Feurig und gesund. Rund um Chili, Paprika & Co. Infoecke. Spezial. Smart

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Transkript:

Feurig und gesund Rund um Chili, Paprika & Co. Chili, Paprika und Peperoni sind eng verwandt und bieten doch ganz unterschiedliche Geschmacksvarianten. In diesem Buch finden Sie Sorten- und Anbautipps, internationale Rezepte und viel Wissenswertes über diese äußerst gesunden Fruchtgemüse. Heiße Ware....................... 6 Chili, Paprika & Co. heute.......... 8 Scharf, schärfer, am schärfsten...... 10 Eine bunte Sippschaft.............. 12 Smart Infoecke Spezial Prallvoll mit Gesundheit............ 14 Zur Autorin, Bezugsquellen, Internetadressen.................. 62 Impressum, Bildquellen............. 63 Wissenswertes über Herkunft, Inhaltsstoffe und den gesundheitlichen Wert von Chili, Paprika und ihren Verwandten.

Chilis anbauen und pflegen Scharfe Schoten in der Küche Die richtige Sorte.................. 18 Sortenvielfalt...................... 22 Chilis selbst anbauen............... 26 Vom Samenkorn zur Jungpflanze.... 28 Freiland oder Gewächshaus......... 30 Pflanzen und pflegen............... 32 Pflanzen gesund erhalten........... 34 Krankheiten und Schädlinge......... 36 Auf Balkon und Terrasse............ 38 Küchenpraxis..................... 46 Vorspeisen........................ 48 Suppen........................... 50 Vegetarische Hauptgerichte......... 52 Hauptgerichte mit Fleisch........... 54 Fisch & Meeresfrüchte............. 56 Würzsoßen und -pasten............ 58 Spezial Die Scharfmacher im Gartenjahr.... 42 Planung, Anzucht, Pflege, Ernte für den Paprika- und Chiligärtner ist immer etwas zu tun. Spezial Die Schlankmacher................ 60 Chili und Paprika auf Vorrat......... 64 Viel Geschmack bei wenigen Kalorien verlieren Sie mit Chili und Paprika überflüssige Pfunde!

2 Manche mögen s heiß C hili, Paprika, Peperoni die vielen Arten und Sorten der botanischen Gattung Capsicum unterscheiden sich nicht nur hinsichtlich der Schärfe, sondern bieten auch viele unterschiedliche Aromen und vielfältige Verwendungsmöglichkeiten. Außerdem bieten sie neben Geschmack und Würze auch viele Vitamine und Vitalstoffe kalorienarm verpackt. Ihnen wird zudem noch eine Wirkung als Aphrodisiakum nachgesagt. In der Medizin wird der Inhaltsstoff Capsaicin schon lange eingesetzt, zum Beispiel als Wirkstoff in Wärmepflastern. Die feurigen Schoten lassen sich im Garten, auf Balkon und Terrasse und sogar im Zimmer kultivieren. Der Anbau ist einfach und die leuchtenden Farben der Früchte sind eine Augenweide. Die Begeisterung für die würzig scharfen Früchte schlägt Wellen. Genießen Sie mit lassen Sie sich von unseren Rezep ten verführen. Aber Achtung: die scharfen Schoten brennen zweimal!

Manche mögen s heiß 3

Rund um Chili, Paprika & Co. 6 Heiße Ware 8 Chili, Paprika & Co. heute 10 Scharf, schärfer, am schärfsten 12 Eine bunte Sippschaft Spezial 14 Prallvoll mit Gesundheit

