Jahresbericht SKM Katholischer Verein für soziale Dienste Bocholt e.v. 2015 Mitgliederversammlung am 12. Mai 2016 1
VII. Psychosoziale Begleitung Substituierter Das Angebot der Psychosozialen Begleitung (PSB) richtet sich an opiatabhängige Menschen, die sich in der Substitutionsbehandlung bei einem niedergelassenen Arzt befinden. Am Stichtag, dem 13. November 2015 wurden insgesamt 67 Personen durch einen der sieben Ärzte im südlichen Kreisgebiet substituiert. Wir begleiten und unterstützen unsere Klienten bei ihrer Substitutionsbehandlung und tragen zum Gelingen der medizinischen und sozialen Gesamtzielsetzung bei. Der Umfang richtet sich nach der Bedarfslage und der Veränderungsbereitschaft des einzelnen Klienten. Die Aufgaben der Psychosozialen Begleitung orientieren sich an den Zielen der Substitutionsbehandlung: Sicherung des Überlebens, Reduktion des Gebrauchs anderer Suchtmittel, Gesundheitliche Stabilisierung und Behandlung von Begleiterkrankungen, Teilhabe am Leben in der Gesellschaft und am Arbeitsleben, Opiatfreiheit. Diesbezüglich reichen die Angebote der PSB von lebenspraktischem Hilfsangebot bis hin zu beratenden-therapeutischen Gesprächen. Ebenso begleiten wir unsere Klienten in Krisensituationen. Bei der Gestaltung der Psychosozialen Begleitung wird die individuelle Situation des einzelnen Klienten berücksichtigt und die Angebote richten sich nach dem persönlichen und aktuellen Bedarf. 50
Die PSB findet im Rahmen von Einzelgesprächen statt. Diese werden von einer festen Bezugsperson durchgeführt. In Reken wird ein ergänzendes Gruppenangebot vorgehalten. Im Jahre 2015 wurden insgesamt 67 Psychosoziale Begleitungen im Rahmen einer Substitutionsbehandlung durchgeführt. Die sinkende Anzahl von Psychosozialen Begleitungen erklären wir uns damit, dass in den letzten drei Jahren einige langjährige durch uns begleitete Klienten verstorben sind. Des Weiteren ist die Anzahl der Neueinsteiger in den Heroinkonsum seit Jahren rückläufig, was sich auf die Behandlungsnachfrage auswirkt. Bei neuaufgenommenen Klienten handelt es sich zumeist um Menschen, die in unseren Einzugsbereich zugezogen sind. Wiederaufnahmen sind regelhaft, da einige Klienten immer wieder Ausstiegsversuche aus der Behandlung unternehmen. Allerdings ist zu beobachten, dass nach einer kurz- oder auch langfristigen Abstinenzphase eine Rückkehr in die Substitution inkl. Psychosozialer Begleitung üblich ist. Daher sind Schwankungen in der Anzahl der Behandlungen nicht ungewöhnlich. 2013 2014 2015 G G G PSB 63 14 77 58 11 69 57 10 67 Tab. 1: Anzahl Psychosozialer Begleitung Substituierter Im Berichtsjahr wurden 17 Klienten neu bzw. wieder in die PSB aufgenommen. 50 Klienten wurden aus dem Vorjahr übernommen. 2015 wurden 25 Psychosoziale Begleitungen beendet; vier Frauen und 21 Männer. Zwei Betreuung wurde aufgrund von Inhaftierung beendet, fünf Klienten wurden während der PSB in eine stationäre Entwöhnungsbehandlung aufgenommen, ein Klient beendete die Substitution und PSB nach erfolgter stationärer Entgiftung und zwei Substituierte beendeten die PSB regulär nach Erreichen der Opiatfreiheit. Zwei Klienten sind aus unserem Zuständigkeitsgebiet verzogen und sieben Psychosoziale Begleitungen wurden vorzeitig beendet (Abbruch durch Klienten). Ein Klient wurde disziplinarisch aus der PSB entlassen. Zwei männliche Klienten und eine Frau verstarben im vergangenen Jahr. Bei zwei Klienten wurde die Psychosoziale Begleitung vorzeitig beendet, da keine Notwendigkeit mehr bestand. Zum Jahresende befanden sich noch 42 Klienten in Psychosozialen Begleitung. Die Wohnortverteilung der Substituierten zeigt die folgende Abbildung. 51
