Steuergerechtigkeit im Ständestaat. Reichs- und Landessteuern ( Jahrhundert)

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Transkript:

Steuergerechtigkeit im Ständestaat Reichs- und Landessteuern (16. 17. Jahrhundert) Folien zum Vortrag, 1. Februar 2013, Paris, EHESS Peter Rauscher (Wien)

Dreiteilung Ungarns (Königliches Ungarn [ocker], osmanisches Ungarn [grün], Siebenbürgen [grau]) im 16. Jahrhundert Sichelförmiges Netz von Befestigungsanlagen von der Adria bis Siebenbürgen Winkelbauer, Ständefreiheit 1, S. 125.

Zahl der kaiserlichen Festungen und (kalkulierte) Truppenstärke an der Türkengrenze in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts Jahr 1556 1572 1576 1582 1593 Grenzfestungen ca. 80 128 123 118 171 Grenzsoldaten 16,982 19,861 27,013 21,148 27,493 G. Pálffy, Der Preis für die Verteidigung der Habsburgermonarchie.

Kalkulierte Soldzahlungen für die regulären Grenztruppen an der Türkengrenze 1545 1601 Jahr 1545 1554 1572 1593 1601 Jährliche Gesamtausgaben in Gulden (gerundet) 383.640 761.766 1.220.762 1.726.623 (tatsächliche Ausgaben) 2.307.698 G. Pálffy, Der Preis für die Verteidigung der Habsburgermonarchie; P. Rauscher, Nach den Türkenreichstagen.

Militärausgaben der Habsburgermonarchie 1655 1735 35.000.000 30.000.000 25.000.000 20.000.000 15.000.000 10.000.000 5.000.000 0 1655 1659 1662 1667 1671 1675 1679 1683 1687 1691 1695 1699 1703 1707 1711 1716 1720 1724 1728 1732 Jahr P. Rauscher, Kriegführung und Staatsfinanzen. (zero=no data)

Der Anteil der zivilen und militärischen Ausgaben der Habsburgermonarchie (2. Hälfte 17. Jahrhundert) Jahr (K: Krieg, F: Friede) 1655 (K) 1661 (F) 1665 (F) 1670 (F) 1675 (K) 1680 (F) 1683 (K) 1685 (K) 1690 (K) 1693 (K) 1695 (K) 1698 (K) 1699 (F) Militär (%) 58,5 69,4 40,4 49,4 77,7 71,5 76,7 85,1 83,3 90,0 92,6 86,6 63,8 T. Winkelbauer, Nervus rerum Austriacarum. Zivilverwaltung und Kaiserhof (%) 41,5 30,6 59,6 50,6 22,3 28,5 23,3 14,9 16,7 10,0 7,4 13,4 36,2

Gliederung 1. Querschnitt: Die Zeit um 1500: Gemeiner Pfennig oder Matrikel?

Gliederung 1. Querschnitt: Die Zeit um 1500: Gemeiner Pfennig oder Matrikel? 1.1 Eine allgemeine Reichssteuer? Der Gemeine Pfennig von 1495 und seine Folgeprojekte

Der Gemeine Pfennig von 1495 Vorbilder im 15. Jh. letzte Pfennigsteuer 1544 steht bis ins frühe 17. Jh. zur Debatte bzw. wird als Drohung gegenüber Ständen verwendet bis zu einem Vermögen von 500 Gulden: 2,5 Kreuzer (1/24 Gulden) pro Kopf ab Vermögen von 500 Gulden: 30 Kreuzer (0,5 Gulden) (Tendenz: regressiv gegen 0,05%) 501 1000 Gulden Vermögen: 1 Gulden (über 1000 Gulden: freiwillige Abgabe) Sondersteuer für Juden: 1 Gulden/Kopf (aber: Umlage auf Gemeindeebene nach Leistungsfähigkeit)

