Position. Wir für Bayern Aktionsprogramm Fachkräftesicherung. Stand: Aktualisierung März 2013 www.vbw-bayern.de/fks



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Transkript:

Position Wir für Bayern Stand: Aktualisierung März 2013 www.vbw-bayern.de/fks

Vorwort X Vorwort Wir für Bayern Die vbw Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. und die Arbeitgeberverbände der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie bayme und vbm befassen sich seit Jahren mit dem Thema Fachkräftemangel. Unser Anspruch auf dem Gebiet der Fachkräftesicherung sind die ganzheitliche Problemlösung und ein entsprechend strategisch verzahntes Handeln. Mit Wir für Bayern haben wir ein integriertes Konzept vorgelegt, bei dem in fünf Handlungsfeldern zahlreiche Initiativen und Programme ineinander greifen. Nach rund zwei Jahren Laufzeit stellen wir fest, dass wir nicht nur auf Projektebene die Dinge vorangebracht haben, sondern dass die Gesamtthematik Fachkräftesicherung heute gesellschaftlich wesentlich breiter diskutiert und angegangen wird. Fachkräftesicherung ist eine zentrale Herausforderung für die Wirtschaft: Die von der vbw in Auftrag gegebene, fortgesetzte Studie Arbeitslandschaft 2035 zeigt, dass allein in Bayern im Jahr 2020 rund 230.000 Arbeitskräfte fehlen werden. Bis 2035 wird diese Zahl sogar auf 620.000 anwachsen. Alle Branchen und Qualifikationen sind davon betroffen besonders ausgeprägt wird der Bedarf an Fachkräften mit Berufsabschluss sein Die Bedeutung des Themas und der Erfolg unserer Pilotprojekte bestätigen unseren Einsatz. In den vergangenen zehn Jahren haben die bayerischen Metallarbeitgeberverbände rund 150 Millionen Euro in die Fachkräftesicherung investiert. Wir handeln in Bayern und für Bayern. Bertram Brossardt 26. März 2013

Position Wir für Bayern - Inhalt X Inhalt 1 Informieren. Handeln. Wirken.... 1 2... 3 2.1 Handlungsfeld 1 Arbeitslose und von Arbeitslosigkeit Bedrohte schneller vermitteln und besser qualifizieren... 3 2.1.1 Handlungsrahmen... 3 2.1.2 Der notwendige Beitrag der Politik... 4 2.1.3 Der Beitrag der bayerischen Wirtschaft - Projekte im Profil... 4 2.2 Handlungsfeld 2 Erwerbsbeteiligung erhöhen... 6 2.2.1 Handlungsrahmen... 6 2.2.2 Der notwendige Beitrag der Politik... 7 2.2.3 Der Beitrag der bayerischen Wirtschaft - Projekte im Profil... 7 2.3 Handlungsfeld 3 Durchschnittliche Wochen- und Lebensarbeitszeit ausweiten... 9 2.3.1 Handlungsrahmen... 9 2.3.2 Der notwendige Beitrag der Politik... 10 2.3.3 Der Beitrag der bayerischen Wirtschaft - Projekte im Profil... 10 2.4 Handlungsfeld 4 Bildungsoffensive fortsetzen... 11 2.4.1 Handlungsrahmen... 11 2.4.2 Der notwendige Beitrag der Politik... 12 2.4.3 Der Beitrag der bayerischen Wirtschaft - Projekte im Profil... 12 2.5 Handlungsfeld 5 Zuwanderung gezielt gestalten... 16 2.5.1 Handlungsrahmen... 16 2.5.2 Der notwendige Beitrag der Politik... 17 2.5.3 Der Beitrag der bayerischen Wirtschaft - Projekte im Profil... 18 3 Fazit und Zusammenfassung... 19 Ansprechpartner / Impressum... 20

Informieren. Handeln. Wirken. 1 1 Informieren. Handeln. Wirken. Arbeitgeberverbände in Bayern Vorreiter in der Fachkräftesicherung Arbeitslandschaft 2035 lautet der Titel der von der vbw beauftragten, fortgesetzten Studie zum Thema Fachkräftemarkt. In Anlehnung und Nachverfolgung der ursprünglichen Studie Arbeitslandschaft 2030 arbeitet sie einmal mehr heraus, wo nach wie vor dringender Handlungsbedarf zur Fachkräftesicherung besteht. Wir erleben einen Strukturwandel hin zu einer Wissensgesellschaft mit immer höheren Anforderungen an die Qualifikationen der Arbeitnehmer. Unsere Wirtschaft wandelt sich verstärkt in Richtung hybrider Wertschöpfung. Eine Entwicklung, die wir in unserer Studie Zukunft industrieller Wertschöpfung Hybridisierung detailliert erläutern. Auch dadurch entsteht ein Bedarf nach mehr und besser qualifizierten Fachkräften. Die demografische Entwicklung, die einen eklatanten Nachwuchsmangel mit sich bringt, verschärft die Situation weiter. Analysiert man die Entwicklung, die zwischen der Studie Arbeitslandschaft 2030 und der fortgesetzten Studie Arbeitslandschaft 2035 bereits stattgefunden hat, gibt es erste gute Nachrichten: So ist deutlich zu erkennen, dass die Projekte und Initiativen zur Fachkräftesicherung bereits Erfolge erzielten. Die Berechnungen zeigen, dass die Zahlen der Studienanfänger und Absolventen deutlich steigen und damit das Defizit an Akademikern, und insbesondere Ingenieuren, geringer wird, aber weiter fortbesteht. Der größte Mangel besteht jetzt beim Qualifikationsniveau mit Berufsschulabschluss. Auch hier setzen wir mit unseren Maßnahmen an. Wir müssen heute alles daran setzen, den potenziell Beschäftigten von morgen die erforderlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten zu vermitteln. Letztlich geht es darum, dass jeder seine Talente und Fähigkeiten optimal im Wertschöpfungsprozess einsetzen kann. Die vbw bringt deshalb schon seit Jahren maßgeschneiderte Initiativen auf den Weg, um die Sicherung des Fachkräftebedarfs voranzutreiben. Potenziale bestehen neben der individuellen Höherqualifizierung vor allem noch bei Älteren, Frauen, Jugendlichen sowie bei der gezielten Zuwanderung. Die Erfahrung zeigt, dass nur ein ganzheitliches Lösungskonzept den anstehenden Problemen wirkungsvoll begegnen kann. Aufbauend auf den Erkenntnissen aus der Studie Arbeitslandschaft 2035 haben wir mit dem fünf eng miteinander verzahnte Handlungsfelder definiert.

