Plenterwaldstudie im Bezirk Bregenz Was versteht man unter einem Plenterwald? Bei einem Plenterwald existieren alle Entwicklungsstufen der Bäume nebeneinander. Dadurch entsteht auf kleinster Fläche eine vielfältige vertikale und horizontale Struktur. Die Bestandesverjüngung läuft kontinuierlich und ohne Unterbrechung ab (Abb. 1). Klassischerweise werden Mischwälder aus Tanne Fichte und Buche geplentert. Obwohl die Bewirtschaftung als Plenterwald viele Vorteile im Hinblick auf Abb. 1: Plenterwald im Bezirk Bregenz Wirtschaftlichkeit, Schutzfunktionalität, Naturnähe und Nachhaltigkeit hat, sind in Österreich weniger als 2 % der Waldfläche Plenterwälder (Schütz, 2001). Der Großteil dieser Wälder (ca. 12.000 ha) liegt im Bregenzerwald (Brassel et al. 1999). Ziel der Forststrategie 2018 des Landes Vorarlberg ist es, Plenterwälder auch als Kulturgut zu erhalten. Plenterwaldstudie - Was bisher geschehen ist Im Jahr 2010 wurde in Zusammenarbeit mit der Universität für Bodenkultur Wien und dem Landesforstdienst Vorarlberg ein Konzept zur Untersuchung der Plenterwälder erarbeitet. Ziel der Studie ist es den Ist-Zustand dieser besonderen Waldtypen zu ermitteln und langfristig die Erhaltung von Plenterwaldstrukturen sicherzustellen. Im Sommer 2011 folgten dann die ersten Außenaufnahmen. Insgesamt wurden im Bezirk Bregenz mit Schwerpunkt Leiblachtal und Vorderbregenzerwald 186 Probepunkte erhoben. Als Zwischenbilanz sollen die wichtigsten Erkenntnisse dieser Aufnahmen hier vorgestellt werden.
Plenterwaldstudie Vorläufige Ergebnisse Auf knapp 70 % der Aufnahmeflächen wurden Fichten-Tannen-Buchenwälder als natürliche Waldgesellschaft angesprochen. Der Laubholzanteil liegt bei 15 bis 20 % (Lexer et al. 2012). Die restlichen Prozentanteile sind auf Fichte und Tanne verteilt, wobei in stark strukturierten Wäldern mehr Tannen als Fichten (Verhältnis ca. 2:1) vorkommen - in schwach strukturierten Beständen hingegen mehr Fichten als Tannen. Auf etwas mehr als 60 % der aufgenommenen Waldflächen wurden plenterartig strukturierte Wälder (BST-1) festgestellt. Auf gut 20 % sind strukturärmere Zweischicht-Wälder (BST-2) zu finden. Nur 15 % weisen Altersklassencharakter (BST-3) auf Im Vergleich zu den beiden vorher genannten Bestandestypen stockt dort auch weniger Starkholz (Abb. 2). (Lexer et al. 2012). Abb. 2: Stärkeklassenverteilung nach Bestandesstrukturtypen der 186 Aufnahmepunkte der Plenterwaldstudie (Lexer et al. 2012) Die mittleren Vorräte liegen bei plenterartigen und zweischichtigen Beständen bei ca. 570 Vfm/ha. Bei Wäldern mit Alterklassenstrukturen wurden Vorräte von durchschnittlich 420 Vfm/ha gemessen. Der Standardfehler ist bei diesen Angaben allerdings mit ca. 300 Vfm/ha recht groß, was auf eine große Spreitung zwischen den Einzelbeständen hinweist. Aus naturschutzfachlicher Sicht schneiden die gemessenen Bestände im österreichweiten Vergleich sehr gut ab: 6,9 m³/ha an stehendem Totholz und 18,8 m³ an liegendem Totholz wurden erhoben und liefern auf diese Weise wertvolle Lebensräume für seltene Tier- und Pflanzenarten.
Betrachtet man die mögliche Weiterentwicklung der Wälder auf Basis der Verjüngungssituation, so entsteht ein negatives Bild: über alle Baumarten hinweg ist die Verjüngung zu 65 % verbissen. Bei Laubholz und Weißtanne liegen sogar Werte von über 70 % vor 1 (Abb. 3) (Lexer et al. 2012). Mögliche Konsequenzen sind eine Entmischung der Wälder zu Lasten der Weißtanne, obwohl diese aufgrund ihrer Schattenverträglichkeit für die klassische Plenterstruktur unentbehrlich ist. Generell dürften aber auch Zuwachsverluste und mögliche Qualitätseinbußen (z.b. durch Zwieselbildung) als Folge der starken Verbissbelastung eine Rolle spielen. Abb. 3: Verbissprozente an Fichte (Fi), Tanne (Ta) und Laubholz (LH) geliedert nach Bestandesstrukturtypen (BST-1 = plenterartig, BST-2 = zweischichtig, BST-3 = Altersklassen- Mix) Lexer et al. 2012 Plenterwaldstudie Wie geht es weiter? Im Sommer 2012 wurde die Einrichtung und Aufnahme von sechs Weiserflächen abgeschlossen. Diese Dauerversuchsflächen sollen exemplarisch bewirtschaftet und in wiederkehrendem Turnus aufgenommen werden, um die Entwicklung der Bestände über längere Zeit zu beobachten. Dabei können auch die Auswirkungen von Nutzungseingriffen untersucht werden. DI Anna-Franziska Arbeiter, Bezirkshauptmannschaft Bregenz - Abteilung Forstwesen Literatur Schütz, J.-P. (2001): Der Plenterwald und weitere Formen strukturierter und gemischter Wälder; Berlin; Parey
Brassel, P., Brändli U.B. (1999): Schweizerisches Landesforstinventar. Ergebnisse der Zweitaufnahme 1993-1995; Eidg. Forschungsanst. Wald-Schnee-Landschaft, Birmensdorf ed. Bern; Stuttgart, Wien; Haupt Lexer M.J., Hochbichler E., Ruprecht H. (2012): Waldbauliche Ausgangssituation. Erste Ergbenisse der Plenterwaldinventur 2011; Präsentation beim Workshop Zielfomulierung Bregenzer Plenterwälder ; Institut für Waldbau BOKU Wien; Unveröffentlicht
1 Angesprochen wurde dabei die Verjüngung zwischen 10 und 130 cm sowie der Anteil verbissener Pflanzen (Terminaltriebverbiss sowohl aktuell, wie auch vorjährig; Seitentriebverbiss wenn mehr als 25 % der potentiellen Blattbiomasse verbissen wurden).