Abb.1.: Wohnortverteilung Insgesamt kamen über 90% der Klienten aus den Städten und Gemeinden des Süd- Krei- kreises; eine Klientin wohnte in Gescher. Drei Klienten wohnten w außerhalb des ses Borken. Im Jahr 2015 kamen rd. 40% der Klienten aus Bocholt,, Rhede und Isselburg. Die Zahl der in Borken wohnenden Personen ist im Vergleichh zu 2015 um vier Personen gestiegen. Im vergangenenn Jahr kamen 33% der Klienten aus Reken. Von den 22 gemeldeten Klienten in Reken lebtenn 17 im Haus Maria Veen, eine stationäre Einrichtung der Wohnungslosenhilfe. Die Zahl der Klienten, die außerhalbb des Kreises Borkenn wohnen und die PSB der Drogenberatung in Bocholtt in Anspruch nahmen, ist um einen Klient gesunken. Von den insgesamt drei Klienten wurden alle durch einen im Kreisgebiet niedergelasse- nen Arzt substituiert. Die folgende Tabelle und Grafik zeigt die Altersverteilung der Klienten die sich im Berichtsjahr in der PSB befanden. Es handelt sich dabei um das tatsächliche Alter der Klienten. 14-21J. 22-27J. 28-35J. 36-45J. 46-55J. überr 55 Geschlecht 0 0 Gesamt 0 Tab.2: Altersverteilung 1 0 1 11 3 14 M 18 4 23 3 4 22 266 4 W 0 52
Abb.2: Altersverteilung Die Anzahl der 28-35jährigen hat sich im Vergleich zum Vorjahr nur geringfügig von 15 auf 14 Personen verringert. Die Anzahl der 36-45jährige ist erneut um zwei Perder 46- sonen gestiegen. Nur zwei Klienten sind jünger als 28 Jahre. Diee Gruppe 55jährigen ist mit rd. 39% die größtee Gruppe. Die Altersgruppe der über 55jährigen hat sich um eine Person verringert. Der älteste Klient vollendete imm Berichtsjahr sein 60. Lebensjahr, der jüngste wurde 26 Jahre alt. Das Durchschnittsalter männliche Klienten lag bei 43,8 Jahren, das der weiblichen Klientinnen lag bei rd. 41 Jahren. Insgesamt lag der Altersdurchschnitt bei 43,4 Jahren und ist im Vergleich zum Vorjahr unverändert geblieben. Im Berichtsjahr fand die Aktionswoche Sucht hat immer eine e Geschichte in Bocholt, Rhede, Isselburg statt. Gemeinsam mit dem Hausärztezirkel Bocholt und Umgebung hat die Drogenberatungsstelle des SKM Katholischer Verein fürr soziale Dienste Bocholt e.v. Bocholt einee Veranstaltung für niedergelassene Ärzte zum Thema Suchtpatienten in der (haus)ärztlichen Praxis erkennen, motivieren, behandeln organisiert und angeboten. Hierzu wurden auch die in der Substitution tätigen Kolle- gen aus dem gesamten Kreisgebiet eingeladen. Im Berichtsjahr verabschiedete sich eine niedergelassenee und langjährig in der Sub- stitution tätige Ärztin aus Reken in den Ruhestand. Wir möchten uns an dieser Stelle, für ihr Engagement in i der Behandlung opiatab- hängiger Menschen bedanken. Erfreulicherweisee konnte der Praxisnachfolger für den Einstieg in die Substitutions- in Re- behandlung gewonnen werden und wird zukünftig opiatabhängige Patientenn ken behandeln. Wir freuen uns auch mitteilen zu können, dasss durch die Gründung einer überörtli- chen Praxisgemeinschaft ab 2016 in der Kreisstadt Borken die Substitutionsbehand- lung angeboten wird. Bisher musstenn unsere Klienten aus Borken auf Praxen in Oe- ding, Reken und Bocholt ausweichen und längere Anfahrtswege in Kauf nehmen. 53
Ebenso hat sich eine niedergelassene Medizinerin dafür entschieden, einen ihrer Patienten im Rahmen der Konsiliarregelung unter Anleitung eines suchtmedizinischen erfahrenen Arztes zu substituieren. Im Berichtsjahr konnten Klienten zeitnah in die Substitution vermittelt und aufgenommen werden. Die Zusammenarbeit zwischen der Drogenhilfe und den Mediziner bewerten wir als gut. Die o. g. Entwicklungen im Jahr 2015 sind als positiv zu verzeichnen, im Hinblick auf die Sicherstellung der Substitutionsbehandlung im Einzugsgebiet der Drogenberatungsstelle des SKM Bocholt e.v. Die Substitution Opiatabhängiger inklusiver Psychosozialer Begleitung ist ein Erfolgsmodell. Mit der legalen Substitutionstherapie ist es möglich geworden, vielen Opiatabhängigen nach erfolglosen Abstinenztherapien das Überleben zu sichern, die Chance für eine Resozialisierung zu erhöhen und das Risiko für begleitende Infektionserkrankungen zu senken. Wir möchten auch im Tätigkeitsbericht 2015 darauf aufmerksam machen, das Veränderungen erforderlich sind, um zukünftig die Substitutionstherapie sicherstellen zu können. Insbesondere die rechtlichen Rahmenbedingungen, die Vergütung der ärztlichen Leistungen und der Abbau von Bürokratie müssen den tatsächlichen Begebenheiten angepasst und attraktiver gestaltet werden, damit Mediziner die anspruchsvolle Aufgabe der Substitutionstherapie Opiatabhängiger weiterhin übernehmen und neue Ärzte dafür gewonnen werden können.