Seit Beginn des Jahres bietet das Herder-Institut mit Internet-"Portalen"



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Transkript:

Nr. 18 Januar - Juni 2004 In dieser Ausgabe: Tagungen und Vorträge Regionale Wirtschaftspolitik und nationale Minderheiten Jahrestagung der Südosteuropa-Gesellschaft Nachwuchstagung in Vilnius Neue Veröffentlichungen Dokumentenedition zur Vertreibung Biogramme zur Zeitgeschichte Identitätenwandel in Westpreußen und Galizien Digitale Kurländische Güterurkunden Namen und Nachrichten Genius Loci. Eine Ausstellung zur polnischen Wissenschaftsgeschichte HERDER Informationen aus dem Herder-Institut in Marburg Länderportale zur Geschichte Ostmitteleuropas Seit Beginn des Jahres bietet das Herder-Institut mit Internet-"Portalen" zu den Ländern seines Arbeitsgebietes einen neuartigen, nutzerfreundlichen Einstieg in die Welt der elektronischen Ressourcen zur Geschichte Ostmitteleuropas. Das Informationsangebot im Internet wächst täglich. Sich darin zurechtzufinden, wird immer schwieriger. Glücklich also jeder, dem Orientierungshilfen bei der oft langwierigen Recherche im Netz zur Seite stehen. Wer sich für die Geschichte Ostmitteleuropas interessiert, dem bieten die vom Herder-Institut in Kooperation mit der geschichtswissenschaftlichen Internet-Plattform historicum.net angebotenen Portale zur Geschichte Estlands, Lettlands, Litauens, Polens, Tschechiens und der Slowakei nun einen leichten Einstieg ins Internet. aktuell... Die Portale stellen einen auf die einzelnen Länder des östlichen Mitteleuropa konzentrierten Ausschnitt aus dem umfassenden elektronischen Informationsangebot dar, das vom Herder-Institut im Rahmen seines Fachinformationssystems "Geschichte Ostmitteleuropas" entwickelt und sukzessive erweitert wird. Die Länderportale bündeln die in diesem Fachinformationssystem zum jeweiligen Land, seiner Geschichte und zu der entsprechenden historischen Forschung vorhandenen Daten. Sie bieten damit eine Auswahl einschlägiger thematischer Internetressourcen sowie Online-Quellen (Text- und Bildquellen sowie Karten), wichtige Online- Hilfsmittel (Bibliographien, Rezensionen, Fachzeitschriften, Online- Verzeichnisse und Kataloge, Wörterbücher, Enzyklopädien, länderspezifische Suchmaschinen u.a.), schließlich auch Informationen zu Herder-Institut übergibt Ausstellung Gespräch mit der Politik Archiv zur maritimen Geschichte Lettlands Das Jahr 1944 und die Fotosammlung Karl Hintzer Vorträge von Mitarbeitern Terminvorschau Zu Gast im Herder-Institut http://www.herder-institut.de

wissenschaftlichen Einrichtungen (Forschungsinstitute, Universitäten, Archive, Bibliotheken, Museen) und Kulturinstituten der betreffenden Länder. Die dargebotenen Informationen sind Ergebnis der Arbeit verschiedener Programmbereiche des Herder-Instituts; sie beruhen insbesondere auf dem Projekt "Externe Internetressourcen", das im Rahmen der von der DFG geförderten Virtuellen Fachbibliothek Osteuropa (ViFa- OSt) in Kooperation mit der Staatsbibliothek München und der Ludwig-Maximilians-Universität München betrieben wird, der Literaturdokumentation und der Institutsbibliothek. Im Kontext der Internet- Plattform historicum.net reihen sich die Ostmitteleuropa-Länderportale des Herder-Instituts in ein umfassendes, epochenübergreifendes Informationssystem zur europäischen Kultur und Geschichte ein, das länderspezifische Fachinformationen zu allen Ländern Europas umfassen wird und sich zur Zeit im sukzessiven Aufbau befindet. Die vom Herder-Institut betreuten Länderportale richten sich sowohl an Ost(mittel)- europahistoriker sowie andere Geschichtswissenschaftler, die sich im Rahmen universitärer Veranstaltungen mit der Region Ostmitteleuropa befassen, als auch an interessierte Lehrer, Schüler, Journalisten etc. Aufgrund ihrer inhaltlichen Ausrichtung mit einer Verbindung aus thematischen Websites und Online- Hilfsmitteln bieten die Länderportale sowohl einen geeigneten Ansatzpunkt für fachspezifische Recherchen als auch ein leicht handhabbares Instrument zur Gewinnung eines allgemeinen Überblicks über die Geschichte der einzelnen Länder Ostmitteleuropas. Prag, Burgeinfahrt 2 Die Struktur der Länderportale zur Geschichte Estlands, Lettlands, Litauens, Polens, Tschechiens und der Slowakei ist einheitlich und umfaßt jeweils vier Großrubriken: Themen, Materialien, Wissenschaft und Kulturaustausch. In der Rubrik Themen wird eine Zusammenstellung thematischer Internetangebote zur Geschichte des jeweiligen Landes angeboten. Die Liste ist chronologisch gegliedert und enthält evaluierende Kurzkommentare. Die Rubrik Materialien bietet eine kommentierte Zusammenstellung ausgewählter, im Internet verfügbarer Text- und Bildquellen sowie Karten. Des weiteren werden in den Rubriken Neuerwerbungen, Fachbibliographie, Standardwerke, Fachzeitschriften, Rezensionen und Hilfsmittel wichtige bibliographische Informationen zur Geschichte des jeweiligen Landes geboten. In der Rubrik Wissenschaft werden die wichtigsten Archive, Bibliotheken, Museen und Forschungseinrichtungen sowie einschlägige Studienund Stipendienmöglichkeiten vorgestellt. Die Rubrik Kulturaustausch schließlich informiert über Institutionen, die sich in besonderer Weise der Förderung des Kulturaustausches zwischen Deutschland und den Ländern Ostmitteleuropas widmen. Die Länderportale umfassen derzeit zwischen 140 und 330 ausgewählte und kommentierte Internetressourcen (Polen-Portal - 328 Internetressourcen, Tschechien-Portal - 236, Slowakei-Portal - 151, Litauen-Portal - 154, Lettland-Portal - 142, Estland-Portal - 147). Alle Internetressourcen sind mit evaluierenden Kurzkommentaren versehen. Die Auswahl und Beschreibung der Internetressourcen werden von den Redaktionsteams der Länderportale laufend aktualisiert. Neben den ausgewählten Internetressourcen verfügt jedes Länderportal über eine Neuerwerbungsliste, in der die von der Bibliothek des Herder-Instituts neu erworbene Literatur zur Geschichte des jeweiligen Landes verzeichnet wird, sowie über Verzeichnisse relevanter Standardwerke, Zeitschriften, wissenschaftlicher Aufsätze und Rezensionen. Auch diese bibliographischen Verzeichnisse unterliegen einer regelmäßigen Überarbeitung und Aktualisierung. Seit ihrem Online-Gang erfreuen sich die Ostmitteleuropa-Länderportale des Herder-Instituts einer wachsenden Beliebtheit. Schon für die ersten Monate weist die Zugriffsstatistik (ohne Zugriffe von Suchmaschinen-Robotern und interne Zugriffe des Herder-Instituts) zwischen 4000 und 13 000 Besucher pro Länderportal auf. In der Fachwelt trafen die Länderportale auf eine breite Resonanz und wurden unter anderem im Fachportal für die Geschichtswissenschaften Clio-Online und im Nachrichtendienst für Historiker verzeichnet. Das Polen-Portal fand darüber hinaus Aufnahme im polnischen Geschichtsportal Historicus (Universität Toruń) und im Linkverzeichnis des Deutschen Polen-Instituts Darmstadt. Besonderen Anklang finden die übersichtlichen Länderportale auch bei Lehrern und Schülern; so wurden sie für die Internetkataloge praxisgeschichte.de, teachersnews.net und Jugendserver.de ausgewählt. Für die Weiterentwicklung der Ostmitteleuropa-Länderportale des Herder-Instituts wird in Zukunft eine verstärkte Zusammenarbeit mit ostmitteleuropäischen Wissenschaftlern angestrebt. Außerdem soll der Akzent in Zukunft stärker auf die Einbindung digitalisierter Quellen zur Geschichte Ostmitteleuropas gelegt werden, um den Nutzern vor allem einen einfachen Zugang zu relevanten Quellen zu ermöglichen. Die Länderportale für Estland, Lettland, Litauen, Polen, Tschechien und die Slowakei sind über die Einstiegsseite des Herder-Instituts (www.herder-institut.de) oder über historicum.net (www.historicum.net/länder) zu erreichen.

