Bioabfallpotenzial im Hausmüll

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714 Lizenziert für Michael Kern, Jörg Siepenkothen. 46. Jahrgang Juli 214 Seite 356 36 www.muellundabfall.de Fachzeitschrift für Abfallund Ressourcenwirtschaft Sonderdruck Bioabfallpotenzial im Hausmüll Modellbetrachtung zur Steigerung der Erfassung von Bioabfällen aus dem Hausmüll Bio waste potential in household waste Modeling of collection increase of bio waste from household waste Michael Kern und Jörg Siepenkothen

ABFALLANALYTIK - Bioabfall Bioabfallpotenzial im Hausmüll Modellbetrachtung zur Steigerung der Erfassung von Bioabfällen aus dem Hausmüll Bio waste potential in household waste Modeling of collection increase of bio waste from household waste Michael Kern und Jörg Siepenkothen the existing potential. Only about 3.6 % of the bio waste in household waste would be captured under these conditions analysed in a minimum scenario. Even with intensified collection efficiency, only 17 % could be collected. It is only with an expanded collection of kitchen and food waste supported by the use of biodegradable collection bags that a quarter to one third of the bio waste in residual waste can be collected separately. Assuming that the additionally collected amounts of bio waste are utilized via bio waste fermentation plants, an additional output between 26 and 25 million Nm 3 of biogas (depending on scenario) would be realized. The generated additional electricity is sufficient for 16,5 up to 144, average (4 person) households. Michael Kern Studium Landwirtschaft und Ökologische Umweltsicherung an der FH Nürtingen und der Universität Kassel, Promotion 26, vier Jahre wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachgebiet Abfallwirtschaft und Recycling, Universität Kassel, seit 199 Geschäftsführender Gesellschafter der Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH, Mitherausgeber der Fachbuchreihe Abfall-Wirtschaft sowie Autor vieler Fachpublikationen im Bereich Abfallwirtschaft und biologische Abfallbehandlung Jörg Siepenkothen Studium der Geographie mit Fachrichtung Landschaftsökologie an der WWU Münster, Aufbaustudium Ökologische Umweltsicherung an der Universität Kassel, seit 1997 Projektleiter im Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH 356 Müll und Abfall 7 14 Zusammenfassung Die Modellbetrachtung auf der Grundlage von Hausmüllanalysen zeigt, dass bundesweit noch ca. 4,7 Mio. Mg Bioabfälle im Hausmüll verbleiben. Dies entspricht ca. 39 % des gesamten Hausmüllaufkommens (ohne Geschäftsmüll). Demnach sind bei ca. der Hälfte der Bundesländer mehr Bioabfälle im Hausmüll als getrennt über die Biotonne erfasst werden. Möglichkeiten zur Abschöpfung dieses Potenzials wurden mittels verschiedener Umsetzungsszenarien der Biogutsammlung betrachtet. Bei dem Modell standen neben der flächendeckenden Einführung einer Biotonne gemäß 11 KrWG insbesondere die Ausweitung der Erfassung haushaltsstämmiger Küchen- und Nahrungsabfälle sowie verpackter Lebensmittel im Vordergrund. Als Ergebnis zeigt sich, dass die alleinige formale Umsetzung der Getrenntsammlung von Bioabfall das vorhandene Potenzial bei Weitem nicht erschließen kann. Lediglich ca. 3,6 % der Bioabfälle im Hausmüll könnten bei dem minimalen Szenario (Szenario 1 