Der römische Circus. Massenunterhaltung im Römischen Reich. Bearbeitet von Wolfram Letzner

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Transkript:

Der römische Circus Massenunterhaltung im Römischen Reich Bearbeitet von Wolfram Letzner 1. Auflage 2009. Buch. ca. 144 S. Hardcover ISBN 978 3 8053 3944 5 Format (B x L): 24,7 x 17,3 cm Weitere Fachgebiete > Kunst, Architektur, Design > Kunstgeschichte > Kunstgeschichte: Klassisch (Griechisch & Römisch) Zu Inhaltsverzeichnis schnell und portofrei erhältlich bei Die Online-Fachbuchhandlung beck-shop.de ist spezialisiert auf Fachbücher, insbesondere Recht, Steuern und Wirtschaft. Im Sortiment finden Sie alle Medien (Bücher, Zeitschriften, CDs, ebooks, etc.) aller Verlage. Ergänzt wird das Programm durch Services wie Neuerscheinungsdienst oder Zusammenstellungen von Büchern zu Sonderpreisen. Der Shop führt mehr als 8 Millionen Produkte.

Explosion der Rennen je mehr, desto besser Die zentrale Veranstaltung im Circus war unbestritten das Wagenrennen. In den schriftlichen Quellen wird es als missus bezeichnet. In der Forschung wird allgemein davon ausgegangen, dass ein Rennen aus sieben curricula (Umläufen) bestand. Für die Rennen stellen sich zwei Fragen. Einmal gilt es zu klären, wie viele Rennen pro Tag durchgeführt wurden. Zum anderen muss beleuchtet werden, über welche Distanzen die Rennen gingen. Kommen wir zunächst auf die Anzahl der Rennen. Wir dürfen aufgrund einer Stelle bei Livius davon ausgehen, dass bis weit in das 2. Jh. v. Chr. hinein die Anzahl der Rennen nicht sehr groß war. Für das Jahr 169 v. Chr. berichtet er nämlich, bei den ludi circenses sei ein Rennen mit Quadrigen und eines mit Kunstreitern (desultores) durchgeführt worden. Beide Veranstaltungen zusammen hätten nicht einmal eine Stunde gedauert. Nach diesem Zeitpunkt muss diese Anzahl aber erheblich angestiegen sein. Möglich wurde dies durch die veränderten wirtschaftlichen Verhältnisse. Während des 2. Jhs. v. Chr. waren nämlich enorme materielle Werte nach Italien gelangt, die eine Ausdehnung des öffentlichen Luxus dazu zählen auch die Veranstaltungen im Circus ermöglichten. Die Entwicklung der Rennen lässt sich spätestens ab der frühen Kaiserzeit besser in Zahlen fassen. Den außerordentlichen Anstieg kann man aber auch in einer allgemeinen Formulierung erkennen, die bei Sueton mehrfach benutzt wurde. Danach dauerte der Renntag vom Morgen bis zum Abend. Dies impliziert natürlich eine Vielzahl von Rennen. Schauen wir aber nun auf konkrete Zahlen. Die Anzahl der einzelnen Rennen lag bis zur Zeit Caligulas bei zehn, wie man einer Stelle bei Cassius Dio entnehmen kann 26. Caligula, in seiner Begeisterung für Wagenrennen, steigerte ihre Zahl zunächst auf zwanzig und schließlich auf vierzig. Belegen lässt sich dies ab dem Jahr 37 n. Chr. bei der Einweihung des Tempels des Divus Augustus (Cass. Dio 59,7). In der Konsequenz bedeutete die enorme Vervielfachung der Rennen das Ansteigen der Kosten ins Unermessliche. Daher griff Claudius wie Cassius Dio berichtet reglementierend ein, indem er die Zahl der Rennen auf maximal vierundzwanzig reduzierte (Cass. Dio 60, 27). Man kann sich unschwer vorstellen, dass diese Reglung bei der plebs urbana nicht gerade große Begeisterung auslöste. Claudius war sich dessen aber wohl bewusst, da er folgt man wiederum Cassius Dio versprach, so viele Wagenrennen, wie man an einem Tag nur haben konnte, nichtsdestoweniger gab es nicht mehr als zehn, denn in den Pausen zwischen den Rennen wurden Bären getötet oder man ließ Athleten kämpfen; Kinder aus Asien tanzten die Pyrrhiche (Cass. Dio 60, 23) 27. Unter Nero wurde die Anzahl von vierundzwanzig Rennen kanonisch. Diese Zahl sollte bis in das 6. Jh. n. Chr. hinein weitgehend verbindlich sein, 59

