Eröffnungsrede Dr. Iven Schad, BMZ Referat 310 Umwelt; nachhaltige Ressourcennutzung, Biodiversität und Umwelt Fachdialog Nachhaltige Holzbeschaffung 14.10.2014, 09:00 16:00 Uhr, Sitzungssaal 101, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, Württembergische Str. 6, 10707 Berlin Politische Botschaften Es gilt das gesprochene Wort! Nachhaltige Waldbewirtschaftung sichert langfristig den Erhalt des Ökosystems und damit die Lebensgrundlage von bis zu 1,6 Milliarden Menschen. Deutschland gehört zu den wichtigsten Akteuren im Waldschutz, ist aber gleichzeitig auch ein sehr wichtiger Absatzmarkt für Holzprodukte. Mit den Ausschreibungsgesetzen der Bundesländer wurden die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen, welche die Behörden eines Landes verpflichten bei der öffentlichen Beschaffung die umweltpolitischen Ziele eines Landes umzusetzen. Transparente und praxisnahe Informationen müssen dazu beitragen, Klarheit über die Glaubwürdigkeit von Herkunftsnachweise zu schaffen sowie darüber, welche Nachhaltigkeitsanforderungen einzelne Zertifikate abdecken Stand: Erstellt von: Seite 1
Sehr geehrte Damen und Herren, ich begrüße Sie sehr herzlich zum Fachdialog Nachhaltige Holzbeschaffung von zertifiziertem Holz als Bau- und Brennstoff im Land Berlin. Dies ist die erste einer Reihe von Veranstaltungen zum Thema. Ich freue mich, dass Sie heute so zahlreich erschienen sind und damit Ihr Interesse am Thema bezeugen. Nicht umsonst haben wir uns dazu entschlossen, die erste Veranstaltung in Berlin auszutragen, denn wir sind uns sicher, dass eine Entwicklungsland-sensible Beschaffungspolitik der Bundeshauptstadt Berlin Signalwirkung auf andere Bundesländer entfalten wird. Besonders freue ich mich auch, dass wir heute eine Vielzahl von Entscheidungsträgern aus der Kommunalverwaltung und der Privatwirtschaft gewinnen konnten. Denn letzten Endes sind es Sie die entscheiden, ob ein Holzprodukt beschafft wird und welche Kriterien in Bezug auf Nachhaltigkeit angelegt werden. Ziel dieser Veranstaltung ist es, Informationsdefizite bei der öffentlichen Beschaffung von zertifiziertem Holz abzubauen sowie die Nachfrage nach nachhaltig produziertem Holz zu erhöhen. Daran haben wir als Entwicklungshilfeministerium ein gesteigertes Interesse, denn wo Wälder nachhaltig bewirtschaftet und illegaler Einschlag bekämpft werden, da profitieren auch die vielen (und häufig armen) Menschen, deren Lebensbedingungen direkt oder indirekt vom Wald abhängen. Wir arbeiten bereits seit langen Jahren und mit viel Einsatz an diesem Thema und sind uns bewusst, dass unser Wald-Credo Schutz durch Nutzung durch einen Stand: Erstellt von: Seite 2
glaubhaften Nachweis der nachhaltigen Nutzung zum Wohle aller Beteiligten unterlegt werden muss. Mit unserer Entwicklungspolitik streben wir an, zum Einen nachhaltige Bewirtschaftung als zum Anderen auch Schutz des Waldes zu verbinden. Dies tun wir insbesondere deshalb weil wir wissen, wie wichtig der Wald für uns alle in Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländern ist: Für das Weltklima (was uns Ende September ein weiteres Mal auf dem UN-Klimagipfel in Erinnerung gerufen wurde), für Boden- und Wasserschutz, als Lebensraum für unzählige Tier- und Pflanzenarten wie natürlich auch als wichtiger Wirtschaftsfaktor. Die Existenz von etwa 1,6 Milliarden Menschen (und die Zahl der Nullen stimmt: 1,6 Milliarden!) hängt direkt vom Wald ab: Sie benötigen Holz als Baustoff und Brennmaterial oder nutzen die Pflanzen, Früchte und auch Tiere des Waldes. Schon von daher kann der Wald in seiner Bedeutung für menschliche Entwicklung und Armutsbekämpfung gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Deutschland gehört - und das sage ich mit einigem Stolz über das Erreichte - international zu den wichtigsten Akteuren im Waldschutz. In den vergangenen Jahren haben wir unser Engagement insgesamt deutlich verstärkt und sind mit unseren Entwicklungsprogrammen in praktisch allen großen Waldgebieten rund um den Globus vertreten. So haben wir unsere internationalen Beiträge für den Erhalt von Wäldern und anderen Ökosystemen in den letzten fünf Jahren mehr als Stand: Erstellt von: Seite 3