Informieren. Handeln. Wirken. 2 Handlungsfeld 1 Beschäftigungschancen von Arbeitslosen verbessern Handlungsfeld 2 Erwerbsbeteiligung (vor allem von Frauen) erhöhen Handlungsfeld 3 Arbeitszeit ausweiten Handlungsfeld 4 Bildungsoffensive fortsetzen Handlungsfeld 5 Zuwanderung gezielt gestalten Zu jedem einzelnen dieser Handlungsfelder wurden Projekte aufgesetzt, von denen sich viele bereits über einen längeren Zeitraum bewährt haben. Um ganzheitlich für jedes Handlungsfeld und für jede Zielgruppe geeignete Aktivitäten anzubieten, haben wir aber auch ganz neue Initiativen auf den Weg gebracht. Einige Pilotprojekte sind bereits abgeschlossen, die hier gewonnen Erkenntnisse werden auf ihre Übertragbarkeit überprüft und fließen in neue Maßnahmen ein. Einige Projekte tragen sich zwischenzeitlich auch ohne unsere Unterstützung. Der politische Handlungsbedarf ist klar: Fachkräftesicherung muss auf absehbare Zeit hohe Priorität haben, unabhängig von konjunkturellen Bewegungen am Arbeitsmarkt.

3 2 Die bayerische Wirtschaft setzt in den fünf entscheidenden Handlungsfeldern Akzente, um den Fachkräftemangel wirkungsvoll zu beheben. Diese Aktivitäten verbessern die Beschäftigungschancen von Arbeitslosen, erhöhen die Erwerbsbeteiligung insbesondere auch von Frauen und umfassen auf breiter Basis eine Ausweitung der durchschnittlichen Arbeitszeit, Bildung und Höherqualifikation, aber auch die gezielte Zuwanderung von Fachkräften. Die Maßnahmen müssen von allen Beteiligten eng verzahnt umgesetzt werden, um dem steigenden Fachkräftebedarf wirkungsvoll zu begegnen. 2.1 Handlungsfeld 1 Arbeitslose und von Arbeitslosigkeit Bedrohte schneller vermitteln und besser qualifizieren 2.1.1 Handlungsrahmen Hier lauten die Stichpunkte aktivieren qualifizieren - vermitteln. Es geht uns darum, Arbeitslose schnellstmöglich für den Arbeitsprozess zurückzugewinnen. Im Mittelpunkt stehen Projekte rund um die Teilqualifikation, das Job-Matching und die Integration älterer Arbeitnehmer. vbw und bayme vbm engagieren sich mit ihren Mitgliedsunternehmen hier im Rahmen der 50plus-Projekte in Bayern als starke Bündnispartner für die Integration älterer Arbeitsloser. Die Teilqualifizierung ist ein zweigleisiges Projekt: Sie spricht angelernte und ungelernte arbeitslose Menschen an, die auf diesem Weg neue Arbeitsplätze unterhalb der Facharbeiterebene in einem Unternehmen besetzen können. Und sie richtet sich an die an- und ungelernten Beschäftigten in Unternehmen. Teilqualifizierung sichert ihre Beschäftigungsfähigkeit und ermöglicht ihnen, sich im Unternehmen für neue Aufgaben zu qualifizieren. Seit Beginn der Initiative haben etwa 13.600 Teilnehmer eine Teilqualifizierung absolviert (Stand Februar 2013). Rund 930 Firmen sind bislang in das Programm eingestiegen und bieten dieser Mitarbeitergruppe die Möglichkeit der Qualifizierung bis hin zur Externen-Prüfung. Der flexible Mitarbeitereinsatz gewinnt in Anbetracht stark schwankender Märkte an Bedeutung. Daher spielt das Job-Matching eine wichtige Rolle im aktuellen Maßnahmen-Mix von bayme vbm und vbw. In Zusammenarbeit mit dem Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft (bbw) wurden zahlreiche Unterstützungsangebote entwickelt, die den Personaltausch zwischen Mitgliedsunternehmen fördern. So wird ein unternehmensübergreifender Personaleinsatz und das Anbieten oder Zurückgreifen auf frei werdende Mitarbeiterkapazitäten ermöglicht.

4 2.1.2 Der notwendige Beitrag der Politik Die erfolgreiche Integration von Arbeitslosen ins Erwerbsleben setzt eine moderne, leistungsfähige Arbeitsverwaltung voraus. Mit der Agenda 2010 und den begonnenen Reformen innerhalb der Bundesagentur für Arbeit wurde bereits ein wertvoller Beitrag geleistet, der hier nicht weiter vertieft werden soll. Gleichwohl müssen die Entwicklungen entschieden fortgeführt werden und die Arbeitsverwaltung in ihrer Arbeit noch wirkungsvoller werden. Die vbw hat ihre Positionen hierzu ausführlicher im Positionspapier Strategie für einen wettbewerbsfähigen Arbeitsmarkt dargestellt. Speziell mit Bezug auf Arbeitslose und von Arbeitslosigkeit Bedrohte gilt es, das bewährte Instrument der Teilqualifizierung, in Verbindung mit einer gesicherten Finanzierung, wie zum Beispiel über WeGebAU, bundesweit stärker zum Einsatz zu bringen. 2.1.3 Der Beitrag der bayerischen Wirtschaft - Projekte im Profil Kapitelübersicht 2.1.3.1 career(me)... 4 2.1.3.2 Beschäftigungsbrücke Bayern... 4 2.1.3.3 WeGebAU-Hotline... 5 2.1.3.4 Chance Teilqualifizierung für Un- und Angelernte... 5 2.1.3.5 teach(me)... 5 2.1.3.6 audit(me)... 6 2.1.3.1 career(me) Mit dem Rekrutierungs- und Vermittlungsservice von career(me) können bayme vbm Mitgliedsunternehmen frei werdende Stellen oder neue Positionen mit passenden Bewerbern aus dem Inland und anderen europäischen Staaten besetzen. Alle in der Datenbank eingetragenen Bewerber wurden vorher einem Profiling unterzogen, um sicherzustellen, dass sie über die jeweils benötigten Qualifikationen verfügen. In der Online-Datenbank unter www.baymevbm.de/career-me können Mitgliedsbetriebe selbst Bewerber suchen oder einen Suchauftrag für ihre freien Stellen aufgeben und verwalten. Während des gesamten Prozesses steht ein persönlicher Ansprechpartner des career(me)-teams zur Verfügung. 2.1.3.2 Beschäftigungsbrücke Bayern Um die Unternehmen bei der Fachkräftesicherung zu unterstützen, haben die bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeber bayme vbm 2009 ein Projekt zur Sicherung von Beschäftigung und Ausbildung in Bayern ins Leben gerufen. Insgesamt wurden 274 Jung-Facharbeiter weiter in Betrieben eingesetzt, die aufgrund der wirtschaftlichen

