Ertüchtigung für Leib und Seele: Von Spielsachen, Sport und Freizeit. Dr. Bärbel Vieth, BfR

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Transkript:

BUNDESINSTITUT FÜR RISIKOBEWERTUNG Ertüchtigung für Leib und Seele: Von Spielsachen, Sport und Freizeit Dr. Bärbel Vieth, BfR

Wie wichtig ist Sport und Spiel für die Entwicklung von Kindern? Mit Sport und Spiel werden bei den Kindern wichtige Grundlagen für deren weitere Entwicklung gelegt. Spielend lernen die Kinder die Welt begreifen. Allein in den ersten sechs Lebensjahren spielen sie rund 15.000 Stunden. Bärbel Vieth, 29.06.2009, BfR-Forum Das Kind als Verbraucher Seite 2

Wie wichtig ist Sport und Spiel für die Entwicklung von Kindern? 35 30 25 20 15 10 5 0 Übergewicht Rauchen Fernsehen > 3h aktiv inaktiv T. Lampert, A. Starker, G.BM Mensik, KIGGS 2006 Körperlich aktive Kinder : sind weniger übergewichtig rauchen weniger sitzen weniger vor dem Fernseher Bärbel Vieth, 29.06.2009, BfR-Forum Das Kind als Verbraucher Seite 3

Wie wichtig ist Sport und Spiel für die Entwicklung von Kindern? Beweglichkeit, Kondition Feinmotorik Kreativität, Fantasie Teamgeist, Kraft Bärbel Vieth, 29.06.2009, BfR-Forum Das Kind als Verbraucher Seite 4

Wie sicher ist Spielzeug? Bild der Frau 09.06.2009: Todesfalle Spielplatz Klapprige Klettergerüste, verfaulte Holzbalken, verbotene Baukonstruktionen, scharfe Ecken und Kanten Süddeutsche 14.08.2007: Millionenrückruf bei Mattel: Gefährliche Barbies, bleihaltige Spielzeugautos Mehr als 18 Millionen Spielzeuge sind betroffen. Bärbel Vieth, 29.06.2009, BfR-Forum Das Kind als Verbraucher Seite 5

Wie sicher ist Spielzeug - mechanische Risiken (Rapex-Meldungen) Leicht ablösbare Knöpfe, Augen und Nase verschluckbaren Kleinteile Verschluckbare Früchte quellen mit Flüssigkeit auf das 6-fache Volumen Bärbel Vieth, 29.06.2009, BfR-Forum Das Kind als Verbraucher Seite 6

Wie sicher ist Spielzeug - chemische Risiken (RAPEX-Meldungen) Weiche Bausteine für Kleinkinder, reproduktionstoxische Phthalate Neurotoxisches Blei zu hoch Bärbel Vieth, 29.06.2009, BfR-Forum Das Kind als Verbraucher Seite 7 Verbotene Azofarbstoffe, kanzerogene Spaltprodukte

RAPEX - Europäisches Schnellwarnsystem für gefährliche Verbraucherprodukte http://ec.europa.eu/consumers/dyna/rapex/rapex_archives_de.cfm 2008: 33% aller RAPEX-Meldungen betrafen Spielzeug (542 Meldungen) gemeldete Risiken bei Spielzeug: Chemische Risiken (32%, 172 Meldungen) Verschlucken kleiner Teile, Strangulation durch lange Schnüre, Gehörschäden Bärbel Vieth, 29.06.2009, BfR-Forum Das Kind als Verbraucher Seite 8

Kinder als Verbraucher Kinder sind besonders schutzbedürftige Verbraucher. Sport und Spiel sind bei Kindern mit höheren Risiken verbunden: andere Risikowahrnehmung bei Kindern Besonderheiten bei gesundheitlichen Risikobewertung andere Verhaltensmuster, z.b. Mouthing bei kleinen Kindern, die zu besonderen Risiken führen können Bärbel Vieth, 29.06.2009, BfR-Forum Das Kind als Verbraucher Seite 9

Die neue Spielzeugrichtline RL 2009/48/EG Ziele dieser neuen Spielzeugrichtlinie: Sicherheit von Spielzeug in Europa verbessern Besonderer Schwerpunkt - chemische Sicherheit Grenzwerte aktualisieren, um den neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen Rechnung zu tragen Das EU-Parlament hat der neuen Spielzeugrichtlinie am 18.12.2008 zugestimmt. Bärbel Vieth, 29.06.2009, BfR-Forum Das Kind als Verbraucher Seite 10