Tagungen und Vorträge Regionale Wirtschaftspolitik und nationale Minderheiten Inwieweit haben wirtschaftspolitische Maßnahmen und Instrumente die Lage von Minderheiten im östlichen Mitteleuropa des späten 19., frühen 20. Jahrhunderts beeinflußt? Diese Frage beschäftigte einen Workshop, den das Herder-Institut und die Europa-Universität Viadrina Frankfurt/Oder mit finanzieller Unterstützung der Volkswagen-Stiftung am 5. und 6. März in Marburg durchgeführt haben. Bislang war die Forschung zur Nationalitätenpolitik und zu Nationalitätenkonflikten ganz überwiegend auf Bereiche wie Schul- und Sprachenpolitik, allenfalls noch auf entsprechende Aspekte der Bodenreform ausgerichtet. Die Geschichte der Wirtschaftspolitik in Ostmitteleuropa hat ihrerseits zwar den zunehmenden Staatsinterventionismus seit dem Ende des 19. Jahrhunderts beleuchtet, bei der Suche nach den Ursachen jedoch regionale Disparitäten und die Nationalitätenproblematik nur am Rande berührt. Prof. Dr. Helga Schultz und Prof. Dr. Stefan Kowal Uwe Müller vom Lehrstuhl für Neuere Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Ostmitteleuropas der Europa- Universität Viadrina, dem die konzeptionelle Leitung der Tagung unter dem Titel "Nationalitäten- und regionale Wirtschaftspolitik in Ostmitteleuropa (1867/71-1939)" oblag, skizzierte einleitend die Forschungslage, benannte Gemeinsamkeiten und Unterschiede der untersuchten Fälle und fixierte als die wichtigsten Diskussionsfelder die Bedeutung nationalitätenpolitischer Intentionen für Ziele, Intensität und Instrumentenwahl regionalpolitischer Ansätze im Rahmen der staatlichen Wirtschaftspolitik. Franz Baltzarek (Wien) sprach über "Zentralistische und föderalistische Aspekte der Wirtschaftspolitik am Beispiel Galiziens". Nach dem Ausgleich von 1867 versuchte der "Polen-Klub" im cisleithanischen Reichsrat mit wechselndem Erfolg, Mittel zur wirtschaftlichen Stärkung nach Galizien zu leiten. Schwerpunkte dieser Anträge waren die Verkehrs- und Bildungsinfrastruktur. Die galizische Selbstverwaltung (Landesausschuß) war wegen des Fehlens eines horizontalen Finanzausgleichs zu schwach, um eine eigenständige wirkungsvolle Infrastruktur- und Industriepolitik zu betreiben. Regionalpolitik beschränkte sich daher entweder auf Notstandsmaßnahmen oder erfolgte aus militärischen oder föderalistisch-pazifizierenden Motiven. Zoltán Kaposi (Pécs) befaßte sich mit dem Thema "Die staatliche Wirtschaftspolitik und die ethnischen Minderheiten in Ungarn (1867-1918)". Er sah in der ungarischen Infrastruktur- und Industrieförderungspolitik einen wesentlichen Grund für die Integration des Wirtschaftsraumes. Allerdings war sie durchaus auf das Budapester Zentrum ausgerichtet und die Städte der von Minderheiten bewohnten Gebiete erhielten weniger Fördermittel aus dem Staatshaushalt. Nicht zuletzt durch die Staatsinvestitionen in das Eisenbahnnetz profitierten jedoch auch die von den nationalen Minderheiten bewohnten Peripherien, deren Rückstand sich seit der Jahrhundertwende verringerte. Roman Holec (Bratislava) bestätigte in seinem Vortrag über die "Ungarische Wirtschaftspolitik bis 1914 aus der Sicht der Nationalitäten" die von Kaposi aufgezeigten Grundtendenzen. Er wies allerdings darauf hin, daß die praktizierte Industriepolitik weniger die Regionen insgesamt, als vielmehr ihre Einwohner nach Nationalität diskriminierte. Auf dem Gebiet der späteren Slowakei unterlagen insbesondere die slowakischen Banken und Genossenschaften Restriktionen der Budapester Zentrale. Uwe Müller (Frankfurt/Oder) untersuchte in seinem Beitrag die Bedeutung wirtschaftspolitischer Motive und Maßnahmen im Rahmen der sog. Polenpolitik Preußens seit 1871 sowie - umgekehrt - den Stellenwert nationalitätenpolitischer Motive für den Beginn regionalpolitisch ausgerichteter Umverteilungspolitik. Die nationalistisch motivierte Ansiedlungspolitik war in ihren Auswirkungen eher wirtschaftspolitisch relevant. Eisenbahnbaupolitik und Dotationsgesetzgebung waren - ohne erkennbare Priorität nationalitätenpolitischer Motive - auf eine Beseitigung des West-Ost-Gefälles gerichtet. Aus Maßnahmen zur wirtschaftlichen und kulturellen Hebung der Ostprovinzen resultierten andererseits Einkommenstranfers aus 3

dem Reich im wesentlichen nach nationalen Kriterien. Die auf eine "Stärkung des Deutschtums" zielenden Versuche der "Industrialisierung des Ostens" hätten sich als strukturpolitischer Ansatz qualifizieren können, wären sie nicht gescheitert. Stefan Kowal (Poznań) stimmte insbesondere bei der Bewertung der sogenannten Hebungspolitik mit Müller überein. Er zog in seinem Vortrag über "Ökonomische und soziale Kosten der Nationalitätenpolitik im preußischen Teilungsgebiet 1871-1914" eine negative ökonomische Bilanz der preußischen Politik. Die Ansiedlungspolitik habe Bodenspekulationen begünstigt, und die Boykottbewegungen hätten zu national getrennten und damit ineffizienten Güterkreisläufen geführt. Wirtschaftsfördernde Effekte preußischer Politik sah er allenfalls im primären Sektor, etwa durch Entwicklung des landwirtschaftlichen Bildungswesens oder die Förderung von Meliorationen. In dem der Zwischenkriegszeit gewidmeten zweiten Tagungsabschnitt referierte zunächst Werner Benecke (Göttingen) über die Motive, Möglichkeiten und Grenzen der polnischen Gesellschaftspolitik in den Kresy. In der Zweiten Republik gab es hier keine erheblichen öf- fentlichen Investitionen und die Region war und blieb eine Agrarregion mit überwiegender Subsistenzwirtschaft. Relevant war vor allem das Projekt der Landreform, in dem zunächst Klärung und Modernisierung der Eigentumsverhältnisse sowie Flurbereinigung im Vordergrund standen. Umverteilung des Bodens kam danach nur zögerlich in Gang. Nationalitätenpolitische Überlegungen waren nach Auffassung des Referenten für die Kresy gegenüber sicherheitspolitischen Zielen zweitrangig oder blieben in ihren Auswirkungen, wie etwa bei der Ansiedlung ausgedienter Soldaten, begrenzt. Im letzten Beitrag beschäftigte sich Ludovit Hallon (Bratislava) mit der "Infrastrukturpolitik des tschechoslowakischen Staates in der Slowakei 1918-1938". Er machte deutlich, daß frühzeitig in allen wichtigen Bereichen Entwicklungspläne zur Integration des neuen Wirtschaftsraumes sowie zur Verringerung des West-Ost-Gefälles bestanden. Während im Schiffsverkehr und bei der Elektrifizierung relativ rasch Erfolge erzielt werden konnten, erwies sich die Errichtung eines den Erfordernissen der neuen Volkswirtschaft entsprechenden Eisenbahnnetzes als sehr langwieriges Unterfangen. Die aus den Eisenbahntarifen resultierenden hohen Transportkosten waren ein wesentlicher Standortnachteil für viele slowakische Unternehmen und wurden daher ein wichtiges Argument innerhalb der Kritik in der slowakischen Öffentlichkeit an der Politik der Prager Zentrale. Alle Beiträge wurden in einer oft lebhaften Debatte und auch unter vergleichender Perspektive diskutiert. Die Tagung hat deutlich gemacht, daß die Nationalitätenprobleme regional-politische Interventionen eher gefördert haben. Retardierende Momente bildeten dabei neben dem eingeschränkten Repertoire wirtschaftspolitischer Instrumentarien und den begrenzten finanziellen Möglichkeiten der öffentlichen Hände die in Teilen der Ministerialbürokratie durchaus vorhandenen liberalen Auffassungen vom Verhältnis zwischen Staat und Wirtschaft. Einflußfaktoren stellten aber auch die Wirkung von agrarischen Interessengruppen, Industriekartellen sowie militärstrategische Überlegungen dar. Trotz dieser Einschränkungen kann wohl konstatiert werden, daß im späten 19. und frühen 20. Jh. der Ausgleich regionaler Disparitäten zunehmend als wichtige Aufgabe des Staates gesehen wurde, wobei es nicht zuletzt darum ging, Nationalitätenprobleme zu "lösen". Jahrestagung der Südosteuropa-Gesellschaft "Geisteswissenschaftliche Südosteuropa-Forschung und ihre politische Relevanz" lautete das Thema des Wissenschaftlichen Symposiums der Südosteuropa-Gesellschaft, das am 20. Februar anläßlich der Jahresversammlung 2004 im Herder-Institut durchgeführt wurde. Unter den zahlreichen Teilnehmern Gernot Erler (ganz rechts), Bundestagsabgeordneter und Koordinator für die deutsch-russische zwischengesellschaftliche Zusammenarbeit. 4