5 Situation nicht in der Lage waren, Einstellungen vorzunehmen. Auch MINT-Ingenieure, die gerade ihr Studium abgeschlossen hatten und nicht unmittelbar den Weg in eine Beschäftigung gefunden haben, wurde so der Einstieg in die bayerischen Metall- und Elektroindustrie erleichtert. Die Beschäftigungsbrücke Bayern endete im März 2012. 2.1.3.3 WeGebAU-Hotline Für Geringqualifizierte und ältere Arbeitnehmer nimmt Weiterbildung einen hohen Stellenwert ein. Ziel der mit Hilfe von WeGebAU umgesetzten Weiterbildungsmaßnahmen ist es, dass Arbeitnehmer ihre Qualifikationen aktualisieren oder fehlende Berufsabschlüsse nachholen können, ohne das Beschäftigungsverhältnis zu unterbrechen. Über eine von den Verbänden initiierte Telefon-Hotline können sich bayerische Unternehmen informieren, wo sie qualifizierte Beratung zum Förderprogramm WeGebAU der Bundesagentur für Arbeit erhalten. 2.1.3.4 Chance Teilqualifizierung für Un- und Angelernte An- und ungelernte Beschäftigte in Unternehmen können sich in Form von Teilqualifizierungen weiterbilden und erhöhen damit ihre Chancen und ihre Attraktivität auf dem Beschäftigungsmarkt. Mit dem Projekt Teilqualifizierung wurden seit 2007 über 13.500 Arbeitskräfte weiterqualifiziert und können nun Fachkräfte gezielt entlasten. Gemeinsam mit dem Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft wurden bisher rund 3.900 Betriebe zu Möglichkeiten und Finanzierungswegen der Teilqualifizierung beraten. Angebote existieren beispielsweise im Bereich Metall und Elektro, Hotel- und Gaststättengewerbe, Handel, Landschafts- und Gartenbau, Bürokommunikation etc. 2.1.3.5 teach(me) Die bayerische M+E Industrie fördert die Beschäftigungschancen von Jugendlichen ohne Schulabschluss über den Tarifvertrag zur Förderung der Beschäftigungschancen und das begleitende Betreuungskonzept teach(me). Partner für die Aktivitäten sind das Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft und die Bundesagentur für Arbeit. In einer Orientierungsphase von bis zu zwölf Monaten haben Jugendliche die Gelegenheit, das Berufsleben in der M+E Industrie im Rahmen eines frei gestaltbaren Langzeitpraktikums kennenzulernen. Daran kann sich eine Qualifizierungsphase von bis zu zwölf Monaten anschließen, in der die Jugendlichen einen befristeten Arbeitsvertrag zu reduzierten Tarifbedingungen erhalten. Während dieser Phase durchlaufen sie Qualifizierungsbausteine und erhalten die Möglichkeit, sich neben der Arbeit für eine Ausbildung zu empfehlen oder direkt in ein Beschäftigungsverhältnis einzutreten. Die Unternehmen erhalten über eine eigens eingerichtete Hotline Informationen und Hilfestellungen zur konkreten Umsetzung des Tarifvertrags. Das Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft stellt bei Interesse den Kontakt zur regionalen Arbeitsagentur und zu den Jugendlichen her und unterstützt bei der Einrichtung von Arbeitsplätzen.

6 Die jeweiligen Ausbilder werden bei Bedarf individuell unterstützt und haben die Möglichkeit, an Workshops Erfahrungen auszutauschen. Bei eventuellen Konflikten oder individuellen Problemen eines Jugendlichen steht ein Ansprechpartner des bbw, bei Bedarf auch im Betrieb vor Ort, zur Verfügung. Um die Qualifizierung erfolgreich voranzutreiben, erhalten die Jugendlichen außerdem eine individuelle Förderung. Die ersten Jugendlichen konnten 2012 die Orientierungsphase starten. 2.1.3.6 audit(me) Gut ausgebildete Fachkräfte sollen ihren Kompetenzen entsprechend auf dem Beschäftigungsmarkt eingesetzt werden. Dabei darf es keine Rolle spielen, wo die Qualifikationen erworben wurden. Deshalb haben die bayerischen Metall- und Elektro- Arbeitgeberverbände bayme vbm von April 2011 bis März 2012 das Modellprojekt audit(me) durchgeführt. Das Projekt richtete sich an Ingenieure, die im Ausland ihren Abschluss erworben haben und nicht qualifikationsadäquat beschäftigt waren. Bei audit(me) wurden insgesamt 37 Ingenieure mit Hilfe von KompetenzChecks und gezielten Maßnahmen innerhalb von drei bis sechs Monaten bei der Suche nach einem qualifikationsadäquaten Arbeitsplatz unterstützt. 18 Teilnehmer konnten während der Betreuungszeit vermittelt werden. Das Projekt zeigte nachweislich, dass passgenaue Maßnahmen und gezielte Förderung zum Erfolg führen. Dieser Ansatz wird in der Arbeitsagentur nun in ganz Deutschland in Form eines Aktivierungs- und Vermittlungsgutscheins fortgeführt. 2.2 Handlungsfeld 2 Erwerbsbeteiligung erhöhen 2.2.1 Handlungsrahmen Zur Fachkräftesicherung ist eine höhere Erwerbsbeteiligung vor allem von Frauen, Älteren und Menschen mit Migrationshintergrund erforderlich. Um diese, bislang nicht ausreichend genutzten, Potenziale zu heben, sind aber auch gesellschaftliche Rahmenbedingungen erforderlich, die die erwünschten kontinuierlichen Erwerbsverläufe ermöglichen. Wir sind dabei, diese Bevölkerungsgruppen mit unterdurchschnittlicher Erwerbsbeteiligung profilgerecht zu fördern. Als besonders erfolgreich erweisen sich hier Maßnahmen, die dazu beitragen, die Beschäftigung dieser Zielgruppen auszuweiten und generell zu unterstützen. In den Vordergrund rückt hier verstärkt eine familienbewusste Führung, die Kindererziehungszeiten, die Pflege von Angehörigen und diverse weitere Anforderungen berücksichtigt, wie sie eine effiziente Vereinbarkeit von Familie und Beruf mit sich bringen.

