Niemand kann aus seiner Haut!



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Transkript:

Niemand kann aus seiner Haut! Hautschutz im Friseurhandwerk: Eine Erfolgsstory!. Klaus Rojahn Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW), Hamburg Telefon: 04221 / 913702 e-mail: klaus.rojahn@bgw-online.de Dr. Christoph Skudlik Universität Osnabrück Telefon: 0541 / 4051820 e-mail: cskudlik@uos.de

Übersicht Die Ausgangssituation Das Krankheitsbild Die sekundäre Individualprävention Die tertiäre Individualprävention Die Erfolge und die Zukunft

Anzeigen auf Verdacht einer Berufserkrankung (Haut) in 2002 bei allen Berufsgenossenschaften: 17.848 27 % aller gemeldeten Hauterkrankungen (BGW)

1800 1600 1400 1200 1000 800 600 400 200 0 Friseure Pflege Arztpraxen Kosten für medizinische und berufliche Rehabilitation allein in Deutschland ca. 100 Millionen Euro pro Jahr

Am Anfang......stand die große Zahl der gemeldeten Hauterkrankungen insbesondere aus dem Bereich der Friseure...bestand in fast allen Fällen der Zwang zur Aufgabe der beruflichen Tätigkeit...stiegen die Beiträge für diesen Bereich und führten zu einer brisanten, politischen Diskussion.

Am Anfang......wurde in der Zeit von 1993 bis 1996 die Projektstudie Sekundäre Individualprävention in Friseurbetrieben von der Arbeitsgruppe Gesundheitswissenschaften der Uni Osnabrück und der BGW sehr erfolgreich durchgeführt......durch die konsequente berufsdermatologische Behandlung und Beratung von hauterkrankten Versicherten......mit Verknüpfung von Methoden der gesundheitspädagogisch angelegten Verhaltens- und Verhältnisprävention.

Technische Regeln für Gefahrstoffe (TRGS 530) regelt Umgang mit irritierenden und sensibilisierenden Stoffen (Haut oder Atemwege) regelt friseurspezifische Feuchtarbeit keine saure Dauerwelle, keine staubenden Blondiermittel,keine gepuderten Latexhandschuhe, keine Nickel-freisetzenden Arbeitsgeräte konkrete Empfehlungen zur Raumlüftung konkrete Empfehlungen zum Hautschutz: z.b.: Reduzierung der Feuchtarbeit, geeignete Schutzhandschuhe,kein Hand- und Armschmuck Hautschutzplan

Glycerylmonothioglycolat (GMTG) = saure Dauerwelle 1995: in 88% der Betriebe 1997: in 28% der Betriebe Heute: vereinzelt (kleinere Hersteller, Importware...)

Zeitlicher Verlauf der Reaktionen auf GMTG bei Friseurinnen mit V.a. Berufsdermatose (Daten des IVDK) Schnuch A, 2002

Hitliste Friseurallergene (IVDK 2001/2002) Ammoniumpersulfat: 27,6% p-toluylendiamin: 24,8% p-phenylendiamin: 17,2% Glycerylmonothioglycolat: 8,5% Duftstoff-Mix: 6,5% p-aminophenol: 5,0% m-aminophenol: 2,5% Cocamidopropylbetain: 1,9% Pyrogallol: 1,0% Uter et al., DBU, 51, D67-D73 (2003)

Zunehmende Bedeutung der Maßnahmen zur individuellen Prävention Ziel ist die Fortsetzung der bisher ausgeübten Tätigkeit durch Reduzierung der gesundheitlichen Belastung Grundlage ist der gesetzliche Auftrag ( 3 der Berufskrankheiteinverordnung)

Individualprävention Verhältnisprävention betrifft die Verhältnisse am Arbeitsplatz Verhaltensprävention richtet sich an den Einzelnen