Der Gemeine Pfennig Befürworter/Vorzüge: hoher Ertrag relativ gleiche Besteuerung der Untertanen ( gleiche Bürde ) Alternative Reichsmatrikel ist ungerecht unabhängig von Landständen Reichsstände können Steuern vollständig auf Untertanen abwälzen Vgl. ausführlich: M. Lanzinner, Der Gemeine Pfennig. Gegner/Nachteile: schwache Erträge (andere weisen auf zu hohe Belastung und folgende Verarmung der Bevölkerung hin) Tendenziell egalitär Ständegesellschaft führt zu regelmäßiger Steuerpflicht der Reichsstände selbst Aushebelung der Landstände legt große Vermögen (Stände, Kaufleute) offen Umlage der Reichssteuern auf territorialer Ebene schafft größere Gerechtigkeit

Gliederung 1. Querschnitt: Die Zeit um 1500: Gemeiner Pfennig oder Matrikel? 1.2 Die Wormser Matrikel als Umlagesystem der Reichshilfen

Wormser Matrikel (1521) links: Truppenleistung für Romzug, rechts: Anteile zur Finanzierung des Reichskammergerichts (Beispiele) Ross Fuß Ständegruppe/Stand Gulden 60 277 je Kurfürst (ungleich: Sachsen Trier!) 600 57 262 Erzbischof von Magdeburg mit Halberstadt 500 36 202 Bischof von Bamberg 450 2 13 Bischof von Worms 60 60 277 Hg. Wilhelm und Ludwig von Bayern 600 120 600 Ehg. von Österreich 900 45 67 Hg. Heinrich und Albrecht von Mecklenburg 360

Fortsetzung: Wormser Matrikel (1521) links: Truppenleistung für Romzug, rechts: Anteil zur Finanzierung des Reichskammergerichts (Beispiele) Ross Fuß Ständegruppe/Stand Gulden 14 46 Abt von Fulda 180 1 10 St. Peter im Schwarzwald 60 1 10 Äbtissin von Quedlinburg 180 40 250 Stadt Nürnberg 600 30 322 Stadt Köln 600 40 250 Stadt Metz 500 20 120 Stadt Regensburg 120 1 9 Stadt Bopfingen 50

Gliederung 1. Querschnitt: Die Zeit um 1500: Gemeiner Pfennig oder Matrikel? 1.3 Die Reichskammergerichts-Matrikel

Die Reichstürkenhilfen und die Hilfe gegen Frankreich 1519 1556 Jahr 1521 1530 1541 1542 1543 1544 1544 1548 Umfang 6 Römermonate 12 Römermonate 1,5 Römermonate Gemeiner Pfennig 6 Römermonate 6 erhöhte Römermonate Gemeiner Pfennig Baugeld Zweck Türkenhilfe Türkenhilfe Türkenhilfe Türkenhilfe Türkenhilfe Hilfe gegen Türken und Frankreich Türkenhilfe Festungsbau gegen Türken

Gliederung 1. Querschnitt: Die Zeit um 1500: Gemeiner Pfennig oder Matrikel? 1.4 Territoriale Finanzen

Gliederung 2. Querschnitt: Die Zeit um 1600: Türkenhilfen und die Hochphase des Reichspfennigmeisteramts 2.1 Das Reichspfennigmeisteramt und die Bedeutung der Reichshilfen in den letzten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts

Am Reichstag bewilligte Türkenhilfen 1557 1603 Reichstag Römermonate (RM) Laufzeit RM/Jahr 1557 16 1 Jahr 16,0 1559 500.000 fl. 3 Jahre 1566 48 4 (3) Jahre 1566: 24 RM eilende Türkenhilfe, 1567-69: 8 RM/Jahr 1570 12 3 Jahre 4,0 1576 60 6 Jahre 10,0 1582 40 5 Jahre 8,0 1594 80 5 Jahre 16,0 1597/98 60 3 Jahre 20,0 1603 86 4 Jahre 21,5 Gesamt 326 W. Schulze, Reich und Türkengefahr.