6 Rund um Chili, Paprika & Co. Heiße Ware Chili und seine Verwandten waren wichtige Nutzpflanzen der altamerikanischen Kulturen und bis zum 15. Jahrhundert gab es sie nur im südlichen Amerika. Frucht der Indianer Schon tausende von Jahren vor Christus wurden Chilifrüchte von den Ureinwohnern Süd- und Mittelamerikas genutzt. Erst sammelten sie nur wild wachsende Früchte. Als sie sich dann von Jägern und Sammlern zu Bauern entwickelten, begannen sie die Pflanzen anzubauen in Ecuador wahrscheinlich bereits vor 6000 Jahren! Olmeken, Maya, Tolteken, Azteken und Inkas sie alle nutzten Chilifrüchte, um ihren Speisen Würze und Schärfe zu verleihen und um die Haltbarkeit der Lebensmittel zu verlängern. Die Azteken hatten ihre Blütezeit in Mexiko im 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts nach Christus, also zu der Zeit als Kolumbus und nach ihm die spanischen Eroberer ins Land kamen. Die Azteken Columbus dachte, er hätte Indien entdeckt und bezeichnete Chili als indianischen Pfeffer. Smart Die ältesten Chilis > Die Früchte der Urformen (Tepin, Chiltepin) waren klein und standen aufrecht von den Pflanzen ab. Sie waren ein Leckerbissen für Vögel, denn ihnen konnte die Schärfe nichts anhaben; sie pickten die ganze Frucht auf und schieden die enthaltenen Samen andernorts wie der aus. So sorgten zunächst nur die Vögel für die Verbreitung der Chilis bis die Menschen sie entdeckten. verwendeten rote oder gelbe Chilifrüchte für fast alle Gerichte auch für ihr Schokoladengetränk cacahuatl. Als sich Kolumbus 1492 über das Meer nach Westen aufmachte, war er auf der Suche nach einem neuen Handelsweg, durch den Spanien eine Vormachtstellung im Gewürzhandel erlangen sollte denn Gewürze waren damals sehr kostbar. Als er nach wochenlanger Seefahrt Land fand, glaubte er sein Ziel Indien erreicht zu haben. Doch er war in Amerika

Heiße Ware 7 nun angebaut. Mit den Sklavenschiffen aus Afrika und den mehr oder weniger freiwilligen Einwanderern aus aller Welt kamen Chili und Paprika als Bestandteile vieler neuer Gerichte zurück nach Amerika. Teilweise blieb der Charakter der Küche der Importländer erhalangekommen. Bei seinen weiteren Reisen betrat er süd- und mittelamerikanisches Festland und irrte sich wieder, als er die scharfen Früchte, mit denen die Indianer ihre Speisen würzten, für Pfeffer hielt. In Wirklichkeit waren es Chilis. Chilis erobern die Welt Mit der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus begann die Reise der Chili-Familie um die ganze Welt. Die Spanier brachten sie auf die Iberische Halbinsel, die Portugiesen nahmen sie erst mit nach Afrika und Indien, später nach China, Korea, Japan und die Philippinen. Zur Zeit des osmanischen Reiches im 16. und 17. Jahrhundert sorgten die Türken dafür, dass sie im östlichen Europa Fuß fassten. Im 17. Jahrhundert entwickelten sich die Niederlande zur führenden Handels- und Seemacht. Sie importierten nicht nur, sondern bauten die exotischen Früchte, die ihre Handelsflotten mit nach Hause brachten, in immer größerem Stil an und züchteten sie weiter. Fast überall, wo es das Klima zuließ, wurden die Schoten Chili haben längst Einzug in unsere Küche gehalten. ten, teils verschmolz sie mit der Küche anderer Kulturen. Auf diese Weise entstand die Cajun-Küche, welche durch die Verbindung von franzö sischer Küche, afrikanisch-karibischer Kochkunst und der Esskultur der amerika nischen Ureinwohner entstanden ist.