Nachwuchstagung in Vilnius Zum dritten Mal veranstaltete das Herder-Institut in Kooperation mit dem Litauischen Institut für Geschichte (Vilnius) eine Nachwuchstagung in Litauen zur baltischen Geschichte. An der vom 12. bis 16. Mai in Vilnius mit Unterstützung der Robert-Bosch-Stiftung und der Wissenschafts- und Studienstiftung des Litauischen Staates durchgeführten Tagung beteiligte sich diesmal auch das Lüneburger Nordost-Institut. Unter der Leitung von Darius Staliunas (Vilnius), Andreas Lawaty (Lüneburg) und Heidi Hein (Marburg) stellten zwölf Doktoranden aus Estland, Lettland, Litauen, Schweden, Polen und Deutschland ihre Dissertationsprojekte zum Thema "Politische Systeme, Ideologien und kollektive Identitäten in Nordosteuropa im 'kurzen' 20. Jahrhundert" vor. Die auf Englisch und Deutsch geführte Diskussion wurde zusätzlich durch zwei Impulsreferate von John Hiden (Bradford) und Alf Lüdtke (Göttingen/Erfurt) angeregt. In seinem die Tagung eröffnenden Vortrag erörterte Professor Lüdtke die aktuellen Debatten über die "neue Kulturgeschichte", während Professor Hiden an einem der folgenden Tage über kollektive Identitäten bei Mehrheiten und Minderheiten am Beispiel der Deutschbalten referierte. EU-Erweiterung sowie die Bemühungen der verschiedenen ethnischen Gemeinschaften Lettlands um den Erhalt ihres kulturellen Erbes zwischen 1900 und 1940. Anschließend wurden religiöse Identitäten im Umbruch vorgestellt. Hier standen die Gemeinschaft der Altgläubigen in Lettland in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, der linke Flügel der litauischen zionistischen Bewegung und schließlich die Biographie des im Polen der Nachkriegszeit lebenden jüdischen Kommunisten David Sfard im Mittelpunkt. Die dritte Sektion war dem Problembereich "Nation, nationale Identitäten und Nationalismus" gewidmet. Hier wurden Forschungsvorhaben zu folgenden Themen präsentiert: die räumliche Imagination eines zukünftigen litauischen Staates in Kreisen der litauischen Nationalbewegung am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts; die Integrationsprobleme der nationalen Gruppe in die litauische Gesellschaft am Beispiel des Memelgebietes 1923-1939; die Rolle der polnisch-litauischen Geschichte für den nationalpolitischen Diskurs junga von einer Splitterpartei zur litauischen Staatspartei nach 1926, die Versuche der sowjetischen Besatzungsmacht 1940/41, in Litauen eine sowjetische Identität zu erzeugen, sowie der Prozeß mentaler Aneignung in der sowjetischen Enklave Kaliningrad am Beispiel der Umbenennungskampagne zwischen 1946 und 1950 behandelt. Insgesamt zeigte sich, daß sich das Konzept von einer Mischung aus Vorträgen mit theoretischem Ansatz, Theoriediskussion und "praktischer Anwendung" (Referate) bewährt hat: Eine kontrovers und lebhaft geführte Abschlußdiskussion griff die vorgestellten Themen und angerissenen methodischen und theoretischen Fragen erneut auf. Sie ließ erkennen, daß es auch außerhalb des eigentlichen Tagungsprogramms bereits zu einem regen Austausch und zu einer Netzwerkbildung untereinander sowie mit den Veranstaltern und Gastreferenten gekommen war. Daß Nachwuchswissenschaftler aus den verschiedenen Im Mittelpunkt des Programms standen die Präsentationen der laufenden Forschungsvorhaben der Teilnehmer, die überwiegend aus dem Bereich der Geschichte stammten, aber auch je ein kunsthistorisches, ein kulturwissenschaftliches und ein sozialwissenschaftliches Thema umfaßten. In der ersten von insgesamt vier Sektionen ging es um den Zusammenhang von kultureller Identität und Nationalismus. Die vorgestellten Projekte behandelten die Wechselbeziehungen von Nationalismus, Geschlecht und kultureller Identität in der estnischen Kunst zwischen 1850 und 2000; die deutsche Minderheit in Estland unter den Bedingungen der Kulturselbstverwaltung in Vergangenheit und Gegenwart; die öffentlichen Debatten über die litauische historische und kulturelle Identität nach Wiedererlangung der Unabhängigkeit und vor dem Hintergrund der Teilnehmer der Tagung im Litauischen Institut für Geschichte in Polen 1918-1939 und dessen Einfluß auf die Geschichtswissenschaft sowie das Spannungsverhältnis von Ethnizität, Gemeinschaft und Staatsangehörigkeit als Formen nationaler Identitätsbildung im postsowjetischen Litauen. In der letzten Sektion stand das "Leben unter Besatzung, autoritärem Regime und im Sowjetsystem" im Blickpunkt des Interesses. Hier wurden die Entwicklung der Tautininku Sa- Arbeitsgebieten der veranstaltenden Institute zusammengeführt wurden, erwies sich daher - über die Diskussion der vorgestellten Projekte hinausgehend - für alle Teilnehmer als sehr anregend, zumal durch den regen Erfahrungsaustausch sich die Vielfalt dieser Region widerspiegelte. Eine informative Stadtführung und ein geselliger Abschlußabend rundeten die gelungene Veranstaltung ab. 5

Neue Veröffentlichungen Dokumentenedition zur Vertreibung Über fünf Jahrzehnte nach Vertreibung und Zwangsaussiedlung der Deutschen aus den Gebieten östlich von Oder und Neiße hat die Auseinandersetzung mit diesen Ereignissen und deren Folgen nach vielen Jahren relativer Ruhe ungeahnte Aktualität erlangt. Es vergeht kaum ein Tag, an dem die Beschäftigung mit diesem außerordentlich komplexen Thema nicht in den Spalten der großen überregionalen Zeitungen in Deutschland und Polen präsent wäre. Vor allem die aktuelle, sehr kontrovers und teilweise auch hitzig geführte Debatte über ein mögliches "Zentrum gegen Vertreibungen" schlägt hohe Wellen und hat die Öffentlichkeit alarmiert, ja sie belastet sogar die deutsch-polnischen Beziehungen, die sich in den Jahren zuvor so erfreulich verbessert hatten. Die Wende der Jahre 1989/90, das Ende des Kalten Krieges und die Wiedererlangung der polnischen Souveränität, für die Deutschen der staatlichen Einheit, hatten nicht nur die Voraussetzungen geschaffen für eine Normalisierung der allgemeinen und politischen Beziehungen, sondern auch für eine nunmehr unvoreingenommene und gemeinsame wissenschaftliche Erforschung der Beziehungsgeschichte der beiden Nationen. Zu deren wichtigsten Ereignissen gehört zweifellos der Transfer der Deutschen aus Polen nach dem Zweiten Weltkrieg, durch den etwa 3,5 Millionen Menschen ihre bisherige Heimat verlassen mußten. Es war das erklärte Ziel von Forschern auf beiden Seiten, sich ohne Tabus diesem Thema zu stellen. "Leuchtendes Beispiel für die Ernsthaftigkeit, mit der man an die Aufarbeitung des Kapitels Vertreibung ging, ist die auf vier Bände angelegte Dokumentation der Vertreibung aus polnischen Quellen" (Frankfurter Allgemeine Zeitung), deren beide ersten Bände (erschienen 2000 und 2003) sowohl bei einem interessierten Publikum als auch in der Fachwissenschaft auf ein sehr positives Echo gestoßen sind. Wenige Monate nach der Publikation des zweiten Bandes dieser Dokumentenedition zur Geschichte der Deutschen in den Gebieten östlich von Oder und Neiße bzw. zu deren Vertreibung und Zwangsaussiedlung aus Polen in den Jahren 1945 bis 1950 liegt nun auch der dritte Band vor. Er enthält in leicht erweiterter Form die deutsche Übersetzung der ursprünglich polnischsprachigen Edition von insgesamt 292 Quellenstücken aus unterschiedlichen Behördenakten zur Wojewodschaft Posen, d.h. dem historischen Großpolen und Ostbrandenburg (Lebuser Land), sowie zur Wojewodschaft Stettin, dem historischen Hinterpommern. Wie schon bei den bisherigen Bänden üblich, wird deren Inhalt durch sachliche Erläuterungen der beiden Bearbeiter Stanisław Jankowiak und Katrin Steffen, die auch in präzisen und detaillierten Einleitungen in die Geschichte der betreffenden Regionen während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einführen, sowie durch umfangreiche Personen-, Orts- und Sachregister aufgeschlüsselt. Mit dem Erscheinen des vierten Bandes für die Wojewodschaften Pommerellen und Danzig (Westpreußen) und die Wojewodschaft Breslau (Niederschlesien), das für den Spätherbst 2004 geplant ist, wird eine umfassende Grundlage geschaffen sein "für eine Gesamtschau der Vertreibungen, Zwangsumsiedlungen und Umsiedlungen in den Gebieten östlich von Oder und Neiße" (FAZ). Bleibt die Hoffnung, daß damit auch die allgemeine Debatte versachlicht werden kann, ein frommer Wunsch? 6 "Unsere Heimat ist uns ein fremdes Land geworden...". Die Deutschen östlich von Oder und Neiße 1945-1950. Dokumente aus polnischen Archiven. Band 3: Wojewodschaft Posen, Wojewodschaft Stettin (Hinterpommern). Herausgegeben von Włodzimierz Borodziej und Hans Lemberg. (Quellen zur Geschichte und Landeskunde Ostmitteleuropas, Bd. 4/III.) Marburg 2004, VIII, 701 S., 1 Land - karte. 70,-- ISBN 3-87969-314-5