verdoppelt: Von knapp 220 Millionen Euro im Jahr 2008 auf jetzt 500 Millionen Euro jährlich. Und wir werden dieses Niveau halten es gibt noch Viel zu tun! Eine Nachhaltigkeitszertifizierung, die dem Verbraucher durch ein anerkanntes Gütesiegel glaubhaft versichert, dass er ein wirtschaftlich, sozial und ökologisch nachhaltig erzeugtes Holzprodukt erwirbt, hilft uns allen, nachhaltige Holzprodukte aus der wirtschaftlichen Nische zu holen. Wir wollen einen transparenten Nachweis über die teilweise sehr komplexen Lieferketten der Holzwirtschaft im globalen Handel weiter etablieren. Gerade tropische Hölzer sind häufig besonders haltbar und benötigen geringe Pflege. Sie eignen sich deshalb besonders für die öffentliche Beschaffung, etwa für Parkbänke, Wasserverbauten, Brücken oder Gebäudeverkleidungen. Dabei gilt es aber gleichzeitig, den illegalen Holzeinschlag zu unterbinden; er ist einer der wichtigsten Gründe für den fortgesetzten Waldschwund und die damit verbundenen dramatischen Konsequenzen für die Bevölkerung, insbesondere in den Ländern des tropischen Regenwaldgürtels. Als Bundesregierung engagieren wir uns zu dieser Problematik auf verschiedenen Gebieten: Die 2013 in Kraft getretene EU-Holzhandelsverordnung regelt den Import von Holzprodukten nach Europa und legt den Marktteilnehmern Sorgfalts- und Informationspflichten auf. Damit kommen wir unserer Mitverantwortung als Abnehmerländer von Holzprodukten nach. Stand: Erstellt von: Seite 4
Die neue Verordnung beruht auf dem sog. EU-FLEGT Aktionsplan. Mit dem Aktionsplan werden Tropenländer dabei unterstützt, den illegalen Holzeinschlag im eigenen Land zu bekämpfen. Das geschieht zum Beispiel durch nationale Systeme, die dabei helfen, den Weg des Holzes möglichst lückenlos bis zu seinem Ursprung zurückzuverfolgen. Die Bundesländer haben außerdem mit Ausschreibungs- und Vergabegesetzen die Voraussetzungen geschaffen, Landesbehörden darauf zu verpflichten, die umweltpolitischen Ziele eines Bundeslandes auch durch die öffentliche Beschaffung umzusetzen. Leider bestehen bei den Anwendern dieser Regularien, sowie Zulieferern, nach wie vor Unsicherheiten über glaubwürdige Herkunftsnachweise sowie darüber, welche konkreten Nachhaltigkeitsanforderungen einzelne Zertifikate abdecken, um den gesetzlichen und vergaberechtlichen Vorgaben zu entsprechen. Das führt dazu, dass das wunderbare Produkt Holz häufig nicht in die engere Wahl genommen wird, wenn es um neue Beschaffungen geht. Plastik, Metall oder Beton mögen aus technischer Sicht das Problem ebenfalls lösen, allerdings führt eine verringerte Nachfrage nach nachhaltig produziertem Holz aus Schwellen- und Entwicklungsländern dort zu verringerten Anreizen für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung. Dies kann nicht in unserem Interesse sein und daher gibt die öffentliche Beschaffung nun die Rahmenbedingungen vor, um guten Gewissens nachhaltig produzierte Holzprodukte zu verwenden. Stand: Erstellt von: Seite 5
Die Bundes- und Landesverwaltungen, die rund 11.500 Städte und Gemeinden in Deutschland können mit der Beschaffung von zertifizierten Holzprodukten einen wichtigen Anreiz zur Verbesserung der Waldwirtschaft nicht nur in den Tropen, sondern auch bei uns leisten. Holz ist ein nachwachsender Rohstoff, dessen Nutzung von einem positiven Image begleitet werden sollte. Anerkannte Nachhaltigkeitszertifizierungen helfen, diese positive Nachricht glaubhaft zu verbreiten. Meine Damen und Herren, Ich hoffe, Sie teilen meine Überzeugung, dass wir mit unserer Politik den richtigen Weg beschreiten. Wir haben Sie zu diesem Fachdialog eingeladen, um die Nachfrage nach nachhaltig produziertem Holz zu steigern, nachhaltige Holzprodukte aus der wirtschaftlichen Nische zu holen und Unsicherheiten über die gesetzlichen Rahmenbedingungen zu beseitigen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen nun einen informativen Tag. (ca. 5000 Zeichen) Stand: Erstellt von: Seite 6