8 Rund um Chili, Paprika & Co. Chili, Paprika & Co. heute Chili und seine Verwandten haben sich inzwischen fast überall auf der Welt einen Platz auf der Speisekarte erobert im Salat, als Gemüse, Streugewürz, Würzpaste oder sauer eingelegt. In Deutschland gehört der milde Paprika zu den beliebtesten Gemüsearten. Chili bringt Würze und Aroma auf den Tisch. Scharfe Experimente Zunehmend werden auf Märkten, in Gemüsefachgeschäften und sogar in den Gemüseregalen deutscher Supermärkte nicht nur Gemüsepaprika, sondern auch frische scharfe Schoten meist aus Holland oder Spanien angeboten. Auch in den Hobbygärten wird gerne mit scharfen Chilisorten experimentiert. Insgesamt sind die Verzehrmengen im Vergleich zur milden Gemüsepaprika allerdings gering nicht zuletzt, weil man sie eben nicht in größeren Mengen essen kann. Scharfe Chilis finden eher als Streugewürz oder über den Umweg der Konserve den Weg auf unseren Tisch, denken Sie an scharfe Soßen, die mit der amerikanischen und mexikanischen Küche zu uns kamen, an Sambal, die scharfe rote Chili-Paste der asiatischen Küche oder an eingelegte Peperoni und Jalapeños im Glas. Beliebte Chili-Gewürzpulver sind bei uns zum Beispiel Cayennepfeffer, Delikatess- Paprika, Edelsüß-Paprika und ähnliche Streugewürze. Eine würzige scharfe Soße wurde schon vor mehr als 130 Jahren von der Familie McIlhenny in Louisiana (USA) kreiert und als Tabasco Brand Pepper Sauce patentiert. Ihr Geheimnis ist, dass die gemahlenen Schoten mit Steinsalz vermischt und ein paar Jahre in Eichenfässern gelagert werden, bevor die Soße mit Essig und Salz abgerundet wird. Inzwischen gibt es alternativ zu der roten Original Tabasco-Soße auch eine mildere, grüne Soße auf der Basis von Jalapeños: Die beste Alternative zu Thermo- Unterwäsche, heißt es in der Produktbeschreibung. Scharfe Schoten voll im Trend Weltweit begeistern sich immer mehr Menschen für scharfe Soßen. In den USA gibt es bereits tausende verschiedene Zubereitungen unterschiedlicher Schärfe, Geschmacksrichtungen und Aromen. Bei uns rollt gerade erst die zweite Generation an (wenn man die Tabasco- Soße als erste Generation betrachtet).

Chili, Paprika & Co. heute 9 Spanischer Pfeffer? Eingelegt und zu Würzsoßen verarbeitet gehören die scharfen Schoten zu jeder Grillparty. Smart Rund um Chili und seine Verwandten herrscht nach wie vor Chaos bezüglich der Namensgebung von Arten und Sorten. Den ers- Kuss des Feuers > In den letzten Jahren hat sich besonders in den USA eine richtige Hot Sauce-Kultur entwickelt: So wie bei uns Wein von Liebhabern gekostet und gesammelt wird, so gibt es dort Hot Sauce-Proben und Hot Sauce-Sammler. Fantasievolle Namen der scharfen Chili-Produkte wie Hot Lava, From Hell und Kiss of Fire sind dort Programm und machen Lust aufs Ausprobieren. ten Fehler machten Kolumbus und seine Reisegefährten: Sie dachten Pfeffer gefunden zu haben, wo auch der Name Spanischer Pfeffer herrührt. Der Pfeffer gehört allerdings zu einer anderen Pflanzengattung. Das andere Problem ist, dass die Sorten in verschiedenen Regionen der Welt unterschiedlich bezeichnet werden, wodurch selbst Kenner leicht den Über blick verlieren. Eine weitere Schwierigkeit ist, dass sich die Arten und Sorten gerne gegenseitig befruchten, sodass aus deren Nachkommen wieder neue Sorten entstehen können.

10 Rund um Chili, Paprika & Co. Scharf, schärfer, am schärfsten Das englische Wort hot bedeutet sowohl heiß als auch scharf. Tatsächlich ist scharf keine Geschmacksrichtung wie süß, sauer, bitter und salzig, sondern die Nervenenden geben das Schmerzsignal für heiß an das Gehirn weiter. Und heiß wird es dem Genießer dann auch beim Essen. Was brennt da? Was die feurigen Schoten scharf schmecken lässt, ist vor allem das enthaltene Capsaicin und in geringerem Umfang andere Capsaicinoide. Capsaicin ist ein Spezialitäten aus aller Welt Im Delikatessladen oder der Spezialabteilung im Supermarkt erhalten Sie heute Chili-Spezialitäten aus aller Welt: > Ajvar: mildes Paprikamus aus Südosteuropa > Salsa und Mole: verschiedene scharfe Soßen aus Mexiko > Currypasten der thailändischen Küche > Garam Masala: trockene Gewürzmischung aus Indien > Tabasco und andere Hot Sauces : scharfe Soßen aus den USA > Zhoug: scharfe, arabische Gewürzmischung für Falafel und Fleisch Smart Schmerz lass nach > Hitze, Kälte oder Trocknung nehmen den Früch - ten nicht ihre Schärfe. Hat man in eine zu scharfe Schote gebissen: > Mund mit kalter Milch auszuspülen und diese dann auszuspucken. Mehrmals wiederholen. > In leichteren Fällen hilft es, Brot zu essen. > Insider schwören auf einen großen Löffel Nuss- oder Schokocreme. farbloses, kristallines Alkaloid (organische Verbindung). Es wird von Drüsen an der Plazentawand und den Scheidewänden in der Frucht produziert. Milde Paprika-Sorten wie der Gemüsepaprika enthalten wenig bis gar kein Capsaicin. Ein wenig mehr Schärfe haben Peperoni- und Peperoncini-Schoten. Ziemlich scharf sind Cayenneund Tabasco-Chilis und ex - trem scharf sind Habanero und Scotch Bonnet. Die Schärfe von Chili, Paprika & Co. wird in Scoville- Einheiten gemessen: Je mehr Scoville-Einheiten desto höher ist der Schärfegrad (0 für mild bis 10+ für extrem scharf). Früher wurden die Scoville-Einheiten durch Geschmackstests ermittelt, heute misst man die Schärfe durch Hochleistungsflüssigchromatografie. Doch die Schärfe variiert nicht nur von Sorte zu Sorte, sondern auch innerhalb einer Sorte von Pflanze zu