Biogramme zur Zeitgeschichte Der aus einer gemeinsamen Konferenz der Historischen Fakultät der Kaliningrader Universität und des Herder-Instituts hervorgegangene, in Kaliningrad in Kooperation mit dem Herder-Institut herausgegebene Band behandelt in 30 Beiträgen russischer, deutscher und polnischer Autoren ein breites Spektrum von Fragen, die sich in die bewußt weitgefaßte Thematik der internationalen Beziehungen der baltischen Region vom 18. bis 20. Jahrhundert einpassen. Der Band ist in vier Abschnitte gegliedert und behandelt "Krieg und Diplomatie in der baltischen Region im 17. und 18. Jahrhundert", "Die internationalen Beziehungen im Baltikum im 19. Jahrhundert", "Die baltische Region zwischen den Weltkriegen" und "Gegenwärtige Probleme der Entwicklung der baltischen Region". Den russischsprachigen Aufsätzen sind jeweils englische Zusammenfassungen beigegeben. Das Pressearchiv des Herder-Instituts, Teil der Institutsbibliothek, verfügt in seiner 1998 abgeschlossenen Zeitungsausschnittsammlung unter anderem über 200.000 Dossiers zu Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in Ostmitteleuropa. Die Sammlung umfaßt Artikel über und von Personen der Zeitgeschichte sowie amtliche Ernennungsmeldungen, Todesanzeigen, Preisverleihungen und Veröffentlichungsanzeigen. Für Forschungen in den Bereichen der politischen Zeitgeschichte oder der modernen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, so beispielsweise für Elitenforschung oder 'gender history', stellen diese Ausschnitte einen in ihrer Gesamtheit einzigartigen Quellenbestand dar. Um ihn leichter zugänglich zu machen, werden die quantitativ bzw. qualitativ ergiebigsten Dossiers, d.h. etwa ein Viertel der Gesamtmaterialien, systematisch erschlossen und in Gestalt von Biogrammen konventionell und elektronisch publiziert. Dabei werden die in den Dossiers verfügbaren Informationen nach 16 Deskriptoren erfaßt. Diese bieten neben der Identifikation der Person Informationen über ihre wichtigsten Funktionen in verschiedenen Bereichen des öffentlichen Lebens sowie über Art RACZYŃSKI, GRAF EDWARD 1) 1891 2) Zakopane 3) 1993 4) Diplomat; Politiker 5) Jura Universitäten Leipzig und Kraków; London School of Economics 6) Dr.; Dr. h.c. PUNO London 7b) Botschafter beim Völkerbund und in London (2. Rep.); Außenminister (1942-1943); Präsident RP im Exil (1979-1986) 7f) Präsident Sikorski-Institut London 8) über 100 Ausschnitte 9) über 3 Lebensläufe 10) 1934-1998. und Menge der dazugehörigen Ausschnitte. Für Polen ist nach den angewendeten Auswahlkriterien mit ca. 18.000 solcher Kurzbeschreibungen zu rechnen. Nachdem bereits zwei Bände mit 4858 bzw. 4500 Biogrammen erschienen sind, wird nunmehr der dritte Band für die Buchstaben M-R mit 4000 Biogrammen vorgelegt. Baltijskij region v meždunarodnych otno šenijach v novoe i novejšee vremja. Materialy meždunarodnoj naučnoj konferencii Kaliningrad, 10-11 oktjabrja 2003 g. Red. Jurij V. Kostjašov, Viktor V. Sergeev [Die baltische Region in den internationalen Beziehungen in neuer und neuester Zeit. Materialien der internationalen wissenschaftlichen Konferenz, Kaliningrad, 10. und 11. Okt. 2003. Hrsg. von Jurij V. Kostjašov und Viktor V. Sergeev]. Kaliningrad 2004, 282 S. ISBN 5-88874-483-2 MACHARSKI, FRANCISZEK 1) 1927 2) Kraków 4) Geistlicher 5) Theologie UJ, Freiburg (Schweiz) 6) Dr. 7e) Erzbischof Krakau; Kardinal; stellvertretender Vorsitzender polnische Bischofskonferenz 7f) Rektor Priesterseminar Kraków; Professor päpstliche theologische Fakultät Kraków 8) über 100 Ausschnitte 9) über 3 Lebensläufe 10) 1979-1997. Biographische Materialien aus der Presse Ostmitteleuropas nach 1945. Kurzbeschreibung ausgewählter Bestände des Pressearchivs im Herder-Institut. A. Polen. Band 3: M-R. Bearbeitet von Karl von Delhaes, Andrej Gromov, Csaba János Kenéz, Hans- Werner Rautenberg. (Sammlungen des Herder-Instituts zur Ostmitteleuropa-Forschung, Band 10.) Marburg 2004, XLII, 392 S. 32,-- ISBN 3-87969-316-1 7

Identitätenwandel in Westpreußen und Galizien Im östlichen Mitteleuropa waren ethnische Diversität, interethnische Konflikte und konkurrierende Nationalisierungsprozesse an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert bekanntlich besonders prominente Phänomene. Sie haben die Forschung seit langem beschäftigt, aber noch relativ wenig Aufmerksamkeit einer modernen komparatistischen Analyse gefunden. Der aus einer Tagung des Herder-Instituts und eines durch die Volkswagenstiftung geförderten Forschungsprojektes der Universität Halle-Wittenberg hervorgegangene Band greift dieses Desiderat auf und wendet sich diesen Phänomenen in einem Vergleich der Prozesse nationaler Identitätsbildung in Grenzräumen Ostmitteleuropas zu. Die Autoren aus Deutschland, Österreich, Polen und der Ukraine beleuchten in ihren Beiträgen unterschiedliche Konstellationen des Aufeinandertreffens nationaler Bewegungen von Herrschaftsnationen und autochthoner Bevölkerung. Sie zeigen, wie sich mit mehr oder minder ausgeprägten Machtansprüchen auf das Territorium nicht nur die Eigen- und Fremdbetrachtungen veränderten, sondern auch das Verhalten von Individuen und kulturell definierten Großgruppen. Neben Gemeinsamkeiten im Nationalisierungsprozeß waren es, wie der Band zeigt, aber auch ausgeprägte Spezifika in den einzelnen Regionen, die die Schärfe der unter dem Signum des Nationalismus entstehenden Konflikte bestimmten. Die Autoren gehen den Determinanten und Bestimmungsfaktoren der einschneidenden Veränderungen in den regionalen Gesellschaften der gewählten Territorien nach und ordnen sie in die europäische Dimension ein. Identitätenwandel und nationale Mobilisierung in Regionen ethnischer Diversität. Ein regionaler Vergleich zwischen Westpreußen und Galizien am Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Herausgegeben von Ralph Schattkowsky und Michael G. Müller. (Tagungen zur Ostmitteleuropa-Forschung, Bd. 20.) Marburg 2004, VIII, 184 S. 27,-- ISBN 3-87969-313-7 Digitale Kurländische Güterurkunden Mit der digitalen Edition "Kurländischer Güterurkunden" wird der Forschung ein zentraler Quellenbestand zur livländischen Geschichte des späten Mittelalters und der Reformationszeit erschlossen, der insbesondere zu wirtschafts-, sozialund bevölkerungsgeschichtlichen Fragestellungen neue Einsichten eröffnet. Die auf den ländlichen Grundbesitz im Bereich des späteren Herzogtums Kurland bezogenen "Güterurkunden" - in erster Linie Lehns-, Kauf- und Pfandurkunden, Dokumente über Eheberedungen, Grenzbegehungen, gerichtliche Auseinandersetzungen, Rentengeschäfte u.a.m. - sind bei der Herausgabe des Liv-, Est- und Kurländischen Urkundenbuches (bislang zwölf Bände, erschienen 1852-1914) ausgespart geblieben, so daß mit ihrer Edition ein bisher weitgehend unbekannter Quellenfundus vorgelegt wird. Der zeitliche Rahmen dieser Edition erstreckt sich vom Jahr der ersten überlieferten Urkunden (1230) bis zum Ende der livländischen Selbständigkeit im Jahr 1561. Die von der Marga- und Kurt-Möllgaard-Stiftung geförderte, von Daphne Schadewaldt in Kooperation mit Klaus Neitmann (Baltische Historische Kommission/Potsdam) bearbeitete Edition bietet über 1.100 Urkundenstücke. Das mit kritischem Apparat, Varianten und Anmerkungen versehene elektronische Urkundenkorpus ist als Datenbank im Rahmen des Fachinformationssystems des Herder-Instituts unter www.herder-institut.de/editionen publiziert. Innerhalb der Datenbank kann der Nutzer anhand von Jahresangaben eine Direktauswahl treffen sowie eine Volltextsuche mit boolschen Operatoren durchführen. Über die ID der Urkunde (mit Angaben zu Typus, Regest, Ausstellungsort, Datum, Überlieferungen etc.) wird man zum Link "Urkundentext" geführt, bei dessen Anwahl der Volltext mit urkundentechnischen Bemerkungen erscheint; Varianten und Anmerkungen können bei Bedarf eingeblendet werden. Direkte Web-Adresse der Datenbank: http://www.herder-institut.de /index.php?lang=de&id=3039 8

