Aino Korvensyrjä: Vier Arbeiten
1 basics of trading (photos: Miriam Gossing).
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basics of trading (2012) unterrichstunde für max. 24 studenten, dauer 45 min, sprache: englisch künstlerische diplomarbeit, kunsthochschule für medien köln 6.11. & 8.11.2012, glasmoog, köln assistenten: sina seifee, ale bachenlechner, matthias conrady, stefan perez ramirez The human element in the age of algorithmic and high-speed finance: an introductory class with practical exercises. No skills required. Dedication expected. Diese einführende Unterrichtstunde hat die Teilnehmer ein Alphabet von affektiven Gesten der Börsianer beigebracht. Das Unterrichtsmaterial bestand aus 120 Gesten, Photos die ich aus der Tagespresse sammelt habe, wo diese Bilder Martkstimmungen darstellen. Die Bilder waren als A4 Ausdrücke auf Tischen gelegt. Die Teilnehmer wurden als künftige Börsenhändler, die für die Kameras spielen sollen, angesprochen aber gleichzeitig auch als Zuschauer und Leser der Medien, die zwangsläufig zur Konsumenten der Finanznachrichten werden, sogar selbst zur Spekulanten. Während des Unterrichts gab ich die Studenten verschiedene Gruppen- und Parübungen und hielt einen 10 Minutigen Vortrag über den Kontext dieser Gesten in der Algoritmisierung der Finanzmärkten und in der heutigen Krise. Bei der Unterricht haben vier Assistenten mitgeholfen. Die Funktion dieser Gesten, die durch die Tagespresse vermittelt werden, ist die Erzeugung von Marktstimmungen im breiteren Publikum. Man kann die als eine soziale Choreographie sehen, die ihrerseits den Markt als ein höheres Wesen mit emotionalen Reaktionen hervorbringen und als ein quasi-natürlicher Kraft. Basics of Trading hat dieser Produktion eine andere Fiktion entgegengesetzt: die natürliche Körpersprache der Börsianer wurde als ein reines Kode und eine Konvention dargestellt. 3 basics of trading (photos: Miriam Gossing).
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museum der untoten arbeit - die ständige sammlung (2011; kollaborative arbeit mit karin harrasser) lecture-perfomance, dauer 35 min begleitet mit einem slideshow (performance im kampnagel theater hamburg) oder einer während des vortrags produzierte kollage (performance an der kunsthochschule für medien köln) sowie mit promotionsmaterialien vom museum Das Museum der untoten Arbeit kartografierte die Vorgeschichte der sog. immateriellen Arbeit. Während der Lecture-Performance behandelten die zwei Kuratorinnen des Museums die Ausstellungsobjekte sowohl narrativ als auch mit Schutzhandschuhen. Die ständige Sammlung bestand aus diversen kulturellen und technologischen Objekten, künstlerischen Arbeiten, Plänen und Ideen, aus verschiedenen Zeitaltern und Orten stammend. Das Figur des Zombies, ein Anachronismus der (heutigen) Arbeitsverhältnissen, fungierte als Leitbild der immateriellen Arbeit dh. einer Arbeit, die sich mit Information und Kommunikation mittels neue Technologien beschäftigt, statt Objekte Subjekte herstellt, und mit einer ungleichen globalen Arbeitsteilung verbunden ist. Diese Art von Arbeit kann eigentlich kaum immateriell benannt werden. Zurzeit ist das Museum stillgelegt. Die Abteilungen des Museums: (1) Traumatologisch-historische Abteilung (2) Autonome Körperteile bei der Arbeit (3) Die Konsumentin als Produzentin, oder Participation as Fitness (4) Die sogenannte Immaterielle Arbeit (5) Neokoloniale Arbeit (6) Erschöpfung Das Museum der untoten Arbeit, Standbilder aus der Performancedokumentation. 5
I think that the euro is a Darwinistic currency. It is the survival of the fittest. The Left Hand, Standbilder aus dem Video. 6
the left hand (2012) lehrvideo für eine partizipatorische performance, dauer 7 min 35 sek (farbe, ton, sprache: englisch) (3.7.2012 in StriKing Night, King Georg, Köln) Dieses politisches Dragpamphlet war mein Beitrag zum Drag King Abend StriKing. Das Lehrvideo gab das LIve-Publikum die Chance die rhetorische Kunst des derzeitigen finnischen Ministers für Europa und Außenhandel, Alexander Stubb, zu lernen. Stubb plädiert für ein radikales ökonomisches Darwinismus in der EU. Nach einer kurzen Einführung zur Ausbildung, Training und Karriere von Minister Stubb, ein ausgezeichneter Leitwolf, wurde das Publikum in die Technik des linken Handes von Stubb eingeweiht. Danach gab es eine Möglichkeit die zusammen zu üben. The Left Hand, Standbild aus dem Video. 7
ruiniert in transit (photo: carolina redondo). überreste eines asylunterkünftes, mechernich satzvey, nordrhein-westphalen. ruiniert in transit, einladungskarte: das photograph zeigt das zentrale patio der ordensburg vogelsang in den frühen 1930 s als der ort ein schulungszentrum für künftige ns-führungskräfte war. 8
ruiniert in transit 1 & 2 (2009) busführungen, dauer: jeweils 1 und 2 stunden (teil des vogelsang intervention 2009, projekt der kunsthochschule für medien im ex-ordensburg vogelsang, eifel) Diese Führungen haben das Publikum an Orte gefahren, wo es in den 1990ern Asylunterkünfte gab. Der Startpunkt für die Führungen war der Ex-Ordensburg Vogelsang in der Eifel, ein ehemaliger Schulungsort für NS-Führungskräfte und seit 2006 ein öffentlich zugänglicher Erinnerungsort, etwa eine Stunde von Köln entfernt. Die Führungen haben zwei Orte in der Umgebung von Vogelsang besucht, wo die ehemalige Asylunterkünfte entweder ruiniert lagen oder ohne jeglichen Rest demoliert waren. Zudem ist der Bus an anderen Unterkünfte vorbeigefahren, wo die Gebäude noch standen. Im Bus habe ich Information über die jüngste Geschichte der Migrationskontrolle in Deutschland vermittelt, im Kontext der europäischen Migrationspolitiken und -Maßnahmen, sowie der Lebensbedingungen von Migranten in Sammelunterkünfte in den 1990s und heute. Mit den Führungen wollte ich den Ex-Ordensburg Vogelsang mit diesen vergessenen Schauplätzen verbinden, wo besonders in den 1990rn eine häftige Geschichte gelaufen ist, eine Geschichte die leider noch nicht vorbei ist. Damit wollte ich einen fremden Blick auf die gewöhnliche Narrativen der öffentlichen deutschen Erinnerungskultur werfen, sowie diese sich im pedagogischen Diskurs von Orten wie Vogelsang manifestieren. Vieles wird durch diese Narrativen ausgeschlossen. 6