Scharf, schärfer, am schärfsten 11 Pflanze. Sogar die Schoten an ein- und derselben Pflanze sind unterschiedlich scharf und die einzelne Frucht ist in der Nähe der Kerne schärfer als an der Fruchtspitze. Deshalb können die Einteilungen in Schärfegrade nur Anhaltswerte sein. Geschmacksache Jede Sorte enthält neben der ihr eigenen Konzentration und Zusammenstellung an Capsaicinoiden weitere Geschmacks- und Aromastoffe. Dadurch sind Chilis und ihre Verwandte nicht nur unterschiedlich scharf, sondern schmecken auch verschieden. Zum Beispiel sind die Habanero -Sorten nicht nur höllisch scharf, sondern haben auch ein blumig-fruchtiges Aroma. Wollen Sie den Speisen besonders viel von dem sortentypischen Aroma geben, entfernen Sie Kerne und Scheidewände der Schoten, dadurch werden sie mil- der und Sie können mehr verwenden. Die Ausbildung des Geschmacks ist vom Reifegrad abhängig. Grüne Früchte sind unreif geerntet. Für manche Gerichte werden grün geerntete Früchte bevorzugt, zum Beispiel wenn die Schoten gefüllt, gebacken oder eingelegt werden sollen. Ausgereifte orangegelbe oder rote Paprikafrüchte haben einen süßlichen, vollen aromatischen Geschmack. Schärfegrade von Chili und Paprika Stufe Scoville-Einheiten Chili-Sorten 10+ 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 15 000 000 577 000 360 000 bis 485 000 100 000 bis 350 000 50 000 bis 100 000 30 000 bis 50 000 15 000 bis 30 000 5 000 bis 15 000 2 500 bis 5 000 1 500 bis 2 500 1000 bis 1 500 500 bis 1000 10 bis 500 0 Reines Capsaicin Red Savina Habanero Bahamas Chocolate Orange Habanero (150 000), Red Habanero (210 000), Scotch Bonnet African Devil, Bahamian, Chiltepin (Tepin), Chinesische Kwangsi, Datil, Jamaican Hot, Rocoto Ají (gelb, orange, braun), Cayenne, Malagueta, Pequin ( Piquin ), Piri-Piri (Pili-Pili), Tabasco, Thai Bulgarische Karotte, De Àrbol, Manzano, Rocotillo Ají Amarillo, Ají Colorado, Ají Norteno, Dutch Red (Holland-Chili), Serrano Ají Panca, Jalapeño Cascabel, Guajillo, Pasilla, Pasado, Yellow Wax Hot Cherry scharf (ungarischer Kirschpaprika scharf, teilweise noch höhere Schärfegrade, je nach Bezugsquelle), Poblano (Dolmalik), Glockenchili ( Bischofsmütze, Peri-Peri ; Schärfe bis Stufe 6, je nach Bezugsquelle) New Mexican (Anaheim, California), Santa Fe Grande Cherry mild (Kirschpaprika, Ungarischer Cherry-Pepper), Cubanelle, Feher, Peperoni, Peperocini Gemüsepaprika