min) erschlossen werden. Mit Intensivierung der Sammelleistung können bis zu 17 % erfasst werden. Erst mit einer verstärkten Erfassung von Küchen- und Nahrungsabfällen durch kompostierbare Bioabfallsammelbeutel können ca. ein Viertel bis ein Drittel der im Hausmüll enthaltenen Bioabfälle erschlossen werden. Unterstellt man, dass die zusätzlich erfassten Bioabfallmengen vollständig der Bioabfallvergärung zugeführt werden, ergeben sich zusätzliche Biogaserträge je nach Szenario von 26 bis 25 Mio. Nm 3 Biogas. Der zusätzlich daraus gewonnene elektrische Strom reicht für 16.5 bis 144. Vierpersonenhaushalte. Summary The modelling of bio waste presented in this paper is based on numerous household waste analyses and shows that the residual waste from German households still contains about 4.7 million tons of organic waste, i.e. 39 % of the total quantity of domestic residual waste (without business waste). This means that in about 5 % of the German Federal States more organic waste is collected with the residual waste than via the separate collection of bio waste. Options to fully utilise the existing potential were analysed based on various implementation scenarios for the collection of bio waste. Apart from the nationwide introduction of a bio waste bin conformable to 11 of the Recycling Management and Waste Law the model also considers an increased collection of kitchen and food waste from households as well as packaged foodstuffs. Results clearly show that the formal implementation of separate collection of bio waste alone, can by far not tap 1. Veranlassung und Vorgehensweise In Deutschland werden jährlich ca. 4,4 Mio. Mg Bioabfälle (212) aus privaten Haushalten über die Biotonne erfasst. Dies entspricht einem spezifischen Bioabfallaufkommen von ca. 54 kg pro Einwohner und Jahr (bezogen auf alle Einwohner der Bundesrepublik). Dennoch verbleibt eine sehr große Menge Bioabfälle im Hausmüll. Insbesondere Küchen- und Nahrungsabfälle werden heute sehr schlecht erfasst und überwiegend über den Hausmüll entsorgt. Dies gilt auch für die Gebiete, die eine Biotonne eingeführt haben. Bei der Umsetzung der Kaskadennutzung von Bioabfällen (energetische Nutzung in Form von Biogas und stoffliche Nutzung in Form von Kompost) zeigt sich mehr und mehr, dass die Biogasausbeute unbefriedigend ist. Die realisierten Biogaserträge bleiben oftmals deutlich unter den erwarteten Biogasmengen zurück. In diesem Zusammenhang ist festzustellen, dass die spezifischen Biogaserträge bei der Restabfallbehandlung (anaerobe MBA-Anlagen) i. d. R. höher sind als bei der Behandlung getrennt erfasster Bioabfälle. Dies ist im Wesentlichen darauf zurückzuführen, dass die sehr biogasreichen Nahrungs- und Küchenabfälle im Restabfall verbleiben und erst gar nicht in die Biotonne gelangen. Vor diesem Hintergrund werden in dem nachfolgend dargestellten Stoffstrommodell die Mengen der über den Hausmüll entsorgten Bioabfälle ermittelt sowie verschiedene Varianten der zusätzlichen Erfassung von Bioabfällen modelliert. Hierbei wird eine flächendeckende Umsetzung der Getrenntsammlung von Bioabfällen mittels Biotonne sowie eine zusätzliche Steigerung der Erfassung von Küchen- und Nahrungsabfällen durch kompostierbare Bioabfallsammelbeutel betrachtet. Den Bürgerinnen und Bürgern muss ein bequemes und sauberes System für Erfassung und Transport dieser Materialien zur Verfügung stehen. Denn in verschiedenen Untersuchungen wurde nachgewiesen, dass durch den Einsatz kompostierbarer Bioabfallsammelbeuteln die Akzeptanz der separaten Erfassung von Küchen-/Nahrungsabfällen gesteigert werden kann und somit höhere Abschöpfungsraten von Bioabfällen erreicht werden 1. Damit ist zu erwarten, dass auch die spezifischen Biogaserträge steigen. 