Unternehmensethik 1 Ergebnis: Marktwirtschaft ist ethisch begründet Handlungsempfehlung an Unternehmen: Verhaltet Euch systemkonform! Gewinnmaximierung unter Einhaltung der Gesetze Dennoch: Angesichts von Krisenphänomenen (Klima, Umwelt, Armut Dritte Welt, Einkommensunterschiede, Gier) Frage nach: - moralischer Verantwortung der Unternehmen - Legitimation unternehmerischen Handelns Unternehmensethik 3 Wirtschaftsethik als Ordnungsethik geht aus von: - vollkommener Rahmenordnung - vollständiger Erfassung moralischer Forderungen durch die Rahmenordnung Der systematische Ort der Moral ist die Rahmenordnung = keine empirische Aussage = theoretische, ideale Aussage De facto ist eine vollkommene Rahmenordnung, also eine, die sämtliche Handlungsalternativen abdeckt, niemals vollständig gegeben
Unternehmensethik 4 Vollkommene Rahmenordnung unmöglich 1. Gesetzliche Regelungen sind immer reaktiv. Sie reagieren auf Veränderungen. Je rasanter die Entwicklung, desto kürzer die Abstände, in denen gesetzlicher Regelungsbedarf entsteht 2. Vollständige Kontrolle und Sanktionierung - nicht möglich - nicht erwünscht 3. Fehlende Ordnungspolitik, Politikversagen Unfähigkeit des Politikbereiches, grundlegende, richtungsweisende, globale Entscheidungen zu treffen Unternehmensethik 5 Bei unvollständiger Rahmenordnung sind die Unternehmen aufgefordert: - Verantwortung zu übernehmen - ihr Handeln zu rechtfertigen - eigenständige Legitimationsbemühungen zu unternehmen Defizite in der Rahmenordnung automatischer Auftrag an die Unternehmen, ihre an die Rahmenordnung abgegebene Verantwortung wieder selbst auszuüben, um so das entstandene (Verantwortungs-) Vakuum zu füllen = Zentraler Grund für die Notwendigkeit von Unternehmensethik
Unternehmensethik 6 Aufgabe der Unternehmensethik: Identifizierung dieses besonderen Bedarfs an moralischer Verantwortung der Unternehmen Aufzeigen von Möglichkeiten, wie Unternehmen solchen Erwartungen gerecht werden können Unternehmensethik thematisiert das Verhältnis von Moral und Gewinn in der Unternehmensführung und befasst sich mit der Frage, wie moralische Normen und Ideale unter den Bedingungen der modernen Marktwirtschaft von den Unternehmen zur Geltung gebracht werden können Unternehmensethik 7 Unter den Bedingungen der Marktwirtschaft bedeutet: Wettbewerbsbedingungen das heißt, eingeschränkte Handlungsmöglichkeiten Moralisches Sollen setzt (wirtschaftliches) Können voraus das heißt, jedes Nachdenken über Ethik muss die Folgen des moralisch Erwünschten für den ökonomischen Erfolg oder Misserfolg mit bedenken Diese Erfolgsbetrachtung ist für die Unternehmen nicht nur lebenswichtig, sondern auch absolut legitim Diese Erkenntnis wird in der Unternehmensethikdebatte oft übersehen
Unternehmensethik 8 Ethik-Typen Institutionenethik Ordnungsethik Bedingungsethik Spielregeln Individualethik Einzelethik Handlungsethik Spielzüge Wirtschaftsethik Unternehmensethik Unternehmensethik 9 Das Implementierungsproblem (Wie lassen sich moralische Forderungen in Unternehmen umsetzen?) Individualethik Moral des Einzelnen Direkte Beeinflussung der Spielzüge durch die Moral des Einzelnen Präferenzen des Unternehmers Institutionenethik Institutionelle Rahmenbedingungen Indirekte Beeinflussung der Spielzüge durch die Moral des Ordnungsrahmens Handlungsrestriktionen durch Regeln