Kalkulierte Finanzierung der Türkengrenze Ende der 1570er Jahre Niederösterreichische und böhmische Länder Innerösterreichische Länder Hl. Röm. Reich Gesamt 600.000 400.000 600.000 1.600.000

Schätzungen des Umfangs der Reichshilfen W. Schulze: 1556 1607 (bezahlt bis 1630): Ca. 31 Millionen Gulden J. P. Niederkorn: Zahlungen des Reichs für den Langen Türkenkrieg (1593 1606): Ca. 12 Millionen Gulden (zusätzlich 7 9 Millionen Gulden durch einzelne Reichskreise) A. Sigelen/I. Kenyeres: Durchschnittliche Einnahmen des Reichspfennigmeisters 1592 1603: Ca. 1,2 Millionen Gulden/Jahr, davon flossen 800.000 Gulden in den Krieg, 400.000 Gulden in den Schuldendienst

Kaiserliche Finanzquellen während des Langen Türkenkriegs (geschätzte jährliche Einnahmen in Gulden) Habsburgische Ämter (Kammergut) Türkenhilfe und sonstige Hilfen einzelner Stände aus dem Reich (inkl. der Geistlichen aus Böhmen und Schlesien) Spanische und italienische Hilfsgelder Stände der österreichischen und böhmischen Länder (in Geld und Truppen) Gesamt 2.300.000 800.000 1.300.000 100.000 200.000 2.600.000 5.800.000 6.400.000 I. Kenyeres, Die Kosten der Türkenabwehr.

Gutachten der Hofkammer von 1607 zur Finanzierung eines neuen Türkenkriegs nach dem Frieden von 1606 (in Gulden) Bedarf (Jahr) Habsburgische Länder Hl. Röm. Reich 6.700.000 1.800.000 4.900.000 Völlig unrealistische Kalkulation. Reichsstände verweigern weitere substantielle Hilfen. Konfessionelle Spaltung des Reichs.

Das Reichspfennigmeisteramt Aufgaben: Aufnahme von Krediten auf die Reichshilfen Weiterleitung der Gelder (Kredite/ Reichshilfen) an die Truppen/kaiserlicher Kassen Amtsträger der Reichsstände, dem Reichstag rechenschaftspflichtig Ab 1566/70 dem Kaiser rechenschaftspflichtig, de facto kaiserliches Amt, der Hofkammer unterstellt

Reichspfennigmeister Georg Ilsung (ca. 1510 1580 )

Reichspfennigmeister Zacharias Geizkofler (1560 1617)

Gliederung 2. Querschnitt: Die Zeit um 1600: Türkenhilfen und die Hochphase des Reichspfennigmeisteramts 2.2 Territoriale Finanzen

Strukturen territorialer Finanzen. Bsp. 1: Hessen (1560 1568) Steuern Landsteuer (nur aus den landesfürstlichen Städten und Ämtern, Landesfürst) Vermögenssteuer (Stände) Tranksteuer (indirekte Steuer, zum Festungsbau und Schuldentilgung, bis 1567 Landesfürst, ab 1567 als Schuldentilgungsfonds den Ständen unterstellt) K. Krüger, Finanzstaat Hessen.

Strukturen territorialer Finanzen. Bsp. 1: Hessen (1560 1568) Ausgaben aus den Steuern Gesamteinnahmen Ausgaben für das Reich (23,4%) Ausgaben für das Land Schuldentilgung Überschuss (verwendet von Landesfürst?) 562.133 131.382 80.581 170.399 178.771 Krüger, Finanzstaat Hessen. Rechnung enthält einen Fehler von 1000 fl.

Strukturen territorialer Finanzen. Bsp. 1: Hessen (1560 1568) Durchschnittliche jährliche Gesamteinnahmen Domänen Steuern Gesamt 223.660 62.459 286.119 78% 22% 100% K. Krüger, Finanzstaat Hessen.

