Der Wandel der Altersstruktur in der Bevölkerung wird hier in der Entwicklung des Jugend-, Alten- und Gesamtquotienten gezeigt.

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Transkript:

Hiltrud Bayer/ Annette Pönisch Demografischer Wandel ist überall Die Bevölkerung ist einem dauerndem Wandel unterworfen. So ändert sich ihre Größe wie auch ihre innere Zusammensetzung und ihre räumliche Verteilung. Das Besondere am demographischen Wandel ist, dass die Fertilität auf ein Niveau abgesunken ist, bei de m die Bevölkerung langfristig abnimmt. Eng verbunden mit dieser Schrumpfung ist die Alterung der Bevölkerung. Der Anteil der alten Menschen steigt, der Anteil der jüngeren Personen sinkt. Der Demographische Wandel ist überall, egal welches Thema betrachtet wird, irgendwann stößt man immer wieder auf Fragen zu dieser Entwicklung. Der Wandel in den letzen Jahrzehnten hat die altersmäßige Zusammensetzung der Bevölkerung verändert, wobei die Entwicklung regional ungleichmäßig verlaufen ist. Die Bevölkerungsentwicklung wird durch das Geburtenverhalten, die Sterblichkeit und das Wanderungsgeschehen bestimmt und übt außerdem einen großen Einfluss auf alle gesellschaftlichen Teilbereiche aus. Hierzu gehören unter anderem die Bereiche der sozialen Sicherung, der wirtschaftlichen und der regionalen Entwicklung, der medizinischen Versorgung, des bürgerschaftlichen Engagements und der Generationenbeziehungen. Der Wandel der Altersstruktur in der Bevölkerung wird hier in der Entwicklung des Jugend-, Alten- und Gesamtquotienten gezeigt. Jahr Jugendquotient 1) Altenquotient 2) Gesamtquotient 1871 83,7 8,9 92,6 1890 89,2 10,3 99,5 1900 86,4 9,7 96,1 1910 85,4 9,8 95,2 1925 62,5 9,9 72,4 1933 48,7 11,4 60,1 1939 52,7 13,1 65,8 1950 50,8 16,3 67,1 1960 47,3 19,3 66,6 1970 53,4 24,6 78,0 1980 46,3 26,9 73,2 1990 34,2 23,6 57,8 2000 34,0 26,8 60,8 2010 30,3 33,8 64,1 2011 29,8 33,7 63,5 1) Unter 20jährige je 100 20- bis unter 65jährige. 2) 65jährige und ältere je 100 20- bis unter 65jährige. Quelle: Statistisches Bundesamt Der Jugendquotient berechnet sich, indem man die Anzahl der unter 20-Jährigen durch die Anzahl der Personen im Alter zwischen 20 und 64 teilt. Als Prozentzahl gibt er an, wie viele unter 20-Jährige auf Personen im Alter zwischen 20 und 64 Jahren treffen. Somit stellt er ein Maß für die Altersstruktur einer Gesellschaft dar. Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes lag der Jugendquotient im Deutschen Reich 1890 bei 89%. Auf 100 Personen im Alter zwischen 20 und 64 Jahren trafen also 89 unter 20-Jährige. Im Jahr 1960 betrug der Jugendquotient nur noch 47% und rutschte bis 2011 auf 30% ab. Beim Altenquotient wird die Anzahl der Personen, die 65 Jahre und älter sind, in Beziehung zur Anzahl der erwerbsfähigen Menschen zwischen 20 und 64 Jahre gesetzt. Um 1900 kamen auf 100 Personen der mittleren Generation rund 10 Personen der alten Generation. Dieser Quotient hat sich bis heute auf 34 erhöht. Für die Abgrenzung zwischen den Altersgruppen gibt es keine vorgeschriebenen Altersgrenzen. Im vorliegenden Indikator wurden als Grenzen für die Erwerbsphase

