Freiwilliges Engagement als soziales Kapital

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Transkript:

Zusammenleben wie Gemeinde und Städte vom generationenverbindenden Engagement der Zivilgesellschaft profitieren können, 14. September 2016, Universität Freiburg Freiwilliges Engagement als soziales Kapital Entwicklungen, Generationen, Zukunftsmodelle Prof. Dr. Markus Freitag Universität Bern Institut für Politikwissenschaft freitag@ipw.unibe.ch

*Relevanz des Themas > Soziales Zusammenleben und Miteinander als Standortvorteil: geringere Armut Einschränkung von Kriminalität Intensivierung der politischen Beteiligung Wahrung von Gesundheit und Wohlbefinden 2

*Freiwilligkeit als Sozialkapital > Soziales Miteinander hat einen Wert «Sozialkapital» = Wert sozialer Beziehungen Sozialkapital als eine weitere Vermögensart neben den in der Ökonomie bekannten Grössen des physischen Kapitals (Geld, Wertpapiere und Sachwerte) sowie des Humankapitals (Fachwissen und können) Konten, Köpfe und Kooperationen Sozialkapital beschreibt Vorteile, die sich aus zwischenmenschlichen Beziehungen ergeben 3

Freiwilligkeit als Sozialkapital > Freiwilliges Engagement als freiwilliges Engagement wird allgemein jede unbezahlte Aktivität verstanden, bei der Zeit (oder Geld) aufgewendet wird, um eine ausserhalb des eigenen Haushaltes lebende Person, eine Gruppe oder einer Organisation zu unterstützen > Freiwilliges Engagement als Kern der Zivilgesellschaft diese beschreibt eine gesellschaftliche Selbstorganisation, die auf dem Engagement von Bürgern beruht. Mit diesem Engagement helfen beispielsweise Bürger anderen Menschen Ø die soziale Beziehung wird zum sozialen Kapital 4

Freiwilligkeit als Sozialkapital Formen des freiwilligen Engagements nach Definition des Schweizer Freiwilligen- Monitors: Geld-, Naturalienund Prestigespenden Freiwilligkeit Freiwillige Arbeit Informelle Tätigkeiten Formelle Tätigkeiten Ø Freiwilligenarbeit als messbares Sozialkapital Freiwillige Tätigkeit im Allgemeinen Ehrenamt im Besonderen 5

Freiwilligkeit als Sozialkapital 5.5% 700 619 896 Stunden 6

*Entwicklungen freiwilliger Arbeit in der Schweiz Quelle: Freiwilligen-Monitor Schweiz 2016: eigene Auswertungen 7

Entwicklungen freiwilliger Arbeit in der Schweiz Quelle: Freiwilligen-Monitor Schweiz 2016: eigene Auswertungen 8

*Freiwilligenarbeit im Vergleich der Generationen Quelle: Migros-Kulturprozent: Generationenmonitor 2016 9

Freiwilligenarbeit im Vergleich der Generationen Quelle: Migros-Kulturprozent: Generationenmonitor 2016 10

Freiwilligenarbeit im Vergleich der Generationen Quelle: Migros-Kulturprozent: Generationenmonitor 2016 11

Freiwilligenarbeit im Vergleich der Generationen Quelle: Migros-Kulturprozent: Generationenmonitor 2016 12

Freiwilligenarbeit im Vergleich der Generationen Quelle: Migros-Kulturprozent: Generationenmonitor 2016 13

Freiwilligenarbeit im Vergleich der Generationen Quelle: Migros-Kulturprozent: Generationenmonitor 2016 14

Freiwilligenarbeit im Vergleich der Generationen Quelle: Migros-Kulturprozent: Generationenmonitor 2016 15

*Zukunftsmodelle freiwilliger Arbeit > Modell der Bürgerpflicht (Avenir Suisse) Idee: Gemeinsinn durch Verpflichtung 200 Tage wahlweise in der Armee, in einem Schutzdienst oder Gemeinschaftsdienst (Pflege und Betreuung, Behörden, Transport, Schulen und Vereine) alle Schweizer Bürgerinnen und Bürger (also auch niedergelassene Ausländer) Vorteile: viele Freiwillige Nachteile: bürokratische Erfassung und Kontrolle der Zeitkonten, Einbussen in der Qualität der Freiwilligenarbeit 16

Zukunftsmodelle freiwilliger Arbeit > Modell der Einsicht Idee: Gemeinsinn durch Einsicht: «Gutes Tun zahlt sich irgendwann aus» Intrinsische Beweggründe des Helfens Vermittlung im Elternhaus und in Schulen (servicelearning Migros-Kulturprozent) rund 50 Prozent der 17-Jährigen in der Schweiz favorisieren die Übernahme einer gemeinwohlorientierten Aufgabe in den Bereichen Umwelt, Gesundheit oder Soziales (statt Wehrdienst) 17

Zukunftsmodelle freiwilliger Arbeit > Modell der Gegenseitigkeit Idee: Gemeinsinn durch Gegenseitigkeit: «Jemandem zu helfen, ist die beste Möglichkeit später Hilfe zu erhalten» Modell des Gebens und Nehmens Kiss-Projekt Vereine, Organisationen und Behörden müssen Anreize zur Beteiligung schaffen (Mitsprache, flexible Zeitmodelle, Laufbahnentwicklung, Weiterbildung, Zeitgutschriften) egotaktische Motivlagen bei jungen Freiwilligen präsent 18

*Zusammenfassung v Freiwilligenarbeit als Schrittmacher einer lebendigen Zivilgesellschaft v Rückgang der freiwilligen Arbeit in- und ausserhalb von Organisationen in der Schweiz in den vergangenen zwei Jahrzehnten v Generationen mit unterschiedlicher Engagementbereitschaft v Jüngere stärker mit egotaktischer Motivlage, ältere Generation mit altruistischen Beweggründen v Idee des Gebens und Nehmens als Zukunftsmodell 19

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! 20