wie unsere Quellen belegen. Der Kalender des Philocalus aus dem Jahre 354 n. Chr. überliefert, dass an 57 der 64 Renntage vierundzwanzig Rennen stattfanden, also an fast 90 Prozent aller Tage. Von den verbleibenden Tagen wurden an zweien jeweils nur zwölf für die Unterweltsgötter durchgeführt und an drei Tagen 30 bzw. 36 für Jupiter und Sol Invictus. Diese hohe Zahl der Rennen lässt sich durch die Bedeutung der beiden Götter im römischen Staatswesen erklären. Daneben gab es noch zwei Tage mit 48 Rennen, die eigentlich den kanonisierten zugerechnet werden müssten, weil hier zwei Ereignisse, die gefeiert werden mussten, zusammenfielen. Dabei handelte es sich etwa um die Geburtstage zweier Kaiser oder einen Geburtstag und einen Sieg. Gehen wir davon aus, dass ein Rennen im Durchschnitt eine halbe Stunde dauerte, wird es schon schwierig, die üblichen 24 Rennen pro Tag bei vernünftigen Lichtverhältnissen durchzuführen. Wir müssen schließlich auch die Aufräumarbeiten in der Arena und das Rahmenprogramm berücksichtigen. Unmöglich wird die Realisierung des Tagesprogramms bei 48 Rennen. Eine mögliche Lösung des Problems könnte die Reduzierung der Rundenzahl bei den einzelnen Rennen sein, d. h. statt der üblichen sieben Runden könnten fünf gefahren worden sein. Das brächte lediglich eine Zeitersparnis von acht Minuten pro Rennen. Diese Reduzierung wurde ausdrücklich durch Sueton für die Saecularspiele des Jahres 88 n. Chr. betont (Suet. Dom. 4, 7). Allerdings bereitet diese Überlieferung einige Schwierigkeiten, denn während der Saecularspiele sollen 100 Rennen durchgeführt worden sein, also eine Nettorennzeit von gut 36 Stunden. Als Problemlösung bietet sich ein Überlieferungsfehler im Text Suetons an. So müsse man statt Tag (die) Tage (diebus) lesen 28. Mit den Saecularspielen haben wir aber auch schon einen Bereich angesprochen, der sich sieht man von solchen Ausnahmen wie unter Domitian einmal ab gegenüber den anderen ludi deutlich absetzt. Sie gehören nämlich zu einer Gruppe von Spielen, die so altehrwürdig waren, dass man sie in ihrem Charakter nicht zu ändern wagte. Dies dokumentiert sich etwa in den Saecularspielen des Jahres 204 n. Chr., die von Septimius Severus durchgeführt wurden. Die erhaltenen Akten belegen nur sieben Rennen während der Veranstaltung (CIL VI 32326-32336). Ein anderes Beispiel, welches dieses traditionelle Verhalten verdeutlicht, sind die Feste der fratres Arvales, die in ihrem eigenen Circus stattfanden. Ein gänzlich anderer Ansatz besteht darin, den Begriff des curriculum neu zu interpretieren. Geht man nämlich davon aus, der Terminus bezeichne nicht eine Runde, sondern gäbe lediglich die Länge der einfachen Bahn an, so würde sich die Rennstrecke erheblich reduzieren und damit auch die Dauer des einzelnen Rennens. Diese Ansicht erscheint durchaus überlegenswert, wenn man bedenkt, dass eine Renndistanz von 5 000 m (im Circus Maximus) die Pferde extrem beanspruchen würde 29. 60

