Das Schweizer Gesundheitssystem: Bewertung und Fazit

Ähnliche Dokumente
»Diesel-Verkaufspreise in Europa Mai - May 2015

»Diesel-Verkaufspreise in Europa Juli - July 2015

»Diesel-Verkaufspreise in Europa April - April 2017

SOZIALVERSICHERUNGEN AKTUELL Donnerstag, 16. April 2015, Zürich

»Diesel-Verkaufspreise in Europa November 2016

Neue und aufkommende Risiken: Wo steht Österreich im EU-Vergleich?

Statisik zur Bevölkerungsentwicklung

» Diesel-Verkaufspreise in Europa Netto Preise August 2016

im europäischen Vergleich?

Die Entwicklung neuer Distributionskanäle und Implikationen für Refinanzierungsmodelle Media-Business-Symposium, Hochschule der Medien 6.

» Diesel-Verkaufspreise in Europa Netto Preise September 2016

Prof. Dr. Bruno Klauk. Der Demografische Wandel in ausgewählten Ländern Europas

Mitteilungen an die AHV-Ausgleichskassen und EL-Durchführungsstellen Nr. 360

Mitteilungen an die AHV-Ausgleichskassen und EL-Durchführungsstellen Nr. 207

Gesundheitssystem Österreich FINANZIERUNG

Einflussfaktoren und Entwicklung des europäischen Arbeitsmarktes für Mitarbeiter im Gesundheitswesen

»Diesel-Verkaufspreise in Europa August 2016

»Diesel-Verkaufspreise in Europa Januar - January 2016

»Diesel-Verkaufspreise in Europa Mai - May 2016

RENTENREFORMEN DIE INTERNATIONALE PERSPEKTIVE. Monika Queisser Leiterin der Abteilung für Sozialpolik OECD

Epidemiologie Brustkrebs in Deutschland und im internationalen Vergleich

Chronische Krankheiten: Welche Daten haben wir?

Mitteilungen an die AHV-Ausgleichskassen und EL-Durchführungsstellen Nr. 334

Mitteilungen an die AHV-Ausgleichskassen und EL-Durchführungsstellen Nr. 286

Mitteilungen an die AHV-Ausgleichskassen und EL-Durchführungsstellen Nr. 232

Appendektomie und Diagnosis Related Groups (DRGs)

Rückgang des privaten Konsums von Gütern und Dienstleistungen im Verkehrssektor aufgrund der Alterung der Bevölkerung? Ein europäischer Vergleich

Vielfältige Ausbildung, vielfältiges Berufsfeld

Präsentismus und Krankenstand in Europa: Ergebnisse des European Working Conditions Survey

Tabellen mit detaillierter Berechnung zur Bestimmung der zu viel bzw. zu wenig bezahlten Prämien

Mitteilungen an die AHV-Ausgleichskassen und EL-Durchführungsstellen Nr. 251

bonus.ch zum Thema Krankenkassenprämien 2016: mit einer durchschnittlichen Erhöhung von 6.5% bestätigt sich der Trend

Europäische Wirtschafts- und Währungsunion Quo Vadis?

ausgabe 2009 Stat I St I K a lt e r S - u n D P F l e G e h e I M e

Vocational Education and Training (VET) in Switzerland and Schaffhausen

Implicit Public Debt in Social Security and elsewhere or What you see is less than what you have

Krise in der EU. Mögliche Zukunftsoptionen. Dr. Konrad Pesendorfer Generaldirektor. MCI, Innsbruck 13. Oktober Wir bewegen Informationen

Jahresstatistik 2007 (Zugriffe)

ausgabe 2010 Stat I St I K a lt E r S - u n D P F l E G E h E I M E

Arbeitsunfallgeschehen

The cities Helsinki, Finland Oslo, Norway Stockholm, Sweden

aus ökonomischer Perspektive

Jahresstatistik 2008 (Zugriffe)

