000 ha 830,6 829,2 849,5 829,3 834,2 Getreide incl. Körnermais und CCM 4) 1 000 ha 577,9 525,4 538,6 529,3 532,7 Weizen incl. Durum und Dinkel 1 000 ha 217,7 202,5 210,6 238,5 238,2 Roggen einschl. Wintermenggetreide 1 000 ha 20,8 16,9 11,3 10,6 12,8 Wintergerste 1 000 ha 56,4 88,1 96,5 99,0 92,5 Sommergerste 1 000 ha 128,7 110,0 102,5 59,5 63,3 Hafer 1 000 ha 92,5 58,9 40,3 25,3 21,2 Hülsenfrüchte 1 000 ha 4,3 6,7 8,6 5,4 4,8 Raps und Rübsen 1 000 ha 11,3 67,2 76,5 68,8 60,6 Kartoffeln 1 000 ha 25,1 9,8 8,1 5,4 5,3 Zuckerrüben 1 000 ha 22,5 23,5 22,7 15,6 15,1 Pflanzen zur Grünernte 1 000 ha 152,3 126,4 120,1 167,1 179,8 Silomais 1 000 ha 82,6 78,9 72,7 107,7 118,4 Pflanzliche Erzeugung Getreide incl. Körnermais und CCM 4) 1 000 t 2 630,9 3 226,6 3 232,2 3 592,2 3 780,8 Weizen incl. Durum und Dinkel 1 000 t 1 059,1 1 384,3 1 323,5 1 638,5 1 757,4 Roggen 1 000 t 68,9 77,7 55,1 59,2 75,2 Wintergerste 1 000 t 261,8 521,4 525,5 614,3 631,6 Sommergerste 1 000 t 506,6 574,2 478,6 327,0 351,1 Hafer 1 000 t 387,7 318,1 200,5 125,4 95,7 Raps und Rübsen 1 000 t 26,8 216,3 254,5 266,4 223,2 Kartoffeln 1 000 t 866,3 286,8 233,7 185,8 193,9 Zuckerrüben 1 000 t 1 133,5 1 146,7 1 371,0 1 079,6 1 137,8 Weinmost 1 000 hl 2 371,4 2 058,8 3 149,8 1 866,9 1 997,3 Viehbestände und -halter 1) Rinder 1 000 Tiere 1 847,0 1 568,9 1 269,3 1 015,0 985,1 Milchkühe 1 000 Tiere 687,3 569,3 443,1 353,7 344,3 Schweine 1 000 Tiere 2 118,1 2 197,2 2 320,0 2 132,8 1 951,0 Zuchtsauen 1 000 Tiere 276,8 307,5 324,6 231,9 177,8 Schafe 1 000 Tiere 159,2 244,9 294,7 248,7 247,3 Legehennen 1 000 Tiere 4 090,8 3 323,3 2 835,5 2 245,4 2 538,1 Pferde 5) 1 000 Tiere 27,3 36,8 56,9 59,7 58,0 Halter von... Rindern Anzahl in 1 000 83,9 50,7 33,0 18,0 16,3 Milchkühen Anzahl in 1 000 74,3 41,8 22,2 10,8 8,8 Schweinen Anzahl in 1 000 86,1 46,2 23,0 8,7 6,5 Zuchtsauen Anzahl in 1 000 28,1 13,5 7,5 2,9 2,0 Schafen Anzahl in 1 000 5,4 5,6 4,7 2,9 2,7 Tierische Erzeugung Milcherzeugung 1 000 t 2 715,6 2 468,0 2 252,9 2 232,2 2 317,2 Durchschnittliche Milchleistung je Kuh kg/jahr 3 907 4 285 5 077 6 347 6 763 Schlachtmenge insgesamt 1 000 t 523,3 559,6 498,1 560,6 572,3 Rinder 1 000 t 236,2 261,0 205,0 207,8 178,6 Kälber 1 000 t 8,8 6,6 5,1 2,2 1,6 Schweine 1 000 t 275,4 287,1 284,4 346,8 388,2 1) 1979 1999: Betriebe ab 2 ha landwirtschaftlich genutzter Fläche oder mit Mindesterzeugungseinheiten. 2) Bis 1991 Betriebe in der Hand natürlicher Personen. 3) Zum Beispiel Beschäftigte in Personengesellschaften, Fremdarbeitskräfte, Saisonarbeitskräfte. 4) CCM = Corn-Cob-Mix. 5) Ab 2010: Einhufer einschließlich Pferde. Statistische Analysen 3/2014 9

Auf einen Blick eine wichtige Bedeutung zu, da der Treibhauseffekt dieser Stoffe in der Atmosphäre um ein Vielfaches höher liegt als das der gleichen Menge an CO 2. In Baden-Württemberg machen die Methan- und Lachgasemissionen zusammen knapp 10 % der Treibhausgasbilanz aus. Aus der Landwirtschaft resultieren derzeit über die Hälfte der Methan- und über drei Viertel der Lachgasemissionen. Trendwende von der Wegwerf- zur Verwertungsgesellschaft Das Gesamtaufkommen an Abfällen betrug im Jahr 2012 rund 45 Mill. t und erreichte damit fast wieder den Stand von 1996 (Beginn der Berechnung). Mit zuletzt 35,5 Mill. t oder 79 % stellen die Bau- und Abbruchabfälle den mit Abstand größten Abfallstrom dar. Deutlich kleinere Anteile am Gesamtabfallaufkommen tragen die Siedlungsabfälle (2012: rund 13 %), Produktions- und Gewerbeabfälle (4 %) sowie die gefährlichen Abfälle (3 %) bei. Seit 1996 konnte für nahezu alle Abfallströme eine deutliche Steigerung der Verwertungsquote auf nunmehr gut 88 % realisiert werden. Bezogen auf das Gesamtaufkommen ein Plus von mehr als 13 Prozentpunkten in diesen eineinhalb Jahrzehnten. Verfahren der biologischen Abfallbehandlung (Kompos tierung, Vergärung) sind beispielhaft für eine vollständig stoffliche teils kombiniert mit einer energetischen Verwertung der eingesetzten Abfälle. Zum überwiegenden Teil wurden die 2012 in Baden-Württemberg erzeugten 396 000 t Kompost und 192 000 t Gärrückstände als Wirtschaftsdünger und Bodenverbesserer in der Landund Forstwirtschaft eingesetzt. Durch Umsetzung der im Kreislaufwirtschaftsgesetz geforderten flächendeckenden Getrenntsammlung von Bio- und Grünabfällen ab 2015 wird eine weitere Mengensteigerung für Erzeugnisse aus der biologischen Abfallbehandlung erwartet. Tabelle 2 Umwelt in Baden-Württemberg 1979 bis 2012 auf einen Blick Berichtsmerkmal Einheit 1979 1991 1999 2010 2012 Betriebe 1) Treibhausgasemissionen 1 000 t CO 2 -Äquivalente X 93 774 89 746 77 197 75 965 1) davon ) CO 2 -energiebedingt 1 000 t 78 873 77 991 76 727 67 074 65 845 1) CO 2 -prozessbedingt 1 000 t X 3 181 2 633 2 624 2 837 1) Methan (CH 4 ) 1 000 t CO 2 -Äquivalente X 8 444 5 952 3 961 3 672 1) Lachgas (N 2 O) 1 000 t CO 2 -Äquivalente X 4 157 4 433 3 538 3 611 1) Arbeitskräfte in den landwirtschaftlichen Betrieben 1) Gesamtabfallaufkommen 1 000 t X 45 931,9 2) 53 694,7 37 566,8 44 995,9 Verwertungsquote % X 74,8 2) 80,1 82,8 88,4 Siedlungsabfälle 1 000 t X 5 679,2 2) 6 613,9 5 857,5 5 866,4 Hausmüll und Sperrmüll 1 000 t X 1 729,1 2) 1 641,6 1 556,7 1 533,2 Grünabfälle, Abfälle aus der Biotonne 1 000 t X 1 043,3 2) 1 245,8 1 294,9 1 385,9 Wertstoffe aus Haushalten 1 000 t X 1 462,7 2) 1 650,3 1 753,1 1 776,2 Abfälle aus Produktion und Gewerbe 1 000 t X 2 031,2 2) 2 432,3 1 922,1 1 872,9 Bau- und Abbruchabfälle (Baumassenabfälle) 1 000 t X 37 225,4 2) 43 464,0 28 042,8 35 489,3 Gefährliche Abfälle 1 000 t X 640,4 2) 884,6 1 497,3 1 529,3 1) Vorläufige Werte. 2) Werte für 1996, Beginn der Berechnungen eines "Gesamtabfallaufkommens". 10 Statistische Analysen 3/2014

1. Fläche und Bevölkerung 1. Fläche und Bevölkerung Mit einer Fläche von 3 575 136 Hektar (ha) und rund 10,57 Mill. Einwohnern (Stand jeweils zum 31.12.2012) ist Baden-Württemberg flächen- und bevölkerungsmäßig das drittgrößte Bundesland der Bundesrepublik Deutschland. Auf etwa 10 % der Fläche des Bundesgebiets leben hier rund 13 % der Bevölkerung. Dies entspricht einer Bevölkerungsdichte von 296 Einwohnern je km². Demnach gehört der Südweststaat nach Nordrhein-Westfalen (515 Einwohnern je km²) und dem Saarland (387 Einwohner je km²) mit zu den am dichtesten besiedelten Flächenländern im Bundesgebiet (226 Einwohner je km²). Die regionale Bevölkerungsverteilung innerhalb des Landes ist bestimmt durch das Gefälle zwischen den traditionellen Industrieregionen und den eher ländlich geprägten Landstrichen. Abgesehen von den Stadtkreisen (an der Spitze Stuttgart und Mannheim mit 2 884 bzw. 2 032 Einwohnern je km²) leben heute die meisten Einwohner je km² in den Landkreisen der Verdichtungsräume Esslingen (793) und Ludwigsburg (752). Zum Vergleich dagegen die Landkreise mit den wenigsten Einwohnern je km²: der Neckar-Odenwald-Kreis und Schwäbisch Hall mit jeweils 126, Sigmaringen (106) und der Main-Tauber-Kreis (100). Siedlungs- und Verkehrsfläche: 510 143 ha entsprechen einem Anteil von 14,3 % an der gesamten Landesfläche Zum Jahreswechsel 2012/2013 beziffert sich die Siedlungs- und Verkehrsfläche in Baden-Württemberg auf 510 143 ha. Dies entspricht einem Anteil von 14,3 % an der gesamten Landesfläche (3,575 Mill. ha). Davon entfallen 38,5 % auf Verkehrsflächen, d.h. Flächen für Straßen, Wege, Plätze, den Schienen- und Luftverkehr. Bei 53,8 % handelt es sich um Gebäude- und Freifläche, bei weiteren 6,1 % um Erholungsfläche. Schaubild 1 Bodenfläche in Baden-Württemberg 2012 Anteile in % Bodenfläche insgesamt (3 575 136 ha) Siedlungs- und Verkehrsfläche (510 143 ha) Waldfläche Rest 38 2 39 Verkehrsfläche Landwirtschaftsfläche 46 14 Siedlungs- und Verkehrsfläche 29 9 16 6 2 Gebäude- und Freifläche Wohnen Gebäude- und Freifläche Gewerbe/Industrie Sonstige Gebäude- und Freifläche Erholungsfläche sonstige Siedlungs- und Verkehrsfläche 1) 1) Betriebsfläche ohne Abbauland, Friedhof. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 441 14 Statistische Analysen 3/2014 11

1. Fläche und Bevölkerung 2012 wurde täglich eine Fläche von 6,7 ha für Baumaßnahmen beansprucht. Das kommt einem Jahreszuwachs an Siedlungs- und Verkehrsfläche in der Größenordnung von rund 3 500 Fußballplätzen (100 m x 70 m) gleich. Dabei wird diese Fläche eigentlich nicht verbraucht. Sie wird dauerhaft einer anderen Nutzung zugeführt. Hinter dem Flächenverbrauch verbirgt sich die Umwidmung von vormals naturnaher land- und forstwirtschaftlich genutzter Fläche zu siedlungsbezogener Nutzung. Die Daten der Flächenerhebung nach Art der tatsächlichen Nutzung gehen auf das Liegenschaftskataster mit den Flurstücken als kleinster Bezugseinheit zurück. Dem gesamten Flurstück wird im Kataster eine Nutzungsart, nämlich die Hauptnutzung, zugewiesen. Die Flächenangaben für die einzelnen Flurstücke beinhalten neben den bebauten Flurstücksanteilen somit auch die der Bebauung untergeordneten Flächen wie z. B. Hausund Nutzgärten. Der Zuwachs an Siedlungs- und Verkehrsfläche und damit der Flächenverbrauch beschreibt daher nicht den Zuwachs an versiegelter Fläche, also das Abdichten offener Böden durch bauliche Anlagen, Verkehrsflächen und Freiflächengestaltung. Nach Schätzungen des Statistischen Landesamtes sind landesweit in Baden- Württemberg etwa knapp die Hälfte der Siedlungsund Verkehrsfläche, das sind ca. 235 900 ha oder 6,6 % der Landesfläche, versiegelt. Zuwachsraten tendenziell rückläufig Die täglichen Zuwachsraten der Siedlungs- und Verkehrsfläche waren seit Ende der 1990-er Jahre tendenziell rückläufig. Die vielfältigen Bemühungen der Politik auf Bundes- und Landesebene, von Naturschutzorganisationen und anderen, den Flächenverbrauch einzudämmen, zeigten offensichtlich langsam Wirkung. Die positive Konjunkturentwick- Schaubild 2 Täglicher Flächenverbrauch in BadenWürttemberg ha/tag 12 10 8 6 4 2 0 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 442 12 12 Statistische Analysen 3/2014

