Präventionstagung 2015 Friedrich-Ebert-Stiftung Kurzkommentare aus unterschiedlichen Richtungen Präventionsgesetz aus medizinischer Sicht Berlin 22.1.2015 Christian Albring Berufsverband der Frauenärzte e.v.
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Charitè Berlin 3
Ärztinnen und Ärzte bringen sich ein (Beispiel Gynäkologie und Geburtshilfe) 4
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> 10.000 niedergelassene FrauenärztInnen ca. 160.000-250.000 Fälle pro Tag In der Mehrzahl gesunde Frauen Frau = Gesundheitslotsin der Familie Frauenarzt = Präventionsarzt der Familie 6
Zervixkarzinom: weltweit einmalige Reduzierung der Inzidenz von 40 auf 6,9 / 100.000 age-adjusted CxCa incidence seit der Einführung der Krebsfrüherkennungsuntersuchung 1971 (bei 79% Beteiligung in 3 Jahren) trotz schlechter Ausgangslage wegen hoher Anzahl an Migrantinnen (z.b. aus dem Osten Europas) 7
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43 Jahre KFU 10
490.000 Neuerkrankungen in Deutschland 74.500 Inzidenz des MaCa 4.400 Inzidenz des CxCa 11
9% 31% 60% 100% 12
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Mädchensprechstunde Schulklassenbesuche 20
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>50 Jahre Mutterpass ärztliche Schwangerenvorsorge 26
1961 versterben ca. 4,5% der Kinder perinatal in Berlin sterben 1340 Kinder pro Jahr = ca. 4 Kinder pro Tag* * Bezogen auf 665000 Geburten in 2009 27
2014 liegt die perinatale Mortalität bei 0,35% in Berlin sterben ca. 130 Kinder pro Jahr = 1200 Kinder leben* *bezogen auf 665000 Geburten in 2009 28
1960 versterben 1030 Frauen im Zusammenhang mit Schwangerschaft oder Geburt* 2009 sterben deutschlandweit 36 Frauen bei 1.270.000 Geburten 29
Garanten der Erfolgsgeschichte in Deutschland Schwangerenvorsorge in frauenärztlicher Hand Früherkennung, Milderung bzw. Beseitigung von Risiken Klinikgeburt (2009: 75% der Frauen Geburtsrisiken) Strikte Umsetzung modernster Erkenntnisse Rettender Einsatz des Kaiserschnittes Perinatologie 30
Gestationdiabetes 31
Problem der Frühgeburtlichkeit 9% der Kinder werden vor der 37. SSW geboren 6,9% der Neugeborenen wiegen unter 2.500 Gramm 0,7% der Neugeborenen wiegen unter 1.000 Gramm 32
Von den Kindern, die mit weniger als 1.000 Gramm Geburtsgewicht geboren werden, behalten 18% eine Behinderung: Blindheit, Taubheit, Lähmungen, Epilepsie sind 42% retardiert, feststellbar in der Sprach-, Lern-, Hör, Seh- oder Spielentwicklung entwickeln sich nur 40% der Kinder normal 33
o Unterhalb der 24. SSW versterben 63% der Kinder o Unterhalb der 25. SSW versterben 27% der Kinder Chance von morgen Progesteron - Behandlung kann laut Studien 50% der Frühgeburten wegen einer vorzeitigen Gebärmutterhals-Verkürzung verhindern 34
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APP Baby & Essen: Der Essens- Fahrplan für das erste Lebensjahr 39
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Aufklärungsinitiative für Mädchen in Schulen im Rahmen der Präventionsinitiative Verantwortung von Anfang an!. 43
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frauenaerzte-im-netz.de 49
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Das Gesetz ist dringend erforderlich Prävention kann enorm viel bewirken Beste Beispiele: Impfungen: keine medizinische Maßnahme hat soviel Menschenleben gerettet wie das Impfen Krebsabstrich: weltweit führend Mutterpass: weltweit an der Spitze 51
Das Gesetz ist dringend erforderlich Prävention kann enorm viel bewirken Aber Primärprävention fängt schon vor der Empfängnis und intrauterin im Embryonal- bzw. Fetalstadium an 670.000 Schwangerschaften / Jahr stellen eine riesige Chance für die Primärprävention dar 52
A. Problem und Ziel Die demografische Entwicklung mit einer anhaltend niedrigen Geburtenrate, einem erfreulichen Anstieg der Lebenserwartung und der damit verbundenen Alterung der Bevölkerung sowie der Wandel des Krankheitsspektrums hin zu chronisch-degenerativen und psychischen Erkrankungen und die veränderten Anforderungen in der Arbeitswelt erfordern eine effektive Gesundheitsförderung und Prävention. Ziel dieses Gesetzes ist es, unter Einbeziehung aller Sozialversicherungsträger sowie der privaten Krankenversicherung und der privaten Pflege- Pflichtversicherung die Gesundheitsförderung und Prävention insbesondere in den Lebenswelten der Bürgerinnen und Bürger zu stärken, die Leistungen der Krankenkassen zur Früherkennung von Krankheiten weiterzuentwickeln und das Zusammenwirken von betrieblicher Gesundheitsförderung und Arbeitsschutz zu verbessern. 53
