Predigt Apostelgeschichte 8, 26-40: Unterwegs zur Freude 20 Jahre CVJM Knappensee, , Koblenz. Liebe Schwestern und Brüder,

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31 Durch Dein Wort 66 Durch Glauben können wir verstehn 32 Ehre sei Gott für immer 33 Ein feste Burg 34 Ein für alle Mal 35 Ein Gott, der redet 106

Da macht sich der Vater auf, um Hilfe zu Holen. Er hat von Jesus gehört. Ein Mann, der Wunder vollbracht hat. Man spricht viel über diesen Mann.

Transkript:

Predigt Apostelgeschichte 8, 26-40: Unterwegs zur Freude 20 Jahre CVJM Knappensee, 09.10.11., Koblenz Liebe Schwestern und Brüder, eine Schatzkiste für Suchende die habt ihr hier im CVJM Knappensee zusammen mit Schwestern und Brüdern aus Wittichenau und dem Kirchenkreis Hoyerswerda im Sommer zum 33. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Dresden zusammengestellt. Eine Schatzkiste für Suchende: Ein schlichter Pappkarton verwandelte sich in einen Platzhalter gelingenden Lebens, ist ein Zeugnis dessen geworden, wie ihr hier unterwegs zur Freude seid. Bilder von dem, was das Herz bewegt, waren da zu sehen, wurden in Dresden und Hoyerswerda ausgestellt. Zeichnungen von Kinderhand: Zeugnisse eines Staunens über das Gute, das uns geschenkt wird, über den Ort, an den Gott uns stellt, über die Aufgabe, die er uns gibt, über die Menschen, die uns seine Liebe weitergeben. An einem wunderbaren Projekt habt ihr euch da beteiligt. Eine Schatzkiste für Suchende mit diesen Worten könnte man auch die Arbeit und das Profil des CVJM Knappensee beschreiben, der seinen Weg nun schon durch 20 Jahre hindurch gehen konnte und nehmen kann. Es war ein nach vorne weisender und mutiger Schritt im Jahre 1991, die Kinderund Jugendarbeit der Gemeinden so zu öffnen und zu intensivieren. Dass sich möglichst viele beteiligen können, dass Erfahrene und Hinzukommende gemeinsam Verantwortung übernehmen und gemeinsam fragen, was dran ist, dass eine ökumenische Weite alle zusammenbringt, die vom Wort und der Gestalt Jesu Christi bewegt werden, das gehört zu den Gründungsanliegen und zur Praxis eures Vereins. Eine Schatzkiste für Suchende sie öffnet sich hier, weil sich Menschen für andere öffnen, weil sie zeigen, wie wunderbar es ist, das Leben mit den Augen der Kinder zu entdecken, wie belebend es ist, aus dem Willkommensgruß Jesu zu leben. Keiner braucht sich zu verstecken. Jede und Jeder ist ein Wunder Gottes mit den so ganz unterschiedlichen Gaben, mit all unserer Verletzbarkeit, mit den Eigenarten, die von der Liebe in den Dienst genommen werden, mit den Zweifeln und Fragen, mit der Sehnsucht, die unser Herz erfüllt und zieht. Ja, die Sehnsucht nach Erfüllung, die gehört zur Schatzkiste für Suchende. Das gilt nun besonders auch im Blick auf die biblische Geschichte, die für uns heute der Predigttext ist. Die Kinder haben sie schon ganz intensiv kennenglernt und uns an ihren Entdeckungen zusammen mit den schönen Bildern von Kees de Kort teilgegeben. Die Geschichte von einem Afrikaner und seinem Weg und Suchen und Gefunden-Werden sie ist, wenn man so will, auch eine so besondere Schatzkiste für Suchende.