Strukturen territorialer Finanzen. Bsp. 2: Kursachsen (1586 1591) Wichtige Einnahmeposten (Durchschnitt/Jahr) Landesfürst Schatzkammer (Vorrat des Vorgängers) Ämter und Verpachtungen Bergbau, Montanwesen, Münze Neuverschuldung Kammer Wirtschaftliche Aktivitäten Stände Tranksteuer Landsteuer Neuverschuldung 307.634 281.991 90.983 43.801 34.166 193.615 126.624 83.359 % an Gesamteinnahmen 25,6 23,5 7,6 3,6 2,8 16,1 10,5 6,9 U. Schirmer, Kursächsische Staatsfinanzen. Ausgaben an das Reich: Kammergericht: 178 fl. (Gesamt); Reichshilfen: 5.370 fl./jahr; Reichskreis: 26.000 fl. (Gesamtsumme). Insgesamt: 0,4 % der Ausgaben an das Reich. Schirmer: peanuts!

Reich Territorien/Stände (16. Jh.) Reich: Kaiser Reichsstände (treten am Reichstag zusammen) Keine regelmäßigen Einnahmen des Kaisers Reichsstände entscheiden über außerordentliche Militär- und Finanzhilfen (Reichssteuern) Keine Mehrheitsentscheidungen in Steuerfragen am Reichstag Keine Entwicklung eines reichsständischen Finanzwesens (keine Übernahme kaiserlicher Schulden) Steuererhebung auf Ebene der einzelne Reichsstände: Selbständige Verwendung der Mittel für das eigene Kontingent einer Reichsarmee, Abfuhr an die Kreiskasse, Abfuhr an das Reichspfennigmeisteramt 2. Hälfte 16. Jh.: Weitgehende Abführung der Reichssteuern an das Reich durch die Stände Territorien: Landesfürst Landstände (treten auf den Landtagen zusammen) Fürstliches Kammergut: Regalien (Domänen, Münze, Bergwesen, Zölle, Juden, gewisse Steuern: Ungeld, Biergeld etc.) Landstände entscheiden über außerordentliche Militär- und Finanzhilfen (Steuern v.a. für Kriegführung, Schuldenabbau des Landesfürsten) Reichssteuern legitimieren Anspruch des Fürsten auf Steuerbewilligung durch Landstände Einhebung der Steuern durch die Stände; Entwicklung eines landständischen Finanzwesens (durch Schuldenübernahme) 1. Hälfte 16. Jh.: Unvollständige Abführung der Reichssteuern an das Reich, Verwendung für Belange des Landesfürsten

Gliederung 3. Querschnitt: Die Zeit um 1700: Stehende Heere und Reichsarmee 3.1 Die Rückkehr zu den Truppenhilfen

Die Römermonate (RM) 1635 1716 Jahr 1635 1636 1640/1 1648 1663 1669 1686 1687 1689 1716 Verwendungszweck Reichsarmee Reichsarmee Reichsarmee Abdankung der ksl. Armee Türkenhilfe Türkengrenze Türkenhilfe Türkenhilfe Hilfe gegen Frankreich Türkenhilfe RM 120 120 240 100 50 50 50 100 200 50

Militärwesen des Reichs nach 1648 Keine zentrale Reichskriegskasse in kaiserlichen Händen Fragmentierte Militärmacht des Reichs: Einheiten von armierten Ständen (Reichsstände mit stehendem Heer) oder einzelnen Reichskreisen Reichsarmee auf Basis der Reichskreise (ohne armierte Stände) Geldleistungen der nichtarmierten Stände Kaiserliche Armee

Auswahlbibliographie E. Isenmann, Reichsfinanzen und Reichssteuern im 15. Jahrhundert, in: Zeitschrift für Historische Forschung 7, 1980, 1 76, 129 218. M. Lanzinner, Friedenssicherung und politische Einheit des Reiches ( ), Göttingen 1993. P. Rauscher, A. Serles, T. Winkelbauer (ed.), Das Blut des Staatskörpers ( ), München 2012. P. Rauscher (ed.), Kriegführung und Staatsfinanzen ( ), Münster 2010. P. Schmid, Reichssteuern, Reichsfinanzen und Reichsgewalt in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, in: Heinz Angermeier (ed.), Säkulare Aspekte der Reformationszeit ( ), München/Wien 1983, 153 198. U. Schirmer, Kursächsische Staatsfinanzen ( ), Stuttgart 2006. W. Schulze, Reich und Türkengefahr ( ), München 1978.