1. Fläche und Bevölkerung Schaubild 3 Größe und Struktur der Siedlungs- und Verkehrsfläche (SuV) 2012 nach Gemeindegrößenklassen Anteil der Nutzungsarten an der Siedlungs- und Verkehrsfläche in % 100 Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche an der Gesamtfläche in % 45 90 80 70 60 50 40 30 20 40 35 30 25 20 15 10 10 5 0 < 1 500 1 500 2 500 2 500 3 500 3 500 5 000 5 000 6 500 6 500 10 000 10 000 15 000 15 000 50 000 50 000 100 000 > 100 000 0 Einwohner Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 443 12 lung in den Jahren 2006 und 2007 zeigte allerdings deutlich stimulierende Effekte und auch 2012 ist der tägliche Flächenverbrauch entgegen dem Trend wieder leicht angestiegen. Der Schwerpunkt der Baumaßnahmen von insgesamt 2 452 ha lag wiederum vorrangig bei der Gebäude- und Freifläche (1 658 ha; + 0,6 %) und weniger bei den Verkehrsflächen (551 ha, + 0,3 %). Die Erholungsfläche, die sich etwa hälftig aus Sportflächen und Grünanlagen zusammensetzt, wurde um 264 ha oder 0,9 % ausgedehnt. Die langjährige Betrachtung zeigt seit dem Jahrtausendwechsel bei der Gebäude- und Freifläche tendenziell sinkende jährliche Zuwachsraten, mit allerdings leichter Zunahme in den letzten beiden Jahren, bei der Erholungsfläche dagegen zunächst steigende, ab 2008 dann aber ebenfalls abnehmende Zuwachsraten. Der Flächenverbrauch für Verkehrszwecke ist in seiner Entwicklung schwankend. Hier dürfte nicht zuletzt der Zeitpunkt, wann Großprojekte ihren Niederschlag im Kataster und damit im statistischen Zahlenwerk finden, großen Einfluss haben. Mit der Gemeindegröße steigt der Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche an der Bodenfläche deutlich an In den kleineren Gemeinden mit weniger als 3 500 Einwohnern entfallen weniger als 10 % der Bodenfläche insgesamt auf die Siedlungsund Verkehrsfläche, in Gemeinden über 10 000 Einwohnern sind es bereits über 14 %. In Städten mit 50 000 bis 100 000 Einwohnern beansprucht die Siedlungs- und Verkehrsfläche rund ein Viertel der gesamten Bodenfläche, in den neun Großstädten mit über 100 000 Einwohnern sogar über 41%.... und zugleich ändert sich deren Zusammensetzung So gewinnt die Gebäude- und Freifläche mit wachsender Einwohnerzahl mehr und mehr an Bedeutung und erreicht bei Städten mit mehr als Statistische Analysen 3/2014 13

1. Fläche und Bevölkerung Schaubild 4 Anteil der Raumkategorien an der Entwicklung der Siedlungs- und Verkehrsfläche in Baden-Württemberg 2004 bis 2012 Anteile der Nutzungsarten in % Verdichtungsräume Randzonen um die Verdichtungsräume Verdichtungsbereiche Ländliche Räume im engeren Sinne 27,4 18,3 8,2 46,1 Anteile im Land in % Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 444 14 100 000 Einwohnern einen Anteil von knapp 60 % an der Siedlungs- und Verkehrsfläche. Der Erholungsfläche kommt in größeren Städten weitaus mehr Bedeutung zu als in den kleineren Gemeinden. Umgekehrt werden in den kleineren Gemeinden große Anteile der Siedlungs- und Verkehrsfläche (fast 50 %) für den Verkehr genutzt. Hier fallen die überörtlichen Verbindungsstraßen relativ stark ins Gewicht. In den Großstädten sinkt der Anteil der Verkehrsflächen auf 30 % und darunter. Siedlungsaktivitäten prägen verdichtete Gebiete Der Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche an der Bodenfläche insgesamt differiert bei regionaler Betrachtung sehr stark. Die Siedlungs- und Verkehrsfläche erreicht in den Verdichtungsräumen des Landes mit durchschnittlich 27 % Flächenanteil erwartungsgemäß deutlich höhere Werte als in den Randzonen (16 %), den Verdichtungsbereichen im Ländlichen Raum (17 %) oder im Ländlichen Raum im engeren Sinne mit 10 %. Stand und Entwicklung der Flächennutzung sind in jedem Teilraum vor dem Hintergrund spezifischer Bedingungen zu sehen. Ein verallgemeinerter Erklärungsansatz fällt da schwer: Wo viele Menschen auf vergleichsweise engem Raum zusammenleben, begegnet einem das Problem des Flächenverbrauchs quasi auf Schritt und Tritt und ist den örtlichen Entscheidungsträgern bewusst. Appelle zu einem sparsamen Umgang mit Grund und Boden werden ernst genommen. In ländlichen Gebieten ist die Wahrnehmung eine ganz andere. Dort ist Fläche häufig das Einzige, womit eine Gemeinde punkten kann. Im Bestreben, vor allem für junge Familien attraktiv zu sein, um sich dort anzusiedeln bzw. zu bleiben, werden oftmals Neubaugebiete zu preislich attraktiven Konditionen ausgewiesen. Die gleiche Strategie wird zudem oftmals in Bezug auf Arbeitsplätze vor Ort verfolgt. 14 Statistische Analysen 3/2014