Drei Kostbarkeiten aus dieser Schatzkiste möchte ich mit euch jetzt näher betrachten und bedenken. Die erste Kostbarkeit ist die Sehnsucht, das Suchen unseres Herzens. Die zweite Kostbarkeit ist ein Mensch, der sich an unsere Seite begibt und uns zum Verstehen der Schrift hilft. Die dritte Kostbarkeit ist die Taufe, die Gottes Ja-Wort zu uns ist woher wir auch kommen, wohin wir auch geraten, was unsere Wege auch immer bringen. Also zur ersten Kostbarkeit: Dem Suchen unseres Herzens. Und siehe, ein Mann aus Äthiopien, ein Kämmerer und Mächtiger am Hof der Kandake, der Königin von Äthiopien, welcher ihren ganzen Schatz verwaltete, der war nach Jerusalem gekommen, um anzubeten. 28 Nun zog er wieder heim und saß auf seinem Wagen und las den Propheten Jesaja. So heißt es fast am Anfang unserer Geschichte. Er bietet ein interessantes Signalwort: Ein Mächtiger, ein enorm Einflussreicher, der Verwalter eines ganzen Königsschatzes, ist unterwegs. Der Schatz, den er zu verwalten hat, hält ihn nicht. Wenn es wirklich darauf ankommt, zählt ja anderes als das, was wir vorzeigen und ansammeln und aufhäufen können. Wenn es darauf ankommt, zählt zum Beispiel ein kleines Wort, das jemand zu uns sagt: das kleine Wort Du zum Beispiel, dass jemand das zu uns sagt; oder der kleine Satz: Ich hab dich lieb. Oder der einfache Gruß: Schön, dass Du da bist, gut, dass es dich gibt. In den Berichten, die seit dem vergangenen Donnerstag über das Leben und Sterben von Steve Jobs, dem klugen Erfinder und Vermarkter und Multimilliardär. veröffentlicht wurden, ist mir ein Gedanken besonders aufgefallen. In einem Interview zur Frage nach Geld und Glück hat er gesagt: "Mir ist es nicht wichtig, der reichste Mann auf dem Friedhof zu sein. Abends ins Bett gehen zu können und sagen zu können, dass wir etwas Wundervolles geschaffen haben, dass ist es, was mir wichtig ist." Und in seiner sehr bekannt gewordenen Stanford-Rede hat er den Hörern zugerufen: Eure Zeit ist begrenzt. Vergeudet sie nicht damit, das Leben eines anderen zu leben. Lasst den Lärm der Stimmen anderer nicht eure innere Stimme ersticken. Das Wichtigste: Folgt eurem Herzen und eurer Intuition, sie wissen bereits, was ihr wirklich werden wollt. Alles andere ist zweitrangig. Ein Mensch, der so mit dem Herzen unterwegs ist, fährt nun auf der Straße von Jerusalem nach Gaza. Der Kämmerer der