Namen und Nachrichten Genius Loci Eine Ausstellung zur polnischen Wissenschaftsgeschichte Am 18. Juni konnte im Herder-Institut im Beisein des Hessischen Staatsministers für Wissenschaft und Kunst Udo Corts die Ausstellung "Genius Loci" eröffnet werden. Die Ausstellung der Polnischen Akademie der Wissenschaften vermittelt einen lebendigen Einblick in die Geschichte des wissenschaftlichen Lebens in Polen seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts und seine europäischen Wurzeln. 38 illustrierte Tafeln in deutscher Sprache veranschaulichen eindrucksvoll, in welchem Maße die polnische Wissenschaft in die allgemeine europäische Wissenschaftsentwicklung integriert war und welche engen Beziehungen zwischen polnischen und deutschen Wissenschaftlern bestanden. Darüber hinaus bietet die Ausstellung eine kleine Baugeschichte des Hauptsitzes der Akademie der Wissenschaften, des sogenannten Staszic-Palais. In seiner Entwicklung spiegelt sich die wechselvolle Historie Warschaus wider: Das Palais wurde im klassizistischen Stil von Antonio Corazzi 1822 errichtet, 1893 von der russischen Teilungsmacht mit "altrussischer" (byzantinischer) Fassade und orthodoxer Kapelle versehen, nach 1918/19 repolonisiert und Staatsminister Udo Corts nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs nach Originalentwürfen rekonstruiert. Der Gelehrte Stanisław Staszic, ein führender Vertreter der polnischen Aufklärung und Präsident der im Jahr 1800 gegründeten Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften ließ diesen imposanten Sitz in der Krakauer Vorstadt errichten. Die Gesellschaft bemühte sich um eine Erhöhung des allgemeinen Bildungsniveaus, um die Pflege der polnischen Sprache und Literatur und um den wissenschaftlichen Fortschritt im Sinne der aktuellen aufklärerischen Geistesströmungen. Zu ihren 400 Mitgliedern zählten bedeutende polnische und ausländische Persönlichkeiten, darunter Johann Wolfgang Goethe und Alexander von Humboldt. Nach dem Aufstand von 1830/31 vom russischen Zaren aufgelöst, konnte erst 1907 mit der Warschauer Wissenschaftlichen Gesellschaft eine offizielle Nachfolgeorganisation gegründet werden, deren berühmtestes Mitglied die Nobelpreisträgerin Maria Skłodowska-Curie war. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde schließlich 1951/52 die Polnische Akademie der Wissenschaften begründet, die bis heute im Staszic- Palais arbeitet. Zur Ausstellungseröffnung führten Prof. Dr. Halina Lichocka, Vizedirektorin des Instituts für Wissenschaftsgeschichte der Polnischen Akademie der Wissenschaften, und Dr. Hanna Krajewska, Direktorin des Akademiearchivs und Ausstellungskuratorin, in die Geschichte der Einrichtung und die Ausstellung ein. In seinem Grußwort erinnerte der Hessische Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, Udo Corts, daran, daß die Beziehungen Deutschlands vor allem auch zu seinen östlichen Nachbarn aufgrund der Belastungen der jüngeren Vergangenheit besonderer Aufmerksamkeit bedürfen. Der Wissenschaft und einer Einrichtung wie dem Herder-Institut mit seinen intensiven und fruchtbaren Beziehungen zu ostmitteleuropäischen Forschungseinrichtungen komme dabei die Rolle zu, durch die Vermittlung von kulturhistorischem Wissen Brücken zu schlagen und gegenseitiges Verständnis zu fördern. Prof. Dr. Halina Lichocka (r.) und Dr. Hanna Krajewska (2.v.r.) 9

Herder-Institut übergibt Ausstellung Ein Beitrag zu den Feierlichkeiten des polnischen EU-Beitritts Im Rahmen der offiziellen regionalen Feierlichkeiten zum Beitritt Polens zur Europäischen Union übergab das Herder-Institut am 1./2. Mai in Wdzydze Kiszewskie in Gegenwart von Vertretern der Wojewodschaft Pomorze und des deutschen Partnerlandkreises Marburg-Biedenkopf die Exponate seiner Ausstellung "Polen, Deutsche und Kaschuben. Alltag, Brauchtum und Volkskultur auf dem Gut Hochpaleschken in Westpreußen um 1900" an das Museum Kaschubischer Ethnographischer Park. Für die dauerhafte Präsentation der überlassenen Materialien war im Freilichtmuseum eigens ein historisches Speichergebäude hergerichtet worden. Die 1997 vom Herder-Institut Marburg in Kooperation mit dem Brüder-Grimm-Museum Kassel erstellte und seither in vielen Orten Deutschlands und Polens gezeigte Fotoausstellung präsentiert eine Auswahl aus einem im Herder-Institut aufbewahrten Bestand von insgesamt 185 Glasplattennegativen. Die Ausstellung, zu der ein Begleitband in deutscher und polnischer Sprache vorliegt, bietet eine künstlerisch ansprechende Schilderung Dr. Dietmar Popp, Leiter des Bildarchivs des Herder-Instituts, spricht bei den Feierlichkeiten zum EU-Beitritt in der Kirche von Swornegace/Museum Kaschubischer Ethnographischer Park des Lebens in der Kaschubei und insbesondere auf dem westpreußischen Gut Hochpaleschken (Wilcze Błota) im Kreis Berent (Kościerzyna) vor gut 100 Jahren. Im Zentrum der Fotomaterialien stehen der Rittergutsbesitzer Alexander Treichel, seine Familie und die auf seinem Gut beschäftigten Inspektoren, Arbeiter und Bediensteten, die bei ihrer Arbeit, aber auch bei Festlichkeiten gezeigt werden. Die erläuternden Texte sind für die Dauerpräsentation in deutscher, polnischer und kaschubischer Sprache verfaßt. Der in der Ausstellung behandelte Teil des früheren Westpreußens ist eine ebenso interessante wie problematische Region Ostmitteleuropas: Die mehrfach wechselnde staatlich-politische Zugehörigkeit seit dem Mittelalter bis in die jüngste Zeit sowie die ethnische, nationale und kulturelle Vielschichtigkeit machten diese Region "zwischen Deutschen und Polen" zu einem Paradigma der komplizierten deutschpolnischen Beziehungen. Die von Alexander Treichel überlieferte fotografische Dokumentation bietet einen idyllischen Gegenentwurf zu den problematischen Aspekten des Zusammenlebens und der schwierigen Nachbarschaft. Die Aufnahmen führen die friedliche Koexistenz von Polen, Deutschen und Kaschuben vor Augen und können damit ein Leitbild für die positiven Entwicklungen in einem geeinten Europa abgeben. Eröffnung der Ausstellung im Museum Kaschubischer Ethnographischer Park durch Museumsleiterin Teresa Lasowa 10

