BEPS & ZINSABZUG. September 2015

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Transkript:

BEPS & ZINSABZUG SCHMALENBACH-GESELLSCHAFT, AK STEUERN Dr Christian Dorenkamp Leiter Group Tax Deutsche Telekom Dr. Christian Dorenkamp, Leiter Group Tax, Deutsche Telekom September 2015

1. UNTERSCHIEDLICHE ASPEKTE ACTION ITEM NO. 4 Komponenten OECD-Diskussionspapier Beschränkungen Zinsabzug Was ist Zins bzw. was sind Zinsäquivalente? Welcher Zinsabzug sollte betroffen sein nur Gesellschafterzinsen oder auch third party debt? Sollte der Zinsaufwand die relevante Maßgröße sein oder der Fremdkapitalbestand? Sollte es eine de minimis-ausnahme für kleine Unternehmen geben? Sollte der Zinsabzug nach einem Gruppenvergleich bemessen werden? group ratio test Sollte der Zinsabzug nach einem festen Verhältnis zum lokalen EBITDA oder Vermögen bemessen werden? fixed ratio test Sollten group ratio test und fixed ratio test miteinander kombiniert werden? safe haven Sollten allgemeine Regelungen durch zielorientierte Adressierungen spezieller Situationen ergänzt werden? Soll Doppelbesteuerung im Zusammenhang mit einem Zinsabzugsverbot vermieden werden? Bedarf es banken- und versicherungsspezifischer Regelungen? Welche Verbindungen bestehen zu anderen BEPS Action Items (insb. Hybrid, CFC, Transfer Pricing)? i Dorenkamp, BEPS Action Item No. 4 19 September 2015 2

2. GROUP RATIO TEST KONZERNVERGLEICH Group Ratio Test Zinsabzug jeder Tochtergesellschaft auf EBITDA-Quote des Konzerns begrenzt z.b. Zinsaufwand Konzern 2,5 Mrd., EBITDA Konzern 10 Mrd. (= 25% Zins/EBITDA) Wenn 20% des Konzern-EBITDA auf Deutschland entfallen ( 2 Mrd. EBITDA Inland), dürfen 500 Mio. Zinsen von der deutschen Tochtergesellschaft h abgezogen werden 25% EBITDA Deutschland (bzw. 20% Konzern-Zinsaufwand) Theoretische Fundierung Eigen- oder Fremdkapitalausstattung ist allein steuerlich determiniert jede Abweichung innerhalb eines Konzerns ist allein steuerlich motiviert (Tarif-Arbitrage) Sanktionierung mit Abzugsverbot sachgerecht Unternehmen können anpassen Probleme in Besteuerungswirklichkeit Vielfältige Faktoren für Allokation von Fremdkapital und Eigenkapital im Konzern Verschiedene Sektoren, (börsennotierte) Minderheiten, eigenständige Haftungsverbünde EBITDA Relationen im Konzern nicht konstant über Zeit, Finanzierungen aber langfristig 3

3. FIXED RATIO TEST EBITDA KONZERNUNABHÄNGIG Fixed Ratio Test Zinsabzug jeder Tochtergesellschaft ist auf feste EBITDA-Quote begrenzt z.b. Zinsaufwand abzugsfähig bis zu x % des lokalen EBITDA gänzlich gruppenunabhängig vgl. deutsche Zinsschranke, 4h EStG; 8a KStG 30% EBITDA mit Zinsvortrag (und EBITDA-Vortrag) 10% EBITDA? 30% EBITDA? 10-30% EBITDA? Quantitativer Maßstab (%-Satz) bestimmt faktischqualitative Natur des fixed ratio test Nur Adressierung extremer Einzelfälle (Missbrauch) oder generelles Abzugsverbot? Theoretische Fundierung lokales Besteuerungssubstrat soll nur in bestimmtem Umfang durch Zinsen gemindert werden Probleme in Besteuerungswirklichkeit fixed ratio Test nimmt keinerlei Rücksicht auf Konzernverhältnisse auch bei gleichmäßiger Allokation des Konzern-FK droht Abzugsverbot (hoher Leverage) unterschiedliche Sektoren werden gleich behandelt (trotz anderer Kapitalbedürfnisse) 4

