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Transkript:

aktuell Nr. 89 / 05.2017 Wo Wissen fehlt. Standpunkt: (Un)Wissen in den Dörfern 2 Wenn Kräuter nicht mehr helfen 3 Aus den Projekten: Geburtshilfe mit Plastiksäcken 6 Verschiedenes: Veränderungen im Vorstand 8

STANDPUNKT THEMA (Un)Wissen in den Dörfern Dr. med. Svend Capol, Präsident von SolidarMed «Ach, wie gut, dass niemand weiss, dass ich Rumpelstilzchen heiss.» Hätte die Königin des Kindermärchens von Anfang an den Namen des Zwergs gekannt, der sie erpresste, hätte Rumpelstilzchen nie seine Macht ausüben können. Durch Raten gelang es der Königin nicht, die Situation zu meistern und sie hätte ihm ihr Kind beinahe abgeben müssen. Glückerlicherweise erfuhr jemand seinen Namen und teilte dieses wertvolle Wissen mit der Königin. So wurde ein böser Ausgang der Geschichte abgewendet. In den abgelegenen Dörfern im Norden Moçambiques ist Unwissenheit eine Realität, die leider zu oft ohne Happy End ausgeht. Aus Unwissen sterben Kinder an den Folgen von Geburtskomplikationen, Malaria, Durchfall und Atemwegsinfektionen. Es fehlt oft die positive Erfahrung, dass man mit einem guten medizinischen Grundwissen ein tragisches Schicksal abwenden kann. Weil die Bevölkerung in den Dörfern es schlicht nicht besser weiss und medizinische Fachkräfte fehlen, hält sie sich an die Personen, die Antworten bieten. Die im südlichen Afrika weit verbreiteten traditionellen Heiler kennen sehr wohl einige wichtige Antworten, aber für komplexere oder akutmedizinische Fälle reicht ihr Wissen nicht aus. Das Engagement von SolidarMed, Wissen in die Dörfer zu bringen, ist (überlebens)wichtig. Dabei ist entscheidend, dass die Erkenntnis von einem glaubwürdigen Botschafter vermittelt wird und die Information alle Bewohner erreicht. So entsteht kollektives Wissen in einem Dorf, das sich direkt auf die Gesundheit der Menschen auswirkt. Weil sie Zugang zu Wissen erhalten, können sie sich und ihre Kinder schützen und kennen Möglichkeiten zur einfachen Selbsthilfe bei der Erstversorgung. Sie erkennen aber auch, wenn es Zeit ist, bei der nächsten Gesundheitseinrichtung medizinische Hilfe zu suchen. Liebe Leserinnen und Leser. Dies war mein letzter Standpunkt. Nach 16 Jahren im Vorstand, 14 davon als Präsident, verabschiede ich mich an der GV vom 20. Mai aus meinem Amt. Nun reihe ich mich mit Ihnen in die interessierte Leserschaft ein und unterstütze SolidarMed weiterhin wie Sie. Für diese Unterstützung bedanke ich mich ganz herzlich! Wenn Kräuter nicht mehr helfen. Moçambique Die Familien in abgelegenen Dörfern Moçambiques leben in Armut und wissen wenig über Gesundheit. SolidarMed sorgt dafür, dass kranke Kinder rasch behandelt werden. Bild Die 2-jährige Bruma Firmino liegt in der Intensivstation des Spitals von Chiúre. Sie ist seit ihrer Geburt HIV-positiv. Trotz Therapie erkrankt sie schneller an Atemwegsinfektionen als andere Kinder und ist auf medizinische Hilfe durch das Spital angewiesen. Impressum «SolidarMed aktuell» 89/2017 Verlag und Redaktion: SolidarMed, Obergrundstrasse 97, CH-6005 Luzern Telefon +41 41 310 66 60, contact@solidarmed.ch, solidarmed.ch Texte: Benjamin Gross Layout: Tiziana Pittini Titelbild: Olivier Brandenberg Druck: Brunner AG, Druck und Medien, Kriens Auflage: 19'000 «SolidarMed aktuell» erscheint viermal jährlich die nächste Ausgabe im August 2017. Das Abonnement kostet jährlich CHF 5. und wird einmalig von Ihrer Spende abgezogen. Für Mitglieder und Gönner ist es im Jahresbeitrag enthalten. Jahresbeitrag Gönner: CHF 