Öffentliche Statistik Gebäude- und Wohnungsstatistik (Erhebung GWS) Jahr 2014 Zusammenfassung. KASF - Mai 2016

Es gibt drei Untergruppen, welche abhängig vom Beschäftigungsgrad sind:

Status quo und Perspektive der ambulanten Versorgungsplanung

Öffentlich. SEPA Sicht Schweiz. Roger Mettier, Leiter PM Payments Solutions, Credit Suisse 17. April 2013

IBM ISV/TP-Beitrittserklärung

Das Förderprogramm Eurostars

Mögliche ökonomisch motivierte Medizin in Krankenhäusern durch Fehlanreize der Fallpauschalen

Die Gesundheitssysteme in Deutschland, Polen und der Tschechischen Republik

Die Fakten zum demografischen Wandel

Vermeidung/Reduktion von CO 2. Emission durch Erdwärmespeicher. Ladislaus Rybach GEOWATT AG Zurich Prof.em. ETH Zürich

Soziale und umweltbezogene Determinanten von Gesundheit sowie gesundheitliche Ungleichheit in Europa: Faktenblatt

Gesundheitssystem Was es ist und wie wir es untersuchen Reinhard Busse, Prof. Dr. med. MPH FFPH

Gewerbliche KMU-Bürgschaften: Eine Finanzdienstleistung für KMU

Die Organisation der dualen Berufsausbildung in Deutschland

Übersicht Entwicklung Krankenversicherungsprämien 2015/2016 (Erwachsene) Standard-Modell, mit Unfall, Franchise Fr

Rolle der Ärzte,-innen in der Eidg. Invalidenversicherung

Verkehrspsychologie Österreichischer Fahrprüfer- und Fahrlehrertag, Red Bull Ring, Spielberg

Organisation des Hochschulzugangs und quantitative Bedeutung von alternativen Routen im Vergleich ausgewählte Daten von EUROSTUDENT

Dipl. Erwachsenenbildnerin, -bildner HF und MAS in Adult and Professional Education (Doppeldiplom)

Suizidmethoden und Suizidprävention. PD Dr. med. Thomas Reisch. Universitätsklinik für Psychiatrie Bern. Überblick

Das Förderprogramm Eurostars

15/ Januar Anteil innovativer Unternehmen in der Europäischen Union, (in % der Unternehmen)

Stand und Entwicklungen der Milchschafhaltung in Europa

Ausgabe 2014 STATISTIK ALTERS- UND PFLEGEINSTITUTIONEN

Zusammenarbeit bei der SIK im Bereich OSS

Spitallandschaft Schweiz

Politisches System Schweiz

Der schweizerische Telekommunikationsmarkt im internationalen Vergleich

Medienkonferenz vom

Mediascope 2012 Fokus E-Commerce. BVDW / OVK in Kooperation mit IAB Europe

Bottom-up-Schutzklausel

Hamburg, den 14. Januar hwh Gesellschaft für Transport- und Unternehmensberatung mbh

EU-Überprüfung von Verbraucherkredit-Websites: Marktsegment bleibt hinter Erwartungen der Verbraucher zurück

Application de la législation sur les activités à risque: interlocuteurs cantonaux

PREISLISTE QSC -Service international

Bildung selektionieren und rationieren im Zeitalter der Wissensgesellschaft? Paradoxien des schweizerischen Bildungssystems

Effiziente Elektromotoren

Argumentarium zur Aargauischen Volksinitiative Bezahlbare Krankenkassenprämien für alle

Obligatorische Krankenversicherung und Gesundheitskosten in der Schweiz: wichtigste Entwicklungen seit 1996

3. Symposium zur Versorgungsforschung, Bern

Charakteristika und Megatrends des deutschen Gesundheitswesens im internationalen Vergleich Reinhard Busse, Prof. Dr. med.

Strukturelle Unterscheide der Migration

Ein Angebot. Ein Preis für das gesamte Unternehmen. Mit dem neuen Pooling-Konzept gehört das Wort Tarifdschungel der Vergangenheit an.