12 Rund um Chili, Paprika & Co. Eine bunte Sippschaft Chili, Paprika, Peperoni und ihre Verwandten gehören zur botanischen Gattung Capsicum, die zur Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae) gehört. Paprika sind also mit Kartoffeln und Tomaten verwandt. Im Gegensatz dazu hat der Pfeffer den Gattungsna- men Piper und gehört zu den Pfeffer gewächsen (Piperaceae). Botanisches Die Gattung Capsicum umfasst über 20 verschiedene Arten, von denen fünf kultiviert werden. Die Pflanzen Die Sorte Bischofsmütze mag viel Licht und Wärme. können je nach Art und Sorte, Standort und Pflege zwischen wenigen Zentimetern und bis weit über einen Meter hoch werden. Die Pflanzen sind bei uns im Freien nur einjährig, da sie im Winter erfrieren. Im Gewächshaus oder an einem anderen geschützten Platz können sie jedoch auch über mehrere Jahre kultiviert werden. Die Blätter sind oval bis eiförmig und glänzend grün. Die Blüten sind weiß oder grünlich, selten violett. Sie sind zwittrig, haben also in jeder Blüte männliche und weibliche Vermehrungsorgane. Chili und Paprika sind Selbstbestäuber, das heißt, es ist keine andere Pflanze zur Befruchtung notwendig. Die Arten und Sorten befruchten sich auch gegenseitig. Aus den befruchteten Blüten entwickeln sich Chili-, Paprika- oder Peperoni-Früchte, die wie Gemüse (oder Gewürz) zubereitet werden können. Umgangssprachlich werden die Früchte zwar Schoten genannt, sind aber botanisch gesehen, wie auch Tomaten, Beerenfrüchte.

Eine bunte Sippschaft 13 Bischofsmützen und Gringokiller Smart u Capsicum baccatum enthält die meisten der in Südamerika beheimateten Sorten aus der Ají-Gruppe. Kennzeichen sind grünliche oder gelbliche Punkte auf den Blütenblättern. Zu Capsicum baccatum gehören der gelbe Ají Yellow (Syn. Ají Amarillo, getrocknet heißt er Cus queño), der rote Ají Colorado, Bird Ajís und Glockenchili ( Bischofsmütze, Peri Peri ). u Capsicum pubescens hat behaarte Blätter, violette Blüten und dickfleischige, große Früchte mit schwarzen Samen. C. pubescens ist frosthart bis 5 C. Mexikanischer Manzano-Chili, Zierpaprika > Einige Chili-Arten werden als Zierpflanzen verkauft. Die Früchte sind im Prinzip essbar und haben meist einen Schärfegrad zwischen 2 und 8. Allerdings sind sie nicht für den Verzehr gedacht und können deshalb auch mit Pestiziden belas tet sein. Wer sie jedoch aus Samen selbst heranzieht, der hat Schmuck und feurige Würze in einem. Alle Chili, Paprika und Co. ( Chili-Pepper ) haben den gleichen Aufbau. peruanischer Rocoto (auch Gringokiller genannt) und der brasi lianische Locoto gehören zu dieser Art. Alte Bekannte u Capsicum annuum ist weltweit die bedeutendste Art. Zu ihr gehören die Gemüsepaprikas und viele der scharfen Sorten, die außerhalb Mittel- und Südamerikas angebaut werden. u Capsicum frutescens hat einen strauchartigen Wuchs. Die Blüten sind grün und wie die Früchte steil nach oben gereckt. Zu dieser Art gehören viele der Zier paprikasorten, aber auch die Sorte Tabasco und der brasi lianische Malagueta. u Capsicum chinense hat seine Heimat in Peru und wird hauptsächlich in der Karibik angebaut. Zu C. chinense gehören Habanero (Yucatan und Kuba) und Scotch Bonnet (Jamaica) beide bekannt für ihr fruchtiges Aroma bei enormer Schärfe sowie Datil (Florida).