20 bis unter 65 Jahre gewählt, in Verbindung mit dem gesetzlichen Rentenalter für die Ruhestandsphase: 65 Jahre und älter. Addiert man beide Quotienten, erhält man den Gesamtquotienten, der das Verhältnis der nicht produktiven Altersgruppen zu der der produktiven Altersgruppe ins Verhältnis setzt, also Auskunft über die Versorgungsaufgaben der mittleren Generation gibt. Abb. 1: Prognose des Jugend-, Alten- und Gesamtquotienten bis 2060 Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes wird sich der Jugendquotient in den nächsten Jahrzehnten nicht gravierend verändern. Der Altenquotient hingegen wird schon in den nächsten Jahren deutlich ansteigen, 2040 wird er bereits bei 62 liegen und wird sich bis 2060 auf 67 erhöhen. Demnach wird im Jahr 2060 auf jede Person der mittleren Generation mindestens eine Person entfallen, die entweder jünger als 20 Jahre oder 65 Jahre und älter ist. Der demografische Wandel bzw. die demographischen Prozesse verlaufen je nach Region sehr unterschiedlich. Schon die Daten auf Bundesländerebene zeigen, dass die neuen Bundesländer und die Stadtstaaten Hamburg und Berlin die niedrigsten Jugendquoten haben. Ebenfalls niedrige Altenquoten haben die Stadtstaaten, so dass auch deren Gesamtquotient am niedrigsten ist.

Tab.2: Jugend-, Alten- und Gesamtquotient in den Bundesländern Bundesländer Jugendquotient Altenquotient Gesamtquotient Anteil (%) der unter 20- Jährigen in der Bevölkerung Anteil (%) der über 65-Jährigen in der Bevölkerung Anteil der Nichtdeutschen in der Bevölkerung SCHLESWIG- HOLSTEIN 32,3 36,9 69,3 19,1 21,8 5,3 HAMBURG 26,7 29,3 56,0 17,1 18,8 13,8 NIEDERSACHSEN 32,6 35,0 67,6 19,4 20,9 6,9 BREMEN 28,0 35,1 63,0 17,1 21,5 12,7 NORDRHEIN- WESTFALEN 31,6 33,6 65,2 19,2 20,3 10,7 HESSEN 30,5 32,6 63,1 18,7 20,0 11,5 RHEINLAND- PFALZ 30,9 33,9 64,8 18,8 20,6 7,9 BADEN- WÜRTTEMBERG 31,9 31,9 63,8 19,5 19,5 12,1 BAYERN 31,0 31,9 62,9 19,0 19,6 9,9 SAARLAND 27,8 35,9 63,7 17,0 21,9 8,7 BERLIN 25,0 29,2 54,1 16,2 18,9 14,1 BRANDENBURG 24,0 35,8 59,8 15,0 22,4 2,8 MECKLENBURG- VORPOMMERN 23,2 34,7 57,9 14,7 22,0 2,5 SACHSEN 24,2 40,3 64,5 14,7 24,5 2,9 SACHSEN- ANHALT 22,8 39,3 62,2 14,1 24,3 1,9 THÜRINGEN 23,1 37,0 60,1 14,4 23,1 2,3 DEUTSCHLAND 29,8 33,7 63,5 18,2 20,6 9,1 Quelle: Eigene Berchungenen auf der Basis der Daten der Statistischen Landesämter Trotz hoher Altenanteile in den neuen Ländern liegt deren Gesamtquotient noch unter dem Bundesdurchschnitt. Niedersachsen und Schleswig-Holstein haben die höchsten Jugendquotienten und auch hohe Altenquotienten, so dass der Gesamtquotient in diesen Ländern am höchsten ist. Zwischen Berlin und Schleswig-Holstein variiert der Gesamtquotient um 15 Prozentpunkte. Tab.3: Jugend-, Alten und Gesamtquotienten nach Kreistypen Ende 2011 Kreistypen Jugendquotient Altenquotient Gesamtquotient Kreisfreie Großstädte 26,8 31,3 58,0 Städtische Kreis 32,1 34,1 66,2 Ländliche Kreise mit Verdichtungsansätzen 30,5 35,6 66,1 Dünn besiedelte ländliche Kreise 29,1 35,7 64,8 Deutschland 29,8 33,7 63,5 Quelle: Eigene Berechnungen auf der Basis der Daten des BBSR und der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder

