7 Inhaltsverzeichnis Vorwort und Dank......................................... 9 Vorwort zur 2. Auflage................................... 11 Vorbemerkung............................................ 13 Fakten zur ADHS.......................................... 15 Geschichtlicher Überblick...................................... 15 Krankheitsbild der ADHS...................................... 20 A. Wir fühlen uns anders................................. 25 Einleitung.................................................... 25 Betroffene kommen zu Wort................................... 35 01. Stimmungsschwankungen, das störendste Element meiner ADHS...................... 36 02. Meine Denkweise entspricht nicht den allgemeinen Erwartungen................................ 39 03. Pfirsiche essen, das war nicht nur eine Qual, sondern eine Folter...................................... 43 04. Mit ADHS leben: Bestandesaufnahme eines Betroffenen...... 46 05. Ich verliere mich in Tagträumen........................... 47 06. Ich fühle oft schon vor dem Ansprechen, wie sich mein Gegenüber fühlt............................. 48 07. Übergroße Sensibilität................................... 51 08. Ich habe große Angst, abgelehnt zu werden................. 54 09. Eine Berührung kann ich sehr schnell als unangenehm empfinden.................................. 57 10. Ich habe mich immer wie ein Wolf in einer Welt von domestizierten, dressierten und gezüchteten Hunden gefühlt......... 60
8 B. ADHS und Kreativität.................................. 61 Einleitung.................................................... 61 Betroffene kommen zu Wort................................... 67 11. Niemand wollte mich verstehen. Meinen Weg musste ich alleine gehen....................... 68 12. Die Entstehungsgeschichte einer CD für Kinder............. 69 C. Konflikte in Partnerschaft und Familie............... 71 Einleitung.................................................... 71 Betroffene kommen zu Wort................................... 87 13. Die Beziehungen einer Tagträumerin....................... 88 14. Auf der Suche nach dem Kick............................. 90 15. Mein Sex-Problem....................................... 93 16. ADHS in der Paarbeziehung.............................. 95 17. Ehe und Partnerschaft: An der Sonne, im Schatten........... 98 18. Beziehungen........................................... 100 19. Mein Leben als Haus- und Familienfrau................... 102 20. Die Jagd nach hochgradiger Stimulation................... 106 21. Das Zusammenleben mit einem ADS-Partner.............. 108 D. Diagnose und Therapie............................... 109 Einleitung................................................... 109 Betroffene kommen zu Wort.................................. 125 22. Seit der Einnahme von Stimulanzien hat sich mein Verhalten total verändert................................ 126 23. Schulunterricht gestern und heute........................ 130 24. Ich kann jetzt mein Leben in kontrollierte Bahnen lenken... 132 25. Ich habe es geschafft!.................................... 134 26. In unserem Familienalltag ist es ruhiger geworden.......... 139 Schlussfolgerungen, Zukunftsperspektiven, Wunschvorstellungen.................................... 143 Persönliche Anmerkung................................. 149 Literaturverzeichnis..................................... 151 Selbsthilfegruppen...................................... 157
15 Fakten zur ADHS In den Medien wird die Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitätsstörung immer noch häufig fälschlicherweise als Modediagnose dargestellt. Ein kurzer geschichtlicher Überblick soll das richtig stellen. Das Verständnis und die Entwicklung der ADHS-Diagnose lässt sich grob in fünf Etappen aufzeichnen. Geschichtlicher Überblick Erste Etappe Nachdem der Frankfurter Psychiater Dr. H. Hoffmann bereits 1847 viele Charakteristika der ADHS in seinem berühmten «Struwwelpeter» erstmals beschrieben hatte, erfolgte 1902 die medizinische Erstbeschreibung durch den englischen Kinderarzt G.F. Still. In einer Kasuistik von 20 Fällen beschrieb er Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten ohne entsprechende neurologische Ursache. Diese Kinder seien impulsiv, hyperaktiv, ihr Verhalten sei zerstörerisch und aggressiv, auf Erziehung respektive Bestrafung nicht ansprechend und häufig mit zusätzlichen Lernstörungen versehen. Knaben seien häufiger und bereits vor dem achten Lebensjahr betroffen. Der Grund für diese Symptomatik sei ein Versagen von Hemmungsmechanismen und eine gestörte Aufmerksamkeit. 1908 spekulierte A.F. Tredgold, dass leichte Hirnschädigungen bei der - Geburt, z.b. Sauerstoffmangel, zu Verhaltensproblemen in der Schule führen könnten. 1922 beschrieb L.B. Hohmann Kinder, die eine Enzephalitis durchgemacht hatten, mit «katastrophalen» Persönlichkeitsstörungen wie
