Wie schlecht hört Deutschland im Alter? 1

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Transkript:

Wie schlecht hört Deutschland im Alter? Inga Holube, Petra von Gablenz Institut für Hörtechnik und Audiologie, Jade Hochschule, Oldenburg Schlüsselwörter: Tonaudiometrie, Hörverlust, Altersschwerhörigkeit, WHO, DIN ISO 7029, subjektive Hörbeeinträchtigung Einleitung Aufgrund der demografischen Entwicklung ist ein Anstieg der Altersgruppen der über 65-Jährigen in der Gesamtbevölkerung zu erwarten. Die Ergebnisse der 12. Koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung erwartet eine Zunahme ausgehend von 16,7% für Männer und 20% für Frauen im Jahr 2008 auf 22,3 % für Männer und 29% für Frauen im Jahr 2030 (Statistische Ämter des Bundes und der Länder, 2011). Damit einhergehend ist eine Zunahme an Schwerhörigkeit bei der Allgemeinbevölkerung zu erwarten. ISO 7029 beschreibt die Verteilung der Hörschwellen in Abhängigkeit von Alter und Frequenz und befindet sich zur Zeit in der Überarbeitung. Ein neuer Normenentwurf liegt vor. Sowohl anhand der gültigen Norm als auch beim Neuentwurf ist z.b. für die Altersklasse der 61- bis 70-Jährigen ein zunehmender Hochton-Hörverlust von im Median ca. 10-20 db HL bei 2 khz bis auf 30-50 db HL bei 8 khz für Männer und Frauen beschrieben. Die einzigen in den letzten Jahrzehnten veröffentlichten repräsentativen Tonaudiogramm-Messungen für Deutschland vom Deutschen Grünen Kreuz (von Stackelberg, 1986) sind mit den altersabhängigen Verläufen der DIN ISO 7029 nicht vergleichbar, da die Hörschwellenverläufe in Typen mit Häufigkeitsangaben klassifiziert wurden. Damit ist auch ein Vergleich des Hörstatus der deutschen Bevölkerung mit internationalen Veröffentlichungen nicht möglich. Am Institut für Hörtechnik und Audiologie der Jade Hochschule wurde deshalb in einem zweijährigen Projekt eine repräsentative Stichprobe der Allgemeinbevölkerung der Städte Oldenburg und Emden mit verschiedenen audiologischen Methoden untersucht, so dass eine Analyse des altersund geschlechtsabhängigen Hörverlustes möglich ist. Material und Methoden Insgesamt wurden im Projekt HÖRSTAT 1903 erwachsene Probanden aus einer Zufallsstichprobe der Einwohnermeldeämter in Oldenburg und Emden untersucht. Dies entspricht einer Teilnahmequote von 21% aller postalisch und ggf. wiederholt telefonisch kontaktierten Personen. Die Teilnehmer teilen sich auf in 1304 Probanden aus Oldenburg und 599 Probanden aus Emden bzw. 1027 Frauen und 876 Männer. Die höchste Teilnahmebereitschaft bestand in der Altersgruppe der 40- bis 49-Jährigen. Insgesamt war die Teilnahmebereitschaft in allen Altersgruppen groß genug, um eine altersabhängige Auswertung zu ermöglichen. Das Hörvermögen im Tonaudiogramm wurde mit dem portablen Audiometer ear 2.0 der Firma Auritec zumeist in den Räumlichkeiten des Instituts für Hörtechnik und Audiologie in Oldenburg oder der Hochschule Emden/Leer in Emden oder in wenigen Fällen im Haushalt der Probanden erfasst. Neben der Luftleitung und der Knochenleitung wurde auch der Göttinger Satztest im Störgeräusch (Kollmeier und Wesselkamp, 1997), der Ziffern-Tripel-Test über Telefon (Wagener et al., 2006) und eine deutschsprachige