Tab.4: In welchen Kreistypen lebt die Bevölkerung Deutschland Ende 2011? Kreistypen Bevölkerung nach Altersgruppen in % insgesamt unter 20- Jährige 20- bis unter 65- Jährige über 65- Jährige Kreisfreie Großstädte 28,9 26,9 29,9 27,7 Städtische Kreise 39,3 41,6 38,6 39,1 Ländliche Kreise mit Verdichtungsansätzen 17,2 17,4 17,0 17,9 Dünn besiedelte ländliche Kreise 14,6 14,2 14,5 15,3 Deutschland 100,0 100,0 100,0 100,0 Quelle: Eigene Berechnungen auf der Basis der Daten des BBSR und der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder Bei der Analyse der Quotienten in der von der BBSR/BBR entwickelten Raumtypsierung fällt auf, dass der Jugendquotient nicht so stark variiert. Die höchsten Jugendquotienten haben die städtischen Kreise, gefolgt von den ländlichen Kreisen mit Verdichtungsansätzen, in diesen Kreisen wachsen in Deutschland 59% der unter 20-Jährigen auf. Die ländlichen Kreise mit Verdichtungsansätzen und dünn besiedelte ländliche Kreise haben jeweils Altenquotienten von ca. 36%, während nur jeder dritte über 65 Jahren in einem dieser Kreistypen lebt. Die folgende Karte zeigt, wo und in welchem Kreistyp in Deutschland die Kinder und Jugendliche aufwachsen. Ca. 32% wachsen in den dünn besiedelten und ländlichen Kreisen auf. Diese liegen hauptsächlich in den neuen Ländern, in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und in Bayern.

Karte 1: Jugendquotienten nach Kreistypen Gut zwei von drei unter 20-Jährigen wachsen in Großstädten und städtischen Kreisen auf. Die städtischen Kreise liegen oft um die Großstädte wie z.b. Hamburg, Bremen, München, Augsburg oder Nürnberg. Die Karte zeigt auch, dass in Nordrhein-Westfalen, Hessen, Saarland und Baden-Württemberg in erster Linie die Kinder und Jugendlichen in Großstädten und städtischen Kreisen aufwachsen.

Karte 2: Jugendquotienten 2011 Auch in den kreisfreien Städten und in den Landkreisen fallen die Jugend- und Altenquotienten sehr heterogen aus. So sieht man auf den ersten Blick, dass die Kreise in den neuen Ländern sehr niedrige Quotienten aufweisen, die Städte Suhl und Cottbus haben die niedrigsten mit 18,5 bzw. 18,7. Die Landkreise Cloppenburg und Vechta haben die höchsten Werte. Die meisten Kreise in den alten Ländern weisen Werte zwischen 28 und 37 auf.

Karte 3: Altenquotienten 2011 Die Karte mit den Altenquotienten zeigt keine eindeutige Ost- Westdifferenzierung. Die meisten Kreise mit den hohen Quotienten liegen jedoch in den neuen Ländern und in Rheinland-Pfalz und Niedersachsen. Viele kreisfreie Städte haben niedrige Quotienten, wie z.b. die Städte Heidelberg und Freiburg mit 23,6. Dagegen sind die Städte Baden-Baden und Dessau-Rosslau mit den höchsten Quotienten sehr beliebte Wohnorte bei den Älteren.

Karte 4: Gesamtquotienten 2011 Bei der Karte mit den Gesamtquotienten fällt auf, dass fast alle Kreise in Schleswig-Holstein und Niedersachsen die höchsten bzw. sehr hohe Quotienten aufweisen die Kreise Lüchow- Dannenberg, Osterode im Harz und Holzminden stehen an der Spitze. Die Mehrzahl der Kreise in den neuen Ländern haben niedrige Gesamtquotienten.