7 Unsere besondere Aufmerksamkeit gilt der konkreten Förderung von Frauen über alle Positionsebenen hinweg, vom Wiedereinstieg in den Beruf bis hin zur spezifischen Begleitung in Führungspositionen. Zudem engagieren wir uns dafür, Mädchen und Frauen früher und häufiger für technische Berufe zu begeistern. 2.2.2 Der notwendige Beitrag der Politik Die Politik ist gefordert, die Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nachhaltig zu verbessern. Dazu gehört unter anderem ein bedarfsgerechter qualitativer wie quantitativer Ausbau von Kinderbetreuungs- und Pflegeeinrichtungen. Zudem muss sichergestellt werden, dass Jugendliche Schulabgänger zumindest über ausreichend Grundkenntnisse verfügen, eine Ausbildung erfolgreich abzuschließen. Ersatzweise müssen auch mögliche Defizite im Sozialverhalten soweit möglich in der Schule ausgeglichen werden. Mit großem Engagement unterbreiten Unternehmen und Verbänden hier derzeit Angebote, die letztlich aufwändig reparieren, was im Schulsystem nicht gelang. 2.2.3 Der Beitrag der bayerischen Wirtschaft Projekte im Profil Kapitelübersicht 2.2.3.1 Plattform Betreuung... 7 2.2.3.2 Frauen in Führungspositionen... 8 2.2.3.3 Technik-Zukunft in Bayern?!... 8 2.2.3.4 comeback(me)... 8 2.2.3.5 Sommerkinder... 8 2.2.3.6 power(me)... 9 2.2.3.7 Eff effizient familienbewusst führen... 9 2.2.3.1 Plattform Betreuung Arbeitnehmer sind heute zunehmend im familiären Umfeld gefordert bei der Betreuung von Kindern ebenso wie bei der Pflege von Angehörigen. Der unvorhergesehene Ausfall der regulären Betreuung, die Erkrankung eines Kindes oder das plötzliche Auftreten eines Pflegefalls sind schwierige Situationen, die die Beschäftigten auch im beruflichen Alltag belasten. Professionelle Unterstützung und Hilfe sind für die Betroffenen meist nicht rasch genug verfügbar. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter teilnehmender bayme vbm Mitgliedsbetriebe werden bei kurzfristigem Bedarf Betreuungsplätze und -kräfte für Kinder oder pflegebedürftige Angehörige vermittelt. Der bayernweite Service umfasst auch eine kostenlose Beratung.

8 2.2.3.2 Frauen in Führungspositionen Der Einsatz weiblicher Führungskräfte wird zum Erfolgsfaktor der Unternehmensperformance, denn die Karriereförderung von Frauen wirkt unmittelbar dem Fach- und Führungskräftemangel entgegen. Gemeinsam mit dem Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft erproben die bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeberverbände Wege und Tools, Frauen effizienter für Führungspositionen zu qualifizieren. Mit dem Modellprojekt Frauen in Führungspositionen unterstützen bayme vbm Mitgliedsunternehmen gezielt Frauen mit Führungsambitionen bei ihrer Karriereentwicklung. An dem Pilotprojekt haben 56 Frauen aus 21 Mitgliedsunternehmen erfolgreich teilgenommen. Aufgrund der sehr guten Resonanz wurde 2012 eine zweite Staffel des Projekts gestartet. Hierfür haben sich 56 Mitarbeiterinnen aus 22 bayme vbm Unternehmen angemeldet und durchlaufen Sensibilisierungsworkshops und Fortbildungsmodule wie beispielsweise. Kommunikationsfähigkeit oder Führungsinstrumente. 2.2.3.3 Technik-Zukunft in Bayern?! Technikinteresse kann nicht früh genug geweckt werden. Insbesondere junge Mädchen und Frauen gilt es, zu fördern. Um Kinder ab dem Vorschulalter und Jugendliche für technische und naturwissenschaftliche Zusammenhänge zu begeistern, unterstützen die bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeberverbände maßgeblich die Initiative Technik-Zukunft in Bayern?! Hier stehen die Mädchen im Vordergrund und werden mit den Forscherinnen-Camps und Mädchen für Technik-Camps gezielt angesprochen. Die bayerische Wirtschaft investiert in die Technikerinnen und Ingenieurinnen von morgen und leistet dadurch einen wichtigen Beitrag zur Fachkräftesicherung. 2.2.3.4 comeback(me) Frauen und Männer mit abgeschlossenem Studium, die in der Metall- und Elektroindustrie arbeiten, werden beim Wiedereinstieg in das Berufsleben nach einer Familienphase unterstützt. Das Projekt zielt zum einen auf Beschäftigte in Elternzeit, um die Erwerbspause möglichst kurz zu halten. Zum anderen sollen Akademikerinnen und Akademiker, die den Kontakt zum Arbeitsmarkt verloren haben, durch Workshops schnell wieder in Beschäftigung kommen. 2.2.3.5 Sommerkinder Sommerferien bedeuten Spaß für Kinder, häufig aber auch Organisationsabenteuer für Eltern. Denn wenn Kindergärten und Schulen schließen, stellt sich für berufstätige Eltern häufig die Frage, wie sie die Betreuung ihrer Sprösslinge gewährleisten und ihnen dabei noch unvergessliche Ferien bescheren können. Auch für Arbeitgeber sind die Ferien eine Herausforderung: Der Betrieb muss reibungslos weiterlaufen, selbst wenn viele Beschäftigte in dieser Zeit ihren Urlaub planen. Sommerkinder ist eine Initiative der Gesellschaft für soziale Förderung und Integration (gfi) ggmbh, die das Konzept

