Conflicting past common future Projektwoche in Baia Mare (Rumänien) Thema: Widerstand gegen den Kommunismus Begonnen haben wir die lang ersehnte Reise, in das uns vollkommen unbekannte Rumänien am 24.03.2010 um 15:45 auf Gleis 4 des Bahnhofs in Erlangen. Ab Nürnberg ging es dann per ICE weiter nach München. Nach einer verhältnismäßig kurzen Nacht in der Jugendherberge München-Park brachen wir gegen 6:00 Uhr morgens in Richtung Münchner Flughafen auf, von wo aus wir, zum Schrecken unserer weiblichen Mitschülerinnen mit einer Propellermaschine nach Cluj (Klausenburg) flogen. Dort angekommen checkten wir in unser kleines aber feines Hotel ein und erkundeten erst einmal auf eigene Faust die Stadt. Zum Essen gingen wir dann in eines der zahlreichen Restaurants der Innenstadt und bekamen für knapp 4 ein komplettes reichhaltiges Menü inklusive Getränk, was schon etwas Staunen bei uns hervorrief, als wir die Rechnung erhielten. Anschließend trafen wir uns mit Professor Schreiber vom Deutschen Kulturzentrum, der uns den kompletten Nachmittag bei strahlendem Sonnenschein und gefühlten 25 C durch die Stadt führte und uns Land und Leute näherbrachte. Professor Schreiber vom Deutschen Kulturzentrum bei der Stadtführung durch Klausenburg
Kaum zu glauben, dass in dieser Stadt über 100000 Studenten an zehn (!) verschiedenen Universitäten immatrikuliert sind und sogar 15 Studiengänge rein in deutscher Sprache angeboten werden. Mit über 10 praktizierten Religionen und fünf Bischöfen verfügt die Stadt zudem über eine unglaublich große religiöse Vielfalt. Fast vier Stunden führte uns Herr Schreiber durch die Stadt. Nach einer wahren Flut von Informationen, waren wir Schüler am Ende heilfroh, als wir diesen Marathon hinter uns hatten und den Tag gemeinsam mit unseren Lehrern in einem rumänischen Irish Pub ausklingen lassen konnten. Nach einer erholsamen Nacht ging es nach dem Frühstück direkt in das deutsche Kulturzentrum, wo wir wieder durch Herrn Schreiber etwas über die Lage der noch in Rumänien lebenden Deutschen erfahren konnten. Ihre Anzahl ist in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich zurückgegangen; mittlerweile leben noch schätzungsweise 50000 Rumäniendeutsche vor allem in Siebenbürgen und in der Region Banat. Nachdem wir uns von Herrn Schreiber verabschiedet hatten, durften wir noch einmal ohne Herrn Schön und Herrn Altmann die Läden erkunden, die uns mit vergleichsweise niedrigen Preisen anlockten. Gegen 17.00Uhr ging es dann weiter nach Baia Mare. Klausenburg, drittgrößte Stadt Rumäniens und Sitz der berühmten dreisprachigen Babeş-Bolyai-Universität
Obwohl Baia Mare nur 150km von Klausenburg entfernt liegt, dauerte die Fahrt dorthin fast drei Stunden. Etwas erschöpft kamen wir in der Hauptstadt der Maramureş an und wurden sofort sehr herzlich von unseren Gastfamilien in Empfang genommen. Nach einem leckeren Abendessen wurden wir dann gleich von unseren Partnern in das rumänische Nachtleben eingeführt. Müde fielen wir in die Betten, doch nach nur wenigen Stunden Schlaf erwartete uns bereits um 8.00Uhr der Reisebus, welcher uns für einen Zweitagesausflug in die Karpaten brachte. Hier trafen wir zum ersten Mal auch die anderen Gastschüler aus Polen und Litauen und Rumänien. Auf der Fahrt besichtigten wir unter anderem die einzigartigen bis zu 80m hohen Holzkirchen und besuchten mit dem Merry Cemetery, eines der Wahrzeichen der Region. Auf diesem Friedhof