B. Lösung Mit dem Gesetz werden die strukturellen Voraussetzungen dafür geschaffen, dass Gesundheitsförderung und Prävention in jedem Lebensalter und in allen Lebensbereichen als gemeinsame Aufgabe auch der Sozialversicherungsträger unter Beteiligung auch der Unternehmen der privaten Krankenversicherung und der privaten Pflege- Pflichtversicherung unterstützt werden. Zudem wird ein Rahmen für die Verbesserung der Zusammenarbeit der Akteure auf Bundes- Landes- und kommunaler Ebene gesetzt Verbesserung der Kooperation der Sozialversicherungsträger und weiterer Akteure sowie der Koordination der Leistungen zur Gesundheitsförderung und Prävention in betrieblichen und nichtbetrieblichen Lebenswelten unter Einbeziehung auch der privaten Krankenversicherung und der privaten Pflege-Pflichtversicherung im Rahmen einer an gemeinsamen Zielen orientierten nationalen Präventionsstrategie; 54
B. Lösung Stärkung von Gesundheitsförderung und Prävention in Lebenswelten wie Kindertageseinrichtungen, Schulen, Betriebe und stationäre Pflegeeinrichtungen insbesondere durch eine zielgerichtete Neustrukturierung der finanziellen Grundlagen der Krankenkassen und der Pflegekassen für Leistungen zur primären Prävention und Gesundheitsförderung; Verbesserung der Rahmenbedingungen für die betriebliche Gesundheitsförderung und deren engere Verknüpfung mit dem Arbeitsschutz; Sicherstellung der Qualität und die Förderung der Wirksamkeit von Leistungen zur Prävention und Gesundheitsförderung; präventionsorientierte Fortentwicklung der Leistungen zur Früherkennung von Krankheiten bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen 55
SGB V 20 (3): Ziele Diabetes mellitus Typ 2: Erkrankungsrisiko senken, Erkrankte früh erkennen und behandeln, Brustkrebs: Mortalität vermindern, Lebensqualität erhöhen, Tabakkonsum reduzieren, gesund aufwachsen: Lebenskompetenz, Bewegung, Ernährung fördern, gesundheitliche Kompetenz erhöhen, Souveränität der Patientinnen und Patienten stärken, depressive Erkrankungen: verhindern, früh erkennen, nachhaltig behandeln, gesund älter werden. Seit Kabinettsentwurf: Stärkung des Impfwesen?? Prävention vor der Konzeption bzw. intrauterin?? 56
20% der Gebärfähigen sind übergewichtig 14% der Gebärfähigen sind adipös => Risiko für Diabetes, Hypertonus, Frühgeburt und Spina bifida, Herzfehler, Fehlbildungen, bis hin zu Geburtskomplikationen, o 65 84% der Schwangeren schaffen nicht die Bewegungsempfehlungen von 150 Minuten moderater körperlicher Aktivität pro Woche o 20% der Schwangeren rauchen weiter >10.000 Kinder /Jahr werden durch Alkohol irreversibel geschädigt 1/3 der Kinder ist allergiegefährdet: => Primärprävention ist aber nur in der Schwangerschaft und den ersten Lebensmonaten möglich 57
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USA National Children s Study 59
In keiner Phase des Lebens sind Menschen mehr von dem umgebenden Milieu abhängig als während der Embryo- bzw. Fetogenese Ernährungs- und Gewichtsmanagement haben Einfluss auf die Gesundheit des Menschen bis ins hohe Alter Zusammenhang zwischen Angstgefühlen der Mutter zwischen 12 und 22. SSW und Hyperaktivität Aufmerksamkeitsdefizite und Ängste der Kinder Toxine, Mangelernährung, Stress und psychische Erkrankungen, steigern die emotionale Erregbarkeit des Säuglings 60
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Logische Folgerung und Forderung muss sein: Aufnahme des Zieles SGB V 20 (3): Prävention präkonzeptionell, intrauterin und perinatal Aufnahme der Frauenärzte in das nationale Präventionsforum Einbeziehung der Frauenärzte in die nationale Präventionskonferenz nach 20e 62
Prävention muss im Mutterbauch beginnen! Präventionstagung 2015 Friedrich-Ebert-Stiftung 63