2. Agrarstruktur 2. Im ständigen Wandel: Landwirtschaft in Baden-Württemberg In Baden-Württemberg gab es im Jahr 2013 noch 42 400 landwirtschaftliche Betriebe. Ihre Zahl hat sich damit weiter verringert. Gegenüber 2010 sind es etwa 2 000 Betriebe weniger und im Vergleich zur Jahrtausendwende (1999) sogar rund 18 700 Betriebe weniger. Rein rechnerisch haben zwischen 2010 und 2013 jeden Tag fast zwei Betriebe ihre Hoftore geschlossen. In den Jahren zuvor waren es allerdings deutlich mehr, weil sich das Tempo des Strukturwandels in den letzten Jahren spürbar verlangsamt hat. Vergleich zum Jahr 1999 ist das eine Zunahme um rund 10 ha LF. Trotz des fortgesetzten Flächenwachstums bleiben die Betriebe in Baden-Württemberg hinsichtlich der Betriebsgröße im bundesdeutschen Vergleich am unteren Ende. Der deutsche Durchschnittshof bewirtschaftet 2013 mit etwa 59 ha LF fast das Doppelte eines Betriebs in Baden-Württemberg. Vielfältige Bodennutzung Acker und Wiese, Weinberg und Obstplantage Landwirtschaftliche Betriebe in Baden- Württemberg werden immer größer Im Zuge des Strukturwandels übernehmen die verbleibenden Betriebe die Bewirtschaftung der Fläche von weichenden oder sich verkleinernden Betrieben und werden dadurch immer größer. Im Jahr 2013 erreicht die durchschnittliche Betriebsgröße in Baden- Württemberg mit knapp 34 ha landwirtschaftlich genutzter Fläche (LF) einen neuen Höchstwert. Im Schaubild 1 Landwirtschaftliche Betriebe in Baden- Württemberg 1999 bis 2013*) Anzahl in Tsd. 70 jährliche Abnahmerate in % 3,3 60 2,9 50 2,2 40 30 20 10 0 1,6 1999 2003 2007 2010 2013 *) Jahre 1999 bis 2007: In den ab 2010 gültigen Erfassungsgrenzen (nachträglich angepasst soweit möglich). Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 457 14 Die Bodennutzung der landwirtschaftlichen Betriebe in Baden-Württemberg ist ausgesprochen vielfältig und ein Spiegelbild der naturräumlichen Vielfalt. Es überwiegt die Nutzung von Ackerland (ca. 834 000 ha). Die wichtigsten Früchte auf dem Ackerland sind Weizen und Mais (Körnermais und Silomais). Auf die beiden Fruchtarten zusammen entfällt etwas mehr als die Hälfte des Ackerlands. Im Gegensatz zu den großen Feldfrüchten nehmen wertschöpfungs- und arbeitsintensive Kulturen wie Gemüse, Hopfen oder Tabak nur kleine Anteile des Ackerlands in Anspruch (zusammen etwa 1 2 %). Grünland ist mit 538 000 ha das zweite wichtige Standbein in den Betrieben und häufig Grundlage für die Viehhaltung. Während Grünland bevorzugt in den mittleren und höheren Lagen des Landes anzutreffen ist, konzentriert sich an klimatisch begünstigten Standorten der Anbau von Sonderkulturen: Baum- und Strauchbeerenobst (insgesamt 21 100 ha) am Bodensee und in der Ortenau, Rebland (insgesamt 24 500 ha) entlang der großen Flüsse im Land. Viehhaltung auf dem Rückzug Die Viehhaltung ist ebenfalls ein wichtiges Standbein der landwirtschaftlichen Betriebe im Land. Allerdings hat sowohl absolut, wie relativ die Zahl landwirtschaftlicher Betriebe mit Viehhaltung in den vergangenen Jahren deutlich abgenommen. Im Jahr 2013 wird noch in rund 25 400 Betrieben Vieh Statistische Analysen 3/2014 15

2. Agrarstruktur Schaubild 2 Entwicklung von Tierbeständen und -haltern in landwirtschaftlichen Betrieben in Baden-Württemberg 2010 bis 2013 Rinder Schweine Einhufer (Pferde, Esel, Maultiere u. a.) Schafe Ziegen Legehennen Tiere Betriebe Veränderung in % Zahlenmäßig dominiert der Nebenerwerb, Haupterwerb dominiert die Produktion Im Jahr 2013 werden gut 24 200 Nebenerwerbsbetriebe, aber nur 14 000 Haupterwerbsbetriebe im Land gezählt. Auf einen Betrieb im Haupterwerb kommen damit fast zwei Betriebe im Nebenerwerb. Anders sieht es bei den Produktionsanteilen aus: Bei Acker- oder Grünland wird etwas mehr als die Hälfte von Betrieben im Haupterwerb bewirtschaftet, die Viehhaltung ist ihre eindeutige Domäne. Auf eine Milchkuh im Nebenerwerbsbetrieb kommen sieben bis acht Milchkühe im Haupterwerbsbetrieb, bei Schweinen beträgt die vergleichbare Relation eins zu sechs. Kooperative Betriebsformen im Aufwind Truthühner 25 20 15 10 5 0 5 10 15 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 458 14 gehalten, das entspricht einem Anteil von 60 %. Im Jahr 1999 haben noch mehr als zwei von drei (71 %) Betrieben Vieh im Stall. Doch nicht nur die Betriebe mit Vieh, auch die in ihnen gehaltenen Tierbestände werden weniger. Das gilt vor allem für das Großvieh, dazu zählen Rinder, Schweine und Pferde. Anfang 2013 gab es im Land noch insgesamt 985 100 Rinder in den landwirtschaftlichen Betrieben, das ist ein Fünftel weniger als 1999. Der Schweinebestand liegt mit 1,95 Mill. Tieren um ein Siebtel unter dem Niveau von 1999. Aber nicht alle Tierhaltungszweige entwickelten sich rückläufig. Für manche Kleinviehkategorien, besonders Legehennen und Puten, sind positive Veränderungsraten festzustellen. Für alle Tierkategorien gilt: für die Betriebe, die der