Die Seminare Dezentrale Durchführung der Seminare in der gesamten Bundesrepublik

Voraussetzungen für die Teilnahme an der Interventionsmaßnahme: Beruflich verursachte oder beruflich verschlimmerte Hauterkrankung laufende Tätigkeitsausübung oder Weiterarbeit bzw. Wiederaufnahme wird gewünscht Keine Teilnahme! Versicherte ohne Interesse, Weiterarbeit nicht gewünscht, Bezug oder Antrag auf EU-Rente bzw. Altersrente

Die Inhalte und Themen der Seminare: Ein starkes Stück die Haut und was sie leistet Unsere Haut ist nicht nur Schutzhülle für den Körper. Sie ist auch ein wichtiges Sinnesorgan. Mit Gesicht und Händen begegnen wir unserer Umwelt und leisten unsere Arbeit.

Schichtwechsel wie die Haut aufgebaut ist Wie ist die Haut aufgebaut, wie erfüllt sie ihre Aufgaben? Mit diesem Wissen verstehen die Teilnehmer Ihre Haut besser und können aktiv mehr für Heilung und Pflege tun

Tropisches Klima Wasser als Gefahrenquelle Für Sauberkeit und Hygiene sind Wasser und Handschuhe unerlässlich Doch nasse und feuchte Haut weicht auf und verliert ihren Schutz. Lernen, das Risiko Feuchtarbeit in den Griff zu kriegen.

Aufgeweicht und angekratzt Trockene, rissige Haut ist anfällig für Ekzeme Chronische Hauterkrankungen und Allergien als Folge sind nicht mehr heilbar Rechtzeitig reagieren!

Schutz haut-nah Schutz und Pflege ihrer Haut Optimaler Hautschutz und Pflege sind auf den Arbeitsplatz abgestimmt. Ein individuelles Schutzkonzept für die Hände ermitteln wir in der persönlichen Beratung.

Die eigene Haut retten wie man sich gut organisiert Welche Handschuhe - wann benutzen, steht im Handschuhplan! Gesunde Haut ist auch eine Frage der Arbeitsorganisation Erfahren, für sich und im Team die Arbeit so zu planen, dass sie. nicht krank macht.

Nach dem Seminar... Die Betriebsberatung am Arbeitsplatz durch Spezialisten gemeinsam mit dem Betroffenen und dem Arbeitgeber. Sichert zusätzlich auch einen Multiplikationseffekt!

Nach dem Seminar... Die nachgehende Betreuung und Begleitung durch die regelmäßige Anforderung von medizinischen Berichten des weiterbehandelnden Arztes. durch weiteren ständigen Kontakt zum Erkrankten

Nach dem Seminar zusätzlich... Ein Stressbewältigungsprogramm Angebot entsprechender Seminare über zwei Tage unter psychologischer Anleitung und Betreuung Inhalte: Strategien zur Minderung berufstypischer Belastungen Erkennen und bearbeiten von Stressoren Argumentationstraining für den Hautschutz

Einjahresinzidenz berufsbedingter Hauterkrankungen pro 1000 Beschäftigte Friseur: 97,4 Gesundheit: 7,3 Dickel et al., Hautarzt, 2001. Fliesen-, Estrichleger: 19,0 Maler, Lackierer: 6,6 Bau, Betonhersteller: 5,4

Irritative Noxen in Gesundheitsberufen Feuchtarbeit Hautreinigung mechanisch-irritative Einwirkungen Handschuhokklusion 35

Vergleich: Sensibilisierungsspektrum Altenpflegerinnen - IVDK-Gesamtkollektiv (Frauen) Sensibilisierungen in % Proske et al. 2002 Altenpflegerinnen mit BD, n = 114 IVDK- Gesamtkollektiv, Frauen, 1992-98 Duftstoff-Mix 26,9 12,3 Methyldibromoglutaronitril 6,3 3,1 Thiuram-Mix 12,0 2,9 Glutaraldehyd 5,1 1,6 MCI/MI 5,7 2,5 Nickel 20,3 23,4 36