1 Manfred Kanthak und Frieder Söling 212: Bewertung des Einsatzes von kompostierbaren Sammelbeuteln aus ecovio Material in einer Großstadt in Hinblick auf Akzeptanz, Mengensteigerung und Fehlwurfanteil. In: Müll und Abfall 8/121

Grundlage für das Modell waren umfangreiche Hausmüllanalysen, die das Witzenhausen-Institut in den vergangenen Jahren in Städten und Landkreisen mit und ohne Biotonne bundesweit durchgeführt hat. Die so ermittelten Hausmüllzusammensetzungen wurden auf verschiedene Siedlungsstrukturen heruntergebrochen. Zudem wurden weitere abfallwirtschaftliche Rahmenbedingungen berücksichtigt, sodass insgesamt die Hausmüllzusammensetzungen von 28 Modellclustern ermittelt werden konnten. Jeder der 388 öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger (öre) in Deutschland wurde anschließend einem Modellcluster zugeordnet. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass sich das Modell nur auf die im Hausmüll enthaltenen Bioabfälle bezieht und nicht die Gesamterfassungsleistung an Bioabfällen über die Biotonne beschreibt. Bei den dargestellten zusätzlich getrennt erfassten Bioabfällen aus dem Hausmüll müssten demzufolge noch entsprechende Mengen Bioabfälle aus dem Garten hinzugerechnet werden. Grundlage der Potenzialermittlung war das in den jeweiligen Abfallbilanzen der Länder ausgewiesene Restabfallaufkommen (Hausmüll inklusive Geschäftsmüll), das sich 212 insgesamt auf 14,1 Mio. Mg bzw. 173 kg je Einwohner und Jahr belief. Nach Abschätzungen des Witzenhausen-Instituts sind darin ca. 1,9 Mio. Mg Geschäftsmüll enthalten, sodass die tatsächliche geschäftsmüllbereinigte Haumüllmenge ca. 12,2 Mio. Mg ausmacht. Der Anteil des Geschäftsmülls am Rest abfall nimmt in der Regel proportional zur Einwohnerdichte zu. Für die entsprechenden wurden die Geschäftsmüllanteile abgeschätzt und das Restabfallaufkommen entsprechend reduziert. 2. Entwicklung des Stoffstrommodells für Bioabfälle im Hausmüll Zur Bewertung der im Hausmüll enthaltenen Bioabfälle wurde ein Modell entwickelt, das den Verbleib der Bioabfälle im Hausmüll quantifiziert. Basis für dieses Stoffstrommodell ist die umfangreiche interne Datensammlung des Witzenhausen-Instituts zu Mengen, Qualitäten und Zusammensetzungen von Rest- und Bioabfällen aus privaten Haushalten, die auf der Grundlage von bundesweit durchgeführten Hausmüllanalysen (in 25 öre mit ca. 6 Mio. Einwohnern) erarbeitet wurde. Unter Bioabfällen werden hier in Anlehnung an das KrWG folgende in privaten Haushalten anfallende Stoffströme betrachtet: 1. Garten- und Parkabfälle (Gartenabfälle) 2. Küchenabfälle aus Haushaltungen (i. d. R. vor Kochtopf) 3. Nahrungsabfälle aus Haushaltungen (Nahrungsabfälle, i. d. R. nach Kochtopf/Teller) 4. Verpackte Lebensmittel (nach Art, Beschaffenheit oder stofflichen Eigenschaften vergleichbar zu Nahrungsabfällen) Bei