14 Rund um Chili, Paprika & Co. Spezial Prallvoll mit Gesundheit D ie scharfen Schoten sind unglaubliche Vitalpakete. Zwar bestehen sie zu etwa 91 % aus Wasser, doch der Rest ist Gesundheit pur. Mit ihrem Vitamin-C-Gehalt übertreffen sie auch Zitrusfrüchte bei Weitem. Vitamin C ist wichtig für Haut, Knochen, Zähne und Bindegewebe. Es fördert die Aufnahme von Eisen und steigert die Abwehrkräfte. Der Gehalt von Vitamin C steigt mit zunehmendem Reifegrad. Bei reifen Früchten kann er bis zu 400 mg Vitamin C pro 100 g Fruchtfleisch betragen. Vitaminbomben Im Durchschnitt enthält rot gereifter Paprika 200 mg Vitamin C pro 100 g Frischfrucht, der grüne Paprika nur etwa 130 mg. Da Verarbeitung und Lagerung den Gehalt an Vitamin C reduzieren, sollten Sie Paprika ab und zu roh genießen. Mit dem Verzehr einiger roher Paprikaschnitze decken Sie den Tagesbedarf an Vitamin C (etwa 100 mg pro Tag). Paprikas enthalten außerdem noch Vorstufen von Vita min A, welches wichtig für Augen, Haut und Schleim - häute ist. Vitamin A als solches ist nur in tierischen 1 Chilis machen glücklich Unser Körper interpretiert die Schärfe der Chilis als Schmerz und schüttet körpereigene Endorphine (morphiumähnliche Schmerzkiller) aus, wodurch sich ein Glücksempfinden einstellt. Das wird auch von Schokolade behauptet. Wollte man es da auf die Spitze treiben, als man Schokolade mit Chili kombinierte? Bei manchen gilt die Chili-Schokolade-Kombination als Aphrodisiakum. Sie lässt sich bereits auf die Azteken zurückführen.

Prallvoll mit Gesundheit 15 Lebensmitteln enthalten, doch Pflanzen enthalten Provitamin A, sogenannte Karoti noide. Das sind Pflanzenfarbstoffe, die im Körper zu Vitamin A (= Retinol) umgewandelt werden können. Gesund durch sekundäre Pflanzenstoffe Karotinoide gehören zu den sekundären Pflanzenstoffen und sind Vorstufen von Vitamin A. Paprikas sind Spitzenreiter unter den Karotinoid-Lieferanten. Während der Reife verfärbt sich die Frucht und dabei steigt ihr Gehalt an Karotinoiden von etwa 0,7 mg auf 30 g pro 100 g Frischfrucht. Diese Stoffe haben nicht nur als Vorstufe von Vitamin A eine große Bedeutung. Sie schützen auch vor freien Radikalen, die wiederum an der Krebsentstehung und am Alterungsprozess beteiligt sind. Die Wirkung dieser sekundärer Pflanzenstoffe basiert auf dem Zusammenspiel verschiedener Karotinoide, Vitamine und anderer Inhaltsstoffe. Isoliertes ß-Karotin, wie es in Vitaminpillen enthalten ist, kann dies nicht ersetzen. 2 Ernährung gegen Krebs Sekundäre Pflanzenstoffe gelten als Geheimwaffe gegen Krebs und andere Krankheiten. Diese Stoffe tragen nicht nur zu Farbe und Geschmack des Lebensmittels bei, sie haben auch einen positiven Einfluss auf die menschliche Gesundheit. Zu den sekundären Pflanzenstoffen gehören Karotinoide, Pflanzenphe nole und -polyphenole (zum Beispiel Flavonoide), Alkyl- und Allylsul fide sowie Isothiocyanate. Chili, Paprika & Co. sind besonders reich an Karotinoiden und Flavonoiden. Die Verfügbarkeit für den menschlichen Organismus wird durch Zerkleinern, Dünsten und Pürieren erhöht. Außerdem sollte ein wenig Fett zum Beispiel einige Tropfen Pflanzenöl zum Gericht gegeben werden, da Karotinoide fettlöslich sind und nur dann vom Körper aufgenommen werden können.

Chilis anbauen 18 Die richtige Sorte 22 Sortenvielfalt 26 Chilis selbst anbauen 32 Pflanzen und pflegen 34 Pflanzen gesund erhalten 36 Krankheiten und Schädlinge 38 Auf Balkon und Terrasse Spezial 42 Die Scharfmacher im Gartenjahr