sind die Gräber nicht mit tristen Grabsteinen sondern mit lustigen Sprüchen und bunten Farben geschmückt, was spontan eine sehr ungewöhnlich positive Stimmung bei uns ausgelöst hat. Unserer Meinung nach ist dies jedoch eine sehr angenehme Art und Weise mit dem Tod umzugehen und seine verstorbenen Angehörigen zu besuchen! Passend zu unserem Projekt haben wir dann in Sighet das Memorial Museum besucht. Es ist in einem alten Gefängnisbau untergebracht und informiert sehr ausführlich über die Zeit des Der fröhliche Friedhof Merry Cemetery von Sapanta
Kommunismus in Rumänien. Übernachtet haben wir in einem Kloster, unmittelbar neben der höchsten Holzkirche der Maramureş. Am nächsten Tag besuchten wir das erste Mal unsere Partnerschule. Es begann mit zwei Unterrichtsstunden, die wir in den Klassen unserer Austauschpartner hospitieren durften. Danach trafen sich alle am Projekt beteiligten Schüler und Lehrer im Lehrerzimmer der Schule, welches uns für diese Woche zur Verfügung gestellt wurde. Jede Schule hatte nun die Aufgabe sich selbst und seine Heimat mit Hilfe einer Powerpointpräsentation den anderen darzustellen. Danach hielt ein Geschichtslehrer der Schule einen Vortrag über die Ära Ceaucescus. Schulschluss war dann wie in den darauffolgenden Tagen um 14:00Uhr, so dass wir jeden Nachmittag eine ganze Menge Freizeit hatten, die wir meist zusammen verbrachten und dazu nutzten uns die Stadt näher anzusehen, einen Ausflug in die Ausläufer der Karpaten zu machen, oder auch einfach nur Billard spielen oder schwimmen zu gehen. Da wir viel Zeit zusammen verbrachten und uns untereinander sofort sehr gut verstanden, haben sich schnell tiefe Freundschaften gebildet. Einige von uns liefen sogar einen Großteil der Zeit Arm in Arm mit ihren Austauschpartnern durch die Stadt, was wir vorher wohl nie für möglich gehalten hätten. Gemeinsam unterwegs in Baia Mare
Der Mittwoch stand dann ganz im Zeichen des Projekts. Wir hatten im Vorfeld die Aufgabe bekommen uns mit dem Widerstand gegen den Kommunismus in Deutschland zu beschäftigen und 15 Folien mitzubringen, die diesen Teil unserer eigenen Geschichte widerspiegeln. Es wurden vier Gruppen gebildet, die jeweils aus Schülern aller vier anwesenden Nationen bestanden. Wir hatten nun die Aufgabe in unseren Gruppen die eigene Geschichte den anderen Nationen zu präsentieren und von diesen einen Teil ihrer Geschichte zu hören. Dies war für alle beteiligten Schüler gar nicht so einfach, da die Kommunikation natürlich auf Englisch vor sich gehen musste. Hinterher hatten wir in der Gruppe Fragen zu beantworten, zu verschiedenen Thesen Stellung zu nehmen und die wesentlichen Thesen für eine gemeinsame Präsentation zusammenzutragen. Auch wenn dieser Teil des Aufenthaltes recht anstrengend war, so war es doch sehr interessant etwas über die Geschichte der anderen Länder zu erfahren und mit diesen darüber zu diskutieren. Am nächsten Tag endete dann leider schon unser Aufenthalt in Rumänien. Bereits früh um 5.45Uhr mussten wir mit Tränen in den Augen von unseren so lieb gewonnenen Freunden Abschied nehmen. Insgesamt war es wirklich eine ganz tolle Begegnung, die wir so schnell bestimmt nicht vergessen werden. Wir haben viele neue Freunde gewonnen und einen guten Einblick in ein uns völlig unbekanntes Land erhalten. Deshalb möchten wir uns bei all denjenigen bedanken, die uns diese Fahrt ermöglicht haben. Kevin Lemmer & Anne Heydrich, W11a