Quellensteuer- und Grenzgängertarife 2005

Finanzhilfen für familienergänzende Kinderbetreuung: Bilanz nach zwölf Jahren (Stand 1. Februar 2015)

Neuregelung der Pflegefinanzierung. Stand Januar 2011

Public Health in Deutschland internationale Bezüge: Fokus auf Gesundheitssysteme und ihr Einfluss auf Bevölkerungsgesundheit

Adressenverzeichnis der IV-Stellen / Liste des adresses Office AI

Makrotrends im Spannungsfeld Arbeit-Kinderbetreuung in Europa: Eine MACRO-OUTCOME Gruppierung der EU 27

Der TooLS-Bürgersurvey - Ziele, Methoden und Ergebnisse -

Faktenblatt. Unfallgeschehen beim Queren ohne Fussgängerstreifen 2014/03

Daten zum Finanzsektor und zur Verschuldung der Eurostaaten

Mediascope 2012 Fokus E-Commerce. BVDW / OVK in Kooperation mit IAB Europe

Das österreichische duale Berufsausbildungssystem

Impulsreferat bei GKV live Krankenhausreform Katalysator für den Strukturwandel? Reinhard Busse, Prof. Dr. med. MPH FFPH

Verteilung der Einkommen in der Schweiz im 20. Jahrhundert und bis ins 21. Jahrhundert

Fokusreport Bewegtbild. Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.v.

Transkript:

Das Schweizer Gesundheitssystem: Bewertung und Fazit Präsentation HiT Schweiz Bern, 1 December 2015 Dr. med. Wilm Quentin, MSc HPPF Senior Research Fellow Technische Universität Berlin

Analytischer Rahmen

Bewertung des Gesundheitssystems

1 Ziele Bundesverfassung, Kapitel 3: Sozialziele Art. 41 : 1. Bund und Kantone setzen sich in Ergänzung zu persönlicher Verantwortung und privater Initiative dafür ein, dass: b) jede Person die für ihre Gesundheit notwendige Pflege erhält; 2. Bund und Kantone setzen sich dafür ein, dass jede Person gegen die wirtschaftlichen Folgen von [ ], Invalidität, Krankheit, Unfall, [ ] Mutterschaft, [ ] gesichert ist. + Art. 117a Medizinische Grundversorgung, 118 Schutz der Gesundheit + kantonale Verfassungen + Bundesgesetze (KVG) + Gesundheit2020

2.1 Finanzielle Absicherung Source: WHO Regional Office for Europe (2015)

2.2 Finanzierungsgerechtigkeit Niedrige und mittlere Einkommensgruppen tragen einen größeren Anteil ihres Einkommens bei als reichere Gruppen Source: Ecoplan (2013), with modifications

3.1 Erfahrungen und Einstellungen Insgesamt große (und wachsende) Zufriedenheit mit dem Gesundheitssystem größer als in vielen Ländern Source: Commonwealth Fund (2014)

3.2 Zugangsgerechtigkeit Quintile 1 1 Quintile 5 5 Low Low er er income income Higher Higher income income EU EU 28 28 Germany France Italy Italy Too Too expensive Netherlands Waiting list list Austria Too far to travel Too far to travel Switzerland Other Other reasons United Kingdom Finanzielle 21 21 18 18 15 15 12 12 9 9 6 6 3 3 0 0 % 0 3 6 % Hürden schränken den Zugang von Menschen 0 3 6 % mit % Eurostat (2015) niedrigem Einkommen stärker ein als in AT, NL, UK

