IV. Symposium für moderne Technik im Aufzug Schwelm 15./16.Mai 2006 Verfügbarkeit von Aufzügen aus Betreibersicht Dipl. Ing. Thilo Gotthardt Flughafen München GmbH
1. Einführung / Begriffe 2. Erwartungshaltung des Nutzers 3. Einflussfaktoren auf die Verfügbarkeit 4. Wege zur Erhöhung der Verfügbarkeit
1. Einführung / Begriffe Begriff aus DIN/EN 13306: Verfügbarkeit Fähigkeit einer Einheit, zu einem gegebenen Zeitpunkt oder während eines gegebenen Zeitintervalls in einem Zustand zu sein, dass sie eine geforderte Funktion unter gegebenen Bedingungen unter der Annahme erfüllen kann, dass die erforderlichen äußeren Hilfsmittel bereitgestellt sind ANMERKUNG 1 Diese Fähigkeit hängt von den kombinierten Gesichtspunkten der Zuverlässigkeit, der Instandhaltbarkeit und dem Instandhaltungsvermögen ab. ANMERKUNG 2 Die erforderlichen äußeren Hilfsmittel, die nicht Instandhaltungshilfsmittel sind, beeinflussen nicht die Verfügbarkeit = Nutzung abzüglich Stör- und Wartungsunterbrechungen sowie Ausfall durch Prüfungen und Instandsetzungen
Zuverlässigkeit Fähigkeit einer Einheit, eine geforderte Funktion unter gegebenen Bedingungen für ein gegebenes Zeitintervall zu erfüllen ANMERKUNG Der Begriff Zuverlässigkeit wird auch als Messgröße für den Grad der Zuverlässigkeit verwendet und kann auch als Wahrscheinlichkeit definiert werden.
2. Erwartungshaltung des Nutzers : Wunschaufzug: fährt immer, kostet nix, Keine Wartung oder Prüfung notwendig, Keine Störungen, weil kein Verschleiß, Fazit: Schöner, eleganter repräsentativer Aufzug, der auch zur Anlieferung von schweren Lasten, für Umzüge und u.u. als Umbauaufzug genutzt werden kann Ist das Realistisch???
Wunschaufzug des Investors (der nicht späterer Betreiber ist): i.d.r. keine Definition von Leistungsparametern Funktion Aufzug ausreichend erfüllt, sowenig umbauter Raum wie möglich Betrachtungszeitraum von ca. 5 Jahren, Störungen werden toleriert, solange keine Nutzungseinschränkungen des Gebäudes damit verbunden sind, Keine Berücksichtigung von Instandhaltungsarbeiten (Zugänglichkeit, Arbeitsplatz des Monteurs etc.) Fazit: der Geiz ist Geil Aufzug, bei dem nur die Anschaffungskosten betrachtet werden.
Wunschaufzug des späteren Betreibers (1): Betrachtung der gesamten Aufzugslebensdauer (ca. 25 Jahre), Vollständige Erfüllung von klar definierten Leistungsparametern - Förderleistung - Betriebszeiten - Taktraten - Standzeiten, Transportaufgabe wird voll erfüllt
Wunschaufzug des späteren Betreibers (2): Berücksichtigung der Instandhaltung - Anlage besteht aus hochwertigen Komponenten seriöser Hersteller - Wartungsfreundliche Bauweise - Einfache Zugänglichkeit der Räume und der Einzelkomponenten - Einfache Personenbefreiungen - Offene Systeme für Transparenz in der Instandhaltung Störungen werden in Abhängigkeit von Fahrtenzahl bewertet Fazit: ein solider Aufzug, bei dem die Life-cycle-costs betrachtet werden.