9 der betriebsnahen Ferienbetreuung mit Unterstützung der vbw und den bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgebern entwickelt und erprobt hat. 2.2.3.6 power(me) Mit power(me) ebnen bayme vbm Jugendlichen, die aufgrund ihrer schulischen Leistung oder Sozialkompetenz bislang nicht dafür geeignet waren, den Weg in eine Ausbildung in der bayerischen M+E-Industrie. Das Projekt startete im April 2011, es wird von bayme vbm und der Bundesagentur für Arbeit finanziert und vom bbw durchgeführt. Teilnehmende Mitgliedsunternehmen gewinnen qualifizierte Fachkräfte und zeigen ihr gesellschaftliches Engagement. Die teilnehmenden Unternehmen profitieren zudem von zahlreichen Services: bei der Suche von Jugendlichen in dieser Zielgruppe, der Vorauswahl von Kandidaten durch verschiedene Kompetenzfeststellungsverfahren, der passgenauen und betriebsspezifischen Vermittlung sowie von der Begleitung und Unterstützung von Betrieben und Jugendlichen im gesamten Ausbildungsverlauf. Bis Ende 2012 wurden über 2.000 Jugendliche über das Projekt sowie die M+E Berufe informiert, von denen 478 auf ihre Fähigkeiten und Lernbereitschaft getestet wurden. 130 Jugendliche konnten seit Projektstart in eine Ausbildung vermittelt werden. 2.2.3.7 Eff effizient familienbewusst führen Kompetente Mitarbeiterführung trägt wesentlich zum Unternehmenserfolg bei. Sie schafft den Rahmen dafür, dass die Mitarbeiter ihr Leistungspotenzial bestmöglich einsetzen können und hilft dabei, qualifizierte Fachkräfte zu finden und zu binden. Immer wichtiger wird es in diesem Zusammenhang, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu fördern. Das Projekt eff effizient familienbewusst führen - Führungsinstrumente zukunftsfähig gestalten unterstützt Führungskräfte über den auf der Homepage angebotenen Firmencheck bei der Umsetzung einer familienorientierten Personalpolitik, die Unternehmens- und Mitarbeiterinteressen in Einklang bringt und so eine Win-win- Situation schafft. Weitere Informationen finden sich unter www.eff-portal.de. 2.3 Handlungsfeld 3 Durchschnittliche Wochen- und Lebensarbeitszeit ausweiten 2.3.1 Handlungsrahmen Die Arbeitslandschaft 2035 fordert als eine zentrale Handlungsempfehlung, den Fachkräftebedarf durch ein größeres und flexibleres Arbeitszeitvolumen zu decken. Mittelfristig sind eine Rückkehr zur 40-Stunden-Woche und ein höheres Volumen der Arbeitszeit der Arbeitnehmer erforderlich. Dies geht zum einen Hand in Hand mit einer Verbesserung der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Sie spielen eine wichtige Rolle, wenn es möglich werden soll,

10 Familie, Pflege und Beruf besser miteinander vereinbaren zu können und damit vor allem teilzeitbeschäftigten Frauen eine Ausweitung ihrer Arbeitszeit zu ermöglichen. Zum anderen muss die Lebensarbeitszeit an die zunehmende Lebenserwartung und Leistungsfähigkeit der Älteren angepasst und die richtige Entscheidung für die Rente mit 67 konsequent umgesetzt werden. Diverse Überlegungen und Angebote sind vor allem auf körperlich besonders anstrengende, oft gering qualifizierte Tätigkeiten ausgerichtet, um einen zeitigen Wechsel in qualifikationsadäquate, weniger belastende Tätigkeiten oder Branchen zu fördern. Detaillierte Informationen zu diesem Thema finden sich im Positionspapier Aktionsprogramm Beschäftigung Älterer. Wir engagieren uns auch in Zusammenarbeit mit Betriebsräten und Beschäftigten dafür, dass all diese Maßnahmen Hand in Hand mit der Qualifizierung und Gesunderhaltung der Arbeitnehmer über ein ganzes Erwerbsleben hinweg gelingen. 2.3.2 Der notwendige Beitrag der Politik Für eine Ausweitung der Arbeitszeiten müssen die richtigen Anreize gesetzt werden. Das Arbeiten bis zum Renteneintritt muss sich materiell wie ideell lohnen. Fehlanreize, die ein möglichst frühzeitiges Aussteigen aus dem Berufsleben fördern, müssen beseitigt werden. Dazu gehören beispielsweise Regelungen, die ein vorzeitiges Ausscheiden versicherungsmathematisch privilegieren. Ebenso ist es an der Zeit, die Hinzuverdienstmöglichkeiten für Ältere zu verbessern. Ebenso besteht Handlungsbedarf bei Regelungen, die Ältere auf Kosten des Arbeitgebers bevorzugen, zum Beispiel beim Kündigungsschutz. 2.3.3 Der Beitrag der bayerischen Wirtschaft - Projekte im Profil Kapitelübersicht 2.3.2.1 MEZ Mit Erfahrung Zukunft meistern... 10 2.3.2.2 gesund(me)... 11 2.3.2.3 demografie(me)... 11 2.3.3.1 MEZ Mit Erfahrung Zukunft meistern Die bayerischen Metall- und Elektroarbeitgeber haben mit diesem Projekt zehn Modellbetriebe in Bayern bei der Entwicklung einer demografiefesten Personalpolitik begleitet und unterstützt. Dabei sind mehrere Publikationen entstanden, die den Unternehmen als Leitfaden und Anregung zur Entwicklung eigener Strategien zur Verfügung stehen.

11 2.3.3.2 gesund(me) Betriebliche Gesundheitsprävention ist von wachsender Bedeutung für die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen in einem globalen Markt. Mitgliedsunternehmen der bayerischen M+E-Industrie werden durch dieses Projekt beim Aufbau, der Ausgestaltung und der Umsetzung eines erfolgreichen betrieblichen Gesundheitsmanagements unterstützt. Ziel ist eine Erhöhung der Erwerbsquote älterer Mitarbeiter und damit auch eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit. Erfahrungsberichte und praktische Tipps werden im Rahmen von Veranstaltungen aufbereitet und in themenspezifischen Informations- und Positionspapieren zusammengefasst. 2.3.3.3 demografie(me) Mit demografie(me) stellen bayme vbm ein Beratungs- und Serviceangebot zur Verfügung, das Mitgliedsbetriebe unterstützt, die Demografie-Festigkeit im Unternehmen zu erhöhen und die Chancen des demografischen Wandels zu nutzen. Das Angebot setzt sich aus verschiedenen Bausteinen zusammen: Online-Tools / Selbsttests: Altersstrukturanalyse und DemografieCheck Modellprojekt Demografie-Management: Entwicklung von individuellen Handlungsstrategien in teilnehmenden Unternehmen und Transfer der Erfahrungen in Leitfäden, Checklisten, Veranstaltungen DemografieBerater: Unterstützung der Mitgliedsfirmen vor Ort durch Arbeitswissenschaftler des bayme vbm DemografieManager: Exklusives Weiterbildungsangebot für Mitglieder zum DemografieManager 2.4 Handlungsfeld 4 Bildungsoffensive fortsetzen 2.4.1 Handlungsrahmen Die bereits angelegte Bildungsoffensive muss unbedingt fortgesetzt und weiter ausgebaut werden. Sie sollte in der frühkindlichen Phase einsetzen, über Schule und Hochschule reichen, und darüber hinaus die betriebliche Aus- und Weiterbildung stärken. Wir können es uns schlicht nicht erlauben, auf dem Weg der Bildung Menschen zu verlieren. Jeder Kopf und jede Hand muss zum gemeinsamen Anpacken optimal vorbereitet sein. Deshalb engagieren sich die bayerischen Arbeitgeberverbände für die Weiterentwicklung unseres Bildungssystems. Hier wurde bereits viel erreicht, das zeigen die Ergebnisse in der Arbeitslandschaft 2035. So wird deutlich, dass in jüngerer Vergangenheit die Zahl der Schulabgänger mit Hochschulzugangsberechtigung deutlich gestiegen ist und auch auf dem Qualifikationsniveau mittlerer Schulabschluss sind höhere Absolventenzahlen zu erkennen.

