Bericht zur Jahresexkursion 2013 Thüringer Wald, Vessertal (28 August 1. September)

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N G S W E S E N Ü B U N G S W E S E N

Transkript:

Bryologisch-Lichenologische Arbeitsgemeinschaft für Mitteleuropa e.v. www.blam-hp.eu Bericht zur Jahresexkursion 2013 Thüringer Wald, Vessertal (28 August 1. September) JAN ECKSTEIN, MONIKA KOPERSKI, MARION EICHLER & RAINER CEZANNE Vom 28.08. bis zum 01.09.2013 trafen sich über 50 Bryologen und Lichenologen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zur Jahresexkursion der BLAM in Thüringen (Abb. 3). Nach einer für manchen abenteuerlichen Ortsdurchfahrt durch Ilmenau waren die meisten Teilnehmer am späten Nachmittag im Quartier, dem Berghotel Stutenhaus in Vesser, angekommen. Um 19 Uhr traf man sich zum Abendessen, das sich - wie auch an den folgenden Tagen - bis 21 Uhr hinzog und von informativen Gesprächen begleitet wurde. Die Exkursionsleitung hatten Wiebke Schröder und Ludwig Meinunger übernommen. So folgte jeweils am späteren Abend eine Einführung in die Exkursionsgebiete des kommenden Tages durch L. Meinunger. Die vortreffliche Vorbereitung und das schöne spätsommerliche Wetter sorgten für eine anhaltend gute Stimmung während der Exkursion. Donnertag, 29.08.2013 Am ersten Exkursionstag sollte das Naturschutzgebiet Gleichberge erkundet werden. Vom Gasthof Waldhaus zwischen dem Großen und dem Kleinen Gleichberg ging es auf einem Forstweg durch Laubwald hinauf auf den Großen Gleichberg (etwa 650 m ü. NN). Abb. 1: Mittagspause in Steinbruch am Großen Gleichberg, von links Martin Baumann, Markus Preußing, Jan Eckstein, Michael Lüth, Jan-Peter Frahm, Foto Monika Koperski. Abb. 2: Bryum mildeanum, Foto Jan Eckstein. Eine Gruppe von Flechtenkundlern studierte schon kurz nach dem Start den Bewuchs der epiphytenreichen freistehenden Eschen und Bergahorne, auf deren Zweigen zum Beispiel Caloplaca cerinella und die leicht zu übersehende Halecania viridescens gefunden wurden. Beiderseits des Forstweges interessierten besonders Arten auf Basaltblöcken, Borke und Totholz. Zur Mittagszeit war der nördliche untere Steinbruch erreicht, und die mitgenommenen Lunchpakete wurden hier verzehrt (Abb. 1). Aus flech- Herzogiella 1 (2014) 3

Abb. 3: Gruppenbild, Foto Michael Lüth. 4

Bryologisch-Lichenologische Arbeitsgemeinschaft für Mitteleuropa e.v. www.blam-hp.eu tenkundlicher Sicht begeisterten die reichen Peltigera-Vorkommen, unter anderem mit der seltenen Peltigera degenii. Im Laufe des Nachmittags trafen die meisten Teilnehmer dann im oberen Steinbruch ein, wo der Aufstieg durch seltene Arten wie Bryum mildeanum (Abb. 2) oder Cladonia cariosa belohnt wurde. Der obere Steinbruch bot mit seiner großflächig offenen Sohle und ausgedehnten Weidenpioniergehölzen gute Bedingungen für Pionierarten auf Erdblößen und Epiphyten. Zu den bryologischen Besonderheiten zählten Bryum imbricatum, B. lonchocaulon und Orthotrichum rogeri. Der Wiederfund der in Thüringen zuletzt von Ahles im 19. Jahrhundert nachgewiesenen Epiphloea byssina stellte sich erst durch mikroskopische Untersuchung der Aufsammlung heraus, während Leptogium teretiusculum bereits im Gelände angesprochen werden konnte. Einige Teilnehmer erfreuten sich an dem Fund des auf nitrophytischen Blattflechten wachsenden, auffällig gefärbten Pilzes Marchandiobasidium aurantiacum. Am Abend gab es die schon gewohnt kompetente Einführung in die Exkursionsgebiete des folgenden Tages. Freitag, 30.8.2013 Die Exkursion führte diesmal in das südliche Vorland des Thüringer Waldes NO von Meiningen. An diesem Tag wurden die Exkursionsgruppen von einem Kameramann des online-senders "Deutschland today" begleitet, der all die merkwürdigen Verhaltensweisen der Kryptogamenforscher aufmerksam mit seiner Kamera beobachtete. Abb. 4: Schistidium helveticum, Foto Monika Koperski. Die inzwischen recht große Exkursionsgruppe teilte sich in Utendorf auf. Der größte Teil der Gruppe untersuchte den Christenser Grund und den Hainberg N Utendorf. Der kleinere Teil wandte sich dem östlich Utendorf gelegenen ehemaligen Truppenübungsplatz und den angrenzenden Tälern zu. Die regelmäßig von Schafen beweideten Halbtrockenrasen des Truppenübungsplatzes zeigten eine typische Kalkmoosvegetation mit viel Homalothecium lutescens, Thuidium abietinum und Campylium chrysophyllum. Durch die anhaltende Trockenheit waren die Moose allerdings stark zusammengeschrumpelt und viele der kleineren zu erwartenden Arten waren nicht zu sehen. Die von einzelnen Teilnehmern erhofften kleinen Schwarzen unter den Flechten (Cyanoflechten) machten sich ebenfalls rar. Auch die vereinzelt vorhandenen temporären Wasserlöcher waren fast alle ausgetrocknet, hatten aber trotzdem häufig einen flächendeckenden Bewuchs mit Drepanocladus aduncus aufzuweisen. Kurz vor Ende der Exkursion entschädigte ein südexponierter Steilhang mit einigen Kalkfelsbändern südlich von Utendorf etwas für die bisherigen eher mageren Funde mit den seltenen Arten Entodon concinnus, Rhytidium rugosum und Schistidium helveticum (Abb. 4). Mehr Glück hatten die Bryologen der anderen Exkursionsgruppe, die auf sonnigen Erdblößen Bryum funckii, Pottia caespitosa und Tortella humilis fanden. In den Fichten- Herzogiella 1 (2014) 5

