Pädagogisches Konzept des Freiwilligendienstes im Gemeindejugendwerk Berlin-Brandenburg Das Gemeindejugendwerk Berlin-Brandenburg (GJW BB) bietet seit September 2005 ein Freiwilligendienst-Programm in Berlin-Brandenburg mit dem Ziel der Vermittlung und Erweiterung sozialer Erfahrungen, theoretischer Aufarbeitung derselben und Hilfe zur Berufsfindung an. Wir vermitteln und begleiten junge Menschen in diakonische und soziale Einsatzstellen. Ein Freiwilligendienst ist vorgesehen für junge Menschen zwischen 18 und 27 Jahren. Er soll die Gelegenheit bieten, durch überwiegend praktische Hilfstätigkeiten Arbeitsfelder der Diakonie bzw. Kinder- und Jugendhilfe kennen zu lernen, neue Erfahrungen zu gewinnen, sich selbst zu erproben und einen praktischen Dienst der Hilfe am Menschen und an der Gesellschaft zu leisten. Der Freiwilligendienst dauert zwölf Monate, beginnt am 1. September eines Jahres und endet am 31. August des Folgejahres. Das Konzept des Freiwilligendienstes im GJW BB richtet sich nach den Qualitätsstandards von FSJ- Trägern in evangelischer Trägerschaft. Siehe und vergleiche: http://www.fsj-web.org/download/qualitaetshandbuch.pdf Das Konzept teilt sich in die Bereiche 1. Bewerbungsverfahren, 2. Seminartage, 3. individuelle Begleitung, 4. Kooperation mit den Einsatzstellen. 1. Bewerbungsverfahren Im Bewerbungsverfahren ist sichergestellt, dass individuelle Bedürfnisse und Erwartungen berücksichtigt sind, der Bewerber/die Bewerberin dem Anforderungsprofil des Trägers entspricht (gesetzlich, weltanschaulich, persönlich), der Bewerber/die Bewerberin dem Tätigkeitsprofil des Einsatzplanes entspricht. 1
Voraussetzungen für die Teilnahme am Freiwilligendienst im GJW BB sind: Fähigkeit und Belastbarkeit, eine praktische Tätigkeit im pädagogischen oder pflegerischen Bereich unter fachlicher Anleitung auszuüben; Bereitschaft, die im jeweiligen Arbeitsbereich vorhandene Realität zu akzeptieren sowie eigene Ansichten zu vertreten und Initiativen zu entwickeln; Aufgeschlossenheit, in der Gruppe der FSJler, die im Umgang mit anderen Menschen gemachten Erfahrungen und die eigene Situation zu reflektieren; Fähigkeit, Kritik zu üben und anzunehmen; Toleranz gegenüber Vorstellungen Andersdenkender sowie gegenüber unterschiedlichen Formen in Lebens- und Arbeitsverhältnissen. Qualitätsindikatoren: Zügige Bearbeitung von Anfragen und Bewerbungen Umfassende Informationen und individuelle Beratung Genaue Information über Träger, Einsatzstelle und Tätigkeit Zügige Vermittlung Transparenz der Entscheidung bei Zu- bzw. Absage 2. Seminartage Es werden mindestens 25 Seminartage durchgeführt (bezogen auf einen zwölfmonatigen Freiwilligendienst). Die Seminartage gelten als Arbeitszeit, dienen der Reflexion über sich selbst und über andere gemachte Erfahrungen. 1. Das Einführungsseminar zeigt die Anforderungen der nächsten Monate auf und bereitet auf das Lernen in der Gruppe vor. Es dient dem gegenseitigen Kennenlernen, der Klärung von Erwartungen, Hoffnungen und Befürchtungen im Blick auf die praktische Arbeit und der Information über die verschiedenen Arbeitsfelder. 2. Die Zwischenseminare dienen dem persönlichen Rückblick, der gruppendynamischen Reflexion und der Aufarbeitung der praktischen Erfahrungen. Es werden Probleme aus der Arbeitssituation, 2
Fremdheit und Verunsicherung, Erfahrungen mit Leiden und Sterben, Autoritätskonflikte u. a. Themen bearbeitet und Sinnfragen, Grundhaltungen und Einstellungen reflektiert. Innerhalb des zweiten Zwischenseminares gibt es außerdem die Möglichkeit, eine Jugendleitercard-Schulung zu absolvieren. 3. Das Abschluss-Seminar wird in Form erlebnispädagogisch orientierter Outdoor-Tage gestaltet. In diesem Rahmen wird das persönliche Fazit gezogen und die ursprüngliche Erwartung mit der erlebten Realität verglichen. Die Teilnehmenden entwickeln bzw. erwerben während der Seminararbeit Kompetenzen, u.a. in den Bereichen Persönlichkeitsbildung, Persönlichkeitsstruktur, soziale Bildung, interkulturelle Bildung, Fremdheit und Verunsicherung, politische und gesellschaftliche Bildung, religiöse Bildung, Erfahrungen mit Leiden und Sterben, arbeitsweltorientierte Bildung, Autoritätskonflikte. Die Seminararbeit erfolgt prozess- und teilnehmerorientiert. Die Teilnehmenden entscheiden über Themen und Inhalte der Seminare mit und beteiligen sich an der Gestaltung. Die Seminararbeit zeichnet sich durch eine Methodenvielfalt aus. Während des Seminars erfolgt eine permanente Überprüfung und Begleitung gruppenbezogener und inhaltlicher Lernprozesse. Dies führt ggf. zur Veränderung des Programms. Die Seminare zeichnen sich durch die Kontinuität der Begleitpersonen und der Gruppenzusammensetzung aus. Die Teilnehmenden erhalten vor den Seminaren eine Einladung mit Programmübersicht und wichtigen Informationen. Das Seminar wird mit der Gruppe ausgewertet. Die Ergebnisse werden festgehalten. Das Seminar wird nachbereitet und auf vorher formulierte Ziele hin überprüft. Daraus werden Konsequenzen für die weitere Seminararbeit, die Begleitung und Besuche in den Einsatzstellen gezogen. 3
