Bessere Bildung trotz Haushaltskonsolidierung Die Chancen des demografischen Wandels nutzen

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Transkript:

Pressekonferenz, 19. August 2010 Bildungsmonitor 2010 Bessere Bildung trotz Haushaltskonsolidierung Die Chancen des demografischen Wandels nutzen Statement Hubertus Pellengahr Geschäftsführer Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) Es gilt das gesprochene Wort.

Der Bildungsmonitor 2010 - Fakten für die Bildungspolitik Mit Bildungspolitik ist gut Staat zu machen. Das hat sich in den zurückliegenden Monaten deutlicher denn je gezeigt. Der Bürgerentscheid über das Schulsystem in Hamburg ist nur ein Beispiel dafür, wie kontrovers über Bildung diskutiert wird - und darüber, wie man Bildung verbessern sollte. Der Bildungsmonitor 2010 liefert Fakten für diese Diskussion. Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln hat zum 7. Mal diese Vergleichsstudie der deutschen Bildungslandschaft vorgelegt, die mehr als 100 Indikatoren berücksichtigt und damit so umfassend ist wie keine andere Studie in diesem Bereich. Dabei nimmt der Bildungsmonitor eine ökonomische Perspektive ein, indem er die Leistungsfähigkeit der Bildungssysteme in den Bundesländern vergleicht und die Frage beantwortet, welchen Beitrag die Bildungsanstrengungen der Länder für das Wirtschaftswachstum und damit für mehr Beschäftigung leisten. So gibt der Bildungsmonitor der Politik Hinweise, wo deren Anstrengungen erfolgreich und wo sie weniger erfolgreich verlaufen. Sachsen hat das beste Bildungssystem Das beste Ergebnis im Bildungsmonitor 2010 hat wie im vergangenen Jahr - Sachsen erreicht. Und auch auf dem zweiten Rang liegt ein ostdeutsches Bundesland, nämlich Thüringen. Beide Länder haben bei den Bildungserfolgen und auch bei den Voraussetzungen für diese Erfolge einiges gemeinsam. Sachsen und Thüringen belegen vor allem deshalb die Spitzenplätze, weil sie große Anstrengungen in den so genannten MINT-Wissenschaften unternommen haben, also in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. 2

Beide Bundesländer haben durch gesunkene Schülerzahlen freigewordene Mittel im Bildungssystem belassen, wodurch sie trotz knapper Kassen pro Kopf mehr Geld in Bildung investieren und die Betreuungs-bedingungen verbessern konnten. Auf den Plätzen 3 und 4 des Bildungsmonitors liegen Baden- Württemberg und Bayern. In beiden Ländern haben Jugendliche besonders gute Chancen auf einen erfolgreichen Einstieg in den Arbeitsmarkt. Baden-Württemberg gelingt es außerdem besonders gut, junge Menschen vor Bildungsarmut zu schützen. Diese vier Länder bilden die Spitzengruppe des Bildungsmonitors; die übrigen liegen dicht beieinander. Hervorzuheben sind außerdem diejenigen Länder, die seit der ersten Auflage des Bildungsmonitors im Jahr 2004 die größten Fortschritte erzielt haben. Diese sind neben wiederum Sachsen und Thüringen auch Sachsen-Anhalt und Bremen. Diese vier Länder konnten ihre Schulqualität stark verbessern und haben überdurchschnittlich viel für die Akademisierung ihrer Bevölkerung getan. Schlusslicht des Bildungsmonitors ist auch in diesem Jahr wieder Berlin. Ein relativ großer Teil der Berliner Schüler erfüllt nicht die Mindeststandards zum Beispiel im Lesen und erreicht nicht die nötige Ausbildungsreife. Insbesondere unter den ausländischen Jugendlichen ist die Schulabbrecherquote zu hoch. Berlin hat außerdem Schwächen bei der beruflichen Bildung. Zwar sind hier schon die Voraussetzungen nicht gut, weil es nur relativ wenige betriebliche Ausbildungsplätze gibt. Umso beklagenswerter ist es, dass die Erfolgsquote bei den Abschlussprüfungen der dualen Ausbildung zu den niedrigsten in Deutschland zählt. 3