dem Modell wurden die relevanten strukturellen und logistischen Parameter, die Einfluss auf Mengen und Entsorgungswege von Bioabfällen haben, ermittelt und in das Modell eingearbeitet. Region Siedlungsstruktur Anzahl öre Tabelle 1 Verteilung der öre und Einwohner auf die Siedlungsstrukturen ( Region) 2.1 Siedlungsstrukturen () Zunächst wurden die 388 öre entsprechend ihrer Siedlungsstruktur in vier verschiedene geclustert: ländliche Region (< 15 E/km 2 ) dichter besiedelte ländliche Region (15 bis 75 E/km 2 ) städtische Region (75 bis 1.75 bis E/km 2 ) großstädtische Region (> 1.75 E/km 2 ) Daraus ergibt sich die in Tabelle 1 dargestellte Verteilung der öre/einwohner auf die Siedlungsstrukturen. Einwohner 2.1.1 Ländliche Die ländlichen sind gekennzeichnet durch eine nur geringe Einwohnerdichte und eine große räumliche Ausdehnung (Flächenlandkreise), was lange Fahrstrecken für die Einsammlung der Ab- fließen in das Stoffstrommodell ein. Strukturelle und logistische Parameter fälle bedeutet. Größere verdichtete Strukturen gibt es hier gewöhnlich nicht. Circa 9 % der Wohngebäude sind Ein- und Zweifamilienhäuser, die zumeist über einen Garten verfügen. Insgesamt können 38 % der öre bzw. 26 % der Einwohner dieser Struktur zugeordnet werden. 2.1.2 Ländlich dichter besiedelte In den ländlich dichter besiedelten leben knapp 4 % der Einwohner, etwa 37 % der öre sind dieser Struktur zuzurechnen. Sie schließen häufig an Ballungsräume an, sind gekennzeichnet durch eine geringere Flächenausdehnung und verfügen gemeinhin zumindest über eine größere Stadt im Kreisgebiet. Circa 85 % der Wohngebäude sind Ein- und Zweifamilienhäuser, die i. d. R. über einen Garten verfügen. 2.1.3 Städtische Die städtischen beinhalten sowohl kleine eigenständige Städte als auch Großstädte mit bis zu 5. Einwohnern sowie auch ein paar stark verdichtete Landkreise in unmittelbarerem Anschluss an Ballungsräume. Neben den stark verdichteten innerstädtischen Bereichen finden sich hier zumeist ausgedehnte städtische Randbereiche mit Einzelhäusern sowie bei den größeren Städten auch Großwohnsiedlungen. Circa 7 % der Wohngebäude sind Ein- und Zweifamilienhäuser, ca. 3 % der Wohngebäude sind Mehrfamilienhäuser, die i. d. R. nicht über einen Garten verfügen. Insgesamt können 18 % der öre bzw. 16 % der Einwohner dieser Struktur zugeordnet werden. Fläche E/km 2 km 2 Ø 1 ländliche bis 15 E/km 2 148 21.18.714 219.311 97 2 ländlich dichter bes. > 15 bis 75 E/km 2 143 32.337.151 121.27 267 3 städtische >75 bis 1.75 E/km 2 69 12.691.79 11.284 1125 4 großstädtische > 1.75 E/km 2 28 15.474.179 5.698 2716 Summe 388 81.683.833 357.319 Müll und Abfall 7 14 357

ABFALLANALYTIK - Bioabfall Biotonne 2.1.4 Großstädtische Die großstädtischen umfassen alle großen Städte in den alten Bundesländern, die Hälfte davon in Nordrhein-Westfalen. In den neuen Bundesländern entspricht nur Berlin den großstädtischen Kriterien. Die großstädtischen sind durch große stark verdichtete innerstädtische Bereiche gekennzeichnet; die hier herrschenden räumlichen Die stark verdichteten Bereiche lassen Verhältnisse lassen nur wenig Spielraum für separate Abfallbehälter. wenig Spielraum für zusätzliche Abfallbehälter. Zudem findet sich hier in den städtischen Randbereichen eine Vielzahl von Großwohnsiedlungen. Circa. 