Allergene in Gesundheitsberufen Duftstoffe Duftstoff-Mix (Zimtalkohol, Zimtaldehyd, alpha-amyl-zimtaldehyd, Eugenol, Isoeugenol, Hydroxycitronellal, Geraniol, Eichenmoos), Perubalsam, Lyral Thiuram-Mix Tetramethylthiurammonosulfid, Tetramethylthiuramdisulfid, Tetraethylthiuramdisulfid, Dipentamethylenthiuramdisulfid Euxyl K 400 Dibromdicyanobutan / Phenoxyethanol 1:4, Dibromdicyanobutan = Methyldibromoglutaronitril (Chlor-)Methylisothiazolon = MCI/MI = Kathon CG = Euxyl K 100 =... Formaldehyd Glutaraldehyd Glyoxal 35

Technische Regeln für Gefahrstoffe TRGS 531 Gefährdung der Haut durch Arbeiten im feuchten Milieu (Feuchtarbeit)

TRGS 531 Feuchtarbeit Gefährdung der Haut durch Arbeiten im feuchten Milieu Anwendungsbereich: > 2h pro Arbeitsschicht Arbeiten im feuchten Milieu oder Tragen okklusiver Handschuhe, häufiges oder intensives Reinigen der Hände Ersatzstoffprüfung: Prüfung durch AG, ob Stoffe mit geringerem hautschädigendem Potenzial eingesetzt werden können Schutzmaßnahmen allgemein: Vorrang technischer und organisatorischer Maßnahmen vor persönlicher Schutzausrüstung Technische und organisatorische Maßnahmen: Kapselung von Maschinen, Automatisation, Wechsel von Feucht- und Trockenarbeit, Begrenzung der Tragedauer okklusiven Handschuhschutzes auf notwendiges Maß etc. Hautschutzpläne: gut sichtbar, tätigkeitsbezogen, leicht verständlich

TRGS 531 Feuchtarbeit Gefährdung der Haut durch Arbeiten im feuchten Milieu persönliche Schutzausrüstung: Schutzhandschuhe bei Nassoder Feuchtreinigung, Desinfektion von Arbeitsmittel, Kontakt mit Lösemitteln, Kunstharzmonomeren etc, Schutzhandschuhe gemäß Qualitätskriterien, Bereitstellung spezieller Hautschutzund Pflegemittel Hygiene: Hände sorgfältig abtrocknen, keine Ringe o.ä. bei Feuchtarbeit Betriebsanweisung: Festellung der Gefahren sowie Schutz- und Verhaltensregeln durch AG, Bekanntgabe an Beschäftigte Unterweisung: Mindestens 1x jährlich der Beschäftigten anhand der Betriebsanweisung Arbeitsmedizinische Vorsorge: angelehnt an G24

Technische Regeln für Gefahrstoffe TRGS 540 u.a. Auflistung von Stoffen, die häufig und/oder schnell zu Sensibilisierungen an den Atemwegen bzw. der Haut führen z.b.: Naturgummilatex, Epoxidharze, Azofarbstoffe, Chromverbindungen, Desinfektionsmittel, Konservierungsmittel, Mehle, etc. Hinweise auf: -Ersatzstoffe -technische / organisatorische Maßnahmen -Schutzausrüstung -arbeitsmedizinische Betreuung und Vorsorge unter Berücksichtigung der Exposition und individuellen Disposition

Änderung des Einkaufsverhaltens

Allmers H, Schmengler J, Skudlik C: J Allergy Clin Immunol 2002; 110: 318-23 Allmers H, Schmengler J, John SM: J Allergy Clin Immunol 2004; 114: 347-351