Tierhaltung treu bleiben, wird dieser Zweig immer wichtiger. Die durchschnittlichen Bestandsgrößen haben sich enorm erhöht, teilweise sogar vervielfacht, z.b. in der Schweinehaltung von 112 (1999) auf 300 (2013) Schweine je Betrieb. Mittlerweile genügt die klassische Einteilung der landwirtschaftlichen Betriebe in Haupt- und Nebenerwerbsbetriebe nicht mehr, um ein vollständiges Bild der Agrarstruktur zu beschreiben. Im Zuge des Strukturwandels gewinnen kooperative Betriebsformen an Gewicht. Dies gilt insbesondere für die Rechtsform der BGB-Gesellschaft (Gesellschaft bürgerlichen Rechts, GbR). Im Jahr 2013 werden rund 3 100 landwirtschaftliche Betriebe in dieser kooperativen Form bewirtschaftet. Ihr Anteil an den Betrieben beträgt nur etwa 7 %, die von ihnen bewirtschaftete Fläche etwa 16 % und bei Milchkühen 21 %. GbRs sind also produktive Schwergewichte. Knapp 182 000 Personen erbringen Arbeitsleistung Im Jahr 2013 waren in den landwirtschaftlichen Betrieben im Land insgesamt etwa 181 600 Personen in unterschiedlichem Umfang mit betrieblichen Arbeiten beschäftigt. Die Mehrheit der Beschäftigten ist der Gruppe der Familienarbeitskräfte in Einzelunternehmen zuzurechnen. Das sind die Inhaber (38 200) und deren regelmäßig mithelfenden Familienangehörige (42 900). Die Familienarbeitskräfte werden in den Einzelunternehmen von ständigen 16 Statistische Analysen 3/2014

2. Agrarstruktur Schaubild 3 Arbeitsleistung in landwirtschaftlichen Betrieben in Baden-Württemberg 2013 Anteile in % Saison- Arbeitskräfte Fremd- Arbeitskräfte 21,5 15,0 Insgesamt 67 100 AKE 1) 1) Arbeitsleistung in Arbeitskrafteinheiten (AKE). 63,5 Familien- Arbeitskräfte Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 459 14 Arbeitskräften (6 900) und Saison-Arbeitskräften (63 500) unterstützt. In allen anderen Betrieben (Personengesellschaften, öff. Betriebe, etc.) sind zusammen rund 30 100 Personen beschäftigt, darunter 15 600 Saison-Arbeitskräfte. Pachtquote bei 60 %, Pachtpreise steigen Im Jahr 2013 sind im Durchschnitt von 100 ha LF 60 ha gepachtet. Neben dem Pachtland werden von den Betrieben eigene Flächen sowie in geringem Umfang unentgeltlich zur Bewirtschaftung überlassene Flächen bewirtschaftet. In den letzten Jahren hat sich die Pachtquote nur noch wenig verändert, während zuvor eine stetige Zunahme zu verzeichnen war. Im Gegensatz zur Pachtquote zeigten sich bei den Pachtentgelten deutliche Bewegungen. Im Zeitraum 2010 bis 2013 hat sich das mittlere Pachtentgelt um etwa ein Zehntel auf 216 Euro/ha erhöht. Ackerland ist dabei mit 246 EUR/ha im Mittel deutlich teurer als Grünland mit 129 Euro/ha. Eine weitere Erhöhung der durchschnittlichen Pachtentgelte zeichnet sich ab. Für Neupachtungen das sind Pachtverträge, die innerhalb der letzten 2 Jahre entweder neu abgeschlossen oder für die ein neuer Pachtpreis vereinbart wurde wurde zuletzt ein mittlerer Pachtpreis von 298 Euro/ha ermittelt. Schaubild 4 Arbeitsvolumen rückläufig Von allen Beschäftigten in der Landwirtschaft zusammen wurde 2013 ein Arbeitseinsatz mit einem Umfang von 67 100 Arbeitskrafteinheiten 1 (AKE) erbracht. Im Vergleich zu 2010 entspricht dies einem Rückgang des Arbeitsvolumens um 3,5 %. Dies spricht für eine weiter gestiegene Produktivität, zumal auch bezogen auf die Flächen mit einem AKE-Besatz von nur noch 4,7 AKE je 100 ha Fläche ein neuer Grenzwert erreicht wird. Im Jahr 2010 wurden zur Bewirtschaftung der gleichen Fläche noch 4,9 AKE benötigt, im Jahr 1999 wurden bei anderer Abgrenzung und Definition der AKE und insofern nicht völlig vergleichbar noch 5,1 AKE zur Bewirtschaftung von 100 ha landwirtschaftlich genutzter Fläche benötigt. 1 Eine Arbeitskraft-Einheit (AKE) ist eine Maßeinheit für eine mit betrieblichen Arbeiten vollbeschäftigte Arbeitskraft in der Landwirtschaft. Pachtquote und Pachtentgelt in landwirtschaftlichen Betrieben in Baden-Württemberg 1999 bis 2013 Pachtquote in % 80 70 60 50 40 30 20 10 0 171 Pachtentgelt in EUR/ha 197 216 1999 1) 2010 2013 1) In den ab 2010 gültigen Erfassungsgrenzen (nachträglich angepasst soweit möglich). Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 460 14 Statistische Analysen 3/2014 17