Der Renntag Ablauf im Circus Der Ablauf eines Renntages im römischen Circus war sehr stark formalisiert und innerhalb des Reiches recht einheitlich. Der eine oder andere Aspekt wurde allerdings den örtlichen Gegebenheiten angepasst. Die Darstellung des Renntages orientiert sich im Folgenden an stadtrömischen Verhältnissen. Auf gravierende Abweichungen wird jedoch entsprechend eingegangen. Die Geschehnisse gliedern sich in zwei Abschnitte. Zunächst wird auf die pompa circensis und dann auf das Renngeschehen selbst eingegangen. Die pompa circensis Erinnern wir uns daran: In Rom waren die Veranstaltungen im Circus eng mit Sakral- und Staatsfesten verbunden. Spätestens seit dem 5. Jh. v. Chr. sind in diesem Kontext Umzüge (πομπαί, pompai) belegt, die ihre Vorbilder in der griechischen Welt hatten (Dion. Hal. ant. 7, 70 71, nach Fabius Pictor). Der sicherlich bekannteste Umzug Roms ist die pompa triumphalis, die sich in der heute bekannten Form erst seit dem 3. Jh. v. Chr. fassen lässt. Die literarischen Quellen überliefern Beschreibungen der pompa triumphalis und der pompa circensis. Gibt es zum Triumphzug zahlreiche Belegstellen unterschiedlicher Güte, so sind es bei der pompa circensis vor allem zwei ausführliche Beschreibungen. Dabei handelt es sich um einen Bericht bei Dionysios von Halikarnass und eine Darstellung bei Tertullian (Dion. Hal. ant. 7, 72; Tert. de spect. 7,72). Vergleicht man die Beschreibungen der pompa triumphalis und der pompa circensis miteinander, so erkennt man, dass sich beide Umzüge in ihrer Ausführung sehr ähnlich sind. Der gravierendste Unterschied besteht in der umgekehrten Routenführung. Der Triumphzug begann auf dem Marsfeld, das außerhalb der sakralen Stadtgrenze, dem pomerium, lag. Von dort aus führte der Weg über das Forum Holitorium, den Gemüsemarkt, und das Forum Boarium, den Viehmarkt, zum Circus Maximus. Dieser wurde dann in seiner gesamten Länge von Westen nach Osten passiert. Nach Verlassen des Circus wurde der Palatin umrundet, um schließlich durch das Forum Romanum das Kapitol zu erreichen, das den Endpunkt der pompa darstellte. Die pompa circensis, die gegenläufig zur pompa triumphalis verlief, begann also auf dem Kapitol und folgte der Route bis zum Circus Maximus. Aus verständlichen Gründen endete die pompa dort (Abb. 43, rot). Bei dem Verlauf der pompa circensis gab es allerdings eine Ausnahme. Der Umzug anlässlich der ludi Apollinares begann nicht auf dem Kapitol, sondern am Apollontempel auf dem Marsfeld (Abb. 43, grün). Die pompa circensis wurde vom Veranstalter angeführt. In republikanischer Zeit waren es Magistrate Roms. Während der Kaiserzeit vollzog sich 61

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Abb. 43 Rom.Verlauf der pompa circensis. Für die meisten ludi begann die pompa circensis auf dem Kapitol und endete im Circus Maximus (rote Streckenführung). Bei den ludi Apollinares begann der Festzug am Apollontempel (grüne Streckenführung). aber ein Wechsel: Die Kaiser übernahmen die Funktion der Spielegeber. Als jedoch im Rahmen der Verwaltungsreform des späten 3. Jhs. n. Chr. Rom als Residenz seine Bedeutung verlor, übernahmen kaiserliche Beamte, wie etwa Stadtpräfekten, diese Funktion. Einen Eindruck davon vermittelt etwa eine Einlegearbeit (opus sectile) aus der 1. Hälfte des 4. Jhs. n. Chr., die Iunius Bassus (cos. 331 n. Chr.) als Spielegeber zeigt (Abb. 44) 30. Der Spielegeber hatte sich in der Tracht ganz dem Triumphator angeglichen. Neben der schriftlichen Überlieferung existieren zahlreiche bildliche Belege. Sehr informativ ist dabei eine Reihe sog. Konsular-Diptychen, die zeitlich in spätantike oder je nach Sichtweise in frühbyzantinische Zeit fallen. Ihre Tracht bestand aus Toga und Tunica, bei denen es sich um Purpurgewänder handelte, die reich mit Gold bestickt waren. Die kostbaren Stickereien lassen sich an den Diptychontafeln des Areobindus beobachten, die sich heute in Zürich (Schweizerisches Landesmuseum), Besançon, Paris (Musée Cluny) und St. Petersburg (Eremitage) befinden. Sie werden in das Jahr 506 n. Chr. datiert. Vergleichbares zeigen auch die aus dem Jahre 517 n. Chr. stammenden Diptychen des Anastasius, von denen sich eine Platte früher im Antiquarium Berlin befand, und weitere in der Bibliothèque Nationale in Paris aufbewahrt werden. Wohl wie der Triumphator hielt der Spielegeber in seiner rechten Hand einen Lorbeerzweig und in der Linken ein elfenbeinernes Adlerszepter, das auch sehr gut in den Konsular-Diptychen belegt ist. Der Staatssklave, der hinter ihm stand, hatte zwei Aufgaben: Einmal hatte er einen Goldkranz zu halten und zum anderen daran zu erinnern, dass Spielegeber oder Triumphator doch nur ein Mensch sei. Sicher das Auffälligste war, dass das Gesicht der Hauptperson wie beim Triumphzug zinnoberrot gefärbt war. Abb. 44 Opus Sectile-Darstellung der pompa circensis. Das Bild (0,73 x 1,11 m) gehört in eine Reihe von vier Tafeln und stammt aus der Basilika des Iunius Bassus auf dem Esquilin in Rom. Neben dem Spielegeber werden auch Vertreter der vier factiones darstellt (Rom, Museo Nazionale Romano/Palazzo Massimo alle Terme Inv. 375831). 63