3Einflussfaktoren auf die Verfügbarkeit 3.1 Technische Einflussfaktoren Planung des Aufzuges: Nutzungsorientiert in Zusammenarbeit mit späterem Betreiber Berücksichtigung der Umgebungsbedingungen Im Betrieb: Störungsintensität (-häufigkeit und schwere), Wartungsintensität (-häufigkeit und schwere), Instandhaltungsstrategie Für die Bestimmung der Häufigkeit und Tiefe der Instandhaltung folgende Punkte beispielhaft : Spezifikation der Anlage Nutzeranforderungen und Nutzungsbedingungen Anzahl der jährlichen Fahrten Alter und Zustand der Anlage Umgebungsbedingungen
3.2 Organisatorische Einflussfaktoren Wahl von Eigen- oder Fremdinstandhaltung (Reaktionszeiten, Ersatzteilvorhaltung, Personalvorhaltung Diese Entscheidung ist eine langfristige Entscheidung, die nach wirtschaftliche Gesichtspunkten getroffen werden muß. folgende Aspekte sollten bei der Entscheidung zwischen Eigen- oder Fremdleistung berücksichtigt werden: Qualität (die der Instandhaltungsleistung und die des Personals, das sie erbringt), Instandhaltungstermine und der Zeitbedarf für die Instandhaltungsleistung, die Verfügbarkeit von personeller und maschineller Instandhaltungskapazität, der Grad der Planmäßigkeit der Instandhaltung, der Grad der Informationserfassung für die Instandhaltung Bereitstellung und Bevorratung mit Ersatzteilen Sicherheit bei der Instandhaltung ( Arbeits- und Unternehmenssicherheit)
4. Wege zur Erhöhung der Verfügbarkeit 4.1 Planung Festlegung von technischen Leistungsparametern in der Planungsphase Verfügbarkeitsgrad, Mindeststandzeiten für Verschleißteile (Seile, Türteile, Getriebe, FU techn. Parameter wie Beschleunigungs- und Geschwindigkeitswerte -Halteverlustzeit?) Festlegungen von Anlagen- oder Bauteilredundanzen Aufzugsgruppen nicht nur nach Förderleistung sondern auch als redundante Systeme planen, Bauteilredundanzen wie bei sicherheitsgerichteten Steuerungen
4.2 Betrieb Zielstellung des Betriebs der Aufzugsanlagen für hohe Verfügbarkeit sind: sichere Betriebsführung der vorbeugende Instandhaltung und kurze Reaktionszeiten bei Störungen der Anlagen Mit gleichzeitiger Optimierung der Betriebskosten Möglicher Weg dahin: Maschinendiagnose im laufenden Betrieb zur Planung innerhalb der Zustandsorientierten Instandhaltung bzw. zur Festlegung eines Restabnutzungsvorrates von Bauteilen Organisation einer schnellen Störbeseitigung Ersatzteilvorhaltung
4.3Nutzung Haben Absprachen stattgefunden Die Grundvoraussetzung in der DIN/EN81-1 bzw. EN 81-2 bestätigt diese Feststellung. Sie lautet; Zwischen dem Kunden und dem Lieferanten haben Absprachen stattgefunden über a) die bestimmungsgemäße Benutzung, b) Umgebungsbedingungen, c) bauliche Besonderheiten, d) andere Aspekte des Betriebsortes." Das Bestimmungsgemäßer Betrieb entsprechend Betriebsanleitung des Herstellers die die Absprachen berücksichtigt hat Berücksichtigung des Nutzerklienteln und der Umgebungsbedingungen Verbauungen um Türschäden zu vermeiden, Maßnahmen gegen Vandalismus, FK- Überwachung
Zusammenfassung Die Planung von Aufzügen muß in enger Zusammenarbeit mit dem späteren Betreiber erfolgen, da die Planung die Betriebskosten der Anlage über den ganzen Lebenszyklus wesentlich bestimmt. Die Nutzung von Diagnosesystemen ermöglicht dem Betreiber die Organisation einer angepassten Betriebsweise, die Gefährdungsminimierung für Instandhaltungspersonal und unterstützt die Fehlererkennung. Der Einsatz von Diagnosesystemen ist m.e. der Weg zu einer sicheren Betriebsführung und einer optimalen Instandhaltungsstrategie.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Thilo Gotthardt Tel 089-975 51661 gotthardt.thilo@munich-airport.de