2. Agrarstruktur Tabelle 1 Agrarstrukturdaten für Baden-Württemberg 1999, 2010 und 2013 Merkmal Einheit 1999 1) 2010 2013 Landwirtschaftliche Betriebe Anzahl in 1 000 61,1 44,5 42,4 Landwirtschaftlich genutzte Fläche (LF) in 1 000 ha 1 437,6 1 410,0 1 422,5 Betriebsgröße ha LF 23,5 31,7 33,5 Einzelunternehmen nach Erwerbsform Haupterwerb Anzahl in 1 000 24,8 15,2 14,0 Nebenerwerb Anzahl in 1 000 33,7 25,3 24,2 Personengesellschaften (GbR) Anzahl in 1 000 1,8 2,7 3,1 Betriebe mit Vieh Anzahl in 1 000 43,3 28,2 25,4 Betriebe mit Rindern Anzahl in 1 000 30,2 18,0 16,3 Betriebe mit Schweinen Anzahl in 1 000 20,6 8,7 6,5 Betriebe mit Legehennen Anzahl in 1 000 17,8 9,6 8,4 Öko-Betriebe Anzahl in 1 000 2,7 3,0 3,3 Ökologisch bewirtschaftete LF in 1 000 ha 77,2 2) 98,4 111,1 Arbeitskräfte insgesamt 1 000 Personen 215,1 190,1 181,6 Arbeitsvolumen AKE in 1 000 73,8 69,6 67,1 Arbeitskräftebesatz AKE/100 ha LF 5,1 4,9 4,7 1) In den ab 2010 gültigen Erfassungsgrenzen (nachträglich angepasst soweit möglich). Arbeitskräfte: Repräsentativergebnis. 2) Gesamte LF der Ökobetriebe unabhängig davon, ob diese ökologisch oder konventionell bewirtschaftet wird. 900 Betriebe mit Biogas und fast 14 000 mit Solaranlage Die Erzeugung erneuerbarer Energie ist mittlerweile ein wichtiges wirtschaftliches Standbein für viele landwirtschaftliche Betriebe. In jedem dritten landwirtschaftlichen Betrieb in Baden-Württemberg gab es im Jahr 2013 eine Anlage zur Erzeugung erneuerbarer Energie. Klarer Favorit bei den Betrieben ist die Nutzung der Sonnenenergie in Fotovoltaikanlagen oder in Form der Solarthermie. Praktisch jeder Betrieb (Anteil 97 %) mit einer Anlage zur Erzeugung erneuerbarer Energie hat eine dieser Solarenergieanlagen. Im Vergleich dazu ist der Besitz oder die Beteiligung an einer Biogasanlage eher selten. Nur knapp 900 Betriebe, das entspricht einem Anteil von 6 % an den Produzenten erneuerbarer Energie in der Landwirtschaft, sind an der Erzeugung von Biogas beteiligt. Öko weiter im Aufwind In den letzten Jahren hat sich der Anteil der Betriebe, die nach den Kriterien des ökologischen Landbaus bewirtschaften, kontinuierlich erhöht. Im Jahr 2013 bewirtschaften etwa 3 300 Betriebe insgesamt über 111 100 ha nach den Vorgaben des ökologischen Landbaus. Der Anteil liegt sowohl bei den Betrieben wie bei der Fläche bei knapp 8 %. Das einzig Beständige: der Wandel Die Entwicklung im Ökolandbau, aber auch andere Veränderungen zeigen: Die Landwirtschaft in Baden-Württemberg unterliegt einem kontinuierlichen Wandel. Im Vergleich zu früher zeigt sich der Strukturwandel weniger in der rückläufigen Zahl der Betriebe, als in den inneren Veränderungen der Betriebe. So ist die Veränderung durch Aufgabe, Erweiterung oder Intensivierung von einzelnen Betriebszweigen, namentlich in der Tierhaltung, ungebrochen. Zum strukturellen Wandel zählt auch das Entstehen neuer, kooperativer Betriebsformen, die Spezialisierung oder die Diversifizierung in nicht primär landwirtschaftliche Aktivitäten. 18 Statistische Analysen 3/2014

3. Ökologischer Landbau 3. Im Trend: Der Ökolandbau Der Ökolandbau unterscheidet sich vom konventionellen Landbau durch spezielle Produktionsvorschriften. Wichtige Grundsätze sind die Anwendung umweltschonender Bewirtschaftungspraktiken, der Schutz der natürlichen Ressourcen sowie die Anwendung hoher Tierschutzstandards. Auch der Verzicht auf mineralische Stickstoffdünger und chemisch-synthetischen Pflanzenschutz gehört zu seinen Grundprinzipien. Einen europaweit einheitlichen Rahmen für den Ökolandbau gibt die EU- Verordnung 834/2007 vor. Kennzeichen für biologische Produktion in der EU, in Deutschland und in Baden-Württemberg Öko mehr als eine Nische Der Ökolandbau führt in der deutschen Landwirtschaft kein Nischendasein mehr. Er ist im Laufe der Jahre zu einer anerkannten Größe in der vielfältigen deutschen Landwirtschaft geworden. Im Jahr 2013 bewirtschafteten in Deutschland rund 18 000 Betriebe insgesamt etwa 1 Mill. ha landwirtschaftlich genutzte Fläche (LF) nach den entsprechenden Kriterien. Im Hinblick auf die Betriebe entspricht dies einem Anteil von 6,3 %, in Bezug auf die Fläche von 6,0 %. Schaubild 1 Entwicklung des Ökologischen Landbaus in Baden-Württemberg 2003 bis 2013*) ha 120 000 100 000 80 000 60 000 40 000 20 000 Ökologisch bewirtschaftete Fläche Anteil der ökologisch wirtschaftenden Betriebe 0 2003 2007 2010 2013 *) Jahre 2003 und 2007: In den ab 2010 gültigen Erfassungsgrenzen (nachträglich angepasst soweit möglich). in % 9 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 436 14 8 7 6 5 4 3 2 1 0 In Baden-Württemberg hat der Ökolandbau eine größere Bedeutung als im Bundesdurchschnitt. Von 42 400 landwirtschaftlichen Betrieben im Land haben im Jahr 2013 rund 3 300 vollständig oder zumindest teilweise nach den Vorgaben der EU- Verordnung 834/2007 gewirtschaftet. Das entspricht einem Anteil von fast 8 %. Die ökologisch bewirtschaftete Fläche umfasste 111 100 ha und damit ebenfalls knapp 8 % der LF im Land. Mehr ökologisch bewirtschaftete Fläche Der Anteil der ökologisch bewirtschafteten Flächen in Baden-Württemberg nahm in den vergangenen Jahren stetig zu. Im Jahr 2003 wurden etwas weniger als 80 000 ha oder 5,6 % der badenwürttembergischen LF nach ökologischen Gesichtspunkten bewirtschaftet. Binnen eines Jahrzehnts hat sich die ökologisch bewirtschaftete Fläche um knapp 32 000 ha oder um etwa 40 % erhöht. Der Zuwachs entspricht in etwa der gesamten LF eines Kreises wie Ludwigsburg oder Rottweil. Von der ökologisch bewirtschafteten Fläche waren im Jahr 2013 fast 94 % vollständig auf die ökologische Bewirtschaftung umgestellt. Rund 6 900 ha befanden sich noch in der Umstellungsphase, in der die Flächen bereits nach den Öko-Richtlinien bewirtschaftet werden, die darauf produzierten Erzeugnisse jedoch noch nicht mit dem Öko-Label verkauft werden dürfen. Statistische Analysen 3/2014 19