wäldern, in denen auch das Netzblatt (Goodyera repens) und das Birngrün (Orthilia secunda) wachsen, wurde intensiv nach dem angekündigtem Mnium spinulosum gesucht, von dem schließlich auch durch Frank Müller, Martin Baumann und Jan-Peter Frahm ein kleines Vorkommen entdeckt wurde. Die Substratvielfalt bot den Flechtenkundlern mannigfaltige Möglichkeiten zum Beobachten von Flechten und flechtenbewohnenden Pilzen. Sehr artenreich stellten sich Hecken und Waldmäntel dar, wo auf Xanthoria parietina die beiden in Deutschland bisher selten gefundenen flechtenbewohnenden Pilze Pronectria xanthoriae und Tremella caloplacae gesammelt wurden. Auf Totholz von Fichte wurden Jamesiella anastomosans und Mycocalicium subtile entdeckt. Als außerordentlich artenreich erwies sich eine Gruppe junger Eschen, an denen unter anderem die von Ludwig Meinunger für Thüringen erwartete, meist sterile Krustenflechte Rinodina griseosoralifera vorkam. Nicht zuletzt erfreute der Bewuchs an Kalkgestein. Neben typischen Kalkflechtenarten wie Squamarina cartilaginea, Toninia candida, T. physaroides und T. sedifolia wurde zum Beispiel auch Acarospora moenium auf kleinen Kalksteinen gefunden. Viele Teilnehmer waren relativ zeitig wieder an der Unterkunft im Stutenhaus zurück und nutzten die Zeit bis zum Abendessen mit der Erkundung der Umgebung. Es zeigte sich, dass die Unterkunft im einsam am Waldrand gelegenen Gasthaus gut gewählt war, denn Michael Lüth fand nur 50 m vom Haus entfernt Rhynchostegium rotundifolium, von der bisher nur wenige Funde in Thüringen bekannt sind. Auch die Epiphytenvegetation war reich entwickelt. So konnten u.a. drei Syntrichia-Arten (S. latifolium, S. papillosum und S. virescens) und neun Orthotrichum-Arten (O. affine, O. anomalum, O. obtusifolium, O. pallens, O. patens, O. scanicum, O. stramineum und O. striatum) nachgewiesen werden. Am Abend gab es nach dem Abendessen vier interessante Kurzvorträge zu folgenden Themen: Geschichte der Bryologie in Mitteleuropa Jürgen Wächter Die Gattung Peltigera in Sachsen Andreas Gnüchtel Moosflora der Schweiz Heike Hofmann Kartierung in Thüringen Hagen Grünberg Zusammenfassungen der meisten Vorträge gibt es in dieser Ausgabe der Herzogiella. Samstag 31.08.2013 An diesem Tag führten Ludwig Meinunger und Wiebke Schröder die Exkursion an den Südrand des Thüringer Waldes in die reich mit Silikatfelsen ausgestatteten Berge und Schluchten um Oberschönau. Gleich zu Beginn der Exkursion teilte sich die Gruppe auf. Ein Teil ging zum Donnershauck und einer Felsschlucht mit dem schönen Namen Kachelofen. Ein zweiter Teil untersuchte die tief eingeschnittenen Täler zwischen Hellenberg und Zimmerkopf. Die übrigen Teilnehmer nahmen sich entweder die morphologisch anspruchsvollen Felsen des Zimmerkopfes und deren Umgebung vor oder wandten sich dem Triniusstein unterhalb des Hellberges zu. Der untere Teil der Felsen des Zimmerkopfes ist von dichtem Fichtenforst umgeben und bot daher neben Leucobryum glaucum und Campylopus flexuosus nur wenige Arten. Der obere Teil der sehr großen Felsen und die Felsköpfe dagegen stellen einen der wenigen natürlich waldfreien Standorte in Mitteleuropa dar und boten eine artenreiche Moos- und Flechtenvegetation (Abb. 5). Von den Moosen wurde neben Dicranum spurium vor allem Andreaea rothii bewundert, die hier fast so häufig war wie A. rupestris. Bestaunt wurde ebenfalls Leptodontium flexifolium (Abb. 6), eine eher atlantisch verbreitete Art, die hier im südlichen Thüringer Wald an nur wenigen Stellen vorkommt. An der ausgedehnten Felsformation des Triniusfelsens fanden sich beispielsweise Melanelixia disjuncta, Rimularia gibbosa und die Nabelflechten Umbilicaria hirsuta und U. polyphylla sowie auf Erde Cladonia coccifera, C. monomorpha oder C. uncialis. Beson- 6