Königin Kandake will nicht das Leben eines anderen leben. Er ist seiner Sehnsucht gefolgt. Er war beim Tempel in Jerusalem. Ein wohlhabender Pilger mit einem eigenen Wagen und doch einer, der weiß, dass es mehr gibt, als am Ende der reichste Mann auf dem Friedhof zu sein. Besonders wach für solches Suchen und Sehnen sind Menschen, die sich verletzt fühlen, die eine Lebenswunde mit sich tragen, die an Leib und Seele tiefe Einschnitte erlebt haben. Der Kämmerer aus Äthiopien ist so ein Mensch. Im griechischen Text der Apostelgeschichte steht da statt des Wortes Kämmerer, das Wort Eunuch. An Königshäusern der Antike war es durchaus gegeben, dass leitende Beamte, dass Männer in höchsten Ämtern - zumal einer Königin - entmannt wurden. Mit dieser Wunde mit diesem Einschnitt in sein Leben ist der Suchende unterwegs. Vielleicht einer, der im Umfeld des äthiopischen Königshauses frommen Juden begegnet war und selbst mit der Überlieferung vom Gott Israels und dem Glauben Israels sympathisiert. Er war nach Jerusalem gereist, um anzubeten. Und war doch nur bis in den äußeren Vorhof des Tempels gekommen. Im 5. Buch Mose (23,2) heißt es ja: Kein Entmannter oder Verschnittener soll in die Gemeinde des HERRn kommen. Wunde, mit seiner Sehnsucht. Und es ist wohl nicht zufällig, dass sein Blick beim Lesen in einer Rolle mit den Worten des Propheten Jesaja bei jener Stelle in Jesaja 53 stehen bleibt: Wie ein Schaf, das zur Schlachtung geführt wird, und wie ein Lamm, das vor seinem Scherer verstummt, so tut er seinen Mund nicht auf. 33 In seiner Erniedrigung wurde sein Urteil aufgehoben. Wer kann seine Nachkommen aufzählen? Denn sein Leben wird von der Erde weggenommen. Ja, das sollen wir wissen: Für die tief Suchenden, für die, die so einen Einschnitt ins Leben erfahren haben, sind es nicht die süßen Bilder vom leichten Glück, die aufmerksam werden lassen. Für die Suchenden ist es gerade der Heiland mit den Wunden, der erniedrigte Gottesknecht, der geschlagene Erlöser, bei dem Herz und Verstand, bei dem Blick und Aufmerksamkeit bleiben. In das zerbrochene Leben des vereinsamten und allein durchs Leben ziehenden Eunuchen ist der zerbrochene Herr, der heruntergekommene Gott eingetreten. Vergessen wir es nicht, liebe Freunde, dass Gottes Herrlichkeit in der so gegenteiligen Erfahrung des Leids, in der Gemeinschaft mit unseren Wunden begegnet. Eine merkwürdige, selten gesuchte und doch so oft gefundene Kostbarkeit in der Schatzkiste der Suchenden ist diese Einsicht. Nun ist der Kämmerer auf der Rückreise, mehr als tausend Kilometer liegen vor ihm. Die Fahrt geht durch das karge Land zwischen Jerusalem und Gaza. Er ist unterwegs mit seiner

Und nun, Schwestern und Brüder, blicken wir auf den Menschen, der sich an die Seite des Suchenden begibt, auf den, der zum Verstehen der Schrift hilft. Philippus, das gilt es als erstes festzuhalten, drängelt sich nicht auf. Aber er lässt sich führen: von einem Engel, heißt es. Vom Geist Gottes. Von jenen Worten und Winken, die uns oft so unerwartet treffen: Mache dich auf. Da wartet jemand auf dich der weiß es vielleicht selbst noch nicht einmal. Mache dich auf! Die so besondere Mission des Philippus, das gilt es zugleich zu bemerken, findet nicht in der großen Metropole Jerusalem statt. Sie hat kein gewaltiges Publikum. Sie würde sich nicht für einen rasanten Werbefilm eignen. Seinen Auftrag als Evangelist und Missionar hat er nicht in den großen Arenen umzusetzen, sondern auf der staubigen Straße. Und es werden keine riesigen Zahlen sein, auf die er am Ende verweisen kann. Vielmehr zeigt uns die Geschichte die Bemühung um einen einzelnen Menschen. So wächst der Glaube. So wächst die Gemeinde: Indem Einzelne Aufmerksamkeit und Begleitung erhalten, ihnen beim Verstehen der Bibel geholfen wird, sie zur Taufe finden. Liebe Freunde: Die ganz unspektakuläre Aufmerksamkeit auf das Suchen und Fragen von Menschen auf ihren Lebenswegen die ist so wichtig. Wer Menschen erreichen will, wird nicht ein Event nach dem anderen produzieren, sondern neben den Suchenden hergehen, auf das achten, was sie brauchen. So geht Philippus nach der Weisung des heiligen Geistes zunächst eine ganze Weile neben dem Wagen her. Mitgehen, ruhig mitgehen können, das ist so wichtig. Und zur richtigen Zeit, die richtige Frage stellen, das führt weiter. Menschen nicht mit fertigen Antworten zu versehen, sondern sich auf sie einzulassen, das ist unverwechselbar hilfreich. Wo kommst du nicht weiter? Was fehlt dir? Was möchtest du mit deinem Leben anfangen? Verstehst du auch, was du da liest? Der Philippus-Weg der Mission darf bei uns, soll bei uns, soll hier auch im CVJM Knappensee gut geübt werden. Philippus nimmt sich dazu Zeit. Zeit für den Anderen und Zeit für die Schrift. Sie, die Bibel, Gottes Wort im Zuhören und Zureden öffnet Herzen, nimmt mit. Und allemal hat es Verheißung, wenn wir uns mit Kindern und Erwachsenen, mit Jungen und mit Alten auf das Wort der Schrift einlassen. Menschen, die das tun, die sich dazu an die Seite anderer begeben, die sind eine Kostbarkeit in der Schatzkiste der Suchenden, eine Kostbarkeit in der Schatzkiste Gottes. Danke euch, die euch hier im Verein und in den Gemeinden dazu rufen lasst! In der Schrift ist dem Kämmerer Gottes Ja-Wort begegnet: Ja für dich bin ich da. Du gehörst mir und nicht deinen Selbstzweifeln, deinem Zukurzgekommensein oder dem

