Wissenschaftliche Befunde zu Geschlechterrollenbildern geflüchteter Menschen in Österreich

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Transkript:

Wissenschaftliche Befunde zu Geschlechterrollenbildern geflüchteter Menschen in Österreich 17. Mai 2017, 13:00 bis 18:00 Uhr Götzis, Foyer der Kulturbühne AMBACH Caroline Manahl, okay.zusammen leben

Forschungsprojekte unter der Federführung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften DiPAS - Displaced Persons in Austria Survey (Befragung von Vetriebenen in Österreich) Wertehaltungen und Erwartungen von Flüchtlingen in Österreich (im Auftrag des BMEIA) Beide Studien fokussieren auf Personen, die in den letzten 2-3 Jahren (insbes. im Jahr 2015) nach Österreich gekommen sind. untersuchen Personen aus den Ländern: Syrien, Afghanistan und dem Irak. decken verschiedene Themen ab (Demographie, Bildung, Fluchtgründe und -routen, Wertehaltungen, etc.). basieren auf keiner Zufallsstichprobe.

Ergebnisse die auf moderne Einstellungen zu Geschlechterrollen bei Geflüchteten hinweisen Einen Job zu haben ist für Frauen die beste Art, eine unabhängige Person zu sein. 85 % der Frauen und 68 % der Männer stimmen dieser Aussage zu (DiPAS); Vergleichswerte aus Österreich (2008): Zustimmung bei Frauen 88 %, bei Männern 81 % (Pfau-Effinger 2011) Meinen Sie, dass Frauen auch außerhalb der Familie arbeiten sollen? 78 % ja, wenn sie will ; 19% eher ja, wenn es notwendig ist ; 3% eher nein/nein (Studie Wertehaltungen und Erwartungen von Flüchtlingen in Österreich ) Nun zu der in Europa viel diskutierten Frage der Gleichberechtigung von Mann und Frau. Manche sagen, sie sind gleichberechtigt, andere meinen, es kann keine Gleichberechtigung geben, weil Mann und Frau eben von Natur aus anders sind. In welchem Ausmaß sind Frauen und Männer Ihrer Meinung nach gleichberechtigt? 60 % vollkommen; 25 % eher ja; 4 % eher nein / keineswegs; Rest: neutral oder weiß nicht(studie Wertehaltungen und Erwartungen von Flüchtlingen in Österreich )

Ergebnisse, die auf Vorstellungen zu einer Hierarchie zwischen den Geschlechtern hinweisen Wenn es an Arbeitsplätzen mangelt, sollten Männer mehr Rechte zu einer Arbeit haben als Frauen (Quelle: Buber-Einser 2016, S. 21.)

Ergebnisse zu gelebten Geschlechterrollen in DiPAS Hausarbeit als Aufgabe der Frauen Es gibt aber auch ein größerer Prozentsatz der befragten Frauen an, dass die Männer bei der Hausarbeit und Kinderbetreuung zumindest mithelfen. Finanzielle Entscheidungen eher Aufgabe der Männer Personen, die aktuell in einer Beziehung sind oder es in der Vergangenheit waren, geben größtenteils an, dass Entscheidungen über die Hausfinanzen gemeinsam getroffen werden bzw. wurden. Berufserfahrung der befragten Flüchtlinge: 42% der befragten Frauen haben Arbeitserfahrung vor ihrer Ankunft in Österreich im Vgl. zu 90% der Männer; wobei bei Frauen deutliche Unterschiede nach Bildungsabschlüssen bestehen: 75% mit höherem Abschluss als Matura; 35% mit Abschluss bis zur Matura haben Arbeitserfahrung.

Fazit Starke Zustimmung zu Gleichberechtigung der Geschlechter und Berufstätigkeit von Frauen (mit teils nur geringen Unterschieden zur österreichischen Gesamtbevölkerung) Bei einer konkreten Frage (Recht zu Arbeit bei Mangel an Arbeitsplätzen) werden Vorstellungen zu einer Hierarchie zwischen Geschlechtern sichtbar. Diese sind allerdings weniger ausgeprägt als in den Herkunftsländern.»Hinweis auf sozialen Wandel? Unterschiede zwischen Einstellungen und Praxis

Literaturhinweise Buber-Ennser, I. (et al.) (2016): Humankapital, Werte und Einstellungen von Menschen, die 2015 in Österreich Zuflucht suchten, in: PLOS ONE, Sept. 2016, Download unter: https:// www.oeaw.ac.at/en/vid/research/research-projects/dipas/plosone-journal-article/deutsche-uebersetzung-des-artikels/ (Zugriff: 10.05.2017). Österreichische Akademie der Wissenschaften (2017): Wertehaltungen und Erwartungen von Flüchtlingen in Österreich. Endbericht, Download unter: https://www.oeaw.ac.at/fileadmin/ NEWS/2017/PDF/Studie_Wertehaltungen_und_Erwartungen.pdf (Zugriff: 10.05.2017).