45 % der Wohngebäude sind Mehrfamilienhäuser, die gewöhnlich nicht über einen Garten verfügen. Insgesamt können 7 % der öre bzw. 19 % der Einwohner dieser Struktur zugeordnet werden. 358 Müll und Abfall 7 14 Biotonnenanschluss ÖRE Einwohner ÖRE % Einwohner % 1 Biotonne flächenddeckend 281 62.834.634 72,4 76,9 2 Biotonne in Teilgebieten 35 8.323.282 9, 1,2 3 keine Biotonne 72 1.525.917 18,6 12,9 Region Siedlungsstruktur 1 ländliche 2 ländlich dichter besiedelte 3 städtische 4 großstädtische Summe 388 81.683.833 1, 1, Tabelle 2 Anschluss an die Biotonne ( Biotonne) 2.2 Umsetzung der Biotonne bei den öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträgern In Deutschland gibt es 388 öre. Für die Bioabfallentsorgung wurden drei Fälle unterschieden: öre mit einer flächendeckenden Biotonne öre, in denen die Biotonne in Teilgebieten vorhanden ist öre ohne Biotonne Wie in Tabelle 2 dargestellt, bieten insgesamt 281 öre die Biotonne flächendeckend an (Stand 212), in 35 öre ist die Biotonne in Teilgebieten verfügbar und 72 öre bieten keine Biotonne an. Eine separate Grüngutfassung ist wenn auch sehr unterschiedlich in ihrem Komfort in allen öre vorhanden. Biotonne Biotonnenanschluss ÖRE Einwohner ÖRE % Einwohner % 1 Biotonne flächend. 85 12.323.614 57,4 58,2 2 Biotonne in Teilgeb. 16 2.72.74 1,8 12,8 keine Biotonne 47 6.155.26 31,8 29,1 1 Biotonne flächend. 115 25.28.7 8,4 77,4 2 Biotonne in Teilgeb. 12 4.6.266 8,4 12,4 keine Biotonne 16 3.32.815 11,2 1,2 1 Biotonne flächend. 57 11.74.322 82,6 87,3 2 Biotonne in Teilgeb. 5 87.285 7,2 6,9 keine Biotonne 7 747.183 1,1 5,9 1 Biotonne flächend. 24 14.48.628 85,7 93,1 2 Biotonne in Teilgeb. 2 744.657 7,1 4,8 keine Biotonne 2 32.894 7,1 2,1 Tabelle 3 Umsetzung der Biotonne in den verschiedenen Siedlungsstrukturen Auch bei den öre, die nach eigenen Angaben die Biotonne flächendeckend anbieten, gibt es keinen hundertprozentigen Anschlussgrad. Wie hoch dieser Anschlussgrad tatsächlich ist, ist nur sehr schwer zu beziffern, da auch bei den öre hierzu in der Regel keine genauen Zahlen, sondern nur Schätzungen vorliegen. Auch die Bezugsgröße, auf die sich der Anschlussgrad bezieht, ist unterschiedlich (Einwohner, Gebührenschuldner, Grundstück). Gemein ist allen öre des s 1, dass die Bürger zumindest theoretisch die Möglichkeit haben, eine Biotonne zu nutzen. Nach Recherchen des Witzenhausen-Instituts liegt der mittlere Anschlussgrad an die Biotonne zwischen 5 und 6 %. In Deutschland wird somit in ca. 19 % der öre bzw. 1,5 Mio. Einwohnern keine Biotonne angeboten; in ca. 9 % der öre (8,3 Mio. Einwohner) wird die Biotonne nur in Teilgebieten angeboten. Etwa 63 Millionen Bürger leben in, in denen die Biotonne grundsätzlich flächendeckend angeboten wird. Unter Berücksichtigung des realen Anschlussgrads haben auch in diesen Gebieten weitere ca. 3 Millionen Bürger keine Biotonne. Insgesamt haben somit ca. 45 Millionen Bürger und damit mehr als die Hälfte aller Einwohner keine Biotonne. Geht man nun davon aus, dass die erfassten 4,4 Millionen Mg Biogut von lediglich ca. 37 Millionen Einwohnern stammen, ergibt dies eine mittlere Erfassungsleistung von 119 kg Biogut je Einwohner und Jahr. Bei dieser vergleichsweise hohen Zahl muss weiterhin berücksichtigt werden, dass auch von Biotonnennutzern