Seminar Ausgewählte Themen Adaptiver Systeme SoSe Modelle affektiver Kommunikation

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Transkript:

Seminar Ausgewählte Themen Adaptiver Systeme SoSe 2011 Modelle affektiver Kommunikation 18.06.2011

Inhalt Was ist Affective Computing? Soziale Roboter Historie Mechanismen zur sozialen Akzeptanz Einige Bespiele TELENOID FLOBI ASIMO Fazit Designfaktoren Kommunikationsmodelle Die Theorie von Paul Ekman Das dimensionale Emotionsmodell Das OCC-Modell

Was ist Affective Computing? affektiv : emotional, gefühlsbetont Affektivität: Gesamtheit des emotionalen Geschehens Affektive Computing: Teildisziplin der Informatik Ziele: Roboter sollen Gefühlsregungen ihres (menschlichen) Interaktionspartners verstehen und selbst Emotionen zeigen Verbesserung der Mensch-Maschine-Kommunikation

Soziale Roboter Soziale Roboter: kommunikativer, interaktiver, lernfähiger und kooperativer als reine Industrieroboter Teildisziplin der Robotik Ziel: bessere Integration der Maschinen in unsere Gesellschaft

Soziale Roboter Anfänge in den 1940er Jahren (William Grey Walter) Konstruktion der ersten autonomen Robotern Schildkröten-Roboter Elmer und Elsie Kommunikation durch Lichtsignale Fähigkeit zur Phototaxis (R. konnten bei leerer Batterie Weg zu Ladestation finden) W. wollte beweisen, dass viele Verbindungen zwischen wenigen Neuronen komplexes Verhalten entstehen lassen können

Soziale Roboter Idee (1990er Jahre): Menschenähnlichere und natürlichere Gestaltung der Interaktion zw. Mensch und Computer CASA-Ansatz (Computers As Social Actors) Indirekte Auswirkungen von CASA auf die soziale Robotik Schlussfolgerungen aus CASA-Ansatz: Menschen interagieren mit Robotern genauso wie mit den anderen Menschen; sie weisen Robotern gegenüber also soziales Verhalten auf Menschen sind sich ihres Verhaltens gegenüber Robotern nicht bewusst, da ihre Reaktionen automatisch ausgeführt werden

Soziale Roboter Paradigmenwechsel in den späten 1990er Jahren in der Robotik: Ergänzung der technologisch orientierten Robotik durch psychologische und sozialwissenschaftliche Komponenten Somit: Technische Robotik Soziale Robotik Ausstattung von sozialen Robotern mit speziellen Fähigkeiten Erkennung von Identität, Sprache, Gestik, Stimmung des menschlichen Interaktionspartners

Mechanismen zur sozialen Akzeptanz Anthropomorphismus: Zuschreibung menschlicher Qualitäten, Eigenschaften und mentaler Zustände bei nichtmenschlichen und künstlichen Agenten Bewegung, Verhalten und Form beeinflussen Anthropomorphismen Designfaktoren wie Verhalten und Aussehen haben einen wesentlichen Einfluß auf Akzeptanz bzw. Ablehnung von Robotern. LifeLikeAgent-Hypothese: Höheres Anthropomorphismusniveau führt zu größerer Akzeptanz

Mechanismen zur sozialen Akzeptanz Aber : nur bis zu einem gewissen Grad Hanson (2006) und Seyama, Nagayama (2007): sehr menschenähnliche Roboter können bei Beobachtern Unbehagen auslösen, wenn diese Roboter erkennbare Abnormitäten aufweisen Vermeidung negativen Konsequenzen durch Übergeneralisierungseffekte (z. B. Kindchenschema)

Mechanismen zur sozialen Akzeptanz Kindchenschemata: kindlichen Proportionen erhöhen die Attraktivität, da sie von den Menschen eher als süß und/oder niedlich wahrgenommen besonders groß gezeichnete Augen, überproportional große Köpfe und sehr kleine oder ganz fehlende Nasen Roboter wirken dann: weniger autonom, abhängiger, naiver und weniger kompetent

Mechanismen zur sozialen Akzeptanz Kommunikationsmodelle: Ziel bei der Konstruktion moderner Roboter: Erhöhung der Akzeptanz der Maschinen durch den Nutzer Erforderlich: Nutzer soll eine emotionale Beziehung zur Maschine aufbauen Computer muss dazu menschliche Emotionen simulieren können Damit man Roboter dementsprechend programmieren kann, ist zuerst zu klären, wie die Kommunikation zwischen Menschen im Hinblick auf emotionale Komponenten funktioniert

Mechanismen zur sozialen Akzeptanz Modelle der Kommunikation Die Theorie von Paul Ekman Das dimensionale Emotionsmodell Das OCC-Modell Die Theorie von Paul Ekman Grundgedanke: Einige Basisemotionen im genetischen Erbe der Menschheit enthalten Basisemotionen werden unabhängig vom kulturellen Hintergrund verstanden emotionale Äußerungen laufen automatisch als Reaktionen auf äußere Reize ab

Mechanismen zur sozialen Akzeptanz Emotionale Äußerung des Kommunikationspartners direkt aus Bewegung bestimmter Muskelgruppen (Action Units) ablesbar Basisemotionen: Ekel, Freude, Furcht, Traurigkeit, Überraschung, Verachtung, Wut Durch Vermischung entstehen sog. sekundäre Emotionen (z. B. Frustration, Liebe, Scham) Ekmans Theorie hat hinsichtlich der Anwendbarkeit bei der Konstruktion von Robotern einen großen Vorzug. Sie erlaubt es, durch Analyse von Fotographien und Videoaufnahmen auf Emotionen zu schließen.