3. Ökologischer Landbau Ökobetriebe sind (etwas) anders Die Ökobetriebe fühlen sich besonderen Prinzipien verpflichtet, wirtschaften aber unter den gleichen natürlichen Standortbedingungen. Von daher gibt es Ähnlichkeiten, aber auch Abweichungen zu konventionell wirtschaftenden Betrieben. So sind ökologisch wirtschaftende Betriebe mit gut 37 ha im Durchschnitt ein wenig größer als ihre konventionellen Pendants (33 ha). Gleichzeitig sind sie etwas professioneller : der Anteil der Haupterwerbsbetriebe unter ihnen ist höher, ebenso der Anteil an Betrieben in der Rechtsform einer Personengesellschaft oder juristischen Person. Bodennutzung ist grüner Einen deutlichen Unterschied zwischen ökologischen und konventionellen Betrieben gibt es in der Bodennutzung. In Ökobetrieben wird nicht nur deutlich mehr Grünland bewirtschaftet als in den anderen Betrieben, auch die Bewirtschaftung des Ackerlands ist merklich vielfältiger. Grünland macht in Ökobetrieben mehr als die Hälfte (57 %) der Fläche aus, während es in den konventionellen Betrieben nur auf ein Drittel (33 %) kommt. Ökobetriebe kommen allerdings auch gehäuft in Regionen mit hohem Grünlandanteil vor. Bei der Nutzung des Ackerlands zeichnen sich die Ökobetriebe dadurch aus, dass mehr Fruchtarten in einem ausgewogeneren Verhältnis zueinander angebaut werden. In konventionellen Betrieben gibt es eine klare Dominanz des Getreideanbaus, auf den knapp zwei Drittel des Ackerlands entfallen. In Ökobetrieben wird nur etwa die Hälfte des Ackerlands mit Getreide bestellt. Das gibt Raum für andere Feldfrüchte, z.b. Hülsenfrüchte oder den Ackerfutterbau. Häufig mit Vieh In Ökobetrieben ist der Einsatz mineralischer Dünger nicht gestattet, gleichzeitig spielt der Gedanke geschlossener Kreisläufe eine besondere Rolle. Die Tierhaltung hat daher in diesen Betrieben eine besondere Bedeutung. Das zeigt sich darin, dass zwei Drittel der Ökobetriebe Vieh halten. Dabei überwiegen mit Rindern, Schafen und Ziegen Vieharten, die für eine flächengebundene Tierhaltung, besonders von Grünland, stehen. Geflügel (mit Ausnahme von Legehennen) und Schweine spielen in Ökobetrieben keine größere Rolle. Öko macht Arbeit Nicht nur Kühe machen Mühe, auch die größere Fläche und der Verzicht auf manches Hilfsmittel machen Arbeit: in ökologisch wirtschaftenden Betrieben ist der Arbeitseinsatz höher als in konventionellen Betrieben. Im Durchschnitt werden zur Bewirtschaftung eines Ökobetriebs 1,8 Arbeitskrafteinheiten (AKE), das ist das rechnerische Maß einer vollbeschäftigten Arbeitskraft, benötigt. In konventionellen Betrieben sind es 1,6 AKE. 20 Statistische Analysen 3/2014

4. Viehhaltung, Tierische Produktion 4. Viehhaltung, Tierische Produktion Seit Jahrzehnten ist in der baden-württembergischen Landwirtschaft ein starker Rückgang der Vieh haltenden Betriebe zu beobachten, der insbesondere Betriebe mit kleineren Viehbeständen erfasste (vgl. Kapitel 2 Im ständigen Wandel: Landwirtschaft in Baden-Württemberg ). Durch den Strukturwandel konzentriert sich der Viehbestand damit auf immer weniger Betriebe. Aber auch regional schreitet der Konzentrationsprozess weiter voran. Als Konsequenz der rückläufigen Entwicklung insbesondere der Halter-, weniger der Tierzahlen, haben sich die durchschnittlichen Bestandsgrößen im Zuge des Strukturwandels deutlich erhöht. Geflügelhaltung: Wirtschaftliches Standbein für wenige Spezialisten Zum Jahreswechsel 2013/14 hatten sich im Südwesten wieder 146 landwirtschaftliche Betriebe auf die Haltung von Legehennen spezialisiert. Nicht zuletzt infolge von 19 Einsteigern binnen Jahresfrist haben die Geflügelhaltungsbetriebe mit jeweils mehr als 3 000 Hennenhaltungsplätzen ihre Tierbestände nach dem Tiefpunkt im Jahr 2010 (ca. 1,49 Mill. Tiere) zum dritten Mal in Folge ausgedehnt. Dabei konzentrieren sich in 17 Betrieben allein vier Zehntel von insgesamt 2,16 Mill. Haltungsplätzen der Legehennenspezialbetriebe des Landes: Sie haben durchschnittlich 51 700 Plätze je Betrieb. Seit dem Verbot der klassischen Käfighaltung in Deutschland hat sich die Bodenhaltung mit einem Anteil von nunmehr 76% an den Produktionskapazitäten zur dominierenden Haltungsform entwickelt, gefolgt von der Freilandhaltung mit annähernd 17 %. Knapp 5 % der Hennenhaltungsplätze sind der ökologischen Erzeugung vorbehalten. Auf die heute in Deutschland noch zulässigen Formen der Käfighaltung, beispielsweise die Kleingruppenhaltung, entfielen 2013 nur noch 2 % der Hennenhaltungsplätze. Zum Vergleich: Zum Jahrhundertwechsel waren noch neun von zehn Hennenhaltungsplätzen dieser Kategorie zugehörig. Schaubild 1 Rinderhaltung in Baden-Württemberg seit 1999 *) Rinder 1 400 000 Rinder je Betrieb 70 1 200 000 60 1 000 000 50 800 000 40 600 000 30 400 000 20 200 000 10 0 1999 2003 2007 2010 2013 0 *) 1999 bis 2007: In den ab 2010 gültigen Erfassungsgrenzen (nachträglich angepasst soweit möglich). Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 446 14 Statistische Analysen 3/2014 21

