Open Access: Fakten Pro und Contra - Maßnahmen zur Akzeptanzsteigerung

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Transkript:

Zentrale wissenschaftliche Einrichtung der Fachhochschule Gelsenkirchen in Kooperation mit der Ruhr-Universität Bochum Open Access: Fakten Pro und Contra - Maßnahmen zur Akzeptanzsteigerung Karin Weishaupt IAB-Colloquium am 27.3.2008 im Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Nürnberg

Definition: "Open Access meint, dass diese Literatur kostenfrei und öffentlich im Internet zugänglich sein sollte, so dass Interessierte die Volltexte lesen, herunterladen, kopieren, verteilen, drucken, in ihnen suchen, auf sie verweisen und sie auch sonst auf jede denkbare legale Weise benutzen können, ohne finanzielle, gesetzliche oder technische Barrieren jenseits von denen, die mit dem Internet-Zugang selbst verbunden sind. In allen Fragen des Wiederabdrucks und der Verteilung und in allen Fragen des Copyright überhaupt sollte die einzige Einschränkung darin bestehen, den jeweiligen Autorinnen und Autoren Kontrolle über ihre Arbeit zu belassen und deren Recht zu sichern, dass ihre Arbeit angemessen anerkannt und zitiert wird." (Budapester Open Access Initiative, 2002)

Meilensteine in der Förderung: 1991 Server ArXiv für Preprints in Physik 2002 Budapest Open Access Initiative auf Tagung des Open Society Institute 2003 Bethesda Statement on Open Access Publishing 2003 Berliner Erklärung über offenen Zugang zu Wissen auf Tagung der Max-Planck-Ges. Förderung durch die DFG 2007 Resolution und Handbuch der UNESCO

Open-Access-Plattform http://www.open-access.net seit Mai 2007

Wurzeln: Zeitschriftenkrise: Abos immer teurer bei sinkenden Etats --> Abbestellungen --> Abos weiter verteuert --> noch mehr Abbestellungen --> Wissen nicht mehr zugänglich Restriktive Entwicklung des Urheberrechts: - Stärkung der Rechte der Verwerter (= Verlage) - weitgehendes Verbot des elektronischen Fernleihe - Übergang aller Rechte für unbekannte Nutzungsarten an Verlage

Formen: Goldener Weg des Open Access: rein elektronische Veröffentlichung in Zeitschrift oder Repositorium Grüner Weg des Open Access: Veröffentlichung von elektronischen Preprints oder Postprints neben Verlags-Veröffentlichung (http://www.sherpa.ac.uk/romeo.php)

Sherpa-Romeo-List SHERPA: Securing a Hybrid Environment for Research Preservation and Access ROMEO colour: Archiving policy Green: can archive pre-print and post-print Blue: can archive post-print (ie final draft post-refereeing) Yellow: can archive pre-print (ie pre-refereeing) White: archiving not formally supported

Repositorien: Selbst-Archivierung auf eigener Homepage Institutionelle Repositorien: z.b. JUWEL, Hochschulschriften-Server Disziplinäre Repositorien: z.b. Social Science Open Access Repository = SSOAR / von der DFG seit Januar 2007 gefördertes Projekt der Freien Universität Berlin und des Informationszentrums Sozialwissenschaften, Bonn (http://www.cedis.fu-berlin.de/ssoar/)

Open-Access-Zeitschriften Überblick im Directory of Open Access Journals (http://www.doaj.org) 3263 Zeitschriften am 10.3.2008 davon 120 in den letzten 30 Tagen 121 mit Erscheinungsort in Deutschland

Open-Access-Zeitschriften in Deutschland Sozialwissenschaften 23 Medizin / Gesundheit 13 Geo- / Umweltwissenschaften 12 Sprache / Literatur 11 Geschichte / Archäologie 10 Technik / Ingenieurwissenschaften 10 Recht / Politik 7 Philosophie / Religion 6 Wirtschaft 5 Kunst / Architektur 5 Chemie 5 Physik / Astronomie 4 Biologie / Lebenswissenschaften 3 Mathematik / Statistik 3 Landwirtschaft / Ernährungswissenschaften 2 Allgemeines / Interdisziplinäres 2

Open-Access-Zeitschriften in den Sozialwissenschaften Pädagogik / E-Learning 6 Sozialwissenschaften allgemein 5 Bibliotheks- und Informationswissenschaft 3 Psychologie 3 Soziologie 2 Gender Studies 1 Sozialgeographie 1 Sozialarbeit 1 Kommunikationswissenschaft 1

Aber: mangelnde Akzeptanz seitens Autor/inn/en Eine Frage von Ruhm und Ehre: Die Bibliothek von Harvard will Forschungsergebnisse direkt ins Internet stellen. Das würden viele deutsche Unis auch gern tun, doch die meisten Professoren sähen ihre Artikel lieber erst in renommierten Zeitschriften abgedruckt. (Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 7.3.2008)