erhebliche Mengen an Küchen- und insbesondere Nahrungsabfällen über den Hausmüll entsorgt werden, sodass das einwohnerspezifische Potenzial noch deutlich höher liegen dürfte. Tabelle 3 zeigt die Bioguterfassung in Deutschland differenziert nach Siedlungsstruktur. Die meisten öre ohne Biotonne finden sich in der ländlichen Region. Mit zunehmender Verdichtung steigt der Anteil der Einwohner in den, welche die Möglichkeit haben, eine Biotonne zu nutzen. Die öre mit separater Biogutsammlung (Biotonne) erfassen im Mittel ca. 67 kg je Einwohner und Jahr. Aber auch innerhalb der Siedlungsstrukturen sind deutliche Unterschiede in der Bioguterfassungsleistung feststellbar, die Rückschlüsse auf die Intensität der Nutzung der Biotonne durch die Bürgerinnen und Bürger sowie den Anschlussgrad geben. Dies wiederum hat direkte Auswirkungen auf die im Hausmüll verbliebene Bioabfallmenge. In dem Modell wurden jeweils Gruppen mit drei verschiedenen Nutzungsintensitäten in den Siedlungsstrukturen betrachtet: Durchschnittliche Nutzungsintensitäten Hohe Nutzungsintensitäten Geringe Nutzungsintensitäten öre mit einer Bioguterfassungsmenge +/- 3 % des Durchschnittwerts öre mit einer Bioguterfassungsmenge > 3 % des Durchschnittwerts öre mit einer Bioguterfassungsmenge < 3 % des Durchschnittwerts Aus diesen Einflussfaktoren für die Bioabfallmengen im Hausmüll ergaben sich insgesamt 28 verschiedene Fallkombinationen (). Basierend auf den Ergebnissen der Hausmüllanalysen konnte jedem dieser

kg/e*jahr 25 2 15 1 Summe Organik im Hausmüll 57 kg/e*jahr in kg/e*a 1 8 6 4 Gartenabfälle verpackte Lebensmittel Küchenabfälle Nahrungsabfälle Abbildung 2 Durchschnittliche spezifische Mengen und Zusammensetzung der Bioabfälle im Hausmüll (kg/e*jahr) differenziert nach Bundesländern 5 2 Garten- Küchen Nahrungs- verp. abfälle abfälle abfälle Lebensmittel Deutschland gesamt (388 öre) Abbildung 1 Durchschnittliche Zusammensetzung der Bioabfälle im Hausmüll (kg/ E*Jahr) (Auswertung der 388 öre) Hessen Schleswig-Holstein Rheinland-Pfalz Nordrhein-Westfalen Niedersachsen Saarland Bayern Baden-Württemberg Sachsen-Anhalt Thüringen Sachsen Mecklenburg-Vorpommern Brandenburg Berlin Bremen Hamburg Deutschland eine entsprechende mittlere Bioabfallmenge im Hausmüll zugeordnet werden. Anschließend wurde jeder der 388 öre einem zugeordnet. 3. Ergebnisse Als Ergebnis der Modellberechnung zeigt sich, dass noch ca. 39 % der 12,2 Mio. Mg Hausmüll aus Bioabfällen bestehen. Dies entspricht einer Gesamtmenge von ca. 4,7 Mio. Mg Bioabfall bzw. einer spezifischen Bioabfallmenge von ca. 57 kg/e*jahr (in den einzelnen öre variiert diese Menge zwischen ca. 15 und bis zu ca. 1 kg/e*jahr). Die im Hausmüll enthaltenen Bioabfälle setzen sich wie in Abb. 1 dargestellt zusammen. Der überwiegende Teil der Bioabfälle stammt direkt aus den Haushalten, nur etwa ein Fünftel stammt aus Gärten. Der haushaltsstämmige Bioabfallanteil setzt sich aus ähnlich großen Anteilen Küchenabfälle (Obst- und Gemüseschalen, verdorbenes Obst und Gemüse, Teebeutel, Kaffeefilter etc.) und Nahrungsabfälle (gekochte und fleischhaltige Lebensmittel, Backwaren, Käse, Milchprodukte, Knochen, Gräten etc.) zusammen. Dazu kommt noch ein etwas kleinerer Anteil verpackter Lebensmittel (volle und teilentleerte Lebensmittelverpackungen). Eine Betrachtung der Bioabfallmengen im Hausmüll differenziert nach Bundesländern zeigt deutliche Unterschiede (Abb. 2). Bei jeweils ca. der Hälfte der Bundesländer (incl. Stadtstaaten) wird mehr Bioabfall über den Restmüll entsorgt als über die Biotonne getrennt erfasst bzw. umgekehrt (Abb. 3). 