Fred Christmann Keine Angst vor Ängsten dein Pocketcoach
neigen dazu, sich zu schonen. Durch eine Lebensführung, die entstresst und die Regeneration fördert, kann zwar ein Ausgleich zur Belastung durch Ängste geschaffen werden, besser ist es jedoch, die Angstbewältigungskompetenz zu verbessern. Angst ist unangenehm, aber sie bringt uns nicht um!! 5
Angst als Ressource Angst ist keine Krankheit oder eine Schwäche. Sie schützt den Menschen vor Gefahren und sorgt dafür, dass er sich unter Umständen blitzschnell auf schwierige Situationen vorbereitet. Angst fördert außerdem den sozialen Zusammenhalt. Wer Angst empfindet, kann sich eher in andere hineinversetzen und helfen. Deshalb ist der verständliche Wunsch von Angst patienten, frei von Ängsten zu werden, falsch. Es geht nicht darum, Angst auszumerzen, sondern den Einfluss der Angst auf das Leben weniger belastend und einschränkend zu gestalten. Angst soll das Leben nicht dominieren. Dafür ist es keineswegs erforderlich, die Angst zu bekämpfen. Die richtige Einstellung ist, Angst als Ressource zu begreifen und sich vom Kampf gegen sie zu verabschieden. Dann braucht man keine Angst mehr vor Ängsten zu haben. Von einer Angsterkrankung spricht man, wenn der Leidensdruck wegen der angstbedingten Einschränkungen sehr stark ist. Unabhängig vom Ausmaß der Angst besteht die Lösung zu ihrer Überwindung nicht in Schonung und Vermeidung, sondern in der Auseinandersetzung mit ihr: Was war oder ist die Befürchtung? Welches tatsächliche Risiko bestand früher und besteht heute? Welche Gefühle werden durch die Angst verhindert? Wie sähe eine Katastrophe aus? 6
Welche Gedanken oder Erinnerungen tauchen auf, wenn ich die Angst zulasse? So wie Ängste gelernt werden können, kann eine konsequente Anwendung psychologischer Erkenntnisse und Übungen zu ihrer Überwindung beitragen. Angst nicht bekämpfen, sondern sich ihr stellen!! 7
Angst steigert die Leistung Anders als man annehmen würde, sind Menschen mit Ängsten nicht weniger leistungsfähig. Untersuchungen haben gezeigt, dass Ängstliche sogar mehr Leistung erbringen als wenig Ängstliche, vor allem wenn ihnen vermittelt wird, dass es sich um einfache Aufgaben handelt. Umgekehrt muss man Menschen mit wenig Ängsten sagen, dass es um schwierige Aufgaben geht, damit sie ihr volles Potenzial abrufen. Insgesamt schneiden die Ängstlichen eher besser ab. Nur eben nicht bei großen Herausforderungen, die sind nun mal nicht ihr Ding. Aber auch darauf kann man sich vorbereiten. Die beste Leistung wird erbracht, wenn man Angst auf einer mittleren Stufe hat. Es ist also sinnvoll, die Angst so zu kontrollieren, dass sie förderlich bleibt. Es geht um ein Management der Angst, sie muss so reguliert werden, dass es nicht zu einer Panik kommt. Die richtige Einstellung ist deshalb: Angst ja, Panik nein!! 8
Übertrieben ängstliches Verhalten wird gelernt Durch Stress schon im Mutterleib oder in der frühen Kindheit wird der kindliche Organismus auf Angst eingestellt und zwar prägend fürs ganze Leben. Der Lernvorgang der klassischen Konditionierung sorgt dafür, dass neben angeborenen Angstreizen neue Angstauslöser erworben werden können: Tritt ein Angstreiz zusammen mit einem neutralen Reiz auf, wird in der Folge auch der neutrale Reiz zum Angstauslöser. Ein lauter Knall lässt uns z. B. intuitiv erschrecken. Geschieht ein solcher Knall beispielsweise beim Anblick einer Katze, ist es möglich, dass man sich zukünftig schon erschreckt, wenn man nur eine Katze sieht. Zudem spielt unsere Fantasie eine nicht unbedeutende Rolle: Wir können uns in bedrohliche Szenarien hineindenken, in Gefühle hineinsteigern und ein harmloses Geschehen so dramatisieren, dass es einer Katastrophe gleichkommt. 9