Was ist Spielzeug? Definition Spielzeug (Artikel 2) : Produkte, die -ausschließlich oder nicht - dazu bestimmt oder gestaltet sind, von Kindern unter 14 Jahren zum Spielen verwendet zu werden Spielzeug, das nicht unter die RL fällt (Artikel 2): Spielplatzgeräte zur öffentlichen Nutzung Spielzeugfahrzeuge mit Verbrennungsmotoren Kein Spielzeug im Sinne der RL ist (Anhang I): Produkte für erwachsene Sammler Feuerwerkskörper Sportgeräte (Rollschuhe, Skatebords) elektronische Geräte Wassersportgeräte für tiefes Wasser Computerspiele Puzzles > 500 Teile Mode-Accessoires für Kinder Produkte mit spitzen Pfeilen Schnuller für Säuglinge Bärbel Vieth, 29.06.2009, BfR-Forum Das Kind als Verbraucher Seite 11

Wesentliche Sicherheitsanforderungen Allgemeine Sicherheitsanforderungen (Artikel 10): Spielzeuge, einschließlich der darin enthaltenen chemischen Stoffe, dürfen bei bestimmungsgemäßem oder vorhersehbarem Gebrauch und unter Berücksichtigung des Verhaltens von Kindern die Sicherheit oder Gesundheit der Benutzer oder Dritter nicht gefährden. Die Fähigkeiten der Benutzer sowie ggf. der sie Beaufsichtigenden sind besonders bei Spielzeug für Kinder unter 36 Monaten zu berücksichtigen. Spielzeuge müssen die Sicherheitsanforderungen während der vorhersehbaren und normalen Gebrauchsdauer erfüllen Besondere Sicherheitsanforderungen (Anhänge) Physikalische und mechanische Eigenschaften Endzündbarkeit Chemische Eigenschaften Elektrische Eigenschaften Hygiene Radioaktivität Bärbel Vieth, 29.06.2009, BfR-Forum Das Kind als Verbraucher Seite 12

Die Verantwortung für die Sicherheit von Spielzeug trägt der Hersteller Es dürfen nur Produkte entworfen und hergestellt werden, die den wesentlichen Sicherheitsanforderungen genügen. Verantwortung des Herstellers Der Hersteller prüft die Konformität seines Produktes mit den zutreffenden Sicherheitsanforderungen und bestätigt diese mit dem CE-Zeichen. Eigenvergabe des CE-Zeichens durch den Herstellers Alle Spielzeuge auf dem Markt müssen das CE- Zeichen tragen. Eine Pflicht zur Konformitätsbestätigung durch ein unabhängiges Prüflabor besteht nicht. Bärbel Vieth, 29.06.2009, BfR-Forum Das Kind als Verbraucher Seite 13

Chemische Sicherheitsanforderungen (Anhang II Punkt III) Allgemeine Anforderung: Spielzeug ist so zu gestalten und herzustellen, dass es: bei bestimmungsgemäßem oder vorhersehbarem Gebrauch unter Berücksichtigung des Verhaltens von Kindern im Fall der Exposition gegenüber chemischen Stoffen oder Gemischen, aus denen es besteht die menschliche Gesundheit nicht schädigen kann. Stoffliche Anforderungen für 3 Substanzgruppen: Regelungen für CMR-Stoffe Verbot bzw. Deklarationspflicht für allergene Duftstoffe Migrationsgrenzwerte für Elemente incl. Schwermetalle Bärbel Vieth, 29.06.2009, BfR-Forum Das Kind als Verbraucher Seite 14

CMR - Stoffe: Verwendungsverbot und Verwendungsvoraussetzungen Verwendungsverbot: CMR-Stoffe dürfen in Spielzeug bzw. Spielzeugkomponenten nicht verwendet werden. Verwendungsvoraussetzungen: Abweichend davon dürfen CMR-Stoffe der Kategorie 1A und 1B unter folgenden Voraussetzungen verwendet werden: a) Sie sind in Einzelkonzentrationen enthalten, die dem Chemikalienrecht entsprechen, d.h. bis zu 0,1%, d.h. 1 g/kg Gehalt zulässig oder oder b) Diese Stoffe sind in keiner Form für Kinder zugänglich. c) Sie sind durch den wissenschaftlichen Ausschuss geprüft und als sicher bewertet. Problem: Orientierung am Gehalt und nicht an der Exposition (Freisetzung) Bärbel Vieth, 29.06.2009, BfR-Forum Das Kind als Verbraucher Seite 15

CMR - Stoffe: Sonderregelung Spezifische Grenzwerte sind möglich für Spielzeug: das für Kinder unter 36 Monaten bestimmt ist oder das bestimmungsgemäß in den Mund genommen wird Orientierung an den Regelungen für Lebensmittelverpackungsmaterialen Freisetzung darf nicht nachweisbar sein Aber: Kleinkinder nehmen auch sehr gern das Spielzeug älterer Geschwister in den Mund. Hierfür greift die Sonderregelung nicht Bärbel Vieth, 29.06.2009, BfR-Forum Das Kind als Verbraucher Seite 16