Einstellungen zu Geschlechterrollen und gelebte Geschlechterrollen der zweiten Generation in Vorarlberg 17. Mai 2017, 13:00 bis 18:00 Uhr Götzis, Foyer der Kulturbühne AMBACH Caroline Manahl, okay.zusammen leben

Zum Forschungsprojekt TIES - The Integration of the European Secondgenerations Was ist TIES? internationales Forschungsprojekt zur Erforschung der zweiten Generation von ZuwanderInnen IN: Belgien, Deutschland, Frankreich, Niederlande, Österreich, Spanien, Schweiz und Schweden TIES untersucht den Stand der Integration der 2. Gen in: Bildung Arbeitsmarkt Partnerschaft Eltern Wohnen und Nachbarschaft Soziale Beziehungen und politische Teilhabe Geschlechterrollen und Kinderbetreuung Identität und Sprache Religion und Religiosität Einkommen

Zum Forschungsprojekt TIES - The Integration of the European Secondgenerations Erhebung in Österreich: in Wien, Linz, Vorarlberg face to face Interviews zu Hause Datenerhebung im Jahr 2008 Befragt wurden: Personen mit zumindest einem im Ausland geborenen Elternteil (Definition der 2. Generation im Projekt) vom Einwanderungsland abhängig: 2. G. türkischer, marokkanische, exjugoslawische Herkunft Vergleichsgruppe ohne Migrationshintergrund im Alter zwischen 18 und 36 Jahren pro Gruppe 250 VertreterInnen per Zufallsstichprobe

Bevölkerung mit Migrationshintergrund in Vorarlberg Bevölkerung Österreichs und Vorarlbergs nach Migrationshintergrund (Quelle: Statistik Austria, Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung, Jahresdurchschnitt 2015):

Bevölkerung mit Migrationshintergrund in Vorarlberg Bevölkerung Österreichs mit Migrationshintergrund (Quelle: Statistik Austria: migration & integration. zahlen.daten.indikatoren 2016):

Das Thema Geschlechterrollen in TIES Der Fragebogen der TIES-Studie enthielt im Themenbereich Geschlechterrollen Fragen und Aussagen zu: Einstellungen zu Geschlechterrollen Gelebten Geschlechterrollen Aussagen betreffend Hierarchien zwischen den Geschlechtern Keuschheitsvorstellungen

Mit wem leben die Befragten zusammen? Zusammenleben im Haushalt, in % (p < 0,01)

Einstellungen zu Geschlechterrollen

Einstellungen zu Geschlechterrollen Männer und Frauen ohne Migrationshintergrund wünschen sich die Aufteilung der Familien- und Hausarbeit tendenziell egalitärer als Personen mit Migrationshintergrund. Bei der Kinderbetreuung sind die Vorstellungen von Männern und Frauen mit Bezug zu Exjugoslawien am traditionellsten; bei der Hausarbeit (Kochen, Routinearbeiten im Haushalt, finanzielle und administrative Aufgaben) jene von Männern und Frauen mit Bezug zur Türkei. Bei der Erwerbsarbeit sind die Unterschiede zwischen den Herkunftsgruppen sehr gering und nicht signifikant. Markanter Unterschied zwischen Männern und Frauen in allen drei Gruppen: Frauen wünschen sich die Aufgabenteilung in der Familien-, Haus- und Erwerbsarbeit egalitärer als Männer.