Naturlatexallergie in Deutschland

Aufbau der Studie IG (n = 102) 1) Einzelgespräch + Hautarztbericht + 2) Hautschutz- + seminar Hautarztbericht + 2a) Betriebsberatung + 3) Hautarztbericht + 4) Abschlussseminar + + Einzelgespräch Hautarztbericht + KG (n = 107) Betreuung beim behandelnden Dermatologen 6 Monate Auswertung + + Klippel et al. 9/2003

Subjektive Einschätzung: Verlauf der Hauterkrankung seit Erstbefragung (weiter tätig) Interventionsgruppe (n=79) 3% Kontrollgruppe (n=67) 6% 1% 19% besser schlechter gleich k.a. 33% besser schlechter gleich k.a. 77% 9% 51% Klippel et al. 9/2003

Berufstätigkeit zum Zeitpunkt der Abschlussbefragung 100% 4% 14% 80% 60% 40% 96% 86% aufgegeben weiter tätig 20% 0% IG (n=82) KG (n=78) Klippel et al. 9/2003

100% Konsequentes Handschuhtrageverhalten bei der Grundpflege (weiter tätig) 80% 60% 57% 79% 70% 70% 40% 20% 0% Interventionsgruppe (n=79) Erstbefragung Kontrollgruppe (n=67) Abschlussbefragung Klippel et al. 9/2003

Baumwollhandschuhe unter anderen Handschuhen (weiter tätig) Interventionsgruppe (n=79) Kontrollgruppe (n=67) 100% 100% 80% 80% 60% 40% 20% 0% 58% 38% 42% 27% 15% 18% 0% 2% immer manchmal nie k.a. 60% 40% 20% 0% 49% 36% 37% 25% 33% 15% 3% 2% immer manchmal nie k.a. Erstbefragung Abschlussbefragung Erstbefragung Abschlussbefragung Klippel et al. 9/2003

Handschuhtrageverhalten bei der außerberuflichen Hausarbeit (weiter tätig) Interventionsgruppe (n=79) Kontrollgruppe (n=67) 100% 100% 80% 60% 40% 20% 0% 63% 48% 38% 24% 13% 11% 0% 3% immer manchmal nie k.a. 80% 60% 40% 20% 0% 45% 45% 37% 27% 28% 15% 0% 3% immer manchmal nie k.a. Erstbefragung Abschlussbefragung Erstbefragung Abschlussbefragung Klippel et al. 9/2003

Subjektive Einschätzung: Einschränkung durch den ausgeübten Hautschutz (weiter tätig) 100% 80% 60% 40% 20% 0% 41% 20% 15% 27% 28% 25% 19% 9% 11% 0% 2% 3% gar nicht wenig mäßig stark sehr stark k.a. IG (n=79) KG (n=67) Klippel et al. 9/2003

Verwendung von Corticosteroiden zum Zeitpunkt der Abschlussbefragung (weiter tätig) 100% 80% 60% 80% 3% 48% 3% weiß nicht k.a. 40% nein 20% 0% 20% I-komplett (w eiter tätig) (n=79) 46% K-ja (w eiter tätig) (n=67) ja Klippel et al. 9/2003

Irritative Noxen in Bauberufen Zement: alkalisch (naß: ph 12) und abrasiv Irritatives Potenzial von Betonzusatzstoffen (Melaminsulfonate, Polyakrylate...) und Mineralfasern

Allergene in Bauberufen Sechswertiges Chrom (=Chromat) Kobalt Kunstharze/Kleber (Epoxidharze, Polyurethane, Phenol-Formaldehydharze) (Schwarz-)Gummi

Technische Regeln für Gefahrstoffe TRGS 613 Ersatzstoffe, Ersatzverfahren und Verwendungsbeschränkungen für chromathaltige Zemente und chromathaltige zementhaltige Zubereitungen

TRGS 613 chromatarm: < 2 ppm lösliches Chrom(VI) Empfehlung: Grundsätzlicher Einsatz Einsatz grundsätzlich wirtschaftlich zumutbar Verfallsdatum! (? Oxidation des Reduktionsmittels Eisen(II)-sulfat) praktisch: Selbstverpflichtung der Industrie? Umstellung ist angelaufen? Überprüfung durch BG