12 Doch diese Entwicklungen sind keine Lorbeeren, auf denen wir uns ausruhen könnten. Nach wie vor gilt es, überholte Strukturen zu optimieren, Chancen zu schaffen, Wege zu ebnen und Schwellen zu senken. Nur so erzielen wir auf breiter Basis und auf lange Sicht kontinuierliche und erfolgreiche Erwerbsbiografien. Das wiederum hat enorme Bedeutung für das nachhaltige Gedeihen unserer Wirtschaft und den Erhalt unseres gesellschaftlichen Wohlstands. Wir setzen uns mit einer Vielzahl von Projekten dafür ein, die besten Fach- und Führungskräfte für Unternehmen in Bayern zu gewinnen und unterstützen gleichzeitig die Implementierung neuer Wege auf allen Bildungsebenen. Wir bringen zahlreiche Projekte für die Qualifizierung und Teilqualifizierung der Arbeitnehmer auf den Weg. Wir fördern das Interesse für Technik und setzen uns aktiv dafür ein, die Zahl der Hochschulabsolventen zu steigern. 2.4.2 Der notwendige Beitrag der Politik Der Staat muss dafür Sorge tragen, jeden entsprechend seiner Kenntnisse, Fähigkeiten und Kompetenzen zu qualifizieren. Dazu müssen Bund und Länder Maßnahmen aufsetzen und unterstützen, die allgemein die Bildungsbeteiligung zu erhöhen. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) finanziert seit einigen Jahren vertiefte Berufsorientierung an Schulen und setzt dabei Gelder der Beitragszahler der Arbeitslosenversicherung ein. Im Sinne einer Anschubfinanzierung hat dies zweifellos einen Beitrag zur wünschenswerten Ausweitung der Berufsorientierung geleistet. Wird jedoch die Kulturhoheit der Länder konsequent umgesetzt, so muss sich die BA mittelfristig komplett aus dieser Finanzierung zurückziehen. Im Übergangssystem von der Schule zum Beruf müssen die bestehenden Maßnahmen regelmäßig streng überprüft werden, ob sie eine hohe Vermittlungsquote in die duale Ausbildung aufweisen. Ineffiziente Maßnahmen können und müssen entsprechend den Ergebnissen konsequent gestrichen werden, weniger ist an dieser Stelle häufig mehr. 2.4.3 Der Beitrag der bayerischen Wirtschaft - Projekte im Profil Kapitelübersicht 2.4.3.1 AusbildungsOffensive-Bayern... 13 2.4.3.2 Berufsorientierung an bayerischen Mittelschulen... 13 2.4.3.3 Berufsorientierung: Here`s my story: Wo komme ich her, wo will ich hin?... 13 2.4.3.4 Informationskampagne P-Seminar... 13 2.4.3.5 sprungbrett Bayern... 14 2.4.3.6 infotruck(me)... 14 2.4.3.7 M+E-InfoMobil... 14 2.4.3.8 come with(me)... 15 2.4.3.9 MINT 21 Initiative an bayerischen Realschulen... 15

13 2.4.3.10 Berufseignungstest... 15 2.4.3.11 Implementierung zweijähriger Ausbildungsberufe... 15 2.4.3.12 Studienkompass... 16 2.4.3.13 Best MINT... 16 2.4.3.14 Tarifvertrag Bildungsteilzeit... 16 2.4.3.1 AusbildungsOffensive Bayern Die Imagekampagne AusbildungsOffensive Bayern weckt bei Jugendlichen Interesse für die Branche und die Berufe der Metall- und Elektroindustrie. Die Info-Teams informieren beispielsweise Mittel- und Realschüler sowie Gymnasiasten in einer Schulstunde über die vielfältigen beruflichen Möglichkeiten. Mit unseren rund 1800 Vorträgen pro Jahr erreichen wir im Durchschnitt knapp 40.000 Schüler. Über Großflächenplakate, Broschüren, Berufefilme, und Social-Media-Kanäle wie Facebook machen darüber hinaus auf die Kampagne und deren berufsorientierende Inhalte aufmerksam. 2.4.3.2 Berufsorientierung an Mittelschulen Die Schüler werden dabei unterstützt, frühzeitig Eindrücke von den vielfältigen Angeboten in der Berufswelt zu gewinnen und gemäß ihren eigenen Fähigkeiten und Neigungen den richtigen Berufsweg einzuschlagen. Ein Best-Practice-Handbuch dokumentiert die Vielfalt an Projekten, die heute schon in bayerischen Schulen umgesetzt werden. Außerdem lassen sich Anregungen für die Durchführung gelungener Berufsorientierungsprojekte finden sowohl auf Schul- wie auch auf Unternehmensseite. Dies transparent zu machen, ist eine lohnende Aufgabe für alle Beteiligten. 2.4.3.3 Berufsorientierung: Here`s my story: Wo komme ich her, wo will ich hin? Für Jugendliche in der Berufsorientierung ist es vor allem wichtig herauszufinden, was sie von ihrer Zukunft erwarten. In Workshops reflektieren sie ihre kulturellen und biografischen Wurzeln sowie ihre privaten und beruflichen Ziele. Dabei entstehen persönliche Geschichten, die filmisch in Form von Videoclips umgesetzt und im Internet veröffentlicht werden. Sie sollen andere Jugendliche inspirieren, sich intensiver mit dem Thema Berufsorientierung auseinanderzusetzen. Das Projekt des Bayerischen Rundfunks wird von der bayme vbm und vbw als Exklusivsponsor unterstützt. 2.4.3.4 Informationskampagne P-Seminar Mit dem Projekt-Seminar zur Studien- und Berufsorientierung (P-Seminar) öffnet sich das Gymnasium der Arbeitswelt und ermöglicht Schülerinnen und Schülern erste wichtige Erfahrungen für eine gelungene Berufs- und Studienwahl. Im Rahmen einer ergebnisorientierten Projektarbeit mit Partnern aus der Arbeitswelt lernen Schülerinnen und Schüler die reale Berufswelt und ihre Anforderungen kennen und erwerben praxis-