Investitionen in bessere Bildung zahlen sich aus Ein zentrales Ergebnis des Bildungsmonitors 2010 ist, dass sich Investitionen in bessere Bildung für die deutsche Volkswirtschaft auszahlen, und zwar in Form eines zusätzlichen Wachstums gemessen am Bruttoinlandsprodukt. Bildung hat heute unter den Staatsaufgaben eine weit höhere Priorität als noch vor 10 Jahren. Auch das ist eines der Ergebnisse des Bildungsmonitors. Abzulesen ist dieser Trend unter anderem an den Bildungsausgaben für die allgemeinbildenden Schulen, die seit dem Jahr 2000 deutlich gestiegen sind. Eine andere Frage ist natürlich, ob dieses Geld auch effizient eingesetzt wird. Das ist für die Zukunft sogar eine ganz entscheidende Frage, denn Deutschland steht eine dringend notwendige Konsolidierung der öffentlichen Haushalte bevor, sowohl im Bund als auch in den Ländern. Ziele der Politik müssen sein, mehr Effizienz in das Bildungssystem zu bringen und die höchst mögliche Bildungsrendite für die Gesellschaft zu erwirtschaften. Bildung zur haushaltspolitischen Tabuzone zu erklären, hilft dabei nicht weiter. Ein besserer Ansatz ist, die Chancen zu nutzen, die der demografische Wandel in der Bevölkerung bietet. Er wird in vielen Ländern dazu führen, dass trotz der notwendigen Konsolidierung der öffentlichen Haushalte die Bildungsausgaben pro Kopf im Jahr 2020 steigen können. Voraussetzung ist, dass die durch sinkende Schülerzahlen frei werdenden Mittel dem Bildungssystem nicht entzogen, sondern vollständig weiter im Schulwesen eingesetzt werden. 4

Die ostdeutschen Bundesländer haben diese Entwicklung bereits in den vergangenen Jahren erlebt und überwiegend richtig gehandelt. In Zukunft werden es die westdeutschen Länder sein, denen der demografische Wandel sinkende Schülerzahlen beschert. Ihnen kann man nur raten, in punkto Bildung vom Osten zu lernen. Gute Bildung ist weniger eine Systemfrage, sondern vielmehr eine Frage der Qualität. Dazu zählen die individuelle Förderung von Kindern und Jugendlichen, die Ausbildung und Weiterbildung von Erzieherinnen, Erziehern und Lehrkräften. Es lohnt sich aus unserer Sicht viel mehr, in diese Bereiche zu investieren, als Strukturdebatten zu führen. Einer unserer Vorschläge ist daher zum Beispiel, den Beruf des Lehrers durch leistungsgerechte Bezahlung attraktiver zu machen. Die Bildungsqualität in Deutschland macht Fortschritte, aber es gibt weiterhin viel zu tun. Gut ausgebildete junge Leute sind die wichtigste und wertvollste Ressource, die Deutschland hat. Der bevorstehende Fachkräftemangel in Deutschland ist eine weitere Frage, die uns der demografische Wandel stellt. Die Antwort ist eine bessere und effizientere Bildung. 5

Bildungsmonitor 2010: Die Rangfolge der Bundesländer Land Gesamtergebnis 1 Punkte (Rang) 2010 2009 2004 1. Sachsen 80,8 79,5 (1) 53, 1 (3) 2. Thüringen 76,6 75,3 (2) 49,3 (5) 3. Baden-Württemberg 76,3 73,1 (3) 57,3 (2) 4. Bayern 70,9 68,9 (4) 57,5 (1) 5. Bremen 67,6 64,6 (6) 41,6 (15) 6. Niedersachsen 67,2 66,4 (5) 46,6 (9) 7. Sachsen-Anhalt 66,9 63,2 (9) 38,6 (16) 8. Rheinland-Pfalz 66,8 64,0 (8) 45,6 (10) 9. Saarland 66,7 64,2 (7) 47,1 (8) 10. Hessen 66,0 61,5 (11) 47,4 (7) 11. Hamburg 65,4 61,2 (13) 52,0 (4) 12. Schleswig-Holstein 64,1 60,9 (14) 47,7 (6) 13. Brandenburg 63,5 61,3 (12) 41,7 (14) 14. NRW 63,3 60,5 (15) 44,7 (11) 15. Meck.-Vorpommern 62,8 62,5 (10) 43,5 (12) 16. Berlin 59,0 58,3 (16) 42,7 (13) Quelle: IW Köln; Stand: 02.08.2010; Rundungsdifferenzen 1 Alle Indikatoren werden auf einer Punkteskala (0-100) skaliert und sind somit vergleichbar. Die höchste Punktzahl beim Bestandsranking erhält das Bundesland, das insgesamt die höchste Punktzahl über alle 13 Handlungsfelder erreicht. Die im Bildungsmonitor 2010 dokumentierten Zahlen bilden das Jahr 2008 ab. In erster Linie geht es bei diesem Ranking nicht um die Platzierung, sondern um die Dokumentation der Entwicklung. 6