CMR Stoffe: Vinylchlorid Humankanzerogen, Kategorie 1A Monomer für die PVC-Herstellung Einsatz auch als Lebensmittelverpackungsmaterial In Spielzeug darf entsprechend Chemikalienrecht bis zu 1 g/kg enthalten sein. Für Lebensmittelverpackungen gilt maximal 1 mg/kg als zulässig Die Freisetzung aus dem Verpackungsmaterial darf analytisch nicht nachweisbar sein. Fazit: Der Gehalt von 1 mg/kg ist technologisch einhaltbar. Schutzniveau für das Kind wäre um Faktor 1000 für dieses Humankanzerogen besser. Bärbel Vieth, 29.06.2009, BfR-Forum Das Kind als Verbraucher Seite 17

CMR Stoffe: Benzo[a]pyren (BaP) Leitverbindung der polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK) Kanzerogen Kategorie 1B PAK in Weichmacherölen, Rußen, tlw. genotoxischer Wirkmechanismus, leichte dermale Aufnahme Grenzwert nach Chemikalienrecht 0,01% = 100 mg/kg im Spielzeug RL 2005/69/EG ( Reifen von KFZ-Fahrzeugen) : BaP < 1 mg/kg Für GS-Zeichen max. 1 mg/kg BaP (Hautkontakt >30 sec.) ALARA-Prinzip gefordert (as low as reasonable achievable) Abschätzung der dermalen Aufnahme: 2 Fahrradgriffe (1% Migration, 10% Penetration) Gehalt Aufnahme an BaP 1 mg/kg BaP 200 ng 100 mg/kg BaP 20.000 ng Rauchen 10 Zigaretten/d 200 ng Neue Spielzeugrichtlinie erlaubt deutlich höhere Aufnahme als über das Rauchen Bärbel Vieth, 29.06.2009, BfR-Forum Das Kind als Verbraucher Seite 18

Neue Spielzeugrichtlinie CMR-Stoffe Schlußfolgerungen Orientierung am Chemikalienrecht führt bei einer Reihe von Substanzen zu einem unbefriedigenden Schutzniveaus. Für die Exposition / gesundheitliche Bewertung ist die Freisetzung (Migration) von Stoffen und nicht der Gehalt relevant. Gehaltsbegrenzungen nicht problemgerecht Vorschlag bleibt hinter technisch Machbarem und bestehenden Regelungen zu CMR-Stoffen in anderen Bereichen (z.b. Lebensmittelkontaktmaterialien) zurück. Bärbel Vieth, 29.06.2009, BfR-Forum Das Kind als Verbraucher Seite 19

allergene Duftstoffe Liste entnommen aus der KosmetikRL Annex II 1) Verbot 55 gelistete allergene Duftstoffe (bzw. deren Bestandteile) verboten technisch unvermeidbare Spuren bis zu einem Gehalt < 100 ppm (= 0,01%) zulässig 2) Deklarationspflicht 11 allergene Duftstoffe deklarationspflichtig, wenn Gehalt > 100 ppm Citronellol Farnesol d-limonen Linalool Bärbel Vieth, 29.06.2009, BfR-Forum Das Kind als Verbraucher Seite 20

Migrationsgrenzwerte für die orale Aufnahme von Elementen Alte Spielzeugrichtlinie RL 88/378 für 8 Metalle Grenzwerte festgelegt Neue Spielzeugrichtlinie RL 2009/48 Migrationsgrenzwerte für 18 Elemente und für Zinn aus Organozinnverbindungen für verschiedene Arten von Spielzeugmaterialen festgelegt Ableitung auf Basis des TDI-Wertes: Allokationsfaktor 5% oder 10% des TDI Bärbel Vieth, 29.06.2009, BfR-Forum Das Kind als Verbraucher Seite 21

Element Aluminium Antimon Arsen Barium Bor Cadmium Chrom (III) Chrom (VI) Cobalt Kupfer Blei Mangan Quecksilber Nickel Selen Strontium Zinn organisches Zinn Zink mg/kg trockene, staubförmige Spielzeugmaterialien (100 mg) 5625 45 3,8 4500 1200 1,9 37,5 0,02 10,5 622,5 13,5 1200 7,5 75 37,5 4500 15000 0,9 3750 mg/kg flüssige, haftende Spielzeugmaterialien (400 mg) 46000 Bärbel Vieth, 29.06.2009, BfR-Forum Das Kind als Verbraucher Seite 22 1406 11,3 0,9 1125 300 0,5 9,4 0,005 2,6 156 3,4 300 1,9 18,8 9,4 1125 3750 0,2 938 mg/kg abgeschabte Spielzeugmaterialien (8 mg) 70000 560 47 56000 15000 23 460 0,2 130 7700 160 15000 94 930 460 56000 180000 12 mg/kg alte RL (8 mg) 60 25 1000 75 60 90 60 500