14 relevante Kompetenzen. Mit einem Preis gestiftet von bayme vbm und vbw werden erfolgreiche Projekte in den P-Seminaren transparent und publik gemacht. 2.4.3.5 sprungbrett Bayern Die Berufswahl ist für die Jugendlichen eine wegweisende Entscheidung. Die Internetplattform sprungbrett Bayern initiiert vom Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft unterstützt Schülerinnen und Schülern aller Schularten bei ihren Entscheidungsfindungen, unter anderem mit einem Berufsideengenerator und einem umfangreichen Angebot an Praktikumsplätzen. Die bayerischen Arbeitsgeberverbände fördern die größte bayernweite Praktikumsbörse maßgeblich und leisten damit einen entscheidenden Beitrag zur Nachwuchssicherung der Unternehmen. Von der Plattform profitieren alle: Die Jugendlichen werden bei der Suche nach dem eigenen Berufsweg unterstützt. Unternehmen, die über die Plattform ein Praktikum anbieten, können potenzielle Nachwuchskräfte kennenlernen und rekrutieren. Das Projekt wurde 2005 gestartet und registriert auf der Online-Börse bereits rund 21.000 Angebote und 11.000 Unternehmen. 2.4.3.6 infotruck(me) Der Infotruck der bayerischen Arbeitgeberverbände soll Mittel- und Realschüler vor Ort für Technik zu begeistern. Schülerinnen und Schüler der 7. bis 10. Klassen erhalten Informationen über Ausbildungsmöglichkeiten und Berufsbilder in der Metall- und Elektroindustrie. Informationen sind dabei nur der erste Schritt. Langfristiges Interesse an einem Beruf in der Metall- und Elektrobranche wird maßgeblich durch learning by doing geweckt. Deshalb werden die Schüler beim Truck-Besuch selbst aktiv und können ihre technischen Fähigkeiten beispielsweise an der truck-eigenen Fräsmaschine testen. Jährlich werden so rund 10.000 bis 12.000 Schülerinnen und Schüler erreicht. 2.4.3.7 M+E-InfoMobil Nachwuchs zu gewinnen, ist Voraussetzung für die langfristige Sicherung von Fachkräften. Damit die Rekrutierung erfolgreich sein kann, muss das Technikinteresse bei den Nachwuchskräften von morgen geweckt werden. Dieses Ziel verfolgt das InfoMobil. Wie der infotruck(me) ist das InfoMobil als Bindeglied zwischen Schule und Wirtschaft konzipiert und soll Lehrern und Schülern die Metall- und Elektroindustrie näher bringen. Schüler können sich im InfoMobil unter anderem über den gesamten Industriezweig und über spezifische Ausbildungsberufe informieren. 2.4.3.8 come with(me) Interessieren Informieren Ausprobieren lautet das Motto des Projekts der bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeberverbände. Mit come with(me) unterstützen bayme vbm ihre Mitgliedsunternehmen beim Aufbau langfristiger Schulpartnerschaften. Im Rahmen der Kooperation besuchen Schüler beispielsweise Partner-Unternehmen vor

15 Ort, wo sie mit Hilfe von Auszubildenden und zur Verfügung gestellten Materialien eigene Werkstücke fertigen. Während des Projekts begleiten Unternehmen aus der Metall- und Elektrobranche die Schülerinnen und Schüler in allen Phasen der Berufsorientierung ab der 5. Klasse und können ihnen so den Weg in die Technikwelt aufzeigen. 2.4.3.9 MINT21 Initiative an bayerischen Realschulen Die frühzeitige und kontinuierliche Begeisterung von bayerischen Realschülern für den MINT-Bereich ist Hintergrund der MINT21. Sie wird maßgeblich von der vbw und bayme vbm mitgestaltet und finanziert und fördert die qualitative Verbesserung des MINT-Unterrichts an über 30 bayerischen Realschulen. Ziel der Initiative ist es, dass sich mehr Schüler und Schülerinnen für den mathematisch-naturwissenschaftlich-technischen Bereich entscheiden und weitere Realschulen mit erprobten Materialien und didaktischen Instrumenten versorgt werden. 2.4.3.10 Berufseignungstest Die bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeberverbände stellen den Unternehmen kostenfrei einen Online-Eignungstest zur Verfügung, der die Bewerberauswahl für die Berufsausbildung unterstützt. Der Test liefert grundlegende Informationen über die fachliche und persönliche Eignung von Bewerbern für über 60 Berufe, die in der M+E ausgebildet werden und leistet damit einen wesentlichen Beitrag für die objektive Bewerberauswahl. Über 300 Firmen haben sich für die Testnutzung registriert. Durchgeführt wird der Test jedes Jahr rund 3.400 mal. 2.4.3.11 Implementierung zweijähriger Ausbildungsberufe Im Ausbildungssystem müssen mehr Chancen für leistungsschwache Jugendliche geschaffen werden. Zweijährige Ausbildungsberufe sind eine geeignete und zukunftsorientierte Qualifizierungsform und können beispielsweise die Lücke zwischen einfacheren Tätigkeiten und hoch qualifizierten Facharbeiten schließen. Daher setzen sich bayme vbm und vbw für die Schaffung neuer zweijähriger Ausbildungsberufe ein. Der große Erfolg des Berufs Maschinen- und Anlagenführer hat den Bedarf der Betriebe nach einer stärkeren Differenzierung der Ausbildungsberufe deutlich untermauert. Die 2004 eingeführte zweijährige Ausbildung entwickelte sich mit über 3.600 Neuverträgen in 2011 in Deutschland (Bayern: 495) zu einem der erfolgreichsten neuen Ausbildungsgänge der vergangenen Jahre. Mit der Einführung des Ausbildungsberufs zum Industrieelektriker (seit 2009) wurde erstmals eine zweijährige Ausbildung in der Industrieelektrik geschaffen. Genau wie der Maschinen- und Anlagenführer wird auch hier eine sinnvolle Ergänzung des Fachkräftespektrums der Betriebe im Elektrobereich ermöglicht. Eine weitere moderne zweijährige Ausbildung zur Fachkraft für Metalltechnik, bei der elf Altberufe zusammengefasst werden, ist für den 1. August 2013 geplant.