Bryologisch-Lichenologische Arbeitsgemeinschaft für Mitteleuropa e.v. www.blam-hp.eu ders erwähnenswert ist der Fund von Phaeospora rimosicola (auf Rhizocarpon reductum), ein in Thüringen seit Lettau nicht mehr beobachteter flechtenbewohnender Pilz. Während der verdienten Mittagspause am Triniusfelsen (Abb. 7) bot sich ein herrlicher Blick auf den gegenüber liegenden waldfreien Zimmerkopf (Abb. 5). Am Zimmerkopf wurden Brodoa intestiniformis (Abb. 8), Protoparmelia atriseda und Rhizocarpon subgeminatum beobachtet. Abb. 5: Blick vom Triniusfelsen auf den waldfreien Zimmerkopf, Foto Rainer Cezanne. Abb. 6: Leptodontium flexifolium, Foto Monika Koperski. Abb. 7: Pause am Triniusfelsen, von links Regine Stordeur, Norbert Stapper, Volker John und Hans Schönewolf, Foto Marion Eichler. Abb. 8: Artenreiche Gesteinsflechtenvegetation am Zimmerkopf mit Rhizocarpon lecanorinum, Brodoa intestiniformis und Umbilicaria polyphylla, Foto Jan Eckstein. Die Gruppe vom Donnershauck fand Antitrichia curtipendula an einem Bergahorn. Ein erfreulicher Fund, der darauf hinweist, dass die stark gefährdete Art nach langer Zeit auch wieder epiphytische Standorte besiedelt. Auch die Zimmerkopf-Gruppe konnte mit Bryum bornholmense eine sehr seltene Art finden. Auf der Rückfahrt zum Stutenhaus legte eine kleine Gruppe von Flechtenkundlern einen kurzen Stopp an der Thüringer Hütte in Oberhof ein. Dort wurden sechs straßenbeglei- Herzogiella 1 (2014) 7

tende Bergahorne in Augenschein genommen und eine Artenliste mit 33 Sippen erstellt. Dabei wurde an einem Baum Ramalina calicaris gefunden eine in Thüringen und auch deutschlandweit vom Aussterben bedrohte Strauchflechte. Am Abend stellte Thomas Schneider das Kartierprogramm Recorder vor. Nach dem Vortrag wurden zwei Arbeitsgruppen gebildet, die sich mit dem Thema Kartierung & Online- Karten von Flechten und Moosen in Deutschland beschäftigten. Abb. 9: NSG Harzgrund, Standort von Tomentypnum nitens bei herrlichem Sonnenschein, Foto Jan Eckstein. Sonntag, 01.09.2013 Am Abreisetag war keine größere Exkursion geplant. Viele nutzten die Rückfahrtswege für individuelle Stopps. Etwa 20 Personen folgten Hartmut Kempf und besuchten das Naturschutzgebiet Harzgrund südlich von Suhl. Das Naturschutzgebiet ist eine feuchte Bergwiese am Südrand des Thüringer Waldes, die vom Hartmut Kempf seit über 30 Jahren vorbildlich gepflegt wird. Zahlreiche quellfeuchte Bereiche bieten hier günstige Bedingungen für die meist gefährdeten Arten der Feuchtgebiete (Abb. 9). Bei herrlichem Sonnenschein konnten u.a. Campylium stellatum, Hypnum pratense, Sphagnum contortum, S. warnstorfii und Tomentypnum nitens bewundert werden. Eine Gesamtartenliste findet sich im internen Bereich der BLAM-Homepage. JAN ECKSTEIN Heinrich-Heine-Str. 9 37083 Göttingen Deutschland jan.eckstein@web.de MONIKA KOPERSKI In den Freuen 48 28719 Bremen Deutschland MARION EICHLER & RAINER CEZANNE Kaupstr. 43 64289 Darmstadt Deutschland 8