120. Jahresbeitrag Mitglieder: CHF 50. für Einzelpersonen; CHF 80. für Familien und Institutionen. Spenden überweisen Sie bitte an: Postkonto 60-1433-9, lautend auf: SolidarMed, CH-6005 Luzern. IBAN: CH09 0900 0000 6000 1433 9, BIC: POFICHBEXXX Online spenden: www.solidarmed.ch «Engagement» Herzlichen Dank! SolidarMed ist die Schweizer Organisation für Gesundheit in Afrika und verbessert die Gesundheitsversorgung von 1,5 Millionen Menschen. SolidarMed stärkt das vorhandene medizinische Angebot nachhaltig und baut es sinnvoll aus. Die Gesundheit von Müttern, Kindern und Neugeborenen erhält in den Projekten besondere Aufmerksamkeit. Man könnte sagen, es war ein roter Zettel, der dem kleinen Said das Leben gerettet hat. Bereits wenige Wochen nach seiner Geburt erkrankt er an Malaria. Keine Seltenheit im Norden von Moçambique. Die Menschen sind arm, mehr als die Hälfte von ihnen kann weder lesen noch schreiben. Nur wenige wissen beispielsweise, wie gefährlich Malaria ist. Als Saids Eltern sich ins Spital aufmachen, ist ihr Baby bereits so schwach, dass es seine Augen nicht mehr öffnen kann. Das Personal am Empfang erkennt den Ernst der Lage und händigt Saids Eltern einen roten Zettel aus. Mit diesem Papier wird das Baby im überfüllten Wartesaal von den Ärzten sofort als besonders kritischer Fall erkannt und als Notfall behandelt. Bluttransfusion. Ein intravenöses Malariamedikament. Die Rettung für den kleinen Said. Dabei sah es zunächst so aus, als ob Said zu den 15'000 Kleinkindern gehören würde, die in Moçambique jährlich an der Tropenkrankheit Malaria sterben. Moçambique: Einwohner 27'978'000 Ärzte pro 1000 Einwohner 0.06 Lebenserwartung 57 Jahre 2 SolidarMed 3

THEMA THEMA Fachmeinung zum Thema «Je früher desto besser» Die Distanz zum Gesundheitswesen ist in Chiúre nicht nur physisch enorm. Auch in den Köpfen der Menschen ist die medizinische Versorgung oft wenig präsent. SolidarMed: Dr. Ehmer, Sie lebten selber in Chiúre. Worunter leiden Kinder? Bild oben Im Norden von Moçambique leben die meisten Menschen sehr einfach. Sie bauen ihre Häuser aus dem Material, das Ihnen zur Verfügung steht. Bild oben Mitte Auch in Lesotho vertrauen viele Menschen in abgelegenen Dörfern auf die Knochen und Steine von traditionellen Helfern. Dieses Bild zeigt die Apotheke eines Heilers aus Thaba Tseka. Bild rechts Said liegt erschöpft im Arm seiner Mutter. Er hatte Glück im Unglück. Im Hintergrund sitzt seine Grossmutter, die noch immer einen bösen Geist hinter Saids Erkrankung vermutet. Tief verwurzelter Glaube an böse Geister Der Distrikt Chiúre gehört zu den ärmsten des Landes. Die Felder geben kaum genug her, um die Bevölkerung zu ernähren. Ärzte sind rar. Traditionelle Heiler hingegen sind so weit verbreitet wie der Glaube an böse Geister. Ein solcher habe Besitz ergriffen vom kleinen Said, war die Grossmutter überzeugt. Sie überredete die jungen Eltern, ihr Baby zu einem traditionellen Heiler zu bringen. Nach der Behandlung durch das Verbrennen von Kräutern verschlechterte sich Saids Gesundheitszustand allerdings Bild: Hanneke Boersema rapide. Erst jetzt machten sich die Eltern auf den Weg ins Spital. Dann der rote Zettel die Rettung. Fälle wie jener von Said sind Alltag im Distriktspital von Chiúre. Jeden Tag suchen rund 100 verzweifelte Mütter mit fiebernden Kindern die Notaufnahme auf. Bei mehr als der Hälfte von ihnen diagnostizieren die Ärzte neben Malaria weitere lebensbedrohliche Begleiterscheinungen wie Dehydration, Durchfall oder Blutarmut. Said hatte alle drei. Sensibilisierung der Landbevölkerung