Gespräch mit der Politik Nicht erst der Beitritt der Länder seines Arbeitsgebietes zur europäischen Union am 1. Mai hat das Interesse politischer Mandatsträger an der Arbeit des Herder-Instituts geweckt. Regelmäßig kann das Institut Abgeordnete der Parlamente und Inhaber politischer Ämter zu angeregtem Informations- und Meinungsaustausch begrüßen und so das direkte Gespräch mit der Politik führen. Im Juni konnte sich der Hessische Staatsminister für Wissenschaft und Kunst Udo Corts von der erfolgreichen Tätigkeit des Instituts überzeugen. Der Minister lobte die vielfältig vernetzte Instituts-Arbeit und seine national wie international zentrale Funktion als einer unverzichtbaren wissenschaftlichen Service-Einrichtung, die als solche die gemeinsame Förderung von Bund und Ländern erfordere. Im Februar, März und Mai besuchten die hessischen Landtagsabgeordneten Anne Oppermann, Silke Tesch, Christel Hoffmann, Hartmut Holzapfel, die Europaparlamentarierin Barbara Weiler, der parlamentarische Geschäftsführer der CDU-Landtagsfraktion Frank Gotthardt und der SPD-Bundestagsabgeordnete Sören Bartol das Institut. Sie diskutierten mit Institutsmitarbeitern lebhaft über Hintergründe und Auswirkungen der EU-Erweiterung und die damit verbundenen Perspektiven der Institutsarbeit. Staatsminister Udo Corts (links) Frank Gotthardt, MdL und Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Landtagsfraktion (Mitte) Mitglieder des Arbeitskreises Europa der SPD-Landtagsfraktion Anne Oppermann, MdL Sören Bartol, MdB (rechts) 11

Archiv zur maritimen Geschichte Lettlands Die "Saratov" beim Einlaufen in den Hafen von Libau mit der lettischen Regierung an Bord (27.6.1919) Im März konnte das Herder-Institut den Nachlaß des im Februar 2003 verstorbenen Fregattenkapitäns a.d. Heinz von Bassi übernehmen und damit die Baltica-Bestände seiner Dokumentesammlung um einzigartige Materialien ergänzen. Heinz von Bassi, 1919 in Riga geboren, entstammte einer alten deutschbaltischen Kaufmannsfamilie. Seit 1935 fuhr er bei der lettischen Handelsmarine zur See, verließ das Land aber im Herbst 1939 im Rahmen der Umsiedlung der Deutschbalten, wurde 1940 zur Kriegsmarine eingezogen und trat nach dem Krieg 1956 der Bundesmarine bei. Seit Ende der 60er Jahre leitete er den Aufbau der marinehistorischen Sammlung an der Marineschule Flensburg-Mürwik, wo er auch als Dozent tätig war. Nach Eintritt in den Ruhestand 1975 widmete er sich der Dokumentation und Erforschung der Kriegs- und Handelsflotte Lettlands 1918-1940 und legte zu diesem Zweck ein umfangreiches Archiv an. Die von der Familie nun dem Herder-Institut für Forschungszwecke überlassene Sammlung enthält u.a. Akten und Photos zu jedem einzelnen Schiff der lettischen Kriegs- und Handelsflotte der Zwischenkriegszeit sowie Korrespondenzen mit Zeitzeugen aus aller Welt. Die Materialien sind nicht nur für die Geschichte der einzelnen Schiffe wichtig, sondern betreffen auch die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte und die Zeitgeschichte Lettlands, zum Teil auch der ganzen baltischen Region. Die Sammlung eröffnet Einblicke, wie ein 1919/1920 auf der politischen Bühne Europas neu auftretender Staat wie Lettland eine eigene Flotte aufbauen konnte, woher die Schiffe kamen und was dieser maritime Anspruch im politischen und militärischen Kampf der Mächte bedeutete. Zugleich ermöglichen die Materialien, das Ende dieser Flotte 1940 und die Frage des weiteren Schicksals der Schiffe im Zweiten Weltkrieg zu erforschen. Rara der Bibliothek Sowohl durch gezielte Ankäufe als auch durch die Übernahme im Rahmen geschlossener Sammlungen konnte die Bibliothek des Herder- Instituts in den vergangenen fünfeinhalb Jahrzehnten immer wieder wertvolle und seltene Publikationen zur Geschichte Ostmitteleuropas erwerben. Die Unterbringung dieser Bücher war jedoch bisher unter konservatorischen wie Sicherheitsaspekten nicht optimal gelöst, auch war der dafür zur Verfügung stehende Raum längst nicht mehr ausreichend. Um hier Abhilfe zu schaffen, wurde im Frühjahr in der dritten Etage des Magazinturms ein speziell gesicherter Bereich für besonders seltene und wertvolle Bibliotheksmaterialien geschaffen, an dem erstmalig in der Geschichte der Bibliothek diese Bestände zusammen aufgestellt werden können. Zugleich werden alle dort gesammelten und noch nicht im elektronischen Katalog nachgewiesenen Bestände vorrangig retrokatalogisiert, um so ihren überregionalen Nachweis zu gewährleisten. Insbesondere auch Nutzer älterer und bestandsgefährdeter Literatur werden in Zukunft von einem weiteren neuen Serviceangebot der Bibliothek erheblich profitieren können: einem neu erworbenen Buchscanner der Marke BookEye. Das Gerät ermöglicht es, bei größtmöglicher Schonung der Originalvorlage Scans zu erstellen, die Interessenten gegen Entgelt auch als E-Mail- Attachments oder - sinnvoll insbesondere bei großen Datenmengen - auf einem Webserver zum Download zur Verfügung gestellt werden können. Stipendium Im Rahmen des mit dem Litauischen Historischen Institut in Vilnius vereinbarten Wissenschaftleraustauschs hat das Herder-Institut im Mai ein einmonatiges Stipendium an Frau Marie Mrázková vergeben. Frau Mrázková arbeitet nach einem Studium der Neueren und Osteuropäischen Geschichte sowie der Politikwissenschaft in Prag und Düsseldorf an einer Untersuchung über "Litauen unter deutscher Besatzung 1941-1944". Das Stipendium ermöglicht ihr weitere Archivrecherchen in Vilnius und eingehende Beratungen mit litauischen Fachkollegen. 12

Das Jahr 1944 und die Fotosammlung Karl Hintzer Vor sechzig Jahren, im Sommer 1944, begann in den baltischen Staaten, dem damals noch von den Deutschen besetzten "Reichskommissariat Ostland", ein großer Exodus. Tausende von Esten, Letten und Litauern, die angesichts der rasch vorrückenden Roten Armee die erneute sowjetische Besatzung fürchteten, begaben sich auf eine "große Flucht" nach Westen. Karl Hintzer in Estland Estnische Flüchtlinge im Lager Nußdorf bei Danzig, Herbst 1944 Am 31. August notierte ein unbekannter estnischer Tagebuchschreiber in Gdynia (Gotenhafen): "Um die Mittagszeit herum stellte sich in Danzig heraus, daß in Gotenhafen ein Schiff mit 1200 estnischen Flüchtlingen angekommen war. Herr Hintzer und die Fräulein Kallas und Saareste fuhren sofort dorthin, wo das Schiff schon ausgeladen wurde. Es stellte sich heraus, daß 140 Esten noch kein Ziel hatten. Sie wurden ins Nußdorfer Lager geschickt, das völlig anders als das vorhergenannte Lager war und nur für Esten und Letten eingerichtet war." Sowohl der Tagebuchschreiber als auch die von ihm genannten Personen kümmerten sich als Mitarbeiter der Estnischen Landesvertretung im Auftrag der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt um die Betreuung estnischer Flüchtlinge. Einer von ihnen, der 1895 in Tartu geborene Karl Hintzer, war seit den 30er Jahren nebenberuflich als Journalist und Fotograf tätig gewesen. Er hatte auch während der deutschen Besatzungszeit fotografiert und konnte seine wertvolle Sammlung aus Estland retten und in den Nachkriegsjahren weiter ausbauen. Schon während der Überfahrt und dann in den Durchgangslagern um Danzig und Gdynia hat Hintzer weitere Aufnahmen gemacht. Nach der Weiterflucht nach Lübeck hat er dann nicht nur das Leben der estnischen DPs in Schleswig-Holstein, sondern in den westlichen Besatzungszonen insgesamt fotografisch dokumentiert. Das Fotoarchiv des 1967 in Lübeck Verstorbenen befindet sich heute im Bildarchiv des Herder-Instituts. Die Sammlung besteht aus rund 800 Kleinbildfilmen mit insgesamt rund 23.800 Einzelnegativen. Dieser Bestand gliedert sich in drei Komplexe: Originalaufnahmen aus Estland (11.266); Originalaufnahmen aus dem westdeutschen Exil (8.643) und Reproduktionen. Die 4.000 Reproduktionen zeigen - ohne Quellenangabe - zumeist Motive aus dem Estland der 20er-30er Jahre. Die Originalaufnahmen aus den späten 30er Jahren bis 1944 dekken ein breites thematisches Spektrum ab, wobei relativ wenig Material aus der Zeit der ersten sowjetischen Besatzung vorliegt. Einen ersten Themenbereich bilden Landschaft, Landwirtschaft und Alltagsleben, vornehmlich Südestlands. Aufnahmen von Städten und Ortschaften bilden einen zweiten Themenkomplex, wobei Hintzer insbesondere Kriegszerstörungen dokumentiert hat. Amtsträger und offizielle Veranstaltungen der deutschen Besatzer sowie der estnischen Landesverwaltung sind weitere herausragende Themenbereiche. Hintzer muß im offiziellen Auftrag der estnischen Landesverwaltung fotografiert haben, nur so läßt sich der offene und direkte Zugang zu hochrangigen Amtsträgern der Besatzungsverwaltung erklären, wie ihn die Aufnahmen erkennen lassen. Ein weiterer wichtiger Motivbereich betrifft die Wehrmacht und die estnische Legion bzw. die Bataillone Erna und Kiievi; dem letzteren gehörte Hintzer selber an. Im Auftrag der estnischen Landesverwaltung hat Hintzer darüber hinaus das estnische Kulturleben der deutschen Besatzungszeit dokumentiert. So liegen ganze Filmserien von Theater-, Ballett- und Opernaufführungen, nationalen Feiertagen und Sängerfesten, von einzelnen Schauspielern, Künstlern, Schriftstellern, aber auch von einzelnen Kunstwerken, Gemälden und Büchern vor. Einen letzten Themenkomplex innerhalb der Originalaufnahmen aus Estland bilden zahlreiche Aufnahmen von persönlichen Bekannten Karl Hintzers. Von der Flucht selbst und der kurzen Übergangszeit in Danzig/Gotenhafen vom Sommer 1944 bis zur Ankunft in Schleswig-Holstein - wohl im Winter/Frühjahr 1945 - liegen leider nur sehr wenige Aufnahmen vor. Von den 140 DP-Lagern, in denen dann seit 1945 Gruppen von Esten oder ausschließlich estnische DPs untergebracht waren, hat Hint- 13