Übermaß deiner Pflichten. Du gehörst mir. Und so bist du frei, frei zu tun, was nötig ist und gut. In der Schrift klingt dieses Ja-Wort auf. Und in der Taufe wird es besiegelt. Und welche Grenzen auch immer Menschen untereinander aufrichten zwischen Reich und Arm, zwischen den Leistungsfähigen und den Bedürftigen, zwischen den Erfolgreichen und den Versagern, zwischen denen, die scheinbar so unbeschadet ihren Weg gehen und denen, die so tiefe Einschnitte auszuhalten haben - in der Taufe werden diese Grenzen untergriffen und überwunden. Wer in ihr untergetaucht wird, ist der Welt der Abgrenzungen gestorben und kommt aus dem Wasser heraus als jemand, der in Gottes Ja-Wort gekleidet, von ihm erfrischt ist, und nun selber Ja-sagen kann zu einem neuen Leben. Was hindert s, dass ich getauft werde? Was hindert s, dass du dich taufen lässt? Der Kämmerer aus Äthiopien ist nach dem Zeugnis der Bibel der erste Heide, der erste Nicht-Jude, der zur Taufe findet. Einer, der seine Wunden mit sich schleppt, einer der so viele Schätze zu beaufsichtigen hat und nun den Schatz bekommt, den doch keiner machen kann und alle suchen: Die Geborgenheit in einem Du, die Geborgenheit in Gottes Ja, das bleibt und mitnimmt. Den Schatz in allen Schätzen. dessen, was aus dem getauften Kämmerer geworden ist. Am Ende steht der Blick auf den Weg, der weiter zu gehen ist. 39 Als sie aber aus dem Wasser heraufstiegen, entrückte der Geist des Herrn den Philippus und der Kämmerer sah ihn nicht mehr; er zog aber seine Straße fröhlich. 40 Philippus aber fand sich in Aschdod wieder und zog umher und predigte in allen Städten das Evangelium, bis er nach Cäsarea kam. Ja, der Weg geht weiter. Er ist weiter zugehen: von Philippus, vom Kämmerer, von uns, von euch hier. Der Weg ist weiter zu gehen. Im Alltag bewährt sich, was in der Taufe vollzogen wird. Im Alltag unseres Dienstes tragen wir etwas vom Schatz Gottes unter die Menschen. Auffällig schlicht endet unsere Geschichte. Und doch mit einem der schönsten Sätze für den Weg. Nehmt ihn mit, lebt aus dem, was schon der Kämmerer erfahren hat. Von ihm heißt: Er aber zog seine Straße fröhlich. Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft, der bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen. Am Ende unserer Geschichte, Schwestern und Brüder, steht keine überschwängliche Feier, am Ende steht keine Erfolgsmeldung, am Ende steht nicht einmal eine Erwähnung