Nach sieben Tagen Betreuung im Spital kehrt er zusammen mit seinen Eltern zurück in sein Dorf und zu seiner Grossmutter. Diese ist nach wie vor überzeugt, dass ein böser Geist für die Krankheit ihres Enkels verantwortlich war. Bei einem Besuch des Gesundheitsberaters ihres Dorfes ist der Ton entspannt, es wird gescherzt und gelacht. Dennoch überbringt er auch der Grossmutter eine klare Botschaft: «Fieber kann gefährlich sein. Zögert nicht, die Ärzte des Distriktspitals um Rat zu fragen. Sie sind da, um euch zu helfen.» Saids Vater nickt zustimmend, als er den Worten des Gesundheitsberaters lauscht. «Die Ärzte im Spital haben unseren Sohn gerettet», sagt er überzeugt und schaut dabei seine Schwiegermutter an. «Wenn Said noch einmal krank werden sollte, werde ich sofort mit ihm ins Spital gehen.» Beide blicken auf den kleinen Said. Friedlich schlafend liegt er in den Armen seiner Mutter. Schliesslich nickt auch die Grossmutter. Noch immer ist sie nicht ganz überzeugt, dass es nicht ein böser Geist war, der seine Hand im Spiel gehabt hat. Doch in einem stimmt sie zu: Das nächste Mal wird auch sie ins Distriktspital von Chiúre gehen, anstatt das Leben ihres Enkels zu riskieren. SolidarMed sorgt für Kinder SolidarMed unterstützt das Distriktspital und die Gesundheitsbehörde von Chiúre mit dem Ziel, die Anzahl der Malaria-Todesfälle bei Kleinkindern im ländlichen Chiúre- Distrikt zu verringern. Das Projekt umfasst: Sensibilisierung durch wöchentliche Radiosendungen Verbesserungen in der Früherkennung von kranken Kindern in den Dörfern Bessere Diagnosemöglichkeiten in den Gesundheitszentren Weiterbildung des Fachpersonals, damit es schwer erkrankte Kinder korrekt behandelt und pflegt Hausbesuche durch das Pflegepersonal nach dem Spitalaufenthalt, was eine erneute Erkrankung verhindert Von dem Projekt profitieren 40'000 Kleinkinder. Allein im letzten Jahr wurden mehr als 12'000 Kinder stationär behandelt. Das Projekt wird zu einem namhaften Teil von der Glückskette mitgetragen. Erfahren Sie mehr über Gesundheit im Dorf: solidarmed.ch > Themen > Dorfgesundheit Im Distrikt Chiúre, einem der ärmsten im Norden von Moçambique, leben etwa 42'000 Kinder unter fünf Jahren. Jochen Ehmer: Unter solch ärmlichen Lebensbedingungen kann sich der Zustand eines kranken Kindes rasant verschlechtern. Selbst einfache Infektionen entwickeln sich oft lebensbedrohlich. Wie gefährlich ist die grosse Distanz zum Spital? Anzeichen wie hohes Fieber, Blutarmut oder Durchfall werden oft zu spät als gefährlich erkannt. Hinzu kommt der lange Weg in eine Klinik. Beides zusammen mindert die Heilungschancen eines Kindes enorm. Woran leiden die Kinder? In der Kinderabteilung des Distriktspitals werden mehr als 57 Prozent der stationär aufgenommenen Kinder mit Malaria diagnostiziert. Viele Todesfälle im Spital werden dadurch verursacht. Nicht, weil man Malaria nicht behandeln könnte, sondern weil die Menschen zu spät ins Spital kommen. Die meisten Kinder sterben aber zu Hause in den Dörfern. Jährlich sind es schätzungsweise bis zu 3 800, die alleine in Chiúre an vermeidbaren Krankheiten sterben. Wie reagiert SolidarMed? Vermeidbare Krankheiten sind oft leicht heilbar, wenn die Kinder rechtzeitig im Spital eintreffen. Gerade in Chiúre konnte mit dem neuen Spital, durch Ausbildung von Personal und kleinen Anpassungen die Behandlungsqualität massiv erhöht werden. Entscheidend ist, dass die Eltern wissen, wann ihr Kind Behandlung braucht und schnell reagieren. Selbstverständlich muss das einfache medizinische Angebot in Chiúre erweitert werden. Hier setzen wir an. Jochen Ehmer MD, Geschäftsleiter von SolidarMed 4 SolidarMed 5

