»Land grabbing«konkurrenz um Böden Bettina Engels Veranstaltungsreihe» Inklusion «Dresden, 12. Juni 2012 bettina.engels@fu-berlin.de
Gliederung 1. Was ist land grabbing? 2. Wer investiert wo zu welchem Zweck? 3. Pro und Contra 4. Ursachen 5. Beispiel Äthiopien 6. Stand der Debatte / Zusammenfassung
Land grabbing: Worum geht es? Verkauf oder Verpachtung großer Nutzflächen Ausländische Regierungen/Unternehmen, häufig gemeinsam mit nationalen Akteuren Profitorientierte (Um-)Nutzung: flex crops (Agrarkraftstoffe, Nahrungsmittel für den Export), Tourismus, Bergbau Unterschutzstellung
Großflächige Landtransaktionen 2010-2012 Anseeuwet al 2011: 20
BMZ Strategiepapier 2012:12
Entwicklung landwirtschaftlicher Anbauflächen seit 1961 (Datengrundlage: FAO)
Anseeuw et al 2011: 22
Nutzungszwecke Anseeuwet al 2011: 24
Nutzungszwecke Anseeuwet al 2011: 25
Ursachen: multiple Krisen Nahrungsmittelpreiskrise Klimakrise Energiekrise Finanzkrise
Wie neu ist land grabbing? Neue Ursachen Neue Akteure (Transformationsländer) Gestiegene Bedeutung von Spekulationen Verschiebung in den Nutzungszwecken (Agrarkraftstoffe, Fleischproduktion)
Kritik Gefährden lokaler Ernährungssicherheit Verdrängen bestehende Nutzungen Beanspruchen Wasserressourcen Ökologische Schäden Vertreibungen
Potenziale Entwicklungspotenzial für vernachlässigte ländliche Regionen Erhöhung von Ernährungssicherheit Arbeitsplätze Wirtschaftliches Wachstum Beitrag zur Armutsreduzierung
Verantwortungsvolle Investitionen? Partizipation, Transparenz und Rechenschaftslegung Anerkennung bestehender Land- und Wasserrechte Menschenrechtskonformer Umgang mit Umsiedlungen und Entschädigungen Uneingeschränkte Achtung der Menschenrechte auf Nahrung und Wasser Schutz der natürlichen Ressourcen Gerechte Teilhabe am Nutzen der Investition
Prognose Ernährungssicherheit Äthiopien 1. Quartal 2012 (fews.net)
Beispiel Äthiopien The Oakland Institute 2011: 2
Investor Herkunft Fläche Produkt Bundesstaat Al Habesh Pakistan 28.000 Zucker Oromia Chadha Agro Indien 122.000 Zucker, Oromia Agrosprit Emami Biotech Indien 80.000 Agrosprit Oromia Vatic Indien 20.000 Agrosprit Oromia N. Bank Egypt Ägypten 20.000 Getreide Afar Petro Palm BRD 50.000 Agrosprit Oromia SHAMPORJI Indien 50.000 Agrosprit BeniShangul FriEl Green Italien 30.000 Agrosprit SNNP Sun Bio UK 80.000 Agrosprit SNNP BHO Indien 27.000 Reis, Sesam Gambella Karaturi Indien 300.000 Reis, Palmöl Gambella Ruchi Soya Indien 25.000 Soja, Palmöl Gambella Saudistar Saudi-A. 139.000 Reis, Soja Gambella
Investor Herkunft Fläche Produkt Bundesstaat United Farm ETH 3.000 Getreide Oromia Djibouiti Gov t Djibouti 3.000 Getreide Oromia Dubai World Dubai 5.000 Tee Oromia E. Africa Agric ETH 6.500 Getreide BeniShangul Finote Selaam ETH 5.000 Sesam BeniShangul Omo Sheleko ETH 5.500 BW, Palmen SNNP Sun Biofuels UK 5.000 Agrosprit SNNP A Worku ETH 2.000 BW, Sesam Gambella Fiker PLC ETH 2.000 BW, Sesam Gambella Hussen Abera ETH 2.000 Sesam Gambella Lucky Exports Indien 5.000 Tee Gambella T. Abraham ETH 3.000 Sesam Gambella Quelle: Rahmato 2011
Politische Rahmenbedingungen Growth and Transformation Plan 2010-2015 Günstige Pachtgebühren Zoll- und Steuervorteile Formale Begrenzung auf max. 50.000 ha (Agrosprit), 20.000 ha (Baumwolle, Zucker, Getreide) bzw. 10.000 ha (Tee, Kaffee)
Probleme Land ist nicht immer ungenutzt Umstrittene Arbeitsmarkteffekte Beeinträchtigung von Wasserquellen und Reserveflächen Konfliktpotenzial Umstrittener Modernisierungsdiskurs Umstrittenes Umsiedlungsprogramm ( Villigization Programme )
Stand der Debatte Mögliche unintendierte negative Wirkungen von großflächiger profitorientierter Landumnutzung weitgehend anerkannt Erfolgreich: Frames Menschenrechte und Hunger (Menschenrecht auf Nahrung) Nicht erfolgreich: Frames (Neo-)Kolonialismus und Kapitalismus/Neoliberalismus Selbstverpflichtung statt autoritative Steuerung
Danke für Ihre Aufmerksamkeit!