Hautschutz Nitrilbeschichtete Baumwollhandschuhe ggf.: häufiger Wechsel sind Lederhandschuhen überlegen bzgl. Abrieb-, Schnitt-, Stich- und Weiterreißfestigkeit + Hautpflege/Hautschutzcremes Struppek, Ludwig, DBU 1999

TIP - Universität Osnabrück Stationäre Heilverfahren bei Berufsdermatosen: Indikationen ambulant therapieresistente Berufsdermatosen (drohende BK 5101, Tertiäre Individual-Prävention TIP ) Minderung der BK-Folgen (bei anerkannter BK mit schlechter Heilungstendenz) wiederholte Heilverfahren ( refresher-tip ) bei älteren Versicherten mit häufigeren Rezidiven zur Vermeidung der Tätigkeitsaufgabe (keine Umschulungsmöglichkeit!) Verlaufsbeobachtung (zur Vervollständigung der Diagnostik, bei fraglichem Ursachenzusammenhang, Abgrenzung einer Eigendynamik) 5 Skudlik, John 2005

Medizin kortikosteroidfreie Behandlungskonzepte (z.b. PUVA) Kortikosteroidentzug Diagnostik ambulante Betreuung durch Hautarzt am Heimatort ( 3) Gesundheitspädagogik Ergotherapie Psychologie BG-Sprechstunde Kooperation mit TAD und Betriebsarzt

Skudlik, John 2005

TIP Universität Osnabrück 2002 - Diagnosen und Befunde - 296 Patienten 65 Berufe 25 UV-Träger Skudlik C, Schwanitz HJ: Tertiäre Prävention von Berufsdermatosen. JDDG; 2, 424-433 (2004)

TIP 2002 1. Diagnose HE ir HE all HE ato Sonstige 2. Diagnose HE ir HE all HE ato Gesamt n = 296 Metall n = 59 Friseur n = 58 TIP 2002 Pflege n = 57 Gesundheit n = 32 Reinigung n = 30 Nahrungs -mittel n = 16 37,1% 47,5% 29,3% 35,1% 21,9% 33,3% 9 4 15,5% 16,9% 29,3% 5,3% 15,6% 6,7% 1 3 38,2% 27,1% 34,5% 47,4% 56,3% 50,0% 6 1 9,2% 8,5% 6,9% 12,2% 6,2% 10,0% 0 1 13,2% 16,9% 20,7% 7,0% 18,8% 0 1 2 19,3% 13,6% 31,0% 12,2% 25,0% 20,0% 0 2 4,7% 1,7% 8,6% 5,3% 6,3% 0 0 1 Bau n = 9 HE ir: irritatives Handekzem HE all: allergisches Handekzem HE ato: atopisches Handekzem 46

TIP Universität Osnabrück - 91% Handekzeme - 75 % primär irritative Handekzeme (37% kumulativ-subtoxische Handekzeme, 38% irritativ-provozierte atopische Handekzeme) - 42% allergische Kontaktekzeme, überwiegend sekundär aufgepfropft - 76% erhöht hautempfindlich

- 91% Vorbehandlung mit Kortikosteroiden - 29% Kortikosteroidentzug - 8% Hautatrophie ] mittelbare BK-Folge! ] Ggf: MdE

- 95% kortikosteroidfreie Therapie - 83% Abheilung / wesentliche Besserung innerhalb 2 3 Wochen [ Notwendigkeit der ambulanten Fortführung einer stiengerechten Therapie ohne (regelmäßige) Kortikosteroidapplikation

10/1994 09/2003 - Berufsverbleib - - 1486 Patienten - schriftliche Nachbefragung 1 Jahr nach Teilnahme - Rücklauf: 1164 Patienten (78%) - Rücklauf unabhängig von Epoche, Beruf, Alter, Geschlecht