4. Modell zur Steigerung der Bioabfallerfassung aus dem Hausmüll In dem nachfolgend entwickelten Modell sollen nun verschiedene Umsetzungsszenarien der Bioguterfassung dargestellt und bewertet werden. Hierbei wird nur der aus dem Hausmüll abschöpfbare Anteil an Bioabfällen betrachtet. Zu erwartende komplementäre Bioabfallmengen aus dem Garten werden nicht berücksichtigt. Die folgenden Umsetzungsszenarien basieren auf folgenden Annahmen: Szenario 1 (Min): Flächendeckende Umsetzung der Bioguterfassung (minimale Umsetzung) in kg/e*a die Biotonne wird in allen öre flächendeckend eingeführt öre ohne Biotonne erreichen das Niveau der öre mit geringer Nutzungsintensität öre mit Biotonne in Teilgebieten erreichen das Niveau der öre mit durchschnittlicher Nutzungsintensität Szenario 1 (Mid): Flächendeckende Umsetzung der Bioguterfassung (mittlere Umsetzung) die Biotonne wird in allen öre flächendeckend eingeführt öre ohne Biotonne erreichen das Niveau der öre mit durchschnittlicher Nutzungsintensität öre mit Biotonne in Teilgebieten erreichen das Niveau der öre mit hoher Nutzungsintensität Szenario 2: Intensivierte flächendeckende Umsetzung der Bioguterfassung (mittlere Umsetzung) auf der Grundlage Szenario 1 (Mid), jedoch zusätzlich öre mit geringer Nutzungsintensität erreichen das Niveau der öre mit durchschnittlicher Nutzungsintensität 4 2 2 4 6 8 dunkelgrau: Seperate Bioguterfassung > als Bioabfall im Hausmüll hellgrau: Seperate Bioguterfassung < als Bioabfall im Hausmüll Hessen Rheinland-Pfalz Schleswig-Holstein Niedersachsen Nordrhein-Westfalen Saarland Bayern Sachsen-Anhalt Baden-Württemberg Sachsen Thüringen Hamburg Bremen Mecklenburg-Vorpommern Berlin Brandenburg öre mit durchschnittlicher Nutzungsintensität erreichen das Niveau der öre mit hoher Nutzungsintensität öre mit hoher Nutzungsintensität reduzieren zusätzlich ihren Bioabfallanteil im Hausmüll um 1 % Abbildung 3 Vergleich der getrennt erfassten Biogutmengen zu Bioabfallmengen im Hausmüll in den Bundesländern (kg/e*jahr) Müll und Abfall 7 14 359

ABFALLANALYTIK - Bioabfall Abbildung 4 Gegenüberstellung Bioabfälle im Hausmüll und abgeschöpfte Bioabfälle differenziert nach den Umsetzungs- und Intensivierungsszenarien Abbildung 5 Im Hausmüll verbleibende spezifische Bioabfallmengen differenziert nach den Szenarien Abbildung 6 Zusätzlich erwartete Biogaserträge differenziert nach den Szenarien 36 Müll und Abfall 7 14 in Mio. Mg / Jahr in kg/e*a in Mio. Nm 3 6 5 4 3 2 1 7 6 5 4 3 2 1 3 25 2 15 1 Szenario 3: Intensivierte flächendeckende Umsetzung der Bioguterfassung mit einer gesteigerten Küchen-/Nahrungsabfallerfassung durch den Einsatz von kompostierbaren Bioabfallsammelbeuteln auf der Grundlage von Szenario 2. Die Unterszenarien für das Szenario 3 ergeben sich aus der unterschiedlichen Intensität der Küchen-/Nahrungsabfallerfassung. Bei den verpackten Lebensmitteln wird unterstellt, dass der zusätzliche Anteil entpackt und ohne Verpackungsmaterial in die Biotonne abgegeben