Parallel zum praktischen Einsatz erhalten die Teilnehmenden in Form von Seminarabschnitten eine pädagogische Begleitung, die dem Erfahrungsaustausch, der Persönlichkeitsbildung und der pädagogischen Qualifikation dient. Diese soll den Freiwilligen ermöglichen, die in den praktischen Tätigkeiten in der Einsatzstelle erlebten Arbeitssituationen und die dabei gegebenenfalls aufgetretenen Probleme zu diskutieren und zu reflektieren. 3. Individuelle Begleitung Den Teilnehmenden werden durch die pädagogische Fachkraft des Trägers Beratung und Begleitung in arbeitsbezogenen und persönlichen Lebens- und Problemsituationen angeboten. Dabei werden selbstbewusstes, eigenständiges und verantwortliches Denken und Handeln gefördert und gestärkt. Es besteht regelmäßiger Kontakt mit der pädagogischen Fachkraft durch Telefonate, E-Mails und Besuche am Einsatzort. Beim Besuch am Einsatzort werden u.a. die Anleitungs- und Arbeitssituation, Reflexion des individuellen Lernprozesses und die Wohn- und Lebenssituation am Einsatzort angesprochen. Der Besuch findet i.d.r. einmal halbjährlich statt (bis Weihnachten der erste Besuch). Alle Beteiligten (auch die Leitung) werden über den beabsichtigten Besuch informiert. Es wird eine Zeitplanung vorgenommen. Nötige Absprachen oder Vereinbarungen werden schriftlich getroffen. Bei Problemen in der Einsatzstelle unterstützt die pädagogische Fachkraft den Teilnehmenden bei der Problembewältigung. Dies findet zeitnah, problemangemessen und unter Einbeziehung aller Beteiligten statt. Alle nötigen organisatorischen Absprachen dazu werden getroffen. Die Schritte zur Problemlösung werden gemeinsam erarbeitet, das Gesprächsergebnis wird zusammengefasst und die nötigen Absprachen zur Konfliktlösung werden getroffen. Es wird überprüft, ob die getroffenen Absprachen eingehalten werden. 4
Ein regelmäßig stattfindendes abendliches Treffen in der Geschäftsstelle in Form einer Praxisberatung bietet ein Forum, sich mit seinen individuellen Arbeitserfahrungen, seiner persönlichen und beruflichen Entwicklung auseinanderzusetzen sowie christliche und theoretische Impulse zu erhalten. Die Freiwilligen werden während ihres Freiwilligendienstes von sozial-pädagogischen Fachkräften des Trägers begleitet. Sie führen Begleitseminare zum Erfahrungsaustausch, zur sozialen und politischen Bildung, zu fachspezifischen Themen und zur Förderung der kreativen und musisch-kulturellen Fähigkeiten durch. 4. Kooperation mit den Einsatzstellen Die Kooperation bzw. die Zusammenarbeit mit Einsatzstellen umfasst: 1. Die Gewinnung, Auswahl und Anerkennung neuer Einsatzstellen 2. Information und Beratung vorhandener Einsatzstellen 3. Zusammenarbeit mit Leiterinnen und Leitern, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und Mentorinnen und Mentoren (wenn möglich ein/e feste/r Ansprechpartner/in für die/den Freiwillige/n) Interessierte Einsatzstellen werden über die Freiwilligendienst-Konzeption informiert (pädagogische Begleitung, Rahmenbedingungen, Finanzen, Vereinbarungsgestaltung). Von der Einsatzstelle werden ihre Konzeption und eine Tätigkeitsbeschreibung für den Freiwilligendienst-Platz angefordert. Es findet ein Informations- und Beratungsgespräch statt. Daraufhin wird eine Entscheidung getroffen, ob die Einsatzstelle akzeptiert wird. Spätestens im letzten Drittel des ersten Jahrgangs findet ein Auswertungsgespräch statt. Qualitätsindikatoren: Gegenseitige Erwartungen und Bedingungen sind sorgfältig abgeklärt. Die Einsatzstellen bieten geeignete Lernfelder und Tätigkeiten. Die Interessen junger Menschen sind einbezogen. 5
Eine fachliche Anleitung und kontinuierliche Begleitung ist gewährleistet. Zwischen Träger und Einsatzstelle gibt es eine kontinuierliche Kooperation. Es findet ein Austausch über die aktuelle Arbeit und die Weiterentwicklung statt. Ziele und Standards werden gemeinsam überprüft und Probleme bearbeitet. Das geschieht durch Besuche im Einsatzort und Gespräche mit Leiterinnen und Leitern, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und Mentorinnen und Mentoren. Ergebnisse und Vereinbarungen werden schriftlich festgehalten und nach einer vereinbarten Zeit auf die Umsetzung hin überprüft. Qualitätsindikatoren: Systematische Planung, Häufigkeit und Dauer 6