16 Fakten zur ADHS Hyperaktivität, Ablenkbarkeit, Irritabilität, destruktivem und antisozialem Verhalten. Typisch sei das fehlende Ansprechen auf disziplinarische Maßnahmen. Das Konzept des «Minimal Brain Damage» war geboren. 1937 wird vom amerikanischen Kinderpsychiater W. Bradley erstmals die positive Wirkung von Stimulanzien (Benzedrin) bei Kindern mit einer «Minimal Brain Damage» beschrieben, nachdem er bereits bei Erwachsenen mit «Stimmungsschwankungen» positive Erfahrungen beobachtet hatte. 1947 verglich A.A. Strauss Verhaltensauffälligkeiten von hirngeschädigten und normalen Kindern. Er entwickelte die Theorie, dass Hyperaktivität und Hirnschädigungen häufig kombiniert aufträten. Zweite Etappe 1954 wird von der damaligen Firma CIBA das Medikament Ritalin auf den Markt gebracht. 1957 entwickeln M. Laufer und E. Denhoff die Theorie, dass das zentrale Nervensystem überstimuliert sei, dies aufgrund eines Defizits im Bereich des Thalamus und in den corticalen und subcorticalen Regionen. Die Folge seien Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität, niedrige Frustrationstoleranz mit sekundären Folgen: Lernstörungen und Verhaltensauffälligkeiten. 1962 findet in Oxford eine internationale Konferenz von Neuropädiatern statt. Der Begriff «Minimal Brain Damage» wird verlassen und neu die Bezeichnung «Minimal Brain Dysfunction» eingeführt, d.h. es wird ein typisches Syndrom mit Hyperaktivität, Verhaltens- und Lernschwierigkeiten ohne bisher bekannte Ätiologie beschrieben. Das Konzept einer «Hirnschädigung» mit nachweisbaren neurologischen Defiziten wird also fallen gelassen. Dritte Etappe 1971 beschreibt der Psychiater Paul H. Wender in seinem Buch «Minimal Brain Dysfunction in Children» die Theorie von anders ablaufenden
Geschichtlicher Überblick 17 Neurotransmitterfunktionen von Dopamin und Noradrenalin und erforscht die Wirkung von Stimulanzien auf diese Systeme. 1972 stellt die Psychologin V.I. Douglas in ihrer Forschungsarbeit dar, dass die kognitiven Beeinträchtigungen von Kindern mit einer «Minimal Brain Dysfunction» durch Aufmerksamkeitsprobleme und nicht durch motorische Defizite zu erklären sind. Vierte Etappe 1980 wird in der DSM III (dem amerikanischen Diagnosehandbuch über psychische Erkrankungen) aus «Minimal Brain Dysfunction» die «Attention Deficit Disorder». 1984 zeigen der Däne H.C. Lou und Mitarbeiter erste Forschungsresultate über die der ADHS zugrundeliegende Neurobiologie. 1987 wird in der revidierten Fassung der DSM III R die Hyperaktivität wieder in den Diagnosebegriff aufgenommen: «Attention Deficit Disorder with or without Hyperactivity», d.h. die drei Hauptsymptome von Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität erscheinen zusammen. Fünfte Etappe 1990 zeigt der amerikanische Hirnforscher A. Zametkin anhand von bildgebenden Verfahren, dass erwachsene ADHS-Betroffene eine geringere metabolische Aktivität in gewissen Regionen des Zentralnervensystems aufweisen. 1994 setzt F.X. Castellanos funktionelle MRI- («Magnet Resonance Imaging»)-Untersuchungen zur Erforschung der ADHS ein. 1994 Im gleichen Jahr werden in der DSM IV die noch heute gültigen Kriterien für die ADHS festgelegt. 1995 erscheinen in den USA die ersten umfassenden Lehrbücher zur ADHS im Erwachsenenalter von P. H. Wender und K. Nadau. 1997 veröffentlicht R.A. Barkley seine Theorie der anders ablaufenden «exekutiven Funktionen» als mögliches psychologisches Erklärungsmodell für die ADHS.
18 Fakten zur ADHS 1998 Das nationale amerikanische Gesundheitsinstitut (NIH) publiziert ein Consensus Statement über die ADHS. 1999 werden von Dougherty et al. und Krause et al. fast gleichzeitig Untersuchungen bzgl. der Rolle der Dopamin-Transporter bei ADHS veröffentlicht. 2003 Gründung des «European Network Adult ADHD», Ärzte und Wissenschaftler aus 17 Ländern sind bei der Gründung dabei. Zwischen 1990 2006 werden insgesamt 1432 Artikel zu ADHS bei Erwachsenen publiziert.
das wandernde Auge