Kurzform des Fragebogens Speech, Spatial, and Quality of Hearing Scale (Kießling et al., 2011) durchgeführt. Zusätzlich kam ein umfangreiches Frageninventar zum Gesundheitsstatus, zur Lärmexposition und zu soziodemografischen Parametern zum Einsatz. Neben den Luftleitungshörschwellen wird in diesem Beitrag auf die subjektiv empfundene Schwerhörigkeit in der Globalfrage nach Hörschwierigkeiten und auf die Angabe zur Hörgeräteversorgung im Frageninventar eingegangen. Die Einteilung der Schwerhörigkeitsgrade folgt den Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation WHO (2001). Danach wird der Luftleitungshörverlust zwischen 500 Hz, 1 khz, 2 khz und 4 khz (PTA-4) gemittelt und nach Maßgabe des besseren Ohres folgende Einteilung vorgenommen: PTA-4 <= 25 db HL: normalhörend 25 db HL < PTA-4 <= 40 db HL: geringgradig schwerhörig 40 db HL < PTA-4 <= 60 db HL: mittelgradig schwerhörig 60 db HL < PTA-4 <= 80 db HL: hochgradig schwerhörig PTA4 > 80 db HL: an Taubheit grenzende Schwerhörigkeit Wie schlecht hört Deutschland im Alter? 1

Altersabhängiger Anteil der Schwerhörigkeit Insgesamt ergab sich über alle Altersgruppen ein Anteil von ca. 16%, der nicht als normalhörig eingestuft werden konnte. Dabei steigt der Anteil derjenigen, die von Schwerhörigkeit betroffen sind, wie zu erwarten mit dem Alter an. Sind bis zu einem Alter von 50 Jahren weniger als 5% der Erwachsenen von Schwerhörigkeit betroffen, nimmt der Anteil nach dem sechsten Lebensjahrzehnt rapide zu. So verdoppelt sich die Prävalenz von Schwerhörigkeit von 23% im siebten Lebensjahrzehnt auf 47% im achten Lebensjahrzehnt. Männer und Frauen im Alter von mehr als 80 Jahren sind mit einer Wahrscheinlichkeit von 74% bzw. 65% nach der WHO- Klassifikation schwerhörig. Von einseitiger Schwerhörigkeit sind sogar 80% aller Erwachsenen in dieser Altersgruppe betroffen. Ferner zeigen sich im Vergleich der Stichproben Emden und Oldenburg nennenswerte Unterschiede. Der Schwerhörigen-Anteil liegt in der Industriestadt Emden höher als im dienstleistungsgeprägten Oldenburg. So wurde bei 44% der Emder gegenüber 38% der Oldenburger Erwachsenen über 60 Jahren eine Schwerhörigkeit beobachtet. Hörverlust-Konfigurationen Eine Clusteranalyse der Hörverlustkonfigurationen, getrennt für die nach WHO Normalhörenden und Schwerhörigen, lässt ebenfalls Hochtonverluste in der Gruppe der Normalhörenden erkennen, da die Klassifikation nur den gemittelten Hörverlust bis 4 khz berücksichtigt (siehe Abbildung 1). Am häufigsten sind flache Hörverluste mit ca. 20 % vertreten. Das Cluster des höchstgradigen Hörverlustes tritt in 1% aller Fälle auf. Zusätzlich wurden alle Audiogramme entsprechend ihrer Konfiguration nach dem Vorschlag von Stephens (2001) einer Klasse (flacher Hörschwellenverlauf, Hochton-Abfall, Steilabfall, Mitteltonsenke, Tieftonsenke) zugeordnet. 13% der Tonaudiogramme konnten keine der angegebenen Klassen zugeordnet werden. Für die klassifizierbaren Hörschwellenverläufe ergab sich folgende Verteilung: Flacher Hörverlust: 45% Hochton-Abfall: 19% Steilabfall: 25% Mitteltonsenke: 0,3% Tieftonsenke: 0,3% Abbildung 1: Clusteranalyse der Audiogramme. Grau: Normalhörigkeit nach WHO, rot: mindestens geringgradig schwerhörig nach WHO. Altersabhängigkeit der Hörverlustverläufe Abbildung 2 zeigt den Verlauf der Hörverluste gemittelt für die jeweiligen Altersklassen für Männer (links) und für Frauen (rechts). Wie schlecht hört Deutschland im Alter? 2