zer etwa 80 selbst aufgesucht und in ihnen bei offiziellen und nichtoffiziellen Anlässen fotografiert. Die dabei entstandenen Aufnahmen vermitteln einen einzigartigen Einblick in das Leben der estnischen DPs in den westlichen Besatzungszonen und der frühen Bundesrepublik. Sie zeigen u.a. die äußere Beschaffenheit und Ausstattung der Lager, dokumentieren die Selbstverwaltung und Vertretung der estnischen DPs, ihre Versorgung mit Lebensmitteln und anderen Gütern des täglichen Bedarfs oder ihre Arbeit. Große Aufmerksamkeit hat Hintzer wiederum dem kulturellen Leben geschenkt. Regelmäßig hat er Musik- und Theateraufführungen, das literarische Leben, Feste und Gedenkfeiern sowie Ausstellungen fotografiert. Des weiteren zeigen seine Aufnahmen das Schulwesen, Unterricht und Fortbildung, darunter die Aktivitäten der Baltic University und der Estnischen Gymnasien. Schließlich werden auch Religion und Kirche in den DP-Lagern dargestellt. Neue Vorsitzende In der 23. Sitzung des Kuratoriums des Herder-Instituts hat Frau Birgit Maske-Demand die Leitung dieses nach der Mitgliederversammlung höchsten Instituts-Gremiums übernommen. Frau Maske-Demand vertritt als Leiterin des Referats "Außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, überregionale Forschungsförderung" das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst, das als das zuständige Ressort des Sitzlandes die Federführung für die Betreuung des gemeinsam vom Bund und allen sechzehn Bundesländern geförderten Instituts innehat. Nach ihrem Studium in den Fächern Mittlere und Neuere Geschichte/Fachjournalismus sowie Geschichte/ Deutsche Philologie/Soziologie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen war Frau Maske-Demand als Journalistin und Redakteurin tätig, arbeitete für Presse, Funk und Fernsehen (u.a. ZDF, Hessischer Rundfunk, Südwestrundfunk), ehe sie 1999 bis Ende September 2003 die Leitung des Pressereferats des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst übernahm. 14 Insgesamt liegt mit der Fotosammlung Hintzer exzellentes Bildmaterial vor. Gerade dadurch, daß die Sammlung sowohl die Besatzungsjahre der ersten Hälfte als auch die Jahre des westdeutschen Exils in der zweiten Hälfte der 40er Jahre dokumentiert, bietet sie einen hervorragenden Ausgangspunkt für Forschungen an, die um die zentrale Zäsur des Jahres 1944 herum in einem integrierten Zugriff estnische Geschichte unter dem Zeichen von Krieg, Besatzung, Flucht und Exil zu analysieren und darzustellen versuchen. Das Herder-Institut hat mit der vollständigen Digitalisierung und Bereitstellung der Fotografien im Rahmen seines Fachinformationssystems (Bildkatalog bzw. http://www.herder-institut.de/index. php?lang=de&id=3019) dazu eine wichtige materielle Grundlage gelegt, die von der internationalen Forschung hoffentlich intensiv genutzt werden wird. Birgit Maske-Demand Habilitiert Mit einer im November 2003 eingereichten Habilitationsschrift mit dem Titel "Für Volk und 'deutschen Osten'. Der Historiker Hermann Aubin und die deutsche Ostforschung im Zeitalter der Extreme" wurde Dr. Eduard Mühle, Direktor des Herder-Instituts, nach Durchführung des Habilitationskolloquiums im Sommersemester vom Fachbereich Geschichte und Kulturwissenschaften der Philipps-Universität Marburg habilitiert und ihm die Lehrbefugnis für Neuere und Osteuropäische Geschichte erteilt. Die Habilitationsschrift wird gegenwärtig für den Druck überarbeitet und soll im nächsten Jahr publiziert vorliegen. Wiedergewählt Am 25. Juni hat die Mitgliederversammlung des Herder-Instituts e.v. Herrn Dr. Dr. h.c. Winfried Irgang für eine weitere dreijährige Amtszeit zum dritten Vorstandsmitglied des Instituts gewählt. Herr Irgang übernimmt diese Aufgabe für einen dritten Turnus. Vorsitz Im April wurde der Leiter der Bibliothek des Herder-Instituts, Dr. Jürgen Warmbrunn, im Rahmen des Leipziger Bibliothekskongresses einstimmig zum neuen Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft der Spezialbibliotheken / Sektion 5 im Deutschen Bibliotheksverband gewählt. Damit ist zum ersten Mal seit Gründung der Arbeitsgemeinschaft ein Vertreter einer geisteswissenschaftlich orientierten Spezialbibliothek zu ihrem Vorsitzenden gewählt worden. Zentrale Aufgaben seiner Amtszeit, die von 2004 bis 2006 dauert, wird die Interessenvertretung der Spezialbibliotheken in den zentralen deutschen bibliothekarischen Gremien sowie die Vorbereitung der 30. Tagung der Arbeitsgemeinschaft sein, die im September 2005 an der Technischen Universität München in Weihenstephan stattfinden wird.