Bei der Betrachtung der Karten wird deutlich, dass der demografische Wandel regional sehr unterschiedlich verläuft. Bundes- und Landesdurchschnittswerte und selbst Kreisdurchschnittswerte täuschen leicht über lokale Problemlagen hinweg. Was für die Region gilt, gilt nicht zwingend für die einzelne Stadt, was für die Stadt gilt, nicht für jedes Quartier. Der demografische Wandel ist besonders für die kommunale Politik eine Herausforderung. Kommunen müssen eine zukunftsorientierte Seniorenpolitik verfolgen und Maßnahmen ergreifen, mit denen die Kinder- und Familienfreundlichkeit erhöht wird, dabei sind die Ausgangsbedingungen, Potentiale und Ressourcen in den einzelnen Kommunen sehr unterschiedlich. Aufgrund der föderalen Aufgabenverteilung in Deutschland erbringen die Gebietskörperschaften der kommunalen Ebene in stärkerem Ausmaße öffentliche Leistungen für jüngere Generation, dagegen relativ wenige Leistungen für die ältere Generation. Anders als etwa in der Kinder- und Jugendpolitik gibt es keinen klar und verbindlich formulierten gesetzlichen Rahmen. Eine integrierte Altenplanung, die an den Lebenslagen, Lebenswelten und Lebensstilen der älteren Bevölkerung ausgerichtet ist, fehlt vielerorts. Oftmals ist die politische Diskussion durch negative Altersbilder bestimmt, sowie ausschließlich an vermeintlichen Belastungen orientiert, die durch einen wachsenden Anteil älterer Menschen entstehen. So müssen z.b. angesichts des höheren Pflege- und Betreuungsaufwands altengerechte Wohn- und Infrastrukturangebote aufgebaut werden. Die stark wachsende Anzahl der älteren Menschen zwingt die Kommunen ihre Seniorenpolitik auf diese Entwicklung auszurichten. Die Entwicklung zu immer kleineren und räumlich zerstreuten Familien führt dazu, dass die tradierten sozialen Netzwerke brüchiger werden und der Bedarf an Unterstützung durch z.b. Nachbarschaftshilfe wächst oder es müssen andere Unterstützungsnetzwerke etabliert werden. Die älteren Bürgerinnen und Bürger brauchen einen guten Zugang zu gesellschaftlichen Einrichtungen in den Bereichen Gesundheit und Pflege, Kultur und Bildung sowie öffentlicher Verkehr. Auch bleiben sie durch die Einbindung generationenübergreifender Netzwerke (z.b. durch Ehrenamtsbörsen oder Freiwilligenagenturen) so lange wie möglich gesellschaftlich aktiv. Unerlässlich ist es auch für die Wirtschaft sich auf eine älter werdende Belegschaft einzustellen. Das bedeutet dass Unternehmen auf altersgerechte Arbeitsbedingungen und zusätzliche Investitionen in Qualifizierung und betriebliche Gesundheitspolitik achten müssen. Für viele kleinere Kommunen ist der Umgang mit dem demografischen Wandel noch neu, es gibt keine allgemeingültigen Lösungen. So verlangt z. B. ein attraktiver Wohnort für Familien, dass die Wohnkosten gering sind und das Wohnumfeld kinderfreundlich ist. Zunehmend wichtig sind die qualitätsvollen Bildungs- und Förderangebote für Kinder- und Jugendliche sowie Entlastungsstrukturen für Familien. Mit steigenden Erwerbsquoten von Frauen kommt auch aus der Wirtschaft die Forderung, Familie und Beruf vereinbaren zu können. Um einen Wohnstandort attraktiv zu machen zählen Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung genauso wie der Ausbau der Spielflächen, ein grünes Wohnumfeld und die Bereitstellung einer wohnungsnahen Sicherung der sozialen Infrastruktur wie Kinderkrippen, Kindergärten, Kinderhorte, Grundschulen, als auch Sport- und Freizeiteinrichtungen. Kinder- und familienfreundliche Kommunen gehen dabei nicht mehr nur vom klassischen Familienmodell aus, obgleich dieses noch überwiegt. Neue Lebensmodelle, die einhergehen mit neuen Ansprüchen an das Wohn- und Lebensumfeld finden in den Konzepten dieser Kommunen Berücksichtigung. Fazit Der Demografische Wandel ist für alle Regionen und Gebietskörperschaften eine Herausforderung. Handlungsbedarf gibt es in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, auf allen räumlichen Ebenen und in allen sektoralen Feldern. Es sind vor allem die Bereiche Arbeiten und Wirtschaften, Bildung, Erholung, in Gemeinschaft leben, Wohnen, Verkehr und Mobilität sowie Versorgung, die besonders betroffen sind. Bei der Vielfalt aller Möglichkeiten, mit denen man dem Demografischen Wandel begegnen kann, ist das Engagement der Menschen vor Ort der wichtigste Faktor. Patentrezepte zur Bewältigung der Folgen des Demographischen Wandels gibt es nicht.