3A. (VERMEINTLICHE) EMPIRISCHE EVIDENZ (OECD) PWC Studie Top 100 Unternehmen nach Marktkapitalisierung Nr. 1 Apple 725 Mrd. USD Danach Nr. 2 Google 375 Mrd. USD Davon 21 Banken / Versicherungen 79 Unternehmen aus Realwirtschaft 75 dieser 79 Unternehmen (95%!) mit Zins/EBITDA-Quote kleiner10% Davon 18 Unternehmen (= knappes Viertel) mit Zinsüberschuss (Zinseinnahmen > Zinsaufwand) Repräsentatives / realistisches Bild der Wirtschaftswirklichkeit in seiner Gesamtheit? NEIN! Hohe Marktkapitalisierung mag Eigenkapitalfinanzierung erleichtern (Börse etc.) Und: Thesaurierte Auslandsgewinne von Google&Co auf Bermudas etc. (steuerfrei) Gewisse Unterstützung (beider Meinungen) durch 9 Finanzverwaltungen (zitiert nach OECD): jeweils Top 10 Unternehmen (wiederum nach Marktkapitalisierung?) 50% unter 10% Zins/EBITDA 85% unter 20% Zins/EBITDA 5

3B. ANEKDOTISCHE EVIDENZ/ FORMEL-ABLEITUNG Erwerb Mobilfunkfrequenzen Juni 2015 für insgesamt 5 Mrd., davon 2 Mrd. Deutsche Telekom 2 Mrd. * 5% Zinssatz (20 Jahre) = 100 Mio. Zinsaufwand and p.a. EBITDA-Anforderungen bei 30% EBITDA-Schranke (Vorbild Deutschland) 333 Mio. 100 Mio. AfA (20 Jahre Nutzungsdauer) 100 Mio. Zinsen (5% * 2 Mrd.) 100 Mio. Vor-Steuer-Gewinn (5% Rendite nach Fremdfinanzierung) 300 Mio. EBITDA 90% Zinsen abzugsfähig, g, 10% Zinsen nicht abzugsfähig g stete Gewinne über 20 Jahre und 10% Kapitalrendite unterstellt (5% Zins, 5% EBT) Formelmäßige Ableitung Renditeanforderung (EBITDA zu INVEST) / Beispiel 10% EBITDA = >50% Rendite (!) X% * EBTIDA Y% * INVEST mit X = Fixed Ratio und Y = Fremdkapitalzins EBTIDA / INVEST FK-Zins * (1 / Fixed Ratio) 50% [EBITDA / INVEST] 5% [FK-Zins] * (1 / 10% [Fixed Ratio]) bzw. 50% EBITDA-Quote 5% FK-Zins * Faktor 10 [bei 10% Fixed Ratio] 6

4. KOMBINATION FIXED RATIO TEST UND GROUP TEST Fixed Ratio Test mit Group Test Escape bzw. Group Test mit Fixed Ratio Escape Kombinationsunabhängig nabhängig kommt es im Ergebnis auf die Maßgröße des fixed ratio test an group test-grundregel mit fixed ratio-ausnahme von 30% EBITDA => Grundregel fixed ratio fixed ratio-grundregel von 10% EBITDA mit group ratio-escape => Grundregel group ratio Beispiel Zinsschranke 30% EBITDA Grundregel weil Eigenkapital-Escape technisch unzulänglich / praxisuntauglich Konzeptionell umgekehrt verkauft 30%-Limit nur bei hoher FK-Finanzierung im Inland Anforderungen an Kombinationsmodell Versagung Zinsabzug nur in Ausnahmefällen Ratio von Thin Cap-Regelungen ist und bleibt Missbrauchsvermeidung Missbrauch nur bei übermäßiger, asymmetrischer, steuermotivierter FK-Allokation Nein bei außersteuerlichen Gründen (z.b. Leverage, Minderheiten, Branchenvielfalt) Und: Zinsabzugsverbot führt unweigerlich zu Doppelbesteuerung (!) Kein Verständigungsverfahren wie bei Transfer Pricing, d.h. nicht nur Aufteilung Steuer 7

FAZIT