4.1 Gesundheit Women Men HLY LE with activity limitation HLY LE with activity limitation 5,3 Jahre mehr als Ø 86 85 85 84 84 84 84 84 82 82 82 81 81 81 80 80 78 78 66 64 62 66 56 71 63 59 64 65 58 56 68 65 59 72 65 62 61 57 64 63 65 53 62 59 61 58 66 Spain France Italy Luxembourg Finland Sw eden Austria Portugal Cyprus Greece Germany Slovenia Ireland Belgium Netherlands Malta United Kingdom EU-28 Denmark Estonia Czech Rep. Poland Croatia Slovak Rep. Lithuania Latvia Hungary Romania Bulgaria 65 63 62 66 57 71 60 61 63 65 57 57 66 64 64 72 65 61 61 53 62 59 62 53 57 55 59 58 62 80 80 78 80 78 77 78 77 78 76 78 71 75 73 74 73 68 69 72 71 71 8 Jahre mehr als Ø 3. höchste 85 84 84 90 Years 60 68 68 70 30 Sw itzerland Iceland Norw ay 0 OECD (2014) 69 70 72 0 30 60 90 Years 81 80 82 2. höchste

Percentage deviation compared to Switzerland (reference line) 4.2. Qualität der Versorgung Patienten sind insgesamt gut versorgt aber es gibt bei Ambulante Versorgung Stationäre Versorgung allen Indikatoren 300 auch Länder die noch besser sind worse 250 200 150 100 50 0-50 -100 better AT DK FR IT IT NL DE UK US Avoidable hospital admission rates In-hospital case-fatality rates for Source: OECD (2015)

4.3 (Un-)Gleichverteilung von Gesundheit Es besteht ein sozialer Gradient: aber meist kleiner als im Durchschnitt der EU Health status by income and education 45,0 40,0 35,0 in % 30,0 25,0 20,0 Primary education Secondary education 15,0 Tertiary education 10,0 5,0 0,0 Switzerland EU28 average Switzerland EU28 average Switzerland EU28 average First income quintile Third income quintile Overall state of health bad and very bad Chronic disease or health problem Severe limitations in usual activities due to health problem Fifth income quintile health indicators Education related inequalities are for year 2012, based on FSO (2013b); income related data are for year 2013 and based on Eurostat (2014b)

5.1 Allokative Effizienz Große unerklärte regionale Unterschiede der Ausgaben 7.000 6.000 MHI net expenditure Direct government health spending: without investments, R&D and other SI 5.000 Unterschiede zumindest teilweise im Zusammenhang mit angebotsinduzierter Nachfrage 4.000 3.000 2.000 1.000 0 AI TG ZG NW SZ OW AR LU AG UR SG GR GL VS SH ZH FR SO CH TI JU BL BE VD NE GE BS Sources: FSO (2014) and FOPH (2014)

5.2 Technische Effizienz Stationärer Bereich Hospital beds / total employment (FTE) Hospital beds / physician (FTE) Hospital discharges / total employment (FTE) Hospital discharges / physician (FTE) 5 4 3 3,0 3,4 4,3 140 120 100 80 105 131 72 2 2,0 60 1 0,5 0,4 0,7 0,3 40 20 17 21 9 0 Austria France Germany Switzerland 0 Austria Germany Switzerland Source: WHO Regional Office for Europe (2015) Ambulanter Bereich: Ineffizienzen aufgrund mangelnder Koordination

6 Transparenz Transparenz hat sich wesentlich verbessert: Mehr Informationen über Krankenversicherer/Prämien Mehr Informationen über Krankenhäuser: Kosten, Leistungen, Qualität Mehr/bessere Informationen über Ärzte: Medizinalberuferegister Transparenz ist verbesserungsfähig: Entscheidungen über Aufnahme von Leistungen in den Leistungskatalog Informationen über Leistungen im ambulanten Bereich Informationen über Prämiensubventionen, kantonale Finanzflüsse

Fazit Ein sehr leistungsfähiges System: Breites Leistungsangebot, viele Ressourcen Hohe Zufriedenheit und gute Gesundheit Hohe Qualität Potential für Verbesserung: Finanzierungsgerechtigkeit Zugangsgerechtigkeit Effizienz

Vielen Dank! Mehr Informationen: www.euro.who.int/observatory www.mig.tu-berlin.de