LST-Neue Aspekte zur Behandlung der Rindergrippe Martin Behr, München Infektionen der Atemwege stellen in vielen landwirtschaftlichen Betrieben neben den Neugeborenendurchfällen die häufigsten Krankheiten im Bereich der Kälberaufzucht dar. Etwa zwei Drittel der Verluste sind auf diese Krankheitskomplexe zurückzuführen, entweder durch den Tod der Tiere oder durch die entstehenden Folgeverluste durch verminderte Körpermassezunahmen und reduzierte Milchleistungen. Eine neue Studie 1 belegt für die Mastleistung bei Bullen die Folgen einer solchen Erkrankung, dazu gehören verminderte tägliche Zunahmen und eine schlechtere Schlachtkörperqualität. In dieser Studie 1 wurden 645 Mastbullen aus 15 Betrieben nach der Schlachtung durch amtliche Tierärzte auf Lungenschäden und Rippenfellentzündungen untersucht. Bei 48% (310 Tiere) stellten die Veterinäre Schäden am Lungengewebe fest. 86 % aller untersuchten Tiere hatten zusätzlich eine Rippenfellentzündung unterschiedlichen Grades, die zu großen Schmerzen für die Rinder führt. Die Ergebnisse zeigten, dass die Schäden an den Lungen einen Rückgang der täglichen Zunahmen von bis zu 202 g (siehe Abb.1, das entspricht 74 kg pro Jahr!) und sogar eine Verminderung der Schlachtkörperqualität verursachten! Abb.1 Je mehr Lungenlappen geschädigt waren, desto geringer waren die Körpermassezunahmen (Studie Williams et al 2007 1 ) Eine rechtzeitige eingesetzte LungenSchutzTherapie kann die Folgen der Rindergrippe größtenteils vermindern. Wichtig hierbei ist nicht nur eine Bekämpfung bakterieller Erreger durch den Einsatz von Antibiotika, sondern auch die Behandlung der auftretenden Entzündungen im Bereich der Lunge. Diese können je nach beteiligtem Erreger eine mehr oder weniger stark ausgeprägte Schädigung des Lungengewebes hervorrufen, wodurch einzelne Lungenbereiche vollständig ausfallen können.
Viele Faktoren begünstigen die Rindergrippe Belebte und unbelebte Faktoren wirken zusammen Unbelebte Faktoren Transport, Umstallung, Futterwechsel, Stallklima Stress Belebte Faktoren Viren BRSV, Parainfluenza-3, Adenoviren, Rheo-Viren BHV1, BVD, u.a. Bakterien z.b. Pasteurellen, toxinbildende Bakterien Mykoplasmen Kalb selbst Lungenreife, Kolostrumstatus, Immunkompetenz Schwächung der Körperabwehr Rindergrippe Abb.2 Faktoren die einen Ausbruch der Rindergrippe begünstigen Die Rindergrippe wird durch viele Faktoren verursacht (siehe Abb.2). Zunächst durch Viren ausgelöst, beteiligen sich zusätzlich dann oft Bakterien und zahlreiche Faktoren der Haltung und Fütterung an der Erkrankung und führen zu den wirtschaftlichen Schäden. Bakterien bzw. deren gebildeten Gifte sind für die direkte Schädigung der Lunge verantwortlich. Als wichtigster Umweltfaktor ist der Stress der jungen Rinder zu nennen, der vor allem durch den Transport der Jungtiere entsteht. Zum Stress gehören auch Futterumstellungen und das Aufstallen von Tieren unterschiedlicher Herkunft. Umwelteinflüsse wie Luftfeuchtigkeit, Belüftung, Umgebungstemperatur und der Schadstoffgehalt der Luft spielen eine ebenso wichtige Rolle. Der Allgemeinzustand und Immunstatus jedes Tieres selbst hat einen Einfluss auf die Entwicklung einer Rindergrippeinfektion. Bei der Ausbildung der Immunität spielt eine rechtzeitige und ausreichende Kolostrumversorgung die zentrale Rolle. Die volle Reife und Abwehrbereitschaft des Atmungsapparates des Rindes ist erst mit der Beendigung des ersten Lebensjahres erreicht, weshalb Atemwegserkrankungen bei Jungtieren generell häufiger und in schwererer Verlaufsform auftreten als bei ausgewachsenen Rindern. Hinzu kommt, dass die Rinderlunge im Verhältnis zum Körpergewicht ein relativ kleines Volumen besitzt und so einen begrenzenden Faktor für die