In die Mittelung sind nur Messergebnisse der Probanden eingegangen, die sich selbst als normalhörend eingeschätzt haben, keinem besonderen Lärm ausgesetzt waren und keine Ohrerkrankungen hatten. Wie zu erwarten erhöht sich der Hörverlust im hohen Frequenzbereich mit zunehmendem Alter. Davon sind Männer im Mittel stärker betroffen als Frauen. Die Hörverlustverläufe stimmen bis auf Abweichungen bei 8 khz sehr gut mit dem Neuentwurf der ISO 7029 aus dem Jahr 2011 überein. Abbildung 2: Hörverlustverläufe für die Altersklassen von 18-30 Jahren, von 80-85 Jahren und die dazwischen liegenden Dekaden für Männer (links) und für Frauen (rechts). Selbsteinschätzung des Hörvermögens Insgesamt gaben 26% der HÖRSTAT-Probanden im Interview Hörschwierigkeiten an. Diese Quote liegt etwas oberhalb der entsprechenden Quote von 21%, die bei der Untersuchung des Deutschen Grünen Kreuzes (von Stackelberg, 1986) ermittelt wurde, jedoch deutlich über der Quote von 15% aus der Online-Umfrage der Europäischen Hörgeräteindustrie (Hougaard und Ruf, 2010). Dabei muss jedoch die unterschiedliche Alterszusammensetzung der Kohorten berücksichtigt werden. Die Frage nach der subjektiven Einschätzung des Hörvermögens kann als Indiz für die Überprüfung der Repräsentativität der HÖRSTAT-Daten herangezogen werden. In der Studie wurden nicht nur die Studienteilnehmer nach ihrer Selbsteinschätzung gefragt, sondern auch diejenigen, die am Telefon eine Teilnahme an den Untersuchungen abgelehnt hatten. Von dieser Gruppe der Non-Responder gaben 17% an, Hörschwierigkeiten zu haben. Weitere 4% waren sich bei der Beantwortung dieser Frage unsicher. Da diese Gruppe bei einer Teilnahme im persönlichen Interview vermutlich subjektive Hörschwierigkeiten eingeräumt hätte, ergibt sich damit ein Anteil von 21%. Mit 26% liegt der Anteil unter den bei HÖRSTAT teilnehmenden Probanden nur leicht höher. Es muss deshalb nicht davon ausgegangen werden, dass nur überwiegend diejenigen Probanden teilgenommen haben, die einen Hörverlust bei sich selbst vermuteten. Abbildung 3: Kreuztabelle zu Selbsteinschätzung versus Hörverlust nach WHO für die jeweiligen Altersklassen. Wie schlecht hört Deutschland im Alter? 3

Ein Vergleich der subjektiven Einschätzung des eigenen Hörvermögens mit der Einteilung in Normalhörigkeit und Schwerhörigkeit nach WHO ist in Abbildung 3 als Kreuztabelle für die verschiedenen Altersklassen angegeben. Bereits in der Altersklasse der 18- bis 30-Jährigen bewerten sich 6,7% der Teilnehmer als schwerhörig, obwohl das Tonaudiogramm nach dem WHO-Kriterium keine Auffälligkeit zeigt. Dieser Anteil steigt auf 21,8% für die Altersklasse der 61- bis 70-Jährigen an. Demgegenüber steigt der Anteil derjenigen, die sich selbst als normalhörig betrachten, nach WHO jedoch von einer Schwerhörigkeit betroffen sind, auf 32,8% in der Alterklasse der 61- bis 70-Jährigen an. Versorgung mit Hörhilfen Die Probanden wurden ebenfalls nach der Benutzung