16 2.4.3.12 Studienkompass Nur ein Viertel der Jugendlichen aus Familien ohne akademische Vorbildung nimmt ein Studium auf, dreimal seltener als Gleichaltrige aus Akademikerfamilien. Die Verbände fördern deshalb das Projekt Studienkompass, das Kinder aus nicht-akademischem Elternhaus dabei unterstützt, ein Studium aufzunehmen. Damit leisten sie nicht nur einen Beitrag zur Fachkräftesicherung, sondern auch für mehr Bildungsgerechtigkeit. Die vbw ist in Bayern Exklusivpartner des Projekts und finanziert die Umsetzung an Standorten in jedem Regierungsbezirk. 2.4.3.13 Best MINT Das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst führt das bayme vbm vbw Projekt Wege zu mehr MINT-Absolventen mit Unterstützung der vbw fort. Dabei werden Maßnahmen an bayerischen Hochschulen unterstützt, die den Studienabbruch unter MINT-Studierenden verringern. Insgesamt 13 fakultätsübergreifende Projekte an vier Universitäten und neun Hochschulen für angewandte Wissenschaften werden seit August 2012 in diesem Rahmen für drei Jahre gefördert. 2.4.3.14 Tarifvertrag Bildungsteilzeit Weiterbildung und kontinuierliche Qualifizierung sind lebenslange Prozesse. Das einmal erworbene Wissen muss ständig aktualisiert und fortentwickelt werden. Die bayerische M+E Industrie bietet Arbeitnehmern die Möglichkeit, Maßnahmen zur Weiterbildung in einem verblockten Teilzeitmodell zu absolvieren. Die Gesamtdauer der Bildungsteilzeit ist auf bis zu sechs Jahre mit zwei Blöcken von bis zu 36 Monaten ausgelegt. Die Dauer der Bildungsteilzeit mit einer Freistellungsphase von bis zu drei Jahren wurde bewusst so gewählt, um damit einen Bachelor-Studiengang zu ermöglichen. 2.5 Handlungsfeld 5 Zuwanderung gezielt gestalten 2.5.1 Handlungsrahmen Mit den ersten vier Handlungsfeldern wollen wir die bereits bestehenden Potenziale innerhalb unseres Landes stärker ausschöpfen. Dies reicht aber nicht aus, um der Wirtschaft die benötigten Fachkräfte in ausreichender Zahl zu sichern. Deshalb ist ergänzend die gezielte Zuwanderung ausländischer Fachkräfte erforderlich. Nur in der Verknüpfung einer gezielt gesteuerten Zuwanderung von Qualifizierten und einer besseren Nutzung aller inländischen Potentiale liegt die Chance zur Stärkung von Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Bayern. Die bislang ergriffenen Maßnahmen und veränderte wirtschaftliche Rahmenbedingungen in Europa haben die Zuwanderungsraten bereits ansteigen zu lassen. Wie die ak-

17 tuelle Arbeitslandschaft 2035 zeigt, geht die neue Bevölkerungsprognose von einer deutlich höheren jährlichen Nettozuwanderung von 200.000 Personen nach Deutschland aus. Dennoch brauchen wir, um die nach wie vor zu erwartende Fachkräftelücke schließen zu können, eine realistische und über die Zeit konstante Zuwanderung, deren Qualifikationsniveau sich mit der Zeit dem der einheimischen Bevölkerung anpasst. Obwohl Bayern in Sachen Zuwanderung im Deutschlandvergleich gute Zahlen vorweisen kann, muss eine erfolgreiche Migrationspolitik auch hier vor allem die Zielgruppe der jungen Hochqualifizierten im Blick haben. Bereits heute kommen junge Menschen vor allem zu Ausbildungszwecken zu uns. Das langfristige Ziel muss sein, möglichst viele von ihnen so zu begeistern, dass sie nach erfolgreichem Abschluss hier bleiben und arbeiten wollen. Die Änderungen im Zuwanderungsrecht im Zuge der Umsetzung der europäischen Hochqualifizierten-Richtlinie gehen in die richtige Richtung. Insbesondere die Regelungen für Hochschulabsolventen, vergleichbar Berufserfahrenen und Auszubildenden sowie Fachkräften mit entsprechender Berufsausbildung erleichtern die Zuwanderung und langfristig die vollständige Integration. Allerdings bleiben die Regelungen hinter den Erwartungen an einen sofortigen unbefristeten Aufenthaltstitel für Hochqualifizierte aus Drittstaaten zurück. Denn nur die Perspektive auf einen unmittelbaren Daueraufenthalt wird es uns ermöglichen, hochqualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland längerfristig für Deutschland und Bayern zu gewinnen. 2.5.2 Der notwendige Beitrag der Politik Unabdingbar für mehr Zuwanderung ist die Erhöhung und verstärkte Kommunikation der Attraktivität Deutschlands und Bayerns für ausländische Fachkräfte und eine echte, breit verankerte Willkommenskultur. So kann es gelingen, qualifizierte Arbeitskräfte anzuziehen und sie erfolgreich in den Arbeitsmarkt und die Gesellschaft zu integrieren und damit einen Beitrag zur Fachkräftesicherung zu leisten. Ein gesteuertes Zuwanderungssystem würde die Einwanderung hochqualifizierter Fachkräfte unterstützen. Auch eine gezielte Integration von Menschen mit Migrationshintergrund begegnet dem Fachkräftemangel wirkungsvoll. In diesem Bereich sind insbesondere eine vereinfachte Anerkennung von ausländischen Abschlüssen sowie Nachjustierungen im Bildungssystem notwendig, um die Voraussetzungen für gelungene Integration zu verbessern. Dazu sind unter anderem kostenlose Kindergärten und ein verpflichtendes Vorschuljahr zu berücksichtigen und allgemein der Wert der Bildung zu vermitteln und die Förderung der Sprachkompetenz wichtig. Weitere Informationen zu diesem Thema finden sich in unserem Positionspapier Zuwanderung und Integration gezielt gestalten.