Leistung darstellt. Bereits im Ruhezustand ist das Tier gezwungen, tief und intensiv einzuatmen, um die Sauerstoffversorgung des Körpers sicherzustellen. Das hat im Fall einer Erkrankung zur Folge, dass Krankheitserreger tiefer in die Lunge verbracht werden können, je erschwerter die Atmung ist. Um Höchstleistungen zu erbringen, benötigt das Rind die gesamte Lungenkapazität. Somit gehen bleibende Lungenschäden u.a. mit dem Rückgang der täglichen Zunahmen einher. Deshalb- Gleichzeitig Erreger bekämpfen und Entzündung behandeln Zur Bekämpfung der viralen Phase sind in erster Linie nur vorbeugende Maßnahmen, wie die Impfung, möglich. Die bakterielle Infektion der Rindergrippe hingegen kann sowohl durch Impfung als auch durch den Einsatz von Antibiotika bekämpft werden. Das Antibiotikum muss bei der Rindergrippe ein breites Wirkspektrum besitzen und gegen unterschiedliche Bakterienstämme wirken. Bei den Bakterien kommt den Pasteurellen (M. haemolytica, P. multocida, H. somni u.a.) eine große Bedeutung zu, insbesondere Mannheimia haemolytica, da dieser Erreger in der Lage ist, ein Gift (Leukotoxin) zu bilden, das sowohl die Abwehrzellen in der Lunge in ihrer Funktion sehr stark einschränkt als auch Lungenzellen zerstört. Trotz breiter Wirkung reicht das Antibiotikum in der Regel allein nicht aus, um die Rindergrippe erfolgreich zu bekämpfen und Lungenschäden bei den Tieren zu vermeiden. Der Grund: Es gilt nicht nur die Erreger zu bekämpfen, sondern auch die aus der Infektion resultierende Entzündung wirkungsvoll zu therapieren. Diese Entzündung kann hierbei zur Störung der Lungenfunktion führen und so den notwendigen Gasaustausch in der Lunge stark erschweren. Die Entzündungen bewirken beim Kalb eine Reihe schwerer Krankheitsabläufe, die für die hohe Anzahl Todesfälle beziehungsweise für die bleibenden Schäden verantwortlich sind (Abb.1). Für die Betriebe ist das meist mit schweren wirtschaftlichen Folgen verbunden. Wird die Entzündung rechtzeitig behandelt, das heißt zu Beginn der Infektion, so können Zerstörungen in der Lunge verhindert werden. Die Leistungsfähigkeit der Kälber bleibt somit nach durchgemachter Infektion erhalten. Das zu erreichen ist das Ziel der LungenSchutzTherapie. Hierbei wird die Rindergrippe sowohl antibiotisch als auch entzündungshemmend mit einem Antibiotikum und einem kortisonfreien Entzündungshemmer (NSAID) gleichzeitig behandelt. Die Fix-Kombi mit Zweifachwirkung macht LungenSchutzTherapie einfach
Bisher musste der Tierarzt ein Antibiotikum über mehrere Tage einsetzen und nur zu Beginn ein kortisonfreien Entzündungshemmer (NSAID) hinzunehmen, um die aufflammende Entzündung sozusagen im Keim zu ersticken. Heute ist die Therapie einfacher geworden. Die Fix-Kombi ist ein Kombinationspräparat der essex tierarznei das beide Bedingungen gleichzeitig erfüllt. Es besteht aus einer Kombination des Langzeitantibiotikums Florfenicol und dem Entzündungshemmer Flunixin. Durch die Dosierung von Florfenicol und die Kombination mit Zweifachwirkung braucht der Tierarzt für die gesamte Therapie insgesamt nur noch eine einzige subkutane Injektion zu verabreichen. Daraus folgt, dass das Tier durch die einmalige Behandlung mit der Fix-Kombi erheblich weniger gestresst wird und der Landwirt wirtschaftlich sinnvoll behandeln kann. Hinzu kommt neben der antibakteriellen Wirkung auch eine entzündungshemmende, fiebersenkende und schmerzlindernde Wirkung. D.h. die Tiere werden sehr schnell wieder ein gutes Allgemeinbefinden aufweisen und aufgrund dieses Allgemeinbefindens auch wieder fressen und sich weiter entwickeln. Hierdurch können die sonst durch eine Rindergrippe üblichen Schäden, z.b. verminderte Fleisch- oder Milchproduktion, reduziert und so die Produktivität erhalten werden.
LST minimiert die Entzündung und die bekämpft die Erreger LungenSchutzTherapie (LST) Antibiotikum NSAID kortisonfreier Entzündungshemmer Gesündere Lungen Abb.3 Behandlungsprinzip der Fix-Kombi, in der beide Wirkstoffe enthalten sind und nur 1x unter die Haut gespritzt werden muss 1 Williams P., Green L. Associations between lung lesions and grade and estimated daily live weight gain in bull beef at slaughter, Cattle Practice 2007, 15 (3) 244-49