Vergleich alte und neue Migrationsgrenzwerte (abgeschabtes Spielzeugmaterial) Element RL 88/378 (alt) (mg/kg) RL 2009/48 (neu) (mg/kg) Antimon 60 560 Arsen 25 47 Barium 1000 56000 Blei 90 160 Cadmium 75 23 Chrom 60 460 / 0,2 Quecksilber 60 94 Selen 500 460 Bärbel Vieth, 29.06.2009, BfR-Forum Das Kind als Verbraucher Seite 23

Migrationsgrenzwerte für die orale Aufnahme von Elementen Für trockene und für flüssige Spielzeugmaterialen niedrigere Grenzwerte festgelegt, da größere Menge verschluckbares Spielzeugmaterial Für Antimon, Arsen, Barium, Blei und Quecksilber um den Faktor 1,5 bis 50 höhere Migrationsgrenzwerte und damit Aufnahmemengen als in der alten RL zulässig Dies bedeutet eine Reduzierung des bisherigen Schutzniveaus Dies betrifft auch die toxikologisch besonders kritisch zu bewertenden Elemente Blei und Quecksilber. Bärbel Vieth, 29.06.2009, BfR-Forum Das Kind als Verbraucher Seite 24

Migrationsgrenzwert für Blei von 90 auf 160 mg/kg erhöht Säuglinge und Kleinkinder sind besonders empfindlich gegenüber Blei z.z. keine wissenschaftlich fundierte sichere untere Schwellendosis Langzeiteffekte während des Erwachsenenalters Neurotoxische Wirkung: Verminderung der Intelligenzleistung Aufmerksamkeits- und Reaktionsleistungen Verhaltensstörungen Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom Endokrine Effekte: verzögerte sexuelle Reifung von Mädchen adverse Effekte beobachtet bei Blutbleikonzentrationen < 100 µg/l Blutbleikonzentrationen bei Kindern aus Deutschland : MW 18 µg/l Max. 100 µg/l Forderung nach Expositionsminimierung!! Bärbel Vieth, 29.06.2009, BfR-Forum Das Kind als Verbraucher Seite 25

Fazit - Was bringt die neue Spielzeugrichtlinie Wichtig: Verstärkter Fokus auf chemische Substanzen im Spielzeug Regelungen zu den CMR-Stoffen wurden in die Richtlinie aufgenommen Aber: Weitere Nachbesserungen und Anpassungen an den wissenschaftlichen Erkenntnisfortschritt sind notwendig Bärbel Vieth, 29.06.2009, BfR-Forum Das Kind als Verbraucher Seite 26

Damit Kinder sicher spielen können - Hinweise zum Einkauf Auf die Prüfsiegel achten: CE versus GS Das verpflichtende CE-Zeichen wird in alleiniger Verantwortung des Herstellers angebracht Das freiwillige GS-Zeichen (geprüfte Sicherheit) wird durch unabhängige, neutrale und dafür zugelassene Prüflabore nach umfassender und erfolgreicher Testung vergeben. Herstellerverantwortung Neutrales Prüflabor Bärbel Vieth, 29.06.2009, BfR-Forum Das Kind als Verbraucher Seite 27

Damit Kinder sicher spielen können - Hinweise zum Einkauf Auf Altersangabe achten: Nicht für Kinder unter 3 Jahre Kein Billigspielzeug - hohe Beanstandungsrate Riechtest - unangenehm riechendes Spielzeug kann auf gefährliche Stoffe hindeuten, Lösemittelgeruch, PAK-haltige Produkte riechen oft nach Mottenkugeln oder Teer Scharfe Kanten, Spitzen, mechanische Instabilität Spielzeug für Kleinkinder: auf leicht ablösbare und verschluckbare Kleinteile, und lange Schnüre/Bänder prüfen Ökotex-Label bei Textilspielzeug, wie Plüschtiere Bärbel Vieth, 29.06.2009, BfR-Forum Das Kind als Verbraucher Seite 28

BUNDESINSTITUT FÜR RISIKOBEWERTUNG DANKE FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT Dr. Bärbel Vieth Bundesinstitut für Risikobewertung Thielallee 88-92 D-14195 Berlin Tel. 0 30-84 12-3212 Fax 0 30-84 12-47 41 baerbel.vieth@bfr.bund.de www.bfr.bund.de