Mangelnde Akzeptanz bei Autor/inn/en An der Humboldt-Universtität zu Berlin werden pro Jahr etwa 2.200 Artikel verfasst, weniger als ein Prozent davon liegen auf unserem Institutional Repository. (Prof. Dr. Peter Schirmbacher, Berlin, Oktober 2006) Digitales Publizieren bestimmt noch keineswegs den universitären Alltag. Viele Wissenschaftler begegnen den Neuerungen gar mit Skepsis. (Prof. Dr. Gudrun Gersmann, Köln, März 2007) In den Sozialwissenschaften spielt Open Access bislang keine zentrale Rolle. (http://www.open-access.net, Januar 2008)

Fazit einer Studie: There is a gap between the positive attitude towards Open Access and the low level of use and future intention to use Open Access publication media. (Technische Universität München / University of Arcansas at Little Rock, Januar 2007)

Ökonomische Aspekte Die Kosten werden auf Fachgesellschaften oder Autor/inn/en umverteilt. Folge sind oft Author-pay-Modelle mit hohen Kosten pro Artikel. Forschungsergebnisse sind nicht wirtschaftlich verwertbar. Die Zeitschriftenkrise wird überwunden.

Technische Aspekte Ist die langfristige Verfügbarkeit gesichert? Können die Authentizität und Integrität von Texten gewährleistet werden? Wie ist die dauerhafte Adressierung im Internet sicher zu stellen? Digitale Publikationen zeichnen sich durch spezifische Möglichkeiten aus: Hyperlinks, multimediale Elemente, dynamische Dokumente.

Rechtliche Aspekte Viele Autor/inn/en fühlen sich bezüglich der Wahrung ihrer Rechte unsicher. Die Verwertungsrechte verbleiben beim/bei der Autor/in. Ausweg aus der restriktiven Entwicklung des Urheberrechts?!

Kontroverse Meinungen zur Zitierhäufigkeit Werden Open-Access-Artikel vom Fachpublikum zitiert? Tragen sie zur Reputationssteigerung bei? Untersuchungen belegen eine höhere Zitierhäufigkeit.

Sichtbarkeit Die Verzeichnung in Datenbanken ist unzureichend und unübersichtlich. Dokumente sind leicht über Internet- Suchmaschinen auffindbar. Von anderen elektronischen Dokumenten können Hyperlinks gesetzt werden.

Veränderungen im Produktionsprozess Die Abkehr von etablierten Publikationswegen verunsichert. Ist der Zeitaufwand für Wissenschaftler/innen höher? Ist das notwendige Know-How vorhanden? Der Produktionsprozess geht schneller. Forschungsergebnisse werden rascher verbreitet.

Philosophisch-ethische Diskussion Autor/inn/en haben keinen Einfluss auf die Auswahl der Zielgruppe. Freier Zugang zu wissenschaftlichen Erkenntnissen für alle! Freier Zugang zu öffentlich finanzierten Forschungsergebnissen! Förderung der Wissenschaft in armen Ländern!

Psychologische Faktoren Für den haptischen oder ästhetischen Wert von Büchern gibt es keine Entsprechung. Was nichts kostet, taugt nichts! Sollten sich neue Publikationsformen nicht lieber erst besser etablieren?

Eigenes Vorhaben Studie zu Akzeptanzproblemen: Online-Delphi-Befragung von ca. 1000 Autor/inn/en nach Wünschen und Bedürfnissen Erste Welle April / Mai 2008

Vermutete Ergebnisse Auf unterschiedliche Bedürfnisse in verschiedenen Fachgebieten eingehen! Nicht einfach Print-Zeitschrift nachbilden, sondern spezifische Möglichkeiten des neuen Mediums ausnutzen!

Konkrete Maßnahmen: Organisationsmodelle an neue Gegebenheiten anpassen, z.b. Aufsätze in elektronischen Zeitschriften einzeln unmittelbar nach der Fertigstellung veröffentlichen Texte dynamisch anlegen mit Aktualisierungsmöglichkeiten Über Web-2.0-Features Dialog mit Fachwelt integrieren Multimediale Elemente einbeziehen Primärdaten und Originalgrafiken anbieten Links auf Zitate und weitere relevante Literatur setzen

Konkrete Maßnahmen: Gute Qualitätskontrolle und -sicherung gewährleisten Jeden Aufsatz mit Titelblatt versehen mit Impressum, Quelle, Hinweis auf Begutachtungsverfahren und Lizenz, dauerhafter Internet-Adresse In Repositorien mit dauerhaften Adressen abspeichern An alle relevanten Datenbanken und Suchmaschinen melden Abruf- und Zitierhäufigkeit transparent machen Aufwand für Layout und Produktionsprozess für Autor/inn/en minimieren

Und Sie? Was würde Sie motivieren, in Open-Access-Zeitschriften zu publizieren