Auswirkungen der traumatischen Erfahrung auf Gedanken, Gefühle und Verhalten

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Transkript:

Auswirkungen der traumatischen Erfahrung auf Gedanken, Gefühle und Verhalten Beziehungen Werte Vorstellung von Sicherheit Vertrauen Selbstwertgefühl Selbstwertvertrauen/-wirksamkeitserwartung Zentrale Erfahrung dabei ist die Hilflosigkeit und der Kontrollverlust

Auswirkungen der traumatischen Erfahrung Eine chronische PTB entwickelt sich nur dann, wenn die Betroffene das traumatische Ereignis und/oder seine Konsequenzen so verarbeiten, dass sie eine schwere gegenwärtige Bedrohung wahrnehmen. Dahinter stehen individuelle Unterschiede in der Interpretation des Trauma und/oder seiner Konsequenzen Art des Trauma-Gedächtnisses und seiner Verbindung zu anderen autobiographischen Erinnerungen Aufrechterhaltende Mechanismen der PTB sind die hinter den dysfunktionalen Interpretationen stehenden Emotionen

Modell n. Lazarus, 1991 Emotion Schuld Bewertung Ich habe kraft meines Willens gegen ein moralisches Verbot von mir verstoßen Handlungstendenz Sühne, Unterwerfung unter Regeln der primären Sozialgemeinsch aft Evolut. Funktion Schutz vor Ausschluss aus der Sozialgemeinsch aft Scham Ich entspreche nicht meiner Rollenerwartung Ich habe bedeutsame Regeln verletzt Verstecken Verbergen Schutz vor Angriffen hierarchisch Höherer

Ressourcenorientiert betrachtet Schuldgefühle ermöglichen Kontrolle Schuldgefühle versprechen Sicherheit Schuldgefühle verhindern Ausschluss Schuldgefühle verhindern Angriffe

Mythen wirken sich aus auf Verhalten, Gedanken und Gefühle der Betroffenen und des sozialen Umfeldes Betroffene Frau provoziert Übergriff Frau wünscht sich Anmachen Wenn man sich wehrt, passiert nichts Sexuelle Gewalt passiert nur durch Fremde Wenn man genügend auspasst, passiert nichts Folgen sexueller Gewalt werden überschätzt

Therapeutische Haltung Glauben schenken-parteilichkeit Transparenz Wertschätzung/Empathie Wiedergewinnung von Kontrolle ermöglichen

Psychoedukation Ziel: Normalisieren Erklärbarkeit von Verhalten, Gefühlen, Gedanken: Schutzfunktion des Organismus sie konnten sich gar nicht anders verhalten

Möglichkeiten des Überlebens während der Tat Flucht Angriff Dissoziieren-Totstellreflex Täter introzieren

Typische Denkfehler bei Scham und Schuldgefühlen Interpretation der Situation im Nachhinein Übertriebene Wahrnehmung für Ereignis verantwortlich zu sein Übertriebenes Verantwortungsgefühl für Handlungen anderer Doppelstandards Überzeugung, das eigene Verhalten sei nicht gerechtfertigt gewesen Übertriebene Bewertung des eigenen Verhaltens als Falsch Emotionale Schlussfolgerung

Gedächtnis und Erinnerung - Traumagedächtnis; Dissoziationen A. Bewusstsein zugängliche Gedächtnisinhalte deklaratives / explizites Gedächtnis d.h. können bewusst kognitiv verarbeitet werden B. Unbewusste Gedächtnisprozesse prozedural / implizit Gedächtnis d.h. eher verdeckt ablaufend, häufig unkontrolliert

Gedächtnis und Erinnerung - Traumagedächtnis; Dissoziationen zu A. : nutzbares Faktenwissen/Semantisches Wissen erzählbare Erinnerungen an Ereignisse und Episoden/autobiographische Gedächtnis kognitiv neuronal beteiligt: Hippocampus, Temporallappen, präfrontaler Cortex zu B.: automatisch ablaufende Handlungsroutinen unbewusst ablaufende Erinnerungswirkungen Priming-Effekte* konditionierte Reaktionen Dissoziationen neuronal beteiligt: Thalamus, Amygdala, sensorischer Cortex

Schwierigkeiten in Kontakt Verstrickung, Überidentifizierung Wunsch, Klientin retten zu wollen Selbst verzweifelt zu werden, Hilflosigkeit zu spüren/überflutung eig. Traumata Rettungsphantasien Zu starke Nähe Herunterspielen Unglauben Schuldzuweisungen