wird. Hier wurden drei Unterszenarien betrachtet: 5 4,67 Status quo 57 Status quo Status quo 4,49 Szenario 1 min 55 Szenario 1 min,17 Bioabfälle im Hausmüll 26 Szenario 1 min 4,37 Szenario 1 mid 54 Szenario 1 mid Szenario 1 mid,3 45 3,87 Szenario 2 47 Szenario 2 12 Szenario 2 Szenario 3.1 Minimale Nutzung (zusätzliche Erfassung von 1 % Küchenabfällen und 5 % Nahrungsabfällen aus dem Hausmüll) Szenario 3.2 Mittlere Nutzung (zusätzliche Erfassung von 2 % Küchenabfällen, 1 % Nahrungsabfällen und 5 % verpackten,8 3,68 Szenario 3 min 45 Szenario 3 min,98 168 Szenario 3 min 3,48 Szenario 3 mid 43 Szenario 3 mid 196 Szenario 3 mid 1,19 3,15 Szenario 3 max 39 Szenario 3 max 251 Szenario 3 max 1,52 abgeschöpftes Biogut aus dem Hausmüll Lebensmitteln (die entpackt werden) aus dem Hausmüll) Szenario 3.3 Maximale Nutzung (zusätzliche Erfassung von 35 % Küchenabfällen, 2 % Nahrungsabfällen und 1 % verpackten Lebensmitteln (die entpackt werden) aus dem Hausmüll) Bei allen Unterszenarien des Szenario 3 wird davon ausgegangen, dass der Anteil der Gartenabfälle im Hausmüll durch den Einsatz von kompostierbaren Bioabfallsammelbeuteln keine Veränderung erfährt. 5. Ergebnisse der verschiedenen Umsetzungsszenarien Abb. 4 zeigt zusammenfassend das Ergebnis der verschiedenen Umsetzungsszenarien. Hierbei ist immer zu berücksichtigen, dass zusätzlich zu den dargestellten Mengen noch Komplementärmengen aus dem Garten mit erfasst werden. Diese Mengen können je nach abfall- und satzungsrechtlichen Rahmenbedingungen nochmals 1 bis 7 % der dargestellten Mengen ausmachen. Abb. 5 zeigt die im Hausmüll verbleibenden spezifischen Bioabfallmengen je Einwohner und Jahr. Der Biogasertrag, der aus einem Megagramm Biogut gewonnen werden kann, hängt von der Materialzusammensetzung und dem Vergärungsverfahren ab. Kontinuierliche Trockenvergärungsverfahren haben i. d. R. einen spezifisch höheren Biogasertrag als diskontinuierliche Trockenvergärungsverfahren (Batchverfahren). Der exakte mittlere Biogasertrag lässt sich nur schwer abschätzen, da gerade das wenig gasertragsreiche Grüngut meistens die dominierende Fraktion in der Biotonne ist. Für die nachfolgenden Betrachtungen wird von einem heutigen mittleren Biogasertrag von 1 Nm 3 / Mg Biogut (Fermenterinput) ausgegangen. Der Biogasertrag reflektiert den heutigen Mix aus haushaltsstämmigen Bioabfällen und Gartenabfall. Werden, wie in dem Stoffstrommodell, nur die Bioabfälle im Hausmüll betrachtet, ist wegen des höhen Anteils an Küchen- und Nahrungsabfällen von einem deutlich höheren spezifischen Biogasertrag auszugehen. Für das Modell wurde für Szenario 1 und 2 ein eher konservativer spezifischer Biogasertrag von 15 Nm 3 /Mg angenommen. Bei Szenario 3 wird durch den weiter gesteigerten Küchen- und Nahrungsabfallanteil von einem spezifischen Biogasertrag von 165 Nm 3 /Mg ausgegangen. Unterstellt man für die zusätzlich erfassten Bioabfallmengen aus dem Hausmüll, dass sie vollständig der Bioabfallvergärung zugeführt werden, ergeben sich zusätzliche Biogaserträge je nach Szenario von 26 bis 251 Mio. Nm 3 Biogas (Abb. 6). Der daraus gewonnene elektrische Strom reicht für 16.5 bis 144. Vierpersonenhaushalte. Anschrift der Autoren Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH Werner-Eisenberg-Weg 1 37213 Witzenhausen