eines oder zweier Hörgeräte befragt. Wie zu erwarten steigt der Anteil der Hörgerätenutzer mit dem Grad des Hörverlustes an. Insgesamt ergab sich folgende prozentuale Verteilung: Zusammenfassung Geringgradiger Hörverlust: 10% Mittelgradiger Hörverlust: 46% Hochgradiger Hörverlust: 73% An Taubheit grenzender Hörverlust: 84% Im Projekt HÖRSTAT ergab sich nach Klassifikation der WHO ein Anteil von 16% Schwerhörigen unter der erwachsenen Bevölkerung der Städte Oldenburg und Emden und damit ein mit internationalen Untersuchungen vergleichbares Ergebnis (Heger und Holube, 2010). Die meisten Schwerhörigen zeigen einen Hochtonabfall im Tonaudiogramm, der mit dem Lebensalter zunimmt. Fast 30% der von Schwerhörigkeit Betroffenen schätzen sich selbst als normalhörend ein. Andererseits steigt wie zu erwarten der Anteil der Hörgeräteversorgungen mit dem Schwerhörigkeitsgrad an. Bei Beschränkung der Auswertung auf eine Probandengruppe ohne subjektive Hörschwierigkeiten, ohne übermäßige Lärmeinwirkungen und ohne Ohrerkrankungen ergibt sich eine gute Übereinstimmung der altersabhängigen Hörverluste mit ISO 7029. Danksagung Gefördert vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), Projekt HÖRSTAT. Wir danken den Studierenden des Studiengangs Hörtechnik und Audiologie für die Datenaufnahme. Literatur Heger D, Holube I (2010) Wie viele Menschen sind schwerhörig? Z Audiol 49(2), 61 70. Hougaard S, Ruf S (2010) EuroTrak: New survey of the market for hearing aids in Germany, France and the U.K. 55 th International Congress of Hearing Aid Acousticians, Hannover. Last download 27.5.2013: http://www.ehima.com/ehima2/euha_eurotrak_oct_2010_final.pdf ISO 7029 (March 2011) Acoustics Statistical distribution of hearing thresholds as a function of age. First Working Draft for the Revision of ISO 7029:2000. Kießling J, Grugel L, Meister H, Meis M (2011) Übertragung der Fragebögen SADL, ECHO und SSQ ins Deutsche und deren Evaluation. Z Audiol 50(1), 6 16. Kollmeier B. & Wesselkamp M (1997) Development and evaluation of a German sentence test for objective and subjective speech intelligibility assessment. J Acoust Soc Am 102(4), 2412 2421. Statistische Ämter des Bundes und der Länder (2011) Demografischer Wandel in Deutschland. Bevölkerungsund Haushaltsentwicklung im Bund und in den Ländern (1). Last Download 27.5.2013: https://www.destatis.de/de/publikationen/thematisch/bevoelkerung/vorausberechnungbevoelkerung/be voelkerungshaushaltsentwicklung5871101119004.pdf? blob=publicationfile Stephens D (2001) Audiological terms. Definitions, Protocols and Guidelines in Genetic Hearing Impairment. In: A Martini, M Mazzoli, A Read, D Stephens (Editors) Definitions, Protocols and Guidelines in Genetic Hearing Impairment, Whurr, London and Philadelphia, 9 14. von Stackelberg H (1986) Hörtest 1985. Deutsches Grünes Kreuz (Editor), Marburg. Wie schlecht hört Deutschland im Alter? 4

Wagener K C, Bräcker T, Brand T, Kollmeier B (2006) Evaluation des Ziffern Tripel Tests über Kopfhörer und Telefon. 9. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie, Köln. WHO (2001) Grades of Hearing Impairment. Hearing Network News (1), 144 157. Wie schlecht hört Deutschland im Alter? 5