Einstellungen zu Geschlechterrollen Kochen Wer sollte sich Ihrer Meinung nach um die folgenden Aufgaben kümmern? Kochen der täglichen Mahlzeiten, Personen ohne Kinder, in %, weibliche Befragte (p < 0,01)

Einstellungen zu Geschlechterrollen Kochen Wer sollte sich Ihrer Meinung nach um die folgenden Aufgaben kümmern? Kochen der täglichen Mahlzeiten, Personen ohne Kinder, in %, männliche Befragte (p < 0,01)

Einstellungen zu Geschlechterrollen Geld verdienen Wer sollte sich Ihrer Meinung nach um die folgenden Aufgaben kümmern? Geld verdienen, Personen ohne Kinder, in %, weibliche Befragte (p > 0,09)

Einstellungen zu Geschlechterrollen Geld verdienen Wer sollte sich Ihrer Meinung nach um die folgenden Aufgaben kümmern? Geld verdienen, Personen ohne Kinder, in %, männliche Befragte (p > 0,09)

Gelebte Geschlechterrollen Im Innenbereich (bei Familien- und Hausarbeit) werden Geschlechterrollen von allen drei untersuchten Gruppen mehrheitlich traditionell gelebt. Bei der Hausarbeit ist die Aufgabenteilung der 2. Generation mit Bezug zur Türkei tendenziell traditioneller als bei den anderen beiden Gruppen. Administrative und finanzielle Aufgaben im Haushalt und Erwerbsarbeit: diese Aufgaben werden bei Personen mit und ohne Migrationshintergrund stärker von beiden Partnern übernommen. Widersprüchliche Angaben von Frauen und Männern ohne Migrationshintergrund zur Aufgabenteilung im Innenbereich und im Außenbereich und von Frauen und Männern mit Bezug zur Türkei im Außenbereich > Hinweis auf stärkere Ausverhandlungsprozesse?

Gelebte Geschlechterrollen Routinearbeiten im Haushalt Wer kümmert sich in der Regel um die folgenden Aufgaben in ihrem Haushalt? Erledigen der Routinearbeiten im Haushalt, Paare mit Kindern, in %, weibliche Befragte

Gelebte Geschlechterrollen Routinearbeiten im Haushalt Wer kümmert sich in der Regel um die folgenden Aufgaben in ihrem Haushalt? Erledigen der Routinearbeiten im Haushalt, Paare mit Kindern, in %, männliche Befragte

Gelebte Geschlechterrollen Geld verdienen Wer kümmert sich in der Regel um die folgenden Aufgaben in ihrem Haushalt? Geld verdienen, Paare mit Kindern, in %, weibliche Befragte

Gelebte Geschlechterrollen Geld verdienen Wer kümmert sich in der Regel um die folgenden Aufgaben in ihrem Haushalt? Geld verdienen, Paare mit Kindern, in %, männliche Befragte

Gelebte Geschlechterrollen Im Innenbereich (bei Familien- und Hausarbeit) werden Geschlechterrollen von allen drei untersuchten Gruppen mehrheitlich traditionell gelebt. Bei der Hausarbeit ist die Aufgabenteilung der 2. Generation mit Bezug zur Türkei tendenziell traditioneller als bei den anderen beiden Gruppen. Administrative und finanzielle Aufgaben im Haushalt und Erwerbsarbeit: diese Aufgaben werden bei Personen mit und ohne Migrationshintergrund stärker von beiden Partnern übernommen. Widersprüchliche Angaben von Frauen und Männern ohne Migrationshintergrund zur Aufgabenteilung im Innenbereich und im Außenbereich und von Frauen und Männern mit Bezug zur Türkei im Außenbereich > Hinweis auf stärkere Ausverhandlungsprozesse?

Zufriedenheit mit der Aufgabenteilung Sind Sie mit der Art und Weise zufrieden, wie die Arbeiten in Ihrem Haushalt zwischen Ihnen und Ihrer Partnerin bzw. Ihrem Partner aufgeteilt sind? in %, weibliche Befragte männliche Befragte

Vorstellungen zu einer Hierarchie zwischen Männern und Frauen

Vorstellungen zu einer Hierarchie zwischen Männern und Frauen Aussagen, die eine klare Hierarchie zwischen den Geschlechtern implizieren, werden von Frauen und Männern aller drei Gruppen stark abgelehnt. Frauen lehnen solche hierarchische Vorstellungen stärker ab als Männer. Befragte ohne Migrationshintergrund (Männer und Frauen) lehnen solche hierarchischen Vorstellungen stärker ab als Personen mit Migrationshintergrund. Männer mit Bezug zur Türkei sind vglsw. häufig unentschieden. Die zweite Generation mit Bezug zu Exjugoslawien (Männer und Frauen)kann hierarchischen Vorstellungen am ehesten etwas abgewinnen; auch wenn es sich nur um einen geringen Teil der Befragten handelt.