4. Viehhaltung, Tierische Produktion Tabelle 1 Spezialisierte Geflügelhaltungsbetriebe seit 2004 nach Haltungsformen Jahr 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Anzahl Betriebe Käfighaltung 116 104 90 74 57 17 7 6 6 6 Bodenhaltung 68 91 98 99 107 109 109 108 113 128 Freilandhaltung 32 39 43 34 33 31 32 34 36 43 Ökologische Erzeugung... 8 8 9 9 10 12 15 Insgesamt 143 156 154 140 134 123 123 123 127 146 Haltungsplätze Käfighaltung 1 328 573 1 210 645 1 099 155 943 035 665 546 327 078 57 556 52 876 50 388 49 188 Bodenhaltung 381 276 574 621 680 457 741 662 1 039 791 1 168 433 1 393 096 1 424 677 1 490 512 1 649 765 Freilandhaltung 159 503 228 919 248 490 227 944 231 101 252 455 266 564 299 276 310 363 358 912 Ökologische Erzeugung... 46 010 54 910 51 810 56 654 70 779 82 929 99 074 Insgesamt 1 869 352 2 014 185 2 028 102 1 958 651 1 991 348 1 799 776 1 773 870 1 847 608 1 934 182 2 156 939 Haltungsplätze je Betrieb Käfighaltung 11 453 11 641 12 213 12 744 11 676 19 240 8 222 8 813 8 398 8 198 Bodenhaltung 5 607 6 315 6 943 7 492 9 718 10 720 12 781 13 191 13 190 12 889 Freilandhaltung 4 984 5 870 5 779 6 704 7 003 8 144 8 330 8 802 8 621 8 347 Ökologische Erzeugung... 5 751 6 864 5 757 6 295 7 078 6 911 6 605 Insgesamt 13 072 12 911 13 169 13 990 14 861 14 632 14 422 15 021 15 230 14 774 620 Mill. Eier Gesamtjahreserzeugung 2013 Die baden-württembergischen Legehennenbetriebe produzierten 2013 annähernd 620 Mill. Eier. Den Großteil davon, nämlich 494 Mill. Eier oder rund acht Zehntel der Gesamtproduktion, haben die 1,80 Mill. Legehennen der größeren Geflügelhaltungsbetriebe mit 3 000 und mehr Hennenhaltungsplätzen erzeugt. Weitere 440 000 Legehennen in den landwirtschaftlichen Betrieben mit kleineren Beständen (weniger als 3 000 Haltungsplätze) sorgten für weitere 124 Mill. Eier. Statistisch betrachtet legte eine Henne somit 274 Eier im Jahr; dies entspricht einer durchschnittlichen monatlichen Legeleistung von 22,8 Eiern. 22 Statistische Analysen 3/2014

4. Viehhaltung, Tierische Produktion Zahl der Schweineschlachtungen auf Rekord-Niveau In den baden-württembergischen Schlachthöfen wurden 2013 rund 4,60 Mill. Schweine und über 546 000 Rinder geschlachtet. Über 2 % der Schweine waren ausländischer, der Rest inländischer Herkunft. Bei Rindern lag der Anteil ausländischer Tiere mit 1,7 % etwas niedriger. Über die Herkunft der inländischen Tiere liegen aus der Schlachtungs- und Schlachtgewichtsstatistik keine näheren Angaben vor. Insbesondere bei den größeren Schlachthöfen nahe der Landesgrenze zu Bayern dürften aber nennenswerte Zahlen an Schweinen und Rindern aus bayerischen Tierhaltungen stammen. Die Schlachtzahlen des Jahres 2013 bedeuten bei Schweinen im Vorjahresvergleich einen erneuten Anstieg um 83 100 Tiere oder 1,8 % auf einen neuen Höchstwert. Bei Rindern ging die Zahl der geschlachteten Tiere binnen Jahresfrist dagegen um 29 100 ( 5,1 %) zurück. Im Wesentlichen wird die Fleischproduktion im Land von der Anzahl der gewerblichen Schlachtungen bestimmt. Insgesamt belief sich die heimische Fleischproduktion aus gewerblichen Schlachtungen im vergangenen Jahr auf 570 000 Tonnen (t) Fleisch (ohne Geflügel) und liegt damit um 1 100 t unter dem Vergleichswert von 2012. Von der Gesamtschlachtmenge entfallen auf Schweinefleisch 387 000 t oder gut zwei Drittel, 179 000 t oder ein knappes Drittel auf Rindfleisch (einschließlich Kalbfleisch). Die Schlachtmengen von Schaf- (3 000 t), Pferde- (550 t) sowie Ziegenfleisch (100 t) fallen in Relation dazu kaum ins Gewicht. Durchschnittliche Milchleistung im Land: 6 700 kg pro Kuh und Jahr Im Jahr 2013 wurden in Baden-Württemberg insgesamt 2,32 Mill. t Milch und damit in etwa so viel wie im Vorjahr erzeugt. Gegenüber 1985, also seit Einführung der Milchkontingentierung, ist die Milcherzeugung insgesamt um rund ein Fünftel eingeschränkt worden. Zuchterfolge sowie Fortschritte bei den Haltungs- und Schaubild 2 Schweinehaltung in Baden-Württemberg seit 1999*) Schweine 2 500 000 Schweine je Betrieb 350 2 000 000 1 500 000 300 250 200 1 000 000 150 100 500 000 50 0 1999 2003 2007 2010 2013 0 *) 1999 bis 2007: In den ab 2010 gültigen Erfassungsgrenzen (nachträglich angepasst soweit möglich). Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 454 14 Statistische Analysen 3/2014 23