AUS DEN PROJEKTEN ENGAGEMENT rund 1,5 Milliarden Dollar Schulden gemacht. Die Rechnung zahlen jetzt die Bürger, die schon vor der Krise zu den Ärmsten der Welt gehörten. Dem Staat fehlen nun die wenigen Mittel für medizinische Hilfe, die bisher den abgelegenen Norden erreichten. Moçambique Geburtshilfe mit Plastiksäcken statt Handschuhen Tanzania DEZA-Direktor in Ifakara Zimbabwe Mehr Planungssicherheit Geburtshilfe mit Plastiksäcken statt Handschuhen Moçambique Gerade einmal zwei Schachteln mit sterilen Handschuhen standen Mitte März noch im Lagerraum in Chiúre. Diese müssen für den gesamten Distrikt mit 250 000 Einwohnern für mehrere Monate reichen. Das ist nur ein Beispiel für die sich täglich verschlimmernde Krise im Land. Mutige Hebammen begannen, mit Plastiksäcken oder Tüchern an ihren Händen, zu entbinden, um Infektionen zu vermeiden. «Ein Infekt bei der Geburt ist für das Neugeborene umso fataler, weil momentan auch Antibiotika fehlen», sagt die SolidarMed- Ärztin Hanneke Boersema. «In der Schweiz wäre das ein medizinischer Skandal hier bleibt dem Personal oft keine andere Wahl.» Doch knappe Vorräte erschweren nicht nur die Geburtshilfe. Den Ambulanzen fehlt das Benzin und Kinder erhalten grundlegende Impfstoffe nicht, weil diese nicht geliefert werden. «Momentan finanziert der Staat nur Notfallmedikamente», beschreibt die Ärztin die Situation im Spital von Chiúre. Dass in der Region, in der jedes fünfte Kleinkind stirbt, keine Präventionsmassnahmen stattfinden, verschlimmert die Situation mittelfristig extrem. «In den nächsten Wochen werden wir immer mehr Kinder im Spital sterben sehen, wenn nicht bald die Vorräte aufgestockt werden», warnt die Ärztin. Verschiedene Ministerien in Moçambique haben an den offiziellen Büchern vorbei illegal Deza-Direktor in Ifakara Tanzania Im März war viel los im ansonsten ruhigen Ifakara in Tanzania. Manuel Sager, der Schweizer Direktor für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza), eröffnete die frisch renovierte, ambulante Klinik des St. Francis-Spitals. Der Schweizer Staat unterstützt das Spital, das ein Einzugsgebiet von rund 1 Million Menschen hat. Das geschichtsträchtige Spital entstand aus einer Apotheke, die von den Baldegger Schwestern in den 1920er-Jahren gegründet wurde. SolidarMed unterstützt die Edgar Maranta Pflegefachschule in Ifakara, damit das Spital auf ausgebildete Fachkräfte zählen kann. Mehr Planungssicherheit Zimbabwe Bis vor kurzem wurde der grösste Teil der Buchhaltung in den Spitälern Silveira und Musiso von Hand geführt. Mit der Unterstützung von SolidarMed wurde nun auf eine computergestützte Buchhaltung umgestellt. Das Buchhaltungsprogramm Pastel ermöglicht es, Rechnungen und Zahlungseingänge per Computer zu verwalten und die Bestände der Medikamente und des medizinischen Materials jederzeit genau zu kontrollieren. Die Spitäler können so medizinische Engpässe vermeiden. Die beiden Spitäler bieten mehreren hunderttausend Menschen in den ärmsten Regionen Zimbabwes Zugang zu einer ausreichenden Gesundheitsversorgung. Bild: SolidarMed Nik Hartmann besuchte die Geburtsabteilung des Spitals in Chiúre, wo er sechs Babys kennenlernte, die in den letzten beiden Tagen dank dem Fachwissen der Hebamme sicher zur Welt kamen. Ein von SoliarMed unterstütztes Team besucht Kinder nach ihrem Spitalaufenthalt zu Hause im Dorf. Dieses stellt sicher, dass die Kinder nicht erneut krank werden und sich vollständig