Unternehmensethik 10 Wertorientierung von Führungskräften Moral der Manager Individualethik Ergebnis: Viele jüngere Führungskräfte opportunistische Grundhaltung Opportunisten: Deutliche Ich-Zentrierung Erfolg um jeden Preis materiell-hedonistischen Grundzug Emotionale Entscheidung über Moral Unternehmensethik 11 Institutionenethik Spielregeln Spielzüge Unternehmen Spielregeln Spielzüge Anreiz- und Belohnungssysteme Führungsgrundsätze Unternehmensleitlinien Verabschiedung neuer Firmengrundsätze = Spielzug (Wirtschaftsordnung) = Spielregel (Unternehmen)
Unternehmensethik 12 Anwendungsgebiete Individualethik Kleine, überschaubare Gemeinschaften mit engem sozialen Beziehungsgeflecht Face-to-face-Beziehungen Situationen in denen das individuelle Handeln direkt zurechenbare und abschätzbare Folgen hat in denen effiziente soziale Kontrolle möglich ist in denen ständiges Trittbrettfahren schädlich ist Institutionenethik Große, anonyme Gruppen Situationen in denen das individuelle Handeln das Gesamtergebnis nicht beeinflusst in denen das Ergebnis vom Handeln der vielen anderen abhängt in denen starke Anreize für Trittbrettfahren bestehen Unter den Bedingungen der modernen Wirtschaft lässt sich eine Unternehmensethik sinnvoll nur als Ordnungsethik entwickeln Unternehmensethik 13 Arten von Spielzügen Gewinnorientiertes Handeln Handeln im Rahmen der bestehenden Regeln Handlungen, die direkt auf den ökonomischen Erfolg ausgerichtet sind Politisches Handeln Handeln, das auf die Veränderung der Spielregeln abzielt Handlungen, die indirekt auf den ökonomischen Erfolg ausgerichtet sind. Durch die Verbesserung der Rahmenbedingungen Dieser Art unternehmerischen Handelns kommt eine immer größere Bedeutung zu Warum? Weil sich moralische Anliegen nur mit der Wirtschaft durchsetzen lassen
Unternehmensethik 14 Die Legitimation unternehmerischen Handelns Krisenphänomene Infragestellung der Legitimation unternehmerischen Handelns Gewinnorientiertes, legales Handeln wird nicht länger als legitim angesehen Herantragen moralischer Forderungen an die Unternehmen (Frauen, Umweltschutz, Rüstungsexporte Golfkrieg) Aufforderung, Verantwortung durch die Ausrichtung an nichtökonomischen, gesellschaftlichen Zielen zu beweisen = Veränderte Akzeptanz- und Legitimationsbedingungen Unternehmensethik Die Legitimation unternehmerischen Handelns Für die Unternehmen bedeutet das: Konflikt zwischen Moralforderungen und ökonomischer Zielsetzung Legalität und Legitimität fallen auseinander Systemkonformes Verhalten ist nicht länger moralisch richtig und damit: Gedanken machen, was moralisch gefordert ist Sich moralischen Argumenten öffnen und stellen Lernen, kritische Gruppen als Dialogpartner zu akzeptieren
Unternehmensethik 17 Die Legitimation unternehmerischen Handelns Gründe für Unternehmen, moralische Anliegen zu beachten 1) Moralische, normative 2) Ökonomische, am Eigeninteresse orientierte Gesellschaftliche Akzeptanz ist heute eine notwendige Bedingung für ökonomischen Erfolg Gesellschaftliche Akzeptanz = zentrale Managementaufgabe Unternehmensethik 18 Die Legitimation unternehmerischen Handelns ökonomische Ziele ökonomische Orientierung ökonomisch und gesellschaftlich orientierte Unternehmensf ührung mit hohem Akzeptanz- und Legitimationspotential Orientierung an sozialen und ökologischen Zielen gesellschaftspolitische Ziele