Berufsverbleib, n = 1164 100 % 80 60 40 61% 53% 71% 74% 68% 57% 62% 67% 69% 20 Gesamt-Berufsverbleib: 764 (66%) 0 1994/95 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 Skudlik, John 2005

Berufsverbleib (in %), n = 1164 100 80 72 60 40 20 0 22 (26 / 118) o. A. zur Durchführung der Maßnahmen (708 / 977) empfohlene Maßnahmen durchgeführt 43 (30 / 69) empfohlene Maßnahmen nicht durchgeführt Skudlik, John 2005

Berufsverbleib (in %), n = 1164 100 80 60 40 20 0 20 (55 / 270) o. A. zum Hautschutz durch Arbeitgeber 84 (590 / 700) Hautschutz durch Arbeitgeber 61 (119 / 194) kein Hautschutz durch Arbeitgeber Skudlik, John 2005

Berufsverbleib (in %), n = 1164 100 80 60 40 20 72 62 (547 / 755) 56 (56 / 91) (68 / 122) 47 (93 / 196) 0 o. A. zur ärztlichen Behandlung mit ärztlicher Behandlung ohne ärztliche Behandlung Behandlung nicht erforderlich Skudlik, John 2005

Bau Friseur 80% 60% 40% 20% 0% 62% 46 58% 134 Gesundheit Metall Nahrungsmittel Pflege Reinigung Berufsverbleib, n = 1164 70% 69% 68% 70% 67% 231 102 46 112 44 Berufsgruppen 59% 66% Sonstige Gesamt 764 49 Skudlik, John 2005

Rücklauf (Gesamt): 1164 Anteil < 20: 29 (2,5%) Anteil 20 30: 229 (19,7%) Anteil bis 30: 258 (22,2%) Rücklauf (Friseur): 233 Anteil < 20: 16 (6,9%) Anteil 20 30: 103 (44,2%) Anteil bis 30: 119 (51,1%) Skudlik, John 2005

Berufsverbleib (in %), n = 1164 100 80 60 40 20 38 11 29 53 121 229 70 160 229 74 227 305 68 202 298 58 43 74 0 bis unter 20 Jahre 20 bis unter 30 Jahre 30 bis unter 40 Jahre 40 bis unter 50 Jahre 50 bis unter 60 Jahre 60 bis unter 70 Jahre Skudlik, John 2005

Berufswechselrisiko, n = 1164 5 4 4 3 2 1 2 1 1 1 1 0 bis unter 20 Jahre 20 bis unter 30 Jahre 30 bis unter 40 Jahre 40 bis unter 50 Jahre 50 bis unter 60 Jahre 60 bis unter 70 Jahre Skudlik, John 2005

Berufsverbleib abhängig - Bereitstellung / Anwendung von Hautschutz - Verzahnung ambulanter & stationärer Therapie - Alter Berufsverbleib unabhängig -Beruf Dauerhafter Berufsverbleib - 2/3 der Patienten Skudlik, John 2005

Die Erfolge Pro Jahr nehmen 600-700 hauterkrankte Friseure an dem geschilderten Präventionsprogramm der BGW teil Reduktion beruflicher Rehabilitationsmaßnahmen um 65 %

Ausgaben für Rehabilitationsmaßnahmen in der Friseurbranche wurden um > 60% von 33 Mio. Euro auf 12 Mio. Euro reduziert Entsprechende Senkung der Beiträge!

Informationsmaterialien für Arbeitsmediziner und Dermatologen

Niemand kann aus seiner Haut! Hautschutz im Friseurhandwerk: Eine Erfolgsstory!. Klaus Rojahn Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW), Hamburg Telefon: 04221 / 913702 e-mail: klaus.rojahn@bgw-online.de Dr. Christoph Skudlik Universität Osnabrück Telefon: 0541 / 4051820 e-mail: cskudlik@uos.de