Vorträge von Mitarbeitern Jan C. Behrends stellte am 5. März im Rahmen des Doktorandenkolloquiums des Herder-Instituts sein Dissertationsprojekt Erfundene Freundschaft. Propaganda für die Sowjetunion in der DDR und in Polen 1944/45-1957 vor. Zum Thema Mythos und Raum. Identitätsbildungs- und Legitimationsstrategien am Beispiel ausgewählter ostmitteleuropäischer Grenzregionen referierte Dr. Heidi Hein am 2. Juni im gemeinsamen Werkstattgespräch/Kolloquium des Herder-Instituts und des Seminars für Osteuropäische Geschichte an der Philipps-Universität Marburg. Am 7. Juni hielt Dr. Csaba János Kenéz beim Senioren-Kolleg der Universität Marburg einen Vortrag zum Thema "Athen des Nordens". Zur Geschichte der Universität Dorpat/Tartu. Auf der Tagung der Kommission Kartenkuratoren der Deutschen Gesellschaft für Kartographie in Hannover referierte Wolfgang Kreft am 27. April zum Thema Städteatlas Schlesien - Multimedia CD-Rom. An der University of Toronto, der University of British Columbia in Vancouver und der University of Minnesota in Minneapolis sprach Dr. Eduard Mühle am 23. und 27. Februar sowie 1. März über Putting the East to Order. German Historians and Their Attempts to Rational- ize German Eastward Expansion during the 1930-40s. Im Deutschen Historischen Institut Warschau referierte er am 9. März über Hermann Aubin und die Deutsche Ostforschung. Auf der Convention der Association for the Advancement of Baltic Studies in Toronto hielt er am 4. Juni den Vortrag The year 1944, the Estonian Experience and a Unique Picture Collection und referierte am 5. Juni über Advancing Baltic Studies. The Electronic Information System of the Herder-Institute in Marburg and Its Electronic Gateways to the Baltic Countries. Dr. Dietmar Popp führte am 2. Mai im Museum Kaschubischer Ethnographischer Park Wdzydze Kiszewskie in die Ausstellung Polen, Deutsche und Kaschuben. Alltag, Brauchtum und Volkskultur auf dem Gut Hochpaleschken in Westpreußen um 1900 ein. Christoph Schröder, M.A. hielt am 16. Februar beim Senioren-Kolleg der Universität Marburg einen Vortrag zum Thema Posen - Stadt zweier Nationen. Im Forschungskolloquium von Prof. Dr. Rüdiger vom Bruch, Humboldt-Universität Berlin, stellte er am 19. Februar unter dem Titel "Die seltsamste unter allen Hochschulen Deutschlands...". Die Königliche Akademie zu Posen 1903-1919 wichtige Thesen seines Dissertationsprojektes vor. Am 20. Januar stellte Andrea Schutte, M.A. im literaturwissenschaftlichen Kolloquium von Prof. Dr. Reinhard Ibler an der Universität Marburg, am 5. März im Rahmen des Bohemisten-Treffens des Collegium Carolinum in München ihr Dissertationsprojekt Das Geheimnis der Erlösung heisst Erinnerung - Die Shoah in der tschechischen und slowakischen Literatur vor. Am 29. Juni hielt sie an der Universität Marburg einen Vortrag zum Thema Holocaust versus Shoah - eine Begriffsdefinition. Auf der internationalen Nachwuchstagung "Politische Systeme, Ideologien und kollektive Identitäten in Nordosteuropa im 'kurzen 20. Jahrhundert'" in Vilnius referierte Marco Wauker, M.A. am 14. Mai über Historiography Serving the Nation: The VIth General Congress of Polish Historians in Wilna 1935 and the Significance of the Polish-Lithuanian Commonwealth for the Collective Memory and Politics in Interwar-Poland. Vor dem Rotary Club in Siegen sprach Dr. Peter Wörster am 26. April über Königsberg/Pr. - Geschichte und kulturelle Bedeutung und am 21. Juni vor der Seniorenuniversität an der Universität Marburg zum Thema Die Königsberger Universität - Die Hauptepochen ihrer Geschichte. Terminvorschau Schinkel und seine Schüler - Auf den Spuren großer Architekten in Mecklenburg und Pommern. Sonderausstellung des Vineta-Museums Barth in Kooperation mit dem Herder-Institut Marburg u.a. Barth, 23. Juli - 17. Oktober 2004. Internationale Sommerakademie: Politische Mythen im 19. und 20. Jahrhundert. Perspektiven historischer Mythosforschung. Marburg 29. August - 8. September 2004. Leitung: Prof. Dr. Hans-Henning Hahn (Oldenburg) und Dr. Heidi Hein (Marburg). Polen in der europäischen Geschichte. Arbeitstagung der Herausgeber und Autoren des Handbuches "Polen in der europäischen Geschichte", Marburg, 10.-11. September 2004. Mythos und Raum. Identitätsbildungs- und Legitimationsstrategien am Beispiel ausgewählter ostmitteleuropäischer Grenzregionen. Sektion des Herder-Instituts auf dem Historikertag 2004, Kiel, 15. September 2004. Górny Śląsk wyobrażony. Wokół mitów, symboli i bohaterów dyskursów narodowych. Tagung des Herder-Instituts, des Instytut Śląski (Oppeln) und des Hauses der deutsch-polnischen Zusammenarbeit (Gleiwitz), Oppeln 15.-17. Oktober 2004. Regionales Selbstbewußtsein zwischen nationaler und europäischer Identität. Fachtagung der Fachkommission Wirtschafts- und Sozialwissenschaften des J.G. Herder-Forschungsrates in Kooperation mit dem Herder-Institut, Eschwege, 26.-28. November 2004. Zeitgeschichte Osteuropas von den Jahren des Zweiten Weltkrieges bis in die Gegenwart. Kolloquium des Verbandes der Osteuropahistoriker/Innen und des Herder- Instituts, Marburg, 24.-25. Februar 2005. 15

Tag der offenen Tür Zu Gast im Herder-Institut Anläßlich des bundesweit stattfindenden "Tages der Archive" führt das Herder-Institut am 25. September 2004 von 10 bis 18 Uhr einen "Tag der Offenen Tür" durch. Die Veranstaltung soll Besuchern Einblicke in Profil und Aufgaben des Herder-Instituts, seine verschiedenen Sammlungen und Projekte ermöglichen. In Vorträgen werden Mitarbeiter über zentrale Arbeitsbereiche, Arbeitsweisen und Projekte des Instituts berichten und in Führungen in seine reichen Sammlungen zur Geschichte und Kultur des östlichen Mitteleuropa einführen. In einer Ausstellung des Stadtarchivs Tallinn wird zudem unter dem Titel "Der Stadtbeamte zeichnet" ein interessanter Einblick in die Bestände des Ratsarchivs Reval eröffnet, das als Kopienarchiv auch in der Dokumentesammlung des Herder- Instituts vorhanden ist. Historikertage Besuchen Sie unseren Stand auf dem 45. Deutschen Historikertag in Kiel vom 14.-17. September oder auf dem 17. Powszechny Zjazd Historyków polskich w Krakowie, 15-18 września. 2. Halbjahr 2004 Dr. András Balogh, Budapest ("Völkercharakterisierungen in der Frühen Neuzeit"). Prof. Dr. Bogusław Dybaś, Toruń ("Polen-Litauen und Livland im 16.- 18. Jahrhundert"). Nadežda Ermakova, Kaliningrad ("Immanuel Kant und K.G. Hagen"). Dr. Mara Grudule, Riga, DAAD-Stipendiatin ("Die Literatur in Lettland am Anfang des 20. Jahrhunderts"). Dr. Ewa Gładkowska, Olsztyn ("Kunst- und Kulturleben in Olsztyn Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Jahre 1945"). Prof. Dr. Tatjana Ilarionova, Moskau ("Die Deutschbaltische Presse - 18. Jh. bis Ende des Zweiten Weltkrieges. Verzeichnis und historische Beschreibung"). Gintautas Karnuševičius, Vilnius/ Heidelberg ("Von einer Dienstmannschaft zum Stand: Der litauische Adel in der Epoche Vytautas' des Großen (ca. 1380-1440)"). Prof. Dr. Takashi Kawana, Tokio ("Geschichte der Juden in Polen bis zur Teilungszeit"). Kaido Laurits, Tallinn ("Die Deutsche Minderheit und die Kulturselbstverwaltung in der Estnischen Republik von 1918 bis 1940"). Kalina Mróz-Jabłecka, Wrocław ("Barocke Funeraldrucke als Gedächtnisform der urbanen Lebenswelten am Beispiel der Stadt Breslau"). Kincsö Tamás, Budapest, Stipendiatin des Ungarischen Ministeriums für Nationales Kulturerbe ("Online-Recherchesystem für die gegenwärtige Literatur zu Hungarica-Materialien"). Ivan Timirev, Kaliningrad ("Komparative Geschichte der Enklave- und Inselterritorien im Ostseeraum im 20. Jh."). Hektoras Vitkus, Klaipeda ("Die Geschichte des Holocaustgedächtnisses in Litauen"). Agnieszka Zielinska-Nowicka, Toruń ("Natürliche Bewegung und Migrationsprozesse der Bevölkerung von Westpreußen in der ersten Hälfte des 19. Jh.s"). Stipendien des Herder-Instituts Zur Förderung der historischen Ostmitteleuropa-Forschung vergibt das Her - der-institut an Wissenschaftler/innen insbesondere aus ostmitteleuropäischen Ländern Stipendien bis zu einer Dauer von drei Monaten, um ihnen die Möglichkeit zu bieten, für wissenschaftliche Vorhaben die Bestände in den Sammlungen des Instituts zu benutzen und Kontakte zu Fachkolleginnen und -kollegen in Deutschland zu knüpfen. Förderungsberechtigt sind promovierte Wissenschaftler/innen, Graduierte und Doktoranden/Doktorandinnen, im Ausnahmefall auch fortgeschrittene Studierende, die mit einer auf Ostmitteleuropa bezogenen historischen Fragestellung befaßt sind und bereits wissenschaftliche Leistungen erbracht haben. Die Bewerber müssen über ausreichende Kenntnisse der deutschen oder englischen Sprache verfügen. Über die Ausstattung der Stipendien, Bewerbungsvoraussetzungen und Antragsmodalitäten informiert ein Merkblatt des Herder-Instituts, das gemeinsam mit dem Antragsformular auch über die www-adresse des Instituts verfügbar ist. Anträge auf Gewährung eines Stipendiums für das 1. Halbjahr 2005 können bis zum 30. September 2004 gestellt werden. Sie sind zu richten an den Vorstand des Herder-Instituts e.v., Gisonenweg 5-7, D-35037 Marburg. Impressum "Herder aktuell" erscheint halbjährlich und wird herausgegeben vom HERDER-INSTITUT e.v. 35037 Marburg, Gisonenweg 5-7, Tel. 06421/184-0 Fax 06421/184-139 herder@mailer.uni-marburg.de www.uni-marburg.de/herder-institut/ Direktor: Dr. Eduard Mühle (V.i.S.d.P.) Layout und Satz: Käthe Theiß, Susanne Grotzer Verlag Herder-Institut Fotos: Wolfgang Schekanski Druck: Druckwerk Marburg Alle Bilddokumente befinden sich in den Sammlungen des Herder-Instituts. Nachdruck mit Quellenangabe gestattet, Beleg erbeten. Redaktionsschluß dieser Ausgabe: 30. Juni 2004 16