Vorstellungen zu einer Hierarchie zwischen Männern und Frauen Bewertung der Aussage Es ist unnatürlich, wenn Frauen in Führungspositionen Autorität über Männer ausüben in %, weibliche Befragte (p < 0,05)

Vorstellungen zu einer Hierarchie zwischen Männern und Frauen Bewertung der Aussage Es ist unnatürlich, wenn Frauen in Führungspositionen Autorität über Männer ausüben in %, männliche Befragte (p < 0,05)

Vorstellungen zu einer Hierarchie zwischen Männern und Frauen Aussagen Frauen sollten nicht außer Haus arbeiten, solange kleine Kinder in der Familie sind, in %, weibliche Befragte (p < 0,01)» relevant für die Thematik Hierarchien zwischen Männern und Frauen, wenn dadurch finanzielle Abhängigkeit entsteht.

Einstellung zu Sexualität - Keuschheitsvorstellungen

Einstellung zu Sexualität - Keuschheitsvorstellungen Keuschheit vor der Ehe hat für Personen ohne Migrationshintergrund und für die zweite Generation mit Bezug zu Exjugoslawien eine geringe bzw. keine Bedeutung. Diesbezüglich unterscheidet sich die zweite Generation mit Bezug zur Türkei stark: Von Männern und Frauen wird Sex vor der Ehe abgelehnt oder nur in bestimmten Fällen als akzeptabel erachtet. Dieses Keuschheitsideal betrifft das Verhalten von Frauen und Männern. Männern mit Migrationshintergrund (Exjugoslawien und Türkei) und Frauen mit Bezug zur Türkei erachten Keuschheit vor der Ehe bei Frauen tendenziell als wichtiger als bei Männern.

Einstellung zu Sexualität - Keuschheitsvorstellungen Bitte ringeln Sie bei jeder der folgenden Aussagen an, ob Sie diese immer, in bestimmten Fällen oder nie für akzeptabel halten. Dass eine Frau vor ihrer Ehe sexuelle Beziehungen hat. In %, männliche Befragte (p < 0,01)

Einstellung zu Sexualität - Keuschheitsvorstellungen Bitte ringeln Sie bei jeder der folgenden Aussagen an, ob Sie diese immer, in bestimmten Fällen oder nie für akzeptabel halten. Dass ein Mann vor seiner Ehe sexuelle Beziehungen hat. In %, männliche Befragte (p < 0,01)

Fazit - TIES-Studie Vorarlberg zum Thema Geschlechterrollen Einstellungen zu Geschlechterrollen und gelebte Geschlechterrollen: komplexes Bild und keine einfachen Muster Es gibt Unterschiede zwischen den drei untersuchten Gruppen (ohne Migrationshintergrund, 2. Generation mit Bezug zur Türkei und 2. Generation mit Bezug zu Exjugoslawien). Teils sind Unterschiede zwischen den Geschlechtern stärker ausgeprägt als Unterschiede zwischen den Herkunftsgruppen. Vergleichsweise modernere Einstellungen (speziell von Frauen) schlagen sich noch wenig in der Praxis um (v.a. im Innenbereich ).

Fazit - TIES-Studie Vorarlberg zum Thema Geschlechterrollen Vorstellungen zu Hierarchien zwischen Geschlechtern: Vorstellungen zu Hierarchien zwischen Männer und Frauen werden stark abgelehnt; aber es gibt auch einen nicht unwesentlichen Teil an Männern mit Migrationshintergrund der unentschieden scheint bzw. hierarchische Vorstellungen unterstützt. Vorstellungen zu Keuschheit: Keuschheit vor der Ehe ist bei der zweiten Generation mit Bezug zur Türkei ein stark verankertes Ideal. Dieses Ideal betrifft das Verhalten von Männern und Frauen, aber mit der Tendenz, dass Sex vor der Ehe bei Frauen noch seltener als akzeptabel erachtet wird als bei Männern.

Was beeinflusst Einstellungen und Praxis? Empirisch gut untersucht sind folgende Treiber von Veränderung auf Einstellungsebene bzw. in der Praxis: auf individueller Ebene: Generationenfolge Bildung Erwerbstätigkeit der Frau Geschlecht Religion und Religiosität gesellschaftliche und institutionelle Rahmenbedingungen

Literaturhinweise Manahl, C., Grabherr, E., Burtscher-Mathis, S. (2017): Geschlechterrollenbilder bei der zweiten Generation und bei Personen ohne Migrationshintergrund in Vorarlberg, TIES Vorarlberg/Papier 5. Fleischmann, F., Lackner, T. (2017): Geschlechterrollenwerte in der 2. Einwanderergeneration in Europa. Ergebnisse der internationalen TIES-Studie. Beides verfügbar unter: www.okay-line.at