Mechanismen zur sozialen Akzeptanz Das dimensionale Emotionsmodell In den 1920er-Jahren von dem Psychologen Wilhelm Wundt entwickelt Im Gegensatz zu Ekmans Theorie wird nicht von kulturkreisunabhängigen Basisemotionen ausgegangen Emotionen als Zustände mit stetigen Übergängen Zustände werden durch Punkte in einem dreidimensionalen Raum repräsentiert. Die Dimensionen entsprechen den Emotionen Freude, Erregung und Dominanz/Ausprägung.

Mechanismen zur sozialen Akzeptanz PAD-Raum (plesure, arousal, dominance) Werte für die einzelnen Koordinaten können dabei beliebige reelle Werte (also auch negative) annehmen. Jeder neue äußere Reiz verändert den emotionalen Zustand im PAD-Raum.

Mechanismen zur sozialen Akzeptanz Das OCC-Modell Benannt nach seinen Entwicklern Andrew Ortony, Gerald Clore und Allan Collins Emotionen werden mit Hilfe eines mathematischen Modells beschrieben Keine Vermutungen über Natur und Ursache der Emotionen Emotionen als Reaktionen auf äußere Reize, die sich explizit berechnen lassen Von Bedeutung ist dabei nicht, welche Emotion ein Mensch hat, sondern aufgrund welchen Reizes sie stattfindet und welche Auswirkungen sie auf das weitere Verhalten des Menschen hat.

Mechanismen zur sozialen Akzeptanz Ableitung von 22 emotionale Kategorien Beschreibung der Intensität der einzelnen Kategorien sowie ihrer Auswirkung auf andere Kategorien durch Maßzahlen (lokale Variable) Aufstellung von Regeln, die Angaben über Auswirkungen von Änderungen der Intensität einer Kategorie auf andere Kategorien machen.

Einige Bespiele TELENOID FLOBI ASIMO

TELENOID Vertretung einer Person bei Abwesenheit Roboter mit Arm-/Beinstumpen,weißer Haut und angedeutetem Gesicht Haarloser Kopf geschlechtsneutral und alterslos Wiedergabe der Stimme des Gesprächspartners Nachahmung grundlegender Kopf- und Armbewegungen

TELENOID Bedienung erfolgt über Notebook Notebook mit Kamera und Mikrofon ausgestattet Stimme des Operators wird aufgenommen und an Roboter weitergeleitet Veränderung der Tonlage spiegelt sich in Mimik des Roboters wider

FLOBI Kopf ist modular aufgebaut Kopf besteht aus drei mit Magneten verbundenen Kunststoffteilen Vorderkopfteil verschraubt mit technischem Korpus Austauschbare Haarteile ermöglichen männliches bzw. weibliches Aussehen Entwurfskonzept ermöglicht schnellen Zugang zum technischen Korpus 18 Bewegungsarten unabhängig voneinander ausführbar

FLOBI In einem Test wurde mit 259 Versuchspersonen untersucht, inwiefern die Emotionsäußerungen von Flobi erkannt werden konnten

ASIMO ( Advanced step in innovative mobility ) Weltweit am weitesten entwickelter humanoider Roboter Seit 1986 humanoide Roboter Ende 2010 Modell Asimo Hilfe im Haushalt, im Büro und in Pflegeeinrichtungen Er verfügt über viele kognitive Fähigkeiten: Erkennen von Objekten, Menschen und Gesten Insgesamt 34 Freiheitsgrade: Kopf: 3 Arme: je 7 Hände: je 2 Torso: 1 Beine: je 6 Zwei Kameras als Augen, Bewegung durch eingebaute Infrarot- und Ultrasonic-Sensoren

ASIMO Er kann... Aber auf Bewegungen von Menschen reagieren und danach agieren Laufen und Treppen steigen, auch joggen und tanzen Gegenstände, die im gereicht werden, im Empfang nehmen und wieder abgeben... Wie die anderen humanoiden Roboter, ist er auch Befehlsempfänger...

Fazit Verbesserung der Kommunikation zwischen Mensch und Maschine durch visuelle Methoden und Verhaltensschemata Natürliche Sprache Kindchenschemata Emotionale Kommunikation Menschenähnlichkeit verbessert Akzeptanz und Bereitschaft zur Interaktion mit Robotern

Fazit Roboter sollen nicht nur reine Befehlsempfänger sein Sie sollen sich autonom in einer Umgebung zurechtfinden können Vision: Humanoide Roboter sollen sich frei und ohne Programmablauf in menschlicher Gesellschaft bewegen können Ziel: Einsatz von Robotern als Kofferträger am Bahnhof Kellner im Restaurant Führer im Museum