erholen können. Am Rio Lúrio, wo die Strasse endet und die Berge sich erheben, liegt das Dorf Savanone. Die Bevölkerung lud den SolidarMed-Botschafter für eine Nacht in das Dorf ein. Nik erfuhr hautnah, wie einfach das Leben ist und wie sich die Menschen trotzdem vor Krankheiten schützen können. Unterwegs mit... Nik Hartmann besuchte zum zweiten Mal das Dorf Chiúre in Moçambique. Dort ist in der Zwischenzeit viel passiert. Am auffälligsten ist das neue Spital, welches von der Behörde gebaut wurde. Es ersetzt das alte, einfache Gesundheitszentrum. Solidar- Med unterstützt darin den medizinischen Betrieb. In Cabo Delgado stand der SolidarMed-Botschafter im Jahr 2009 zum ersten Mal auf afrikanischer Erde. Die zweite Reise durch den Distrikt Chiúre führte ihn nun zu vielen ihm bereits bekannten Orten. Er begegnete einigen Dingen, die heute besser funktionieren als damals. Auf dem Weg in eine besonders abgelegene Region wurde ihm jedoch mit jedem Kilometer bewusster, wie viel es noch braucht, bis auch die Menschen in den abgelegensten Dörfern eine angemessene Gesundheitsversorgung erhalten. Hinweis: Im Januar 2018 erzählt Nik Hartmann in 2-3 Diashows von seiner Reise. Der kubanische Arzt Dr. Camillo führte den Moderator durch die Kinderabteilung des Spitals in Chiúre, die zu 80 Prozent von Kindern mit Malaria belegt ist. 6 SolidarMed 7

VERSCHIEDENES 360 Film mit Nik Hartmann Für 2 Minuten nach Moçambique Begleiten Sie Nik Hartmann auf seiner Reise nach Moçambique. Der Moderator führt Sie im eben erschienenen 360 -Film durch das Projekt von SolidarMed. Schauen Sie sich mit Ihren eigenen Augen im abgelegenen Dorf Savanone um und blicken Sie einer Hebamme des Gesundheitszentrums von Namongelia über die Schultern. Mehr Infos unter solidarmed.ch > Aktuelles Veränderungen im Vorstand Nach 14 Jahren gibt Dr. med. Svend Capol das Präsidium von SolidarMed weiter. Mit ihm geben auch die beiden Vorstandsmitglieder Kathi Jungen und Dr. med. Pepo Frick nach 24 Jahren ihr Ehrenamt ab. Die drei waren massgeblich an der Entwicklung und Professionalisierung von SolidarMed beteiligt. In ihre Amtszeit fielen zentrale strategische Entscheide wie beispielsweise jener für das HIV-Programm, das heute über 25 000 Menschen das Überleben sichert. Ausserdem fand SolidarMed unter ihnen in der Deza und dem LED wichtige Partner. Für die Nachfolge hat die Vereinsversammlung mit der Wahl von drei neuen Vorstandsmitgliedern bereits im letzten Jahr gesorgt. Da das Präsidium am 21. Mai 2017 neu besetzt wird, war die Nachfolge von Svend Capol bei Redaktionsschluss noch nicht bekannt. Ab dem 23. Mai finden Sie diese Information auf unserer Website www.solidarmed.ch. Lieber Svend, liebe Kathi, lieber Pepo SolidarMed dankt euch von ganzem Herzen für euren grossen und wertvollen Einsatz! 74 858 HIV-Tests durchgeführt 267 Organisationen und Gesundheitsgruppen in Dörfern gestärkt Bau von 15 Personalunterkünften 4 Forschungspartnerschaften mit Universitäten 1 419 Fachkräfte weitergebildet Der neue Jahresbericht ist da Diese Zahlen stammen aus dem soeben erschienenen Jahresbericht 2016. Er bietet Ihnen einen transparenten Einblick in die Wirkung der Projekte und die Verwendung der Spendengelder. Bestellen Sie den aktuellen Jahresbericht Mail an contact@solidarmed.ch oder als PDF unter solidarmed.ch > Publikationen Schweizer Organisation für Gesundheit in Afrika Obergrundstrasse 97, CH-6005 Luzern Telefon +41 41 310 66 60, solidarmed.ch Postkonto: 60-1433-9, SolidarMed CH-6005 Luzern IBAN: CH09 0900 0000 6000 1433 9 BIC: POFICHBEXXX