Drei Stufen zur Unterstützung eines barrierefreien Tourismus

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EXECUTIVE SUMMARY. Tourismus für Alle eine Situationsanalyse

Transkript:

Drei Stufen zur Unterstützung eines barrierefreien Tourismus Dipl.-Ing. Dr. Franz Pühretmair fp@ki-i.at 1

Knapp die Hälfte der Behinderten in Deutschland würde häufiger verreisen, wenn es mehr barrierefreie Angebote gebe Rund 40 Prozent haben schon einmal wegen fehlender Angebote auf einen Urlaub verzichtet Max Stich, ADAC-Vizepräsident für Touristik, 2003 2

Motivation 15 20 % der europäischen Bevölkerung sind von einer temporären oder einer permanenten Behinderung betroffen Die Bevölkerungspyramide verändert sich, der Anteil älterer Menschen wir immer größer zur Zeit sind etwa 25% der Bevölkerung älter als 60 Jahre in 20 Jahren wird es jeder Dritte sein Menschen mit Behinderungen haben ein Reisebedürfnis Die Anzahl der Reisen liegt nur etwas unterhalb des Durchschnitts Bei Reisen im Heimatland liegen sie sogar deutlich über dem Durchschnitt In Deutschland verreisen 55 % der etwa 7 Millionen Behinderten (Max Stich, 2003) mindestens einmal pro Jahr buchen insgesamt rund 5 Millionen Reisen pro Jahr mit einer durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von 14 Tagen Menschen mit Behinderungen reisen selten alleine Alle Menschen profitieren von zugänglichen ( barrierefreien ) Angeboten 3

Alle Menschen profitieren Betrachtet man die Gesamtbevölkerung, so ist Zugänglichkeit für: 10% eine Grundvoraussetzung und eine Notwendigkeit 30 40% eine wesentliche Erleichterung 100% ein Komfortaspekt Beispiel: Seilbahnen 4

Zielgruppe - Menschen mit Behinderungen Verschiedene Behindertengruppen haben unterschiedliche Bedürfnisse, wobei manche übereinstimmen und andere widersprechen Menschen mit Mobilitätseinschränkungen Menschen mit Sehbehinderungen Blinde Menschen Menschen mit Hörbehinderungen Taube Menschen Menschen mit kognitiven Behinderungen Altersbedingte Beeinträchtigungen Vorübergehende Beeinträchtigungen Mehrfachbehinderungen Menschen mit Behinderungen verwenden Assistierende Technologien 5

Tourismus und Zugänglichkeit Beim Reisen haben Menschen mit Behinderungen und ältere Menschen spezielle Anforderungen meist in Bezug auf die Zugänglichkeit bzw. Verfügbarkeit: öffentlicher Verkehr bzw. Transportmöglichkeiten Übernachtungsmöglichkeiten Gastronomie Sehenswürdigkeiten Freizeitangebot Infrastruktur 6

Was ist für Menschen mit Behinderungen wichtig? Wichtigkeit 82% Unterkunft 76% Beweglichkeit im Urlaubsort 74% An- und Abreise 71% Ausflüge 71% Organisation der Reise 62% Kulturelle Aktivitäten 61% Orientierung nach der Ankunft 58% Vor-Ort Services 52% Medizinische Vorsorge 51% Gastronomie 37% Einkaufsmöglichkeiten 19% Sport Quelle: Ökonomische Impulse eines barrierefreien Tourismus für alle (BMWA, Berlin 2003) 7

Tourismus und Barrierefreiheit Die Planung einer Reise beginnt nicht im Urlaubsort Informationen über die Barrierefreiheit beeinflussen das gesamte Buchungsverhalten Menschen mit Behinderungen suchen ganz gezielt nach derartigen Informationen Oft ist das Fehlen dieser Informationen ein Grund, warum ein Urlaubsort / Urlaubsregion für diese Zielgruppe nicht so attraktiv ist 8

Tourismus und Barrierefreiheit 3 Phasen eines Urlaubs: Reisevorbereitung und Entscheidung über das Reiseziel Reise (hin und zurück) Verkehrsmittel und Reiseinfrastruktur Aufenthalt vor Ort Ankommen und Orientieren Fortbewegung am Urlaubsort Wohnen und Schlafen Essen und Trinken Freizeit und Sport Service und Assistenz Unterhaltung und Kultur Ausflug und Shopping 9

Tourismus und Barrierefreiheit Drei Stufen zur Unterstützung eines barrierefreien Tourismus: Zugängliche Darstellung Kommunikation und Werbung Physische Zugänglichkeit 10

Informationsbeschaffung Reisebüros Fehlender Zugang zu Informationen, die die Reiseplanung in Bezug auf Menschen mit Behinderungen betreffen Ungenauigkeit der Informationen z.b.: Fehlendes Wissen und Unverständnis für spezielle Wünsche und Anforderungen Kataloge, Broschüren, Informationsmaterial Das Internet wird als Informationsplattform immer wichtiger Tourismusplattformen und Buchungssysteme Web-Seiten von touristischen Objekten (Hotels, Sehenswürdigkeiten, etc.) Web-Seiten von Interessensvertretungen Web-Portale zum Austausch von Erfahrungen, Informationen, etc. 11

Barrierefreiheit von Tourismusplattformen Das Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT) in Berlin hat eine Studie durchgeführt, in der 16 offizielle, nationale Tourismusplattformen innerhalb der Europäischen Union bewertet wurden. Evaluierungskriterien: Web Content Accessibility Guidelines (WCAG 1.0) des W3C 59 Kriterien wurden evaluiert Wenn von einer Web-Seite die geringste Zugänglichkeitsstufe A (Priorität 1) erreicht wurde, wurde sie mit 100 % bewertet 12

Barrierefreiheit von Tourismusplattformen Keine der Tourismusplattformen erreichte zumindest die Basiszugänglichkeit 13

Barrierefreiheit von Tourismusplattformen Der aktuelle Stand - Informationsdarstellung in Tourismusinformationssystemen oder auf einzelnen Objektseiten Touristen Tourismusinformationen Touristische Produkte & Dienstleistungen Erfolgreiche Informationssuche 14

Barrierefreiheit von Tourismusplattformen Gelegentlich findet man - Darstellung von Zugänglichkeitsinformation auf einer zentralen Seite Touristen Touristen mit Behinderungen Informationen über die Zugänglichkeit Tourismusinformationen Touristische Produkte & Dienstleistungen Erfolgreiche Informationssuche 15

Barrierefreiheit von Tourismusplattformen So sollte es zukünftig sein - Barrierefreie Tourismusplattform mit integrierten (allgegenwärtigen) Zugänglichkeitsinformationen Touristen Barrierefreies Web-Design Tourismusinformationen Informationen über die Zugänglichkeit Touristische Produkte & Dienstleistungen Erfolgreiche Informationssuche 16

Zusammenfassung Barrierefreier Tourismus: Indikator für Qualität und Bildung eines Markenzeichens Abgrenzung von der Konkurrenz (neue Zielgruppe) Ökonomisches Potential mit Wachstumsmöglichkeiten Unterstützung aller drei Ebenen: Physische Zugänglichkeit, Information (Kommunikation und Werbung) Zugängliche Darstellung Alle Benutzer profitieren von zugänglichen Angeboten 17

Kontakt: Dipl.-Ing. Dr. Franz Pühretmair Kompetenznetzwerk Informationstechnologie zur Förderung der Integration von Menschen mit Behinderungen (KI-I) Hauptstraße 119 A-4232 Hagenberg Telefon: +43-7236-3343-461 e-mail: fp@ki-i.at Internet: www.ki-i.at 18