Meine Worte zerschnitten die kühle Luft. Wie seltsam still es doch heute früh in unserem alten Farmhaus war. Während ich barfuß zum Bad tapste, fiel mir eine mögliche Erklärung für meine bleiernen Muskeln ein und für diesen mehr als gesegneten Schlaf. Brendan und ich hatten uns letzte Nacht geliebt. Und es war gut gewesen, sehr gut. Danach hatte ich mich zurücksinken lassen, inwendig ausgehöhlt und erfüllt zugleich. So fühlte ich mich nur, wenn Brendan sich ganz auf mich konzentrierte, auf uns, statt wie wild davonzupreschen, als wolle er mir an einen fernen, vergangenen Ort entkommen. Anschließend hatten wir noch eine Weile wach gelegen, die Finger ineinander verschränkt, um die letzten Momente vor dem Einschlafen auszukosten. Brendan hatte
mich auf eine Weise betrachtet, die ich im Dunkel eher gespürt als gesehen hatte.»schatz? Letzte Nacht muss mich doch ziemlich geschafft haben«, rief ich.»nicht dass es das nicht wert gewesen wäre!«ich spürte ein Lächeln um meine Mundwinkel spielen, als ich die Badezimmertür aufstieß. Doch als mich statt der warmen Dunstschwaden, die ich erwartet hatte, nur eisige Luft empfing, packte mich wieder jenes flaue Gefühl. Die Kälte der Fliesen biss in meine nackten Fußsohlen.»Brendan?«Mein Mann beginnt den Tag nie ohne seine heiße Dusche; er braucht das, um wach zu werden. Vom Schlafen täten ihm alle Knochen weh, sagt er. Doch kein feuchter Film lag auf dem Spiegel, kein Seifengeruch in der Luft. Ich fröstelte, nahm mir eines der Handtücher und legte es mir um die
Schultern. Auf dem Weg zur Treppe rief ich wieder nach ihm. Keine Antwort. Hatte er vielleicht schon früh auf die Wache gemusst? Hatte mich hier schlafen lassen, während mein neuer Kunde in seinem renovierungsbedürftigen Haus vergebens auf mich wartete?»schatz! Bist du zu Hause?«, rief ich, nun leicht verunsichert. Keine Antwort. Und dann hörte ich das leise Zischen und Klackern der Kaffeemaschine, hörte wie der Kaffee auf den Boden der Kanne tropfte. Erleichterung durchströmte mich, wärmte mich wie heiße, nährende Suppe. Bis eben hatte ich es mir nicht eingestehen wollen, doch ich hatte Angst gehabt. Eigentlich neige ich nicht zu solchen Überreaktionen.
Mit neuer Zuversicht ging ich nach unten, auch wenn mir die Knie noch weich waren vom plötzlichen Abflauen der Angst. Die Küche war leer; Kaffee breitete sich in einem dunklen, stetig größer werdenden Kreis in der Kanne aus, die Maschine blubberte vor sich hin, während ich reglos in der Tür stand. Keine Tassen waren herausgestellt worden, kein Licht angemacht, um den trüben Morgen zu vertreiben. Es war eisig kalt, vor mir hatte heute noch niemand die Küche betreten. Die Kaffeemaschine war am Abend zuvor programmiert worden, einer von vielen eingespielten Handgriffen, die Brendan und ich verrichteten, wenn wir nach dem Essen die Küche aufräumten und alles für den nächsten Morgen bereit machten. Wieder war da dieses unbestimmte Gefühl in meinem Magen, und diesmal ließ
es mich nicht mehr los. Ich rief nicht noch einmal. Meine Benommenheit löste sich auf, wie Spinnweben, die auseinanderreißen. Mit einem Schlag war ich hellwach, meine Gedanken glasklar. Ohne zu zögern, eilte ich durch die Küche, vorbei an dem schönen alten Spülstein und dem farbig gestrichenen Holzschrank. Mit klammen, kalten Fingern öffnete ich die Tür zur Hintertreppe, an deren Wänden ich zurzeit arbeitete, um den Anbau für Brendan herzurichten. Vielleicht, nur vielleicht, hatte er das Duschen einfach ausfallen lassen, auf der Wache angerufen, dass er heute später käme, um hier oben ein paar Stunden ungestört zu sein. Eigentlich war es nur eine Stiege